James Sands hat sich innerhalb kürzester Zeit zum Leistungsträger beim FC St. Pauli entwickelt. Nun hat er sich schwer verletzt. (Titelfoto: Stefan Groenveld)
„Es sieht richtig, richtig schlecht aus“, sagte Alexander Blessin bereits auf der Pressekonferenz nach der Partie. Wer die Szene live im Fernsehen und vor allem die Zeitlupen dazu gesehen hat, dürfte bereits früher als der FCSP-Cheftrainer gewusst haben, dass James Sands sich richtig schwer verletzt hatte. Es war das maximal beschissene Ende einer Schlussphase, die ohnehin schon aufgrund des späten Gegentreffers richtig schlecht lief.
Sands verletzt sich kurz vor Schluss nach Kopfballduell
Bei einer Freistoß-Situation in der Nachspielzeit verpasste James Sands den Ball nur knapp, Gegenspieler Osterhage schob ihn in der Luft leicht. Auch deshalb schien Sands nicht mehr kontrolliert landen zu können. Er landete auf dem rechten Knie, sein rechtes Bein hatte dabei eine sehr unnatürliche Haltung. Sands schrie sofort laut auf, krümmte sich dann vor Schmerzen, wurde lange behandelt und musste von den Betreuern gestützt vom Feld gebracht werden. In der Mixed Zone angekommen konnte sich Sands, kreidebleich, dann auch nicht mehr gestützt fortbewegen. Er wurde behelfsmäßig in einem Bürostuhl in die Kabine geschoben.
Noch am Samstag ging es in ein Krankenhaus – was bereits ein extrem schlechtes Zeichen war. Nun steht die schlimme Diagnose fest: James Sands hat sich eine komplexe Sprunggelenkverletzung mit Innenbandriss sowie einen Wadenbeinbruch zugezogen und wurde bereits gestern im UKE operiert (fcstpauli.com).
Man muss davon ausgehen, dass die Saison für ihn bereits jetzt beendet ist. Ist das bitter!
Schnell zum Leistungsträger beim FC St. Pauli geworden
Wer James Sands am Samstag auf dem Platz gesehen hat, die/der dürfte sich gewundert haben, dass dieser Spieler tatsächlich erst etwas mehr als sechs Wochen beim FC St. Pauli ist und erst seit einem Monat Bundesliga-Fußball spielt. Nachdem Sands bei seinem ersten Einsatz merklich Probleme mit dem Raum-, Zeit- und Gegnerdruck hatte, konnte er sich extrem schnell verbessern. Spätestens nach seinem Startelfdebüt beim 2:0-Erfolg des FC St. Pauli in Heidenheim war klar: Mit Sands hat der FCSP eine echte Verstärkung verpflichtet.
Der Blick in die Zahlen von James Sands zeigt nicht alles, aber ganz klar die Richtung der Qualitäten seines Spiels. Kein Spieler auf dem Platz am Samstag hatte mehr erfolgreiche Defensivaktionen als Sands. Zwei Drittel seiner Zweikämpfe konnte er für sich entscheiden (auch offensiv), dazu fing er die meisten gegnerischen Pässe ab. James Sands ist aber nicht nur deshalb in so kurzer Zeit extrem wichtig geworden. Er strahlt eine dem FCSP wohltuende Ruhe auf dem Platz aus. Auf der Stress-Position im defensiven Mittelfeld wirkt es so, als wenn Sands den Überblick bewahre, er bewegt sich gut im Raum, hat ein stabiles Passspiel und macht damit das, was ein guter Sechser eben macht: die Mitspieler besser.
James Sands ist also innerhalb weniger Wochen zu einem großen Leistungsträger beim FC St. Pauli geworden. Eine beeindruckende Entwicklung eines Spielers, dessen Verpflichtung man getrost als den Top-Transfer der Saison bezeichnen kann. Und man konnte sogar noch in jedem Spiel weitere Verbesserungen wahrnehmen, das Qualitätslevel stieg weiter an. Umso bitterer für alle, besonders für Sands selbst, dass er nun langfristig ausfallen wird.

Viele langfristig verletzte Mittelfeldspieler
Bei der Frage, wer James Sands auf der Sechserposition ersetzen kann, wird schmerzlich bewusst, wie schwer die langfristigen Ausfälle von Connor Metcalfe und Robert Wagner wiegen. Es wird leider noch dauern, ehe zumindest einer der beiden Sands auf dem Platz ersetzen kann. Metcalfe trainierte zwar zuletzt wieder mit dem Team, hat aber einen kleinen Rückschlag hinnehmen müssen und ist sowieso frühestens für das Dortmund-Spiel Anfang März ein Thema. Wagner ist hingegen noch nicht einmal wieder im Teamtraining, wird also noch länger fehlen. Da beide nun schon einige Monate ausfallen, müssen sie nach ihrer Rückkehr zudem erstmal langsam wieder herangeführt werden. Es wäre vermessen zu hoffen, dass sie noch in den drei Spielen vor der Länderspielpause im März gewichtige Rollen einnehmen können.
Boukhalfa, vielleicht auch Smith sind Alternativen
So richtet sich der Blick, wie auch in der Hinrunde, erneut auf Carlo Boukhalfa. Der hat in dieser Saison bereits zwölf Mal neben Jackson Irvine in der Startelf gestanden und seinen Stammplatz im Januar an Sands verloren. Das Duo Boukhalfa/Irvine verfügt über den besten „Player Chemistry“-Wert aller Sechser im Team, wie das Global Soccer Network kürzlich darstellte. Boukhalfa zeigte in der bisherigen Saison extrem leidenschaftliche Leistungen, am Einsatz mangelte es nicht, dafür strahlte er aber auch nicht die Ruhe von Sands aus, ist auch nicht so passsicher und ohnehin ein anderer, offensiverer Spielertyp.
Das Global Soccer Network erklärte übrigens auch: Das beste Duo auf der Doppelsechs wären Jackson Irvine und Eric Smith. Zwar gebe Smith dem Team in der zentralen Position ganz hinten noch mehr, aber immerhin hat der FC St. Pauli nun mit Siebe Van der Heyden (gegen Freiburg zehn von zwölf Duellen gewonnen) einen Spieler, der die Position links in der Innenverteidigung übernehmen kann (Karol Mets fällt ja weiterhin aus). Smith vorzuziehen würde also personell hinhauen und passt laut GSN eigentlich am besten. Es wäre also zumindest einen Gedanken wert.
Leihspieler – und nun?
Offiziell läuft die Leihe mit James Sands bis Saisonende. Demnach wäre es das dann für Sands beim FC St. Pauli gewesen.
Es soll eine Option auf eine Verlängerung um eine weitere Saison geben, die genauen Bedingungen dafür sind allerdings nicht bekannt. Selbst wenn sie an eine bestimmte Anzahl an Einsätzen geknüpft sein sollte, ist es natürlich gut möglich, dass sich beide Vereine auf eine Verlängerung der Leihe einigen, auch wenn diese Anzahl verletzungsbedingt nicht mehr erreicht werden kann.
Ebenfalls offen ist die Frage, wo James Sands die jetzt notwendige Behandlung und die Reha absolviert. Fragen, die natürlich interessant sind, in der Priorität hinter dem Punkt „Erst mal wieder gesund werden“ aber hintenanstehen.
Verletzungsmisere weckt Erinnerungen
Letzte Woche wurde von der MOPO ein Vergleich zur Situation in der letzten Bundesligasaison gezogen. Eines der großen Probleme des Kaders in der damaligen Rückrunde: Verletzungen. Nun fehlen dem FCSP Guilavogui, Saliakas (Ausfallzeit zwischen drei bis fünf Wochen, erklärte Blessin am Samstag), Mets, Metcalfe, Wagner und jetzt auch noch Sands langfristig. Da kann niemand erzählen, dass das kein Problem für den Kader und auch die Leistung ist. Übrigens waren späte Gegentore damals wie heute ein Problem der Rückrunde. Leider ergibt das harte 2011-Vibes gerade.
Isso. Man kann sich darüber ärgern, mit James Sands mitleiden. Aber man kann es nicht ändern. Schweren Herzens muss nun auf einen sehr wichtigen Spieler verzichtet werden. Auch wenn es viel Vertrauen in Boukhalfa und Smith auf dieser Position gibt, so ist die Verletzung von James Sands ein richtig schwerer Schlag für den FC St. Pauli.
Get well soon, Jimmy! // Tim
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Angesichts dieser Verletzung und ihrer Bedeutung ist die gestrige Niederlage ein Fliegenschiss!!
Hoffentlich rückt das Team jetzt noch enger zusammen, um history repeating zu verhindern. Ich glaub weiterhin dran.
Der Bundesliga-Abstieg 1997 war auch Folge des Ausfalls wichtiger Spieler, allen voran Tore Pedersen.
Wie ich unterem einem anderen Artikel bereits schrieb, würde mich die Verletztensituation im Vergleich zu den anderen Teams interessieren. Haben wir die meisten Ausfälle? Die Gewichtigsten? Wenn nein, wo stehen wir? Warum ist das so? Und was können wir jetzt tun, um ein zweites 1997 und 2011 zu verhindern?
(2002 muss ich mir noch mal genauer ansehen)
Wenn ich im BVB-Spiel-Vorbericht lese, dass wir immer noch 5 Ausfälle plus einer Reihe angeschlagener Spieler haben, der BVB nur einen einzigen, dann erneuere ich meinen Wunsch nach einem Vergleich (siehe oben) zu den anderen Vereinen.
Ist das bitter, gute Besserung, Jimmy!
Und wenn ich mir dann angucke, wofür Doan einen Elfer bekommt…
Ist Kramer nicht grad noch vereinslos?!
Könnte mir den als Soforthilfe bis Ende der Saison vorstellen. Just thinking
Ein „Wechsel“ von vereinslosen Spielen nach der Wintertransferperiode ist in Deutschland nicht erlaubt. https://www.transfermarkt.de/wohin-konnen-vereinslose-noch-wechseln-unterschiedliche-regeln-in-europas-top-ligen/view/news/450256
wusste ich auch nicht, finde ich aber nicht richtig.
Oh krass. Wusste ich nicht. Danke für die Info
Meines Wissens nach dürfen Vereinslose Spieler nur bis zum Ende des Wintertransfersfenster verpflichtet werden. Also während man im Laufe der Hinrunde Vereinslose verpflichten kann geht das im Laufe der Rückrunde leider nicht mehr
jetzt sehe ich das Dominik die gleiche Antwort schon gebracht hat. Überlesen tut mir leid.
Sehr schade, unglaublich bitter. Ohne weiterhin bestehendes Angriffskonzept gehen die Spiele dann wohl zukünftig 0:2 statt 0:1 aus.
Zumal hier langsam an der Zeit gewesen wäre Irvine mal von der Bank starten zu lassen und Eggestein mal ein Spiel oder mehr aussetzen zu lassen. Naja die Personaldecke gibt es zumindest im ersteren Fall nicht mehr wirklich her.
Meh. Leider war im Stadion schon zu erahnen, dass nur ein Wunder Janes hätte vor einer langen Pause retten können. Get well ad come back!
extrem bitter! gute genesung an james.
allerdings mache ich mir keine großen sorgen, daß wir seinen ausfall nicht auch kompensiern können. carlo hat es doch bisher ganz gut gemacht. und wir haben auch punkte mit ihm gesammelt. also wieso soll das nicht funktioniern?
vergleiche mit 2011 verbieten sich meiner meinung nach ganz von selbst. da gibt es nichts, das sich vergleichen ließe. weder kader, noch die art und weise, fußball spielen zu lassen, noch die verantwortlichen, welche einfluß auf das geschehen auf dem rasen haben… nix ist vergleichbar!
verstehe diese ängstliche vergleicherei sowieso überhaupt nich. als wöllte man es mit macht herbeireden…
Oh man.. vor 2 Wochen dachte ich noch, dass sich diese Verletztenmisere langsam erledigt hat und jetzt fallen zusätzlich 3 Leistungsträger langfristig aus. Das ist dann irgendwann kein Zufall mehr.
Irvine/Boukhalfa zeigen zwar viel Einsatz und ich mag beide, aber den Nachweis Leistungsträger in der Bundesliga zu sein haben beide bisher noch nicht erbracht. Aber auch mit dem Duo konnten wir ja ein paar Siege in der Hinrunde holen. So langsam wird es zur Zitterpartie..
Ist irgendwann kein Zufall mehr?
Bill Gates? Dietmar Hopp? Illuminati?
St. Pauli ist das laufstärkste Team der Bundesliga und wie man so mitkommt ist auch die Trainingsintensität gegenüber Hürzelers Training nochmal gestiegen. Überlastung kann zu Verletzungen führen, da muss man kein Aluhuträger sein um zumindest mal die Frage zu stellen, ob das nur Zufall ist..
Dazu kommen noch mögliche Fehler im Bereich Medizin und Physio die möglich sind.
Ich werfe niemanden konkret was vor, aber das Verletzungsproblem ist so auffällig dass man mal auf die Suche nach Gründen gehen sollte.
Ich werfe niemanden konkret was vor, aber das Verletzungsproblem ist so auffällig dass man mal auf die Suche nach Gründen gehen sollte.
Hm, das klingt schon nach einem (versteckten) Vorwurf. Natürlich muss hingeguckt werden, dass Training, Spiele, Belastungssteuerung generell für jeden einzelnen Spieler optimal angepasst sind. Wir haben viele Verletzte, aber davon sind mehrere auch entsprechenden Fouls zu verdanken (Saad, Guilagovui). Connor kam – meine ich – von einer Länderspielreise verletzt zurück. Das sind so Fälle, da steckste einfach nicht drin. Ob ich die Sands-Verletzung einem zu harten Training oder einer Fehlbehandlung zuschreiben sollte, weiß ich nicht, dazu ist mein medizinisches Wissen viel zu begrenzt. Ansonsten würde ich meinen, dass nur Wagner auch verletzt und kein Nationalspieler ist. Passt das?
Es ist kein Geheimnis, dass sich Spieler, Trainer*innen und sonstige Menschen, die mit Fußball zu tun haben, über die Anzahl an Spielen pro Saison beschweren. Auch andere Teams haben viele Verletzte, egal ob in der Bundesliga, der Premier League, in La Liga. Das ist auch einer allgemeinen Überspieltheit der Akteure zu verdanken…
Viele von den anderen Vereinen können das aber besser kompensieren als wir – da wären wir dann wieder bei den finanziellen Möglichkeiten als Aufsteiger, der sich nicht bis über den Hals verschulden und/oder einem Gönner andienen will.
Auf der anderen Seite haben wir ne Menge Spieler, die fit sind, die viel und intensiv laufen und wenig bis gar nicht verletzt sind.
Daher finde ich es etwas schwierig, die Gründen im Innen statt im System zu verorten.
Kann nicht auch Dzwigala 6er spielen? Hat er das nicht auch schon gemacht?
Erinnert mich fruchtbar an die Verletzung von „Jackson“, Christophet Avevor, ich wünsche ihm da alles gute und dass die Schmerzmittel wirken. Leider musste ich auch schon mal durch etwas ähnliches durch und man lernt die Wirkdauer und Wirksamkeit von Schmerzmitteln sehr genau kennen. ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, das der Verein jemanden von seiner Familie oder so rüberbringt, damit er die Scheiße nicht alleine durchstehen muss.
Gute Besserung an James Sands! Ganz traurige und bittere Verletzung. Ich vermute der Verein wird einer Genesung bei seinem Stammverein und Heimat NY zustimmen. Hoffentlich sehen wir Ihn nochmal am Millerntor auflaufen!
Kann Eric Smith noch 6er ? Oder provokanter gefragt. Schafft es sein Körper, denn fußballerisch können, tut er es!
Für Mainz hätte ich den Wunsch Eric auf die 6 und die Kette hinten von rechts Treu, Nemeth, Wahl, van der Heyden, Ritzka zu probieren. Schauen wir mal was sich Blessin einfallen lässt.