Lage am Millerntor – 06. Februar 2025

Lage am Millerntor – 06. Februar 2025

Der FC St. Pauli spielt am Wochenende auswärts. Das ist deshalb wichtig, weil so die Diskussion über „Das Herz von St. Pauli“ noch ein paar Tage Zeit hat. Die Lage am Donnerstag.

FC St. Pauli

FC Augsburg

Der gestern erwähnte Website-Stress sorgte auch für ein leichtes Durcheinander in lieb gewonnenen Routinen, weshalb ich jetzt noch einige Links und Podcasts vom Augsburg-Spiel verspätet nachreiche:

Morgan Guilavogui

Da es gestern erst kurz nach Erscheinen der Lage vermeldet wurde und ich es da nur als Nachtrag drin hatte, hier erneut: Morgan Guilavogui fällt aufgrund eines Haarrisses am Kahnbein vorerst aus, wir wünschen einen guten Heilungsverlauf.
Bevor auch Ihr Euch als passionierte Tour de France-Experten fragt, wieso denn so eine für Radfahrer sicherlich ärgerliche Verletzung einen Fußballer so lange aus dem Verkehr zieht: Auch am Fuß gibt es ein Kahnbein, nicht nur an der Hand. // fcstpauli.com

Für den FC St. Pauli bedeutet die Verletzung von Morgan Guilavogui und auch jene von Manos Saliakas massive Umbaumaßnahmen auf der rechten Seite. Wie diese aussehen könnten? Damit hat sich Tim befasst: Alles neu auf der rechten Seite

Siebe Van der Heyden in der Presserunde

Wieso man von Mallorca freiwillig nach Hamburg zieht, war eine der Fragen, denen sich Siebe Van der Heyden in der Presserunde an der Kollaustraße stellte. Außerdem ging es unter anderem um seine Ankunft im Team, das erste Heimspiel, sein Wiedersehen mit Alexander Blessin („Wir hatten ein Lächeln in den Augen, als wir uns wiedergesehen haben.“), seine Positionen auf dem Feld und seine Leidenschaft für Darts. // fcstpauli.com

Siebe Van der Heyden mit Alexander Blessin an der Kollaustraße.
Siebe Van der Heyden mit Alexander Blessin an der Kollaustraße // (c) Andreas Tolksdorf

Neues von den Alten

Matthias Scherz ist neuer Trainer beim SC Fliesteden am Mittelrhein, in der 7. Liga.
In dieser Funktion gab er fussball.de ein Interview.

Lage der Liga

Bayer 04 Leverkusen steht nach einem Sieg über Zweitligist 1. FC Köln erwartungsgemäß im Halbfinale des DFB-Pokals. Allerdings war dies mit deutlich mehr Arbeit und Zeitaufwand verbunden, als man vorher annehmen konnte. Die Kölner konterten eine 2:0-Führung heraus, die Leverkusen erst in 90+6 ausgleichen konnte. In der Verlängerung traf Boniface zum 3:2 (0:2) n.V.-Endstand, ein noch folgender Kölner Ausgleich wurde vom VAR wegen Abseits (inkl. Stadiondurchsage) einkassiert. // Sportschau-Highlights

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord

Die 1. Frauen haben gestern Abend einen Test beim ETV II (Oberliga) mit 4:2 verloren. Julia Hechtenberg und Josefin Lutz trafen für den FCSP. // Instagram

Fanszene-News

Das Herz von St. Pauli

Als Einstieg ins Thema sei unbedingt der aktuelle Podcast des FC St. Pauli Museums empfohlen. Dort befasst man sich mit dem FC St. Pauli und seiner Beziehung zum Hafen. Ab 45m40s berichtet Celina von ihrer Recherche zum Lied „Das Herz von St. Pauli“, welches bekanntlich bisher zum festen Stadionritual des Heimspielerlebnisses am Millerntor gehört.
Über die Person Hans Albers und seine Rolle in der NS-Zeit gab es bereits viel zu lesen, weshalb wohl auch niemand ernsthaft dessen Originalversion im Stadion fordert. Stattdessen lief die Version von Phantastix & Elf, bekannt vom Übersteiger-Sampler „Der FC St. Pauli ist schuld, daß ich so bin“.

Albers selbst war aber weder Texter noch Komponist des Liedes, noch war er der erste Interpret. Alle Kommentare dazu, die sich mit ihm befassen, können also erstmal hinten angestellt werden, um ihn geht es nicht oder nur am Rande.
Verantwortlich für den Originalsong sind hingegen Michael Jary (Komponist) und Josef Ollig (Texter), die beide auf unterschiedliche Art und Weise das NS-Regime unterstützten oder zumindest von ihm profitierten. Während es über Jary auch Berichte über Aktivitäten gibt, in denen er beispielsweise seinen späteren Arbeitskollegen, den homosexuellen Schlagertexter Bruno Balz, aus dem Gestapo-Gefängnis half (queer.de), ist die Biographie von Ollig eindeutiger.

Tim hat dies in einem Artikel ausgearbeitet, inklusive ausführlichem Interview mit Celina über ihre Recherchen: Wie problematisch ist „Das Herz von St. Pauli“?
Sowohl bei diesem Artikel als auch bei Tims Kommentar („Weg damit! Oder?“) gibt es eine sehr differenzierte Diskussion in den Kommentaren über das Thema.
Ich persönlich kann sowohl den Argumenten für eine komplette Ablehnung als auch dem „Wir haben dieses Lied in den letzten Jahren positiv besetzt“ etwas abgewinnen und bin gespannt, wie sich die Diskussion noch entwickelt. Kein Verständnis habe ich für „Aber mein Opa…“ und „Jetzt muss aber auch mal gut sein…“-Statements – da hatte ich unsere Fanszene für fortschrittlicher und vor allem in der Diskussion konstruktiver gehalten. Diese Art der Kommentare sind aber zum Glück auch selten, zumindest hier auf der Seite.

Stand jetzt(!) scheint es für mich aber nur schwer vorstellbar, den Song weiterhin im normalen Ablauf zu spielen, da einfach zu viele diesen (aus wie gesagt nachvollziehbaren Gründen) nicht mehr mittragen werden. Das viel beschworene Gemeinschaftsgefühl, welches von dem Lied gerade vor Anpfiff ausgehen soll, dürfte kaum wieder herstellbar sein, wenn es von einer relevanten Anzahl Menschen abgelehnt wird – egal wie sehr es andere sich auch wünschen.

Auch der Verein hat einen Blogpost zum Thema veröffentlicht. Der ist aktuell nur über den Direktlink oder Social Media auffindbar, da er auf der Subdomain blog.fcstpauli.com veröffentlicht wurde und somit von der Homepage an sich (zumindest für mich) nicht ansteuerbar erscheint.

Döntjes

Jennifer Hermoso

Ihre Story ging um die Welt. Die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso war vom Verbandspräsidenten Luis Rubiales nach dem WM-Sieg 2023 gegen ihren Willen auf den Mund geküsst worden und verklagte ihn aufgrund dieses sexuellen Übergriffes. Weitere Personen des Teams sitzen wegen Nötigung auf der Anklagebank, sie sollen sowohl Hermoso als auch ihre Familie und Freunde sowie unterstützende Spielerinnen unter Druck gesetzt haben.
Der Prozess läuft aktuell in Madrid, im Tagesspiegel gibt es dazu einen Kommentar von Inga Hofmann, die Hermoso für ihren Mut im Kampf gegen Luis Rubiales und die Machtstrukturen im Fußball bewundert.

Zu guter Letzt

„Ich hab nen Assist per Fallrückzieher gemacht!“ –
„Du meinst ein Tor?“ –
„Nee, das war der andere.“
// Instagram

Forza St. Pauli!
// Maik

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

12 thoughts on “Lage am Millerntor – 06. Februar 2025

  1. Moin Maik,

    Blog beim FCSP ansteuern:
    fcstpauli.com aufrufen
    Untermenü „News“ ausklappen, ganz rechts steht „Blog“. Klick.
    Et voilà!

    Bei Dir auch?

    1. Hmmmm… jetzt ja.
      Ich könnte schwören, ich hätte gestern die Menüs durchgesucht und es nicht gefunden, mag es da aber auch übersehen haben.

      Nächster Versuch: Wenn ich in die Suche auf der Seite „Das Herz von St. Pauli“ eingebe, kommt es nicht raus – obwohl es die Überschrift des Artikels ist.
      Ist das bei Dir auch so?

      1. Über die Suchfunktion wird es mir auch nicht angezeigt. Die ist allerdings sowieso eher bescheiden…

  2. Frage mal 100 Deutsche, von wem „Das Herz von St. Pauli“ ist. Ich tippe auf 50% „keine Ahnung“, 0,01% „Übersteiger/Phantastix & Elf“ und 49,99% „Hans Albers“. Dass jemand das Lied vor ihm aufgenommen hat und andere es nach ihm taten, ändert daran nix: Es dürfte wie „Auf der Reeperbahn nachts um Halb Eins“ und „Flieger, grüß mir die Sonne“ im Volksempfinden engstens mit ihm verknüpft sein. So ähnlich wie „I Will Always Love You“ (Original und Komposition Doll Parton), „Girls Just Wanna Have Fun“ (Original Robert Hazard und mit seinem Text alles andere als feministisch), Respect (Otis Redding) mit Sängerinnen assoziiert werden, die den jeweiligen Titel nicht als erste aufgenommen haben. (Funfact: Elvis wollte „I Will Always Love You“ kaufen, aber die Exklusivrechte haben, Dolly Parton hat Letzteres abgelehnt.)

    Daher finde ich schon, dass Hans Albers in die Rechnung mit reingehört. Das heißt: Wenn wir das Lied abschaffen, dann sollten wir eingestehen, dass wir das schon viel früher hätten tun sollen beziehungsweise dass es gar nicht erst hätte ausgewählt werden dürfen. Das soll nicht heißen, dass wir uns über Texter und Komponist hinwegsetzen sollen, sondern nur, dass ich die Argumentation allein auf Basis der beiden nicht für fair halte.

    1. Das ist ja eine andere Frage. Wenn du damit argumentierst, mit wem extern das Lied assoziert wird, gehts um die Außenwirkung. Die Diskussion hat stattgefunden und in dem Fall ist es für mich leichter, das Lied für sich zu beanspruchen.
      Bei dieser Diskussion geht es um die „Innenwirkung“. Wenn genügend durch die nun hergestellte Verbindung sich emotional nicht wohl damit fühlen, das Lied lauthals und gemeinsam zu singen, dann wird es auch als Hymne nicht mehr taugen, selbst wenn man es verargumentiert kriegt. Insofern kann man für mich durchaus zum Schluss kommen, dass man trotz des bekanntesten Interpreten das Lied weiterspielt, aber dann wg. des Texters sich umentscheidet.

      Nicht so relevant, aber ich glaube du überschätzt, wie viele Menschen Hans Albers und seine Verbindung zum Lied kennen 😀 zumindest U40 würde ich erwarten, dass von 100 Leuten eine*r dir sagen könnt, dass der das mal gesungen hat, und höchstwahrscheinlich weiß die Person es auch nur darüber, dass das Lied bei uns gespielt wird. Auch wenn die Band nicht im Vordergrund steht, ist beim Großteil der Gesellschaft denke ich das Lied entweder unbekannt oder mit uns verbunden

    2. Da kann man mal sehen … „Flieger, grüß mir die Sonne …“ verbinde ich zu 100% mit Extrabreit. 😉

  3. Ein Glück ging euer WordPress wieder, als gestern die Bombe geplatzt ist, an so viele Kommentare kann ich mich zumindest noch nicht erinnern. 😃

    Und auch ich möchte mich der Bewertung anschließen, dass die Diskussion (bis auf die oben erwähnten Ausrutscher) sehr differenziert und fair ab. Das zeigt mir einmal mehr, dass wir beim FCSP eine super Diskussionskultur pflegen. Und dazu kann man einfach nur Danke sagen!

    1. Ich bin nicht so begeistert über die Kommentare. Was man dort an Relativierungen und Whataboutismen liest finde ich echt gruselig.
      Es liest sich fast wie ein rechter Kulturkampf gegen PC. Und ich befürchte, dass das keine U-Boote sind, sondern Menschen, die sich als St- Pauli-Fans empfinden und vielleicht sogar neben uns im Stadion stehen oder sitzen.

      Natürlich gibt es verschiedene Einschätzungen und Bewertungen, das ist klar und natürlich ok. Aber sehr viele sind einfach drüber.

      1. Ich find es als Realitätsabgleich immer ganz gut, um mal festzustellen, wie sich „das Meinungsbild allgemein“ dann eben doch ggf. von der eigenen Bubble unterscheidet.
        Und tatsächlich stelle ich von Tonalität und Diskussionkultur/-niveau hier im Blog dann doch noch einen großen Unterschied zur Facebook-Kommentarspalte auch bei uns und insbesondere den FB-Kommentaren unterm Vereins-Post sowie dem dortigen Blog fest. Dass das natürlich nicht der Maßstab sein sollte, ist auch klar… aber da bin ich dann wieder beim Realitätsabgleich.

        1. Da gebe ich dir recht. Aber ich hatte gedacht, hier bei euch wäre das noch nicht so schlimm 🙂 Aber wahrscheinlich ist der Millernton dafür inzwischen zu bekannt.

      2. Wenn man es etwas positiver betrachten möchte, kann man vielleicht unterstellen, dass viele das Lied über die Jahre lieb gewonnen haben und jetzt versuchen ein Beibehalten zu verargumentieren.

Comments are closed.