(Diese Rezension erschien im Print-Übersteiger 133 am 02.September 2018)
Ein Krimi mit Fußball-Kontext ist jetzt nicht die völlige Neuerfindung des Rads, auch im St.Pauli-Kosmos gab es dies schon. Trotzdem ist es immer noch eher selten, oft wird hier auch nur versucht auf den fahrenden Zug „Fußball“ und dessen mediale Aufmerksamkeit aufzuspringen, was dann in der Geschichte zu eher merkwürdigen Einbindungen des Sports oder des Drumherums. Insbesondere Fanthemen werden dort wahlweise gar nicht erwähnt oder in einer Art und Weise, die einen wünschen lässt, man hätte das Thema lieber gleich weggelassen.
All dies kann man nun über das vorliegende Buch nicht sagen, im Gegenteil. Die Autorin ist zum seit vielen Jahren als Journalistin mit dem FSV Mainz beruflich verbunden, greift als Kolumnistin immer wieder auch eben diese Fanthemen auf und hat als „Wortpiratin“ durchaus einen direkten Draht zur Mainzer Fanszene in den sozialen Netzwerken (Twitter // Blog). Mit diesem Buch veröffentlicht Mara Pfeiffer nach drei Sachbüchern nun erstmals einen Roman, der im Untertitel als „Mainz 05-Krimi“ geführt wird.
Wer nun mit der Erwartungshaltung an packenden Thrill und dramatische Wendungen an das Buch herangeht, die nebenbei den Fußball einbinden, wird enttäuscht sein, die Schwerpunkte liegen anders. In vorderster Linie steht die Familiengeschichte der Protagonistin Jo, die als Lokalreporterin bei einer Mainzer Tageszeitung arbeitet. Die Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter im Berufsleben, in der Beziehung zu ihrem kleinen Sohn Luca und ihrer Mutter, im Versuch den Job und das eigene Privatleben auf die Reihe zu bekommen, stehen im Vordergrund. Daneben gibt es noch zwei größere Themenkomplexe: Zum einen der Kriminalfall, in dem Jos Kollege Jonas vermeintlich bei einem Autounfall ums Leben kommt, zum anderen diverse kleinere Themen aus eben jenem Überbegriff „Fußball und seine Fans“.
Diese verbinden sich zu einer durchaus gelungenen Mischung, in der die Autorin immer wieder die Balance zwischen realer Welt und Fiktion zusammenfügt. So wird das Mainzer Vereinsgeschehen der letzten Jahre, rund um die angebliche Ehrenamtlichkeit des Präsidiums in Romanform aufgearbeitet. Immer wieder finden sich kleine Dinge, die man im Filmgenre Hollywoods wohl „Easter-Eggs“ nennen würde und die insbesondere Twitter-User und Podcast-Hörer das ein oder andere Schmunzeln entlocken werden. Drei90 und der Rasenfunk werden erwähnt, Ralph Gunesch hat als Spieler einen Gastauftritt und schließlich nimmt Marcus Wiebusch (Kettcar) mit seinem Song „Der Tag wird kommen“, in dem es bekanntlich um Homosexualität im (Profi-)Fußball geht, sogar einen recht zentralen Teil der Krimihandlung ein, inklusive einem in die Geschichte eingebetteten Interview mit ihm über eben dieses Thema.
Fazit: Das Buch lässt sich sehr leicht lesen und nimmt einen mit ins Privatleben der Protagonistin. Der Kriminalfall als solches läuft eher parallel mit, ist aber eben auch nicht der eigentliche Schwerpunkt des Buches. Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt, mit diesem Buch macht Ihr für internetaffine Fußballfans nichts falsch.
Mara Pfeiffer: „Im Schatten der Arena – Mainz 05-Krimi“, Societäts-Verlag, ISBN 9787-3-95542-288-2, 256 Seiten, 14,-€ (e-book: 9,99€) // Maik
Vielen Dank euch für die schöne Besprechung, hat mich sehr gefreut. Und die Printausgabe ist ebenfalls schon hier, auch dafür ein großes Dankeschön.