Lage am Millerntor – 06.02.2020

Lage am Millerntor – 06.02.2020

Wer gestern das Abendblatt gelesen hat (Paywall), der weiß, dass auch unser Blick heute gen Millerntor gehen wird, wo um 14.00h eine Pressekonferenz ansteht, in der der Verein (gute) Neuigkeiten in Sachen des Grundstücks am Millerntor bzw. Erbbaurecht verkünden will. Aber bis dahin ist der Tag ja noch lang.
Und wie man nach den gestrigen Ereignissen in Thüringen sich heute wieder um Fußball kümmern kann, wissen wir auch nicht so genau, aber irgendjemand muss es ja tun. Und wenn man sich mit dem Ligamodus Belgiens beschäftigt merkt man auch schnell, dass die Welt komplett bekloppt ist, auch außerhalb der Politik.

+++ Update 15:00 +++
Die Pressekonferenz um 14.30h beschäftigte sich mit folgendem (laienhaft ausgedrückt):
Das Grundstück, auf dem das Millerntor steht, gehört bekanntlich der Stadt und war bisher bis 2060 per „Nutzungsvertrag“ dem FC St.Pauli überlassen.
Vereinfacht ausgedrückt, bleibt dies jetzt bis (mindestens) 2110 auch weiterhin so, dies wird um 50 Jahre verlängert werden, also vorerst bis zum 200.Geburtstag des Vereins.
Dies ist zwar noch nicht unterzeichnet, aber ein „Letter of Intent“ liegt jetzt von allen beteiligten Parteien vor. Der Verein hat dann die Wahl zwischen einer „Erbbaurechtbestellung“ und einfacher Verlängerung des Nutzungsvertrags. Das klingt nicht spektakulär, aber geht wohl mit einer doch recht klaren Veränderung der Kreditwürdigkeit des Vereins einher. Für den Verein sicher eine Entscheidung mit großer Weitsicht und ein guter Deal.
Für die meisten von uns dürfte dies also bedeuten, dass wir bis zum Ende unseres Lebens weiterhin ans Millerntor pilgern werden – war ja aber wohl eh jedem klar.
Warum also so eine PK mit viel Tamtam? Warum jetzt dieser Letter of Intent, wo doch bis 2060 auch noch genug Zeit gewesen wäre, das auch formvollendet zu unterzeichnen…
Nun, wahrscheinlich will der Verein da jetzt schnellstmöglich irgendwas nach vorne bringen (Stichwort: Genossenschaft, Kredite) – und den anwesenden Politiker*innen gefiel es auch sichtlich, zwei Wochen vorm Derby vor der Wahl in Hamburg sich nochmal vor dem Vereinswappen mit einem Lächeln in Szene zu setzen.

+++ Update 11:20 +++
Nächster Stuttgart-Bericht: FCSP South End Scum
Matchday 20 (English)

Gras jetzt nicht mehr nur auf den Rängen
Gestern wurde abgetragen, heute kommt der neue Rasen. Dank Debbie liegt uns „exklusives Bildmaterial“ vor, welches kurz den Schrecken aufkommen lässt, es wäre schon wieder Schlagermove (Triggerwarnung).

SPONSORS Podcast
„Spobis“ steht nicht etwa für ein weiteres Energy-Getränk, sondern für „Sportbusiness-Kongress“. Dieser fand jüngst mal wieder statt und neben vielen weiteren Themen gab es auch eine Diskussionsrunde mit (u.a.) Oke Göttlich zum Thema „Welche Unternehmensformen im Fußball sind zukunftsfähig?“ (Folge 112).
Und wenn Ihr da eh grad bei seid: In Folge 113 geht es um das Thema: „Warum es aus Business-Perspektive Sinn ergibt, auf Frauen in Führungspersonen zu setzen„.
(Hier jeweils auf Apple Podcasts verlinkt, Soundcloud, Spotify und der Podcatcher Eurer Wahl sollten bei Suchbegriff „SPONSORS“ aber auch fündig werden.)

Ryō Miyaichi will weniger nachdenken
Nein, nicht allgemein, sondern vorm Tor.
Schieß ihn doch einfach rein!“ werden viele am Samstag gedacht haben, als Ryō am Samstag völlig frei vor dem Tor der Nordkurve auftauchte und den Ball dann leider doch nur zielgenau in die Arme von VfB-Keeper Kobel bugsierte.
Wer schon mal in ähnlicher Situation war, wird wissen, dass dies leichter gesagt als getan ist und umso mehr Zeit man hat, desto mehr Zeit halt auch zum Nachdenken da ist – und diese nicht immer hilfreich ist.

Die Region“ bittet darum, aufzuhören
Der 1.FC Kaiserslautern, bekanntlich bei uns besonders „beliebt“, ist im DFB-Pokal im Achtelfinale an der Düsseldorfer Fortuna gescheitert und verpasste dadurch eine dringend notwendige finanzielle Spritze.
Am Tag drauf veröffentlichte man nun einen offenen Brief an die eigenen Fans, die doch bitte keine weiteren Strafen beim DFB mehr erzeugen sollten, konkret durch Werfen von Gegenständen.
Wenn man das Wording genau beachtet, so wird Pyrotechnik in den bereits erhaltenen Strafen zwar mit aufgeführt, die Bitte aber richtet sich nur auf die Würfe… und da gibt es wenig gegen zu sagen.
Trotzdem dürfte dies mal wieder zeigen, dass die Luft für den Verein am Betzenberg ziemlich dünn ist und ein Aufstieg in die 2.Liga bitter nötig.

+++ Moin +++
Kollaustraßen-News
Wichtigste News der ersten zwei Trainingstage der Woche: Keine neuen Verletzten.
Heute wird dann nochmals um 10.30h trainiert, morgen ist trainingsfrei und am Samstag & Sonntag ist das Training „nicht öffentlich“.
Sollte jemand heute an der Kollaustraße vorbeikommen: Gratuliert Korbinian Müller zum Geburtstag!

Fanszene News
Kleiner Reminder: Freitag, 19.10h, Villa Dunkelbunt: G.A.S. Abrissparty! Konzert, Party – und alles für den guten Zweck. Alle Infos: Hier! (Facebook)

Und das erste Fanzine-Cover für das Heimspiel nächsten Freitag gegen Dynamo ist online. Kauft den Kiezkieker!

Und an die KIEZBEBEN Ausstellung erinnern wir natürlich auch nochmal gerne, alles wissenswerte zur Dauerkarte und den KIEZBEBEN-Nächten findet ihr hier, heute Abend (6.2. Weltpokalsiegerbesiegertag!) gibt es einen Filmabend.

Fußball ist Mathematik – Die spinnen, die Belgier!
Haben wir es doch immer gewusst: Ohne fundierte Mathe-Kenntnisse kannste eine erfolgreiche Saison vergessen. Denn wer von euch sich gefragt hat, ob Mats wirklich nächste Saison mit dem KRC Genk international spielen kann, dem sei gesagt: Ja, natürlich. Kannste in Belgien auch als Achter der regulären Saison. Sogar als Absteiger. Oder als Zweitligist. Aber der Reihe nach.
Der Modus der belgischen Liga ist wohl so ziemlich das komplizierteste System, welches ihr im europäischen Fußball finden könnt (zum Vergleich empfehle ich wärmstens die Lektüre eines tollen Textes von Uli Hesse, wenngleich der dort beschriebene belgische Modus inzwischen überholt und tatsächlich etwas vereinfacht wurde).
In Belgien wird die 1.Liga seit dieser Saison nämlich wie folgt ausgespielt:
Die 1.Liga besteht aus 16 Teams, die zuerst in Hin- und Rückspielen aufeinander treffen. Glaubt aber ja nicht, dass Hin- und Rückrunde mit identischen Spielplänen und nur umgedrehten Heim- und Auswärtsrechten durchgeführt werden. Nein, natürlich wird für die Rückrunde ein komplett neuer Spielplan erstellt. Die Tabelle nach Ende der regulären Saison dient dann als Grundlage für verschiedene Play-Offs. Sicher ist nur: Der letztplatzierte Klub steigt direkt ab. Was aber nicht bedeutet, dass für diesen Klub die Saison komplett vergurkt wäre, denn das internationale Geschäft ist noch immer zum Greifen nah (der Aufsteiger wird übrigens auch in einem Play-Off-Verfahren ermittelt, welches ich gleich auch noch erläutere).
Die sechs bestplatzierten Teams spielen in Play-Offs die Meisterschaft aus. Die Teams starten hierbei mit der Hälfte der Punkte der regulären Saison und ermitteln den Meister. Den genauen Modus habe ich nicht herausfinden können. Sicher ist aber, dass die halbierten Punkte teilweise aufgerundet werden und bei Punktgleichheit (warum auch nicht!) um einen Punkt reduziert werden. (Anm. Maik: Watt?!?)

Der Aufsteiger in die erste belgische Liga wird wie folgt ermittelt: In der Liga spielen acht Teams, die in der ersten Periode in Hin- und Rückrunde, so wie wir es kennen, eine Tabelle ermitteln. In einer zweiten Periode wird das gleiche Spiel noch einmal durchgeführt. Das siebt- und achtplatzierte Team der Addition der beiden Perioden spielen dann in maximal fünf Spielen den Absteiger aus, wobei das siebtplatzierte Team drei Punkte Vorsprung zu Beginn zugesprochen bekommt. Weisste Bescheid, ne?! Aufsteigen in die 1.Liga können dann nur die Gewinner der beiden Perioden. Sofern sie sich unterscheiden spielen sie dann in zwei Play-Off-Spielen den Meister und einzigen Aufsteiger aus. Wirste als Team in beiden Perioden nur Zweiter und hast in Addition der Perioden die meisten Punkte gesammelt – Arschlecken! Aber halb so wild, Du kannst nämlich noch woanders hin als in die erste Belgische Liga. Ich sach nur: Lissabon, Glasgow, Mailand!
Der letzte Startplatz für das internationale Geschäft wird nämlich wie folgt ermittelt: Die Plätze 7 bis 16 der 1.Liga (also auch der direkte Absteiger!) spielen in einem Play-Off-Modus zusammen mit den Plätzen 1 bis 6 der zweiten (!!!) belgischen Liga in vier Vierergruppen je einen Sieger aus (Achtung, Modus ist die Doppelrunde). Die Sieger der Gruppen spielen dann in Halbfinal- und Finalspielen (Achtung, Hin- und Rückspiele!) den endgültigen Sieger dieser Play-Offs aus. (Anm. Maik: Hahahahahaha… *lachend ab*)
Damit ist dann der Teilnehmer an der Europ… Moment, neeeinnn, so einfach ist das nicht! Der Sieger dieser zweiten Play-Off-Runde qualifiziert sich nämlich für ein direktes K.O.-Duell mit dem Viert- oder Fünftplatzierten der Meister-Play-Off-Runde und spielt da den internationalen Startplatz aus (Warum Platz 4. oder 5.? Ja, da bin ich mit meinem Latein bzw. Französisch/Flämisch am Ende – aber es spielen wohl der Pokalsieg bzw. die Platzierung während der regulären Runde eine Rolle). Alles klar?!

Lesens- und Hörenswertes
Und weil manche Links hier sicher in der Fülle untergehen seien zwei Links von gestern hier nochmal wiederholt: Unsere neue Monatssendung ist online, es ging um die Winterpause und den Start danach sowie um Eure Fragen.
Und in der „Causa Frahn“ beim SV Babelsberg 03 haben sich jetzt auch Babelsberger Fangruppen (Facebook) zu Wort gemeldet, die die eigene Vereinsführung ziemlich an die Wand nageln.

// Maik & Tim

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12 thoughts on “Lage am Millerntor – 06.02.2020

  1. Ich habe mal versucht dieses System in Belgien zu verstehen; kann es sein, dass das schlimmste, was einem Erstligisten passieren kann wäre, sechster in den Play-Offs zu werden, weil man dann als einziger der 22 „besten“ belgischen Vereine keine Chance hat international zu spielen?

    1. Zumindest haben sie gemerkt, dass das ne ziemlich schlechte Entscheidung war. Ob das nun Anstand und Gewissen benötigt, möchte ich stark bezweifeln 😉

  2. Hallo zusammen,

    Habe gerade eure Sendung gehört. Die Tunnelvariationen heißen in französischer Sprache „grand pont“ und „petit pont“.

    Lieben Gruß aus Belgien,

    Patrick

  3. Ich hatte ja gehofft, dass der Verein verkünden kann, dass es Platz für eine Halle von der Stadt geben wird oder ähnliches. (D0m kann weg) Es ist schön, dass das Stadion (bzw. die nächsten beiden auch noch) am Standort bestehen bleiben. Aus meiner Sicht ist der Platz aber schon komplett ausgenutzt. Was bedeutet, trotz unserer CL Erfolge ab 2030, werden wir stetig bei +- 30000 Plätzen bleiben. Da fehlt mir eine Idee der Erweiterungsmöglichkeiten – Dom kann von mir aus weg (hatte ich schon erwähnt?) Wie sich die Kreditwürdigkeit des Vereins verändert ist mir auch nicht ganz klar (lerne jedoch gerne dazu). Die nächsten 40 Jahre waren ja sicher und an den Rahmenbedingungen (Kapazität usw.) ändert sich ja nichts. Und auch alle Investitionen, die mir einfallen, wären in 40 Jahren hinfällig / Kaputt….

    1. So wie ich das auf der PK verstanden habe, geht es nicht nur um die reine Stadionfläche sondern auch noch um weitere Flächen. Ob das nun die Feldarena beinhaltet, konnte aber nicht beantwortet werden.

      1. Das wäre für mich wirklich das Interessante. Welche Flächen (gehe davon aus, dass die Feldarena dabei ist) sind dabei und gibt es ggf. die Möglichkeit der Erweiterung. Gut ist auf jeden Fall, dass dies Sahnestück im Viertel die nächsten 90 Jahre von allen Immobilienspekulationen ausgenommen ist.

  4. Eine oder zwei Fragen: Was ist aus Melvyn Lorenzen geworden? Der war bei einem testspiel der zweiten Mannschaft dabei und es sollte zeitnah entschieden werden ob er evtl. verpflichtet wird. Finde im Netz keine weiteren Informationen. War er beim letzten Testspiel der Zweiten noch im Kader?

    1. Da das inzwischen schon knapp zwei Wochen her ist, scheint man sich nicht auf eine Verpflichtung geeinigt zu haben.
      Beim Testspiel gegen Dassendorf war er nicht mehr dabei (bzw. stand zumindest nicht in der Anfangsformation, zu den Wechseln lässt sich nichts verbindliches finden, aber wenn er noch getestet worden wäre, wäre er ja sicher von Beginn an aufgelaufen).

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