Bonjour tristesse!

Bonjour tristesse!

Nee Leute, das wird hier nix! Ich langweile mich selber bereits massiv, wenn ich an den Spielbericht zum Heidenheim-Spiel denke. Wer wartet denn auf einen Bericht zu einem 0-0 in einem Geisterspiel? Ein leeres Millerntor ist einfach trostlos. Da hallt dann jedes Wort durch das Stadion und trotzdem wirkt alles matt und dumpf. Und genauso ist mein Hirn gerade. Matt und dumpf.

Daher machen wir es heute kurz, ok? Ihr bekommt ein paar (trostlose) Bilder zu sehen und ganz vielleicht, nachdem ich hier noch weiter vor mich hingetrostlost habe, schreibe ich noch ein wenig was und dann freuen wir uns alle so langsam auf das lange Wochenende. Ach nee, da ist ja das KSC-Spiel. Puuh… Also ich mache drei Kreuze, wenn die Saison vorbei ist und wir drin bleiben. Wie so ein angeschossener Bär schleppen wir uns gerade durch die Liga in Richtung Klassenerhalt. Mal etwas schneller, mal etwas langsamer. Ich hoffe wir bleiben nicht unterwegs liegen und… ach kacke! Egal, Bilder jetzt!

Bierstand, zu und leer – trostlos
Pflanzen wachsen dort, wo alle zwei Wochen tausende Füße gehen sollten – trostlos
Gegengerade, leer – trostlos
Eingang, zu – trostlos

Heeey, ihr glaubt es vielleicht nicht, aber da lag doch glatt ein Batzen Motivation vor mir.
Ist ja inzwischen auch nicht mehr ganz neu, aber durchaus immer wieder eine Erwähnung wert: Der FCSP startete mit einer Dreierkette hinten. Dieses Mal bestehend aus Buballa, Lawrence und Ohlsson. Die stellte sich auch quasi von selbst auf, da Air Østigård gesperrt, Ziere und Jackson verletzt sind (gute Besserung vor allem an Ziere!) und das Duo Carstens/Hornschuh als Teil der U23 seit inzwischen Monaten kein Teamtraining gemacht hat. In diesem 3-1-4-2 war Johannes Flum dann die 1 und Ryō Miyaichi der zweite Stürmer. Etwas überraschend kam Luis Coordes zu seinem Startelfdebüt.

Das Spiel startet dann wie erwartet und befürchtet: Der 1. FC Heidenheim entfacht in den ersten Minuten mächtig Druck. Das lag vor allem daran, dass die Umschaltsituationen des FCH nahezu alle gefährlich wurden und der FCSP ein ums andere Mal erst in höchster Not retten konnte. Zusätzlich hat Heidenheim im Spielaufbau eine recht simple, aber eben auch effektive Taktik, wenn es flach nicht vorangeht: der gute alte lange Ball. Entweder auf die Außenposition (meist auf LM Mohr) oder aber direkt auf Stürmer Kleindienst, in dessen Rücken sich dann Multhaup und vor allem Leipertz zum Ableger bewegten. Unglaubliche 21 lange Bälle hat Niklas Dorsch gestern gespielt. Das sind mehr als FCH-Torwart Müller (11). Auf dem 2.Platz der Feldspieler folgen zwei Spieler mit acht langen Bällen… Und da zu Beginn James Lawrence so seine Probleme mit Tim Kleindienst hatte, konnte der FCH die Anfangsphase sehr druckvoll gestalten.

Der FCSP stellte sich dem FCH im Spielaufbau in einer Art 3-1-3-3 entgegen (siehe Bild). Manch eine*r mag dabei sofort laut „ABWEHR-RAUTE!“ rufen und das ist tatsächlich auch gar nicht so schlecht als Beschreibung. Denn durch die tiefere Staffelung von Lawrence und mit Flum davor könnte es tatsächlich eine Art Raute sein. Davor war dann ne Dreierkette mit Knoll und den beiden Flügelverteidigern, die aber zum Zentrum zogen, Und davor dann Sobota zentral zwischen den beiden Stürmern, um die Kreise von Dorsch zu stören (was gestern gelang – zumindest konnte Dorsch dem Spiel nicht so den Takt mitgeben, wie er es schon häufig in der 2.Liga getan hat).
Anfällig ist diese Formation bei Diagonalbällen, da die Dreierkette im Mittelfeld nicht die notwendige Breite abdecken kann. Und natürlich musste du den Luftraum in der letzten Kette beherrschen (dafür hatten wir in schier unmenschlicher Sicherheit bisher immer Air Østigård).

Da links, da ist sie: die ABWEHR-RAUTE!!!

Nun denn, der FCH dominierte in den ersten 30 Minuten mit den eben erwähnten Mitteln das Spiel. Der Elfmeter ist dann aus der Kategorie „geschickt herausgeholt“ und „ungeschickt geschossen“. Durchatmen. Erst danach kam der FCSP etwas besser rein und konnte selbst ein wenig Druck entfachen. Wenn das passierte, dann lief das meist über die Flügelverteidiger, die dann von Ryō Gesellschaft bekamen. Von dort wurde dann gerne Sobota gesucht, wenn sie es denn erst einmal hinter die Mittelfeldkette des FCH geschafft hatten. Funktionierte so lala, da Heideheim schon echt stark im Defensivverbund arbeitete, aber eben auf den Flügeln das ein oder andere Mal in Unterzahl geriet.

Mehr Druck konnte der FCSP dann in der 2. Halbzeit entwickeln. Gut möglich, dass mir das erst dann aufgefallen ist, aber der FCSP stellte sich dem Heidenheimer Aufbauspiel nun sehr viel häufiger mit einer Art 4-3-3 oder noch eher einem 4-2-4 entgegen. Das ergab auch Sinn, da Heidenheim sowieso nur selten versuchte flach durch das Zentrum nach vorne zu gelangen. Und dann kannste die Kompaktheit im Mittelfeldzentrum halt auch etwas auflösen und die Breite etwas besser abdecken. Erfolgreiche Diagonalbälle werden dann ungleich schwerer für den Gegner. Flum rückte dabei mit hinten in die Viererkette und das 4-2-4 entstand immer dann, wenn einer der beiden Flügelverteidiger auf der Außenbahn aus dem Mittelfeld nach vorne schob (im Bild ist es gerade Coordes der nach vorne rückt).

Aus dem 4-3-3 wird ein 4-2-4, da Coordes gerade mit vorne reinrückt.

Durch diese Taktik kam es quasi zu einer Neutralisation des Spiels, welches dann einen Fokus auf die zweiten Bälle zur Folge hatte. Und der Kampf um eben jene zweiten Bälle entfachte dann auch etwas mehr Aggressivität in den Zweikämpfen, ging aber klar zu Lasten des Spielflusses. Auffällig waren auch die Ungenauigkeiten im Spielaufbau der Heidenheimer. Ich erinnere mich, dass ich sicher 3 oder 4-mal im AFM-Radio beschrieb, wie ein langer Diagonalball des FCH im Seitenaus landete. Wohl ein positiver Effekt des Drucks den der FCSP aufbaute.

So war es dann am Ende doch irgendwie ein gerechtes Ergebnis, da keines der beiden Teams sich nachhaltig für einen Sieg empfehlen konnte. Klar, Heidenheim hätte durch den Elfmeter in Führung gehen müssen, zumindest zu 76% (Torwahrscheinlichkeit von Elfmetern). Im Anschluss daran gab es aber ein ausgeglichenes Chancenverhältnis.

Man könnte das jetzt beschreiben als „Reaktion gezeigt“ auf die Niederlage gegen Darmstadt (wie es auch von einigen Spielern getan wurde). Ich habe da aber kein Bock mehr drauf. Gefühlt müssen wir alle zwei Wochen eine „Reaktion“ auf unsere Nicht-Leistungen in vorherigen Spielen zeigen. Das kann einfach nicht sein. Diese „Reaktion“, die dann von einigen Spielern auch noch positiv hervorgehoben wird, muss schlicht und ergreifend der IST-Zustand werden. Darunter geht es schlicht nicht. Hört also auf uns damit zu nerven und uns immer wieder zu erzählen wie wichtig es war „eine Reaktion zu zeigen“. Das nervt und bringt uns in der 2.Liga sechs Spieltage vor Schluss kein sicheres Punktepolster auf die Abstiegsränge. Schaut Euch doch einfach mal Heidenheim an, wie weit die damit kommen, dass sie die von unseren Spielern als „Reaktion“ betitelte Einstellung (fast) jede Woche auf den Platz bringen. Nee, so reicht das nicht. Ich bin es ziemlich leid, dass dem FCSP immer und immer wieder die Grundtugenden des Fußballs fehlen und diese dann, wenn sie denn, nachdem sie richtig Druck bekommen, endlich mal gezeigt werden, auch noch positiv hervorgehoben werden. Das reicht mir und das reicht für erfolgreichen Fußball über eine gesamte Saison einfach nicht. Und das geht seit Jahren, unter X-Trainern, unter X-Sportchef’s so. Kann echt nicht sein (Blog-Post „Die St.Pauli-Identität“ in the making…).

Übrigens eine neue Eckenvariante beim FCSP – alles versammelt sich am 2. Pfosten und einzelne Spieler starten dann nach vorne durch. Bisher nicht effektiv, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Was macht man aus so einem 0-0? War das jetzt gut, weil gegen starke Heideneheimer kein Gegentor kassiert wurde? Jein. War das jetzt schlecht, weil viele Teams hinter uns gepunktet haben und wir mit nun 34 Punkten und noch sechs Spieltagen irgendwie weiter unten drinhängen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass der Druck am Wochenende gegen den KSC durch das 0-0 nicht kleiner geworden ist. Da geht es schon echt mal um richtig was bei der aktuellen Tabellensituation. Ich möchte nicht, dass der FCSP dieser Klub ist, den es jede Saison gibt. Der Klub, der eigentlich die ganze Saison nie so richtig tief in der Scheiße steckte, aber dann eben ganz am Ende in eben jener landet.

Mir macht das jedenfalls Sorgen.

// Tim

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8 thoughts on “Bonjour tristesse!

  1. Ich kann vieles nachvollziehen und verstehen. Der Grundtenor ist mir aber viel zu negativ. Macht Lawrence den Kopfball kurz vor Schluss rein, war das fast der Klassenerhalt. Dazu war der Gegner keine Laufkundschaft – und Darmstadt letzte Woche übrigens auch nicht. Die stehen auf Platz 1 der Rückrundentabelle. Und wir im übrigen auf Platz 7 – mit nur zwei Punkten und einem besseren Torverhältnis hinter Heidenheim. Ich sehe jetzt nicht, warum gleich mehrere Vereine mit einer furiosen Aufholjagd an uns vorbeiziehen sollten.

    Einzig die Auswärtsschwäche macht mir etwas Sorgen … aber auch nur etwas.

    1. Irgendwie gebe ich Dir recht. Ganz so dramatisch ist das alles nicht. Aber mich nervt es, dass die Truppe anscheinend immer nen Arschtritt bruacht um Grundtugenden zu zeigen. Und ich bin hungrig und müde und daher schlecht gelaunt… #nurnochpositiv

  2. Trotz „matt und dumpf“-Ankündigung ein super Bericht, danke. 🙂
    Trifft ganz gut auch meine Gefühlslage.
    So ein Mentalitätsumschwung ist offenbar nicht mal eben so gemacht (obwohl da m.E. schon gute Ansätz zu sehen waren). Rückschläge passieren und dass m.E. unsere Lunte / Geduld da auf den Prüfstand gestellt wird ist zwar unschön, aber eine Veränderung zu früher ist m.E. deutlich wahrnehmbar. Das aktuelle Geschehen stellt so m.E. nur eine Episode / einen kleinen Rückschlag dar -obwohl auch mir das Bauchgefühl sagt, „Vorsicht!“; doch der Kopf sagt: „Ach watt“ (s. auch obiger Kommentar hier)!
    Für die letzten Jahre können die jetzt Handelnden wohl nur sehr eingeschränkt etwas.

    Von daher bleibt bei mir „lediglich“ das ungute Gefühl, was Du aber m.E. sehr treffend beschrieben und herausgestellt hast.

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