In Frankfurt werden dem FC St. Pauli Saad, Vasilj und Van der Heyden fehlen. Wie wichtig diese Partie ist, hängt von den Spielen in Berlin, Wolfsburg, Leverkusen und Kiel ab.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Es hatte sich bereits angedeutet: „Es sah wirklich nicht gut aus“ waren die mit Sorge hervorgebrachten Worte von Alexander Blessin in Bezug auf die Verletzung, die sich Elias Saad beim Aufwärmen vor dem Spiel des FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart zugezogen hatte. Nun gibt es Gewissheit: Der Verein erklärte am Montagnachmittag, dass Saad sich eine „strukturelle Muskelverletzung“ zugezogen habe.
Die Ausfallzeit bezifferte der FC St. Pauli mit „mehreren Wochen“, die Saison ist für Elias Saad also beendet. Eine Saison, die für ihn trotz eines Ausreißers als eher unglücklich bezeichnet werden muss. Elias Saad musste erstmals in seiner kurzen Profikarriere mit einer langen Verletzung klarkommen und hatte zudem auch noch seinen Stammplatz im Team des FC St. Pauli nicht mehr so sicher wie noch im Aufstiegsjahr. Der steile Aufstieg erhielt nun kleinere und größere Dämpfer.
Berg- und Talfahrt für Saad
Denn zu Saisonbeginn saß Saad erst einmal nur auf der Bank. Wir erinnern uns an eine emotional geführte Diskussion darüber, dass Alexander Blessin zu Beginn der Spielzeit mit zwei Spitzen agierte – und sich dadurch Dapo Afolayan und Elias Saad nicht in der Startelf wiederfanden. Doch Saad erkämpfte sich mit guten Leistungen nach seinen Einwechslungen einen Platz im Team, stand am vierten Spieltag erstmals von Beginn an auf dem Platz und seine Leistung damals im Spiel gegen Leipzig, sowie auch die Woche darauf in Freiburg (zwei Tore, eine Vorlage) ließen die Hoffnungen in ihn in den Himmel wachsen.
Für das was folgte, benötigt es eigentlich nur den Namen „Dominik Kohr“ – beim Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05, die sich der Form des damals 24-jährigen bewusst schienen, wurde Elias Saad 90 Minuten lang ziemlich hart angegangen. Kurz vor Schluss wurde er von Kohr dann schwer verletzt. Saad fiel monatelang aus und fand danach leider nicht mehr zu der Form wie zuvor. Das hing auch damit zusammen, dass sein Fuß weiterhin Probleme bereitete, er teilweise mit Schmerzen spielte, wie er selbst zwischendurch erklärte.
Nun endet also die erste Bundesligasaison von Elias Saad mit einer Enttäuschung. Das, und auch das Auf und Ab im Saisonverlauf, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, was es für ihn persönlich bedeutet, nun ein Bundesligaspieler zu sein. Es ist zu hoffen, dass er das auch kommende Saison sein wird, dass er zur Sommervorbereitung wieder voll einsteigen kann und in der Folgesaison weniger von Verletzungen geplagt wird. Dann ist von ihm nochmal ein weiterer Leistungssprung zu erwarten.
Gute Besserung, Elias!
Ritzka wird Van der Heyden ersetzen
Elias Saad gesellt sich also zu den Herren Irvine, Mets, Burchert und Sands. Wer in Frankfurt ebenfalls fehlen wird: Siebe Van der Heyden und Nikola Vasilj. Beide sahen gegen Stuttgart die Gelb-Rote Karte und müssen nun zuschauen, wie ihre Mitspieler das womöglich extrem wichtige Spiel gegen Eintracht Frankfurt ohne sie bestreiten. Das sind insgesamt drei Ausfälle, die sehr schmerzhaft sind, keine Frage. Aber diese Ausfälle sind dank der Kaderstruktur inzwischen verkraftbar, der FC St. Pauli wird in Frankfurt alles andere als chancenlos sein.
„Inzwischen verkraftbar“ deshalb, weil der FC St. Pauli nicht immer im Saisonverlauf über so viele Optionen im Kader verfügte. Auf der Saad-Position können aktuell aber Afolayan, Weißhaupt, Guilavogui, Metcalfe, Banks und Ahlstrand spielen. Hier muss sich niemand Sorgen machen, dass es so wild wie in der Hinrunde wird, als Wagner und Boukhalfa dort auch mal zum Einsatz kamen. Auf der Position des linken Innenverteidigers wäre die Situation vermutlich ebenfalls deutlich komplexer, wenn es so eine Sperre zu einem anderen Zeitpunkt der Saison gegeben hätte. Nun hat sich Lars Ritzka aber als extrem guter Backup für beide Positionen links hinten (außen und innen) erwiesen. Auch hier sind die Bauchschmerzen nicht soo groß.
Nikola Vasilj – bester Torhüter der Bundesliga (seit Jahren!)
Auch auf der Torhüter-Position hätte eine Sperre für den Stammspieler zu einem anderen Zeitpunkt der Saison zu massiven Bauchschmerzen führen können. Als Ersatztorhüter Ben Voll (wie auch seine Kollegen Burchert und Ahlers) lange Zeit verletzt ausfiel nämlich. Nun ist Voll aber einsatzbereit, es bleibt somit „nur“ ein extrem großes Fragezeichen. Denn Nikola Vasilj kann eigentlich nicht ersetzt werden. Der 29-jährige ist aktuell laut verschiedener Statistiken (von Wyscout und FBref) der beste Torwart der Bundesliga. Vasilj hat in dieser Saison nach Post-Shot xG-Werten bereits knapp neun Gegentreffer verhindert – das ist nicht weniger als überragend. Zum Vergleich: Seit diese PSxG-Werte für die Bundesliga aufgezeichnet werden (Saison 18/19), hat es nur ein einziges Mal einen Torhüter gegeben, der mehr als sechs Gegentore in einer Saison verhinderte (Petr Gulasci, Leipzig). Somit ist klar: Es sind extrem große Fußstapfen, in die Ben Voll tritt. Trotzdem macht sich Alexander Blessin keine Sorgen: „Ich brauche ihn jetzt nicht starkzureden, denn er ist einfach gut.“

Hohe Hürde Frankfurt, Blick nach Wolfsburg und Berlin
Starkreden muss Blessin auch nicht den kommenden Gegner, denn allen ist bewusst, dass mit Eintracht Frankfurt ein Gegner auf den FC St. Pauli wartet, der am Sonntag womöglich Großes vorhat und auch deshalb eine brutal hohe Hürde darstellt: Das Team von Trainer Dino Toppmöller kann mit einem Sieg gegen den FCSP den Einzug in die Champions League dingfest machen. Nur wenn am Samstag der SC Freiburg (in Kiel) und/oder Borussia Dortmund (in Leverkusen) ihre Spiele nicht gewinnen (für Leipzig ist es nur noch theoretisch möglich, dass sie Frankfurt einholen), ist die SGE bereits vor Anpfiff qualifiziert.
Eintracht Frankfurt ist also ein extrem schwerer Gegner. Zusätzlich könnte der Spielplan entweder Fluch oder Segen sein. Gewinnt der 1. FC Heidenheim am Samstag nicht bei Union Berlin, dann ist der Klassenerhalt des FC St. Pauli sicher (da Holstein Kiel natürlich auch keine 16 Tore auf den FCSP aufholen wird). Sollte die TSG Hoffenheim am Freitag beim VfL Wolfsburg verlieren, dann könnte es sogar unwichtig werden, was Heidenheim macht. Denn die TSG spielt am letzten Spieltag gegen den FC Bayern München, eine Niederlage ist zumindest wahrscheinlich – und so würde Hoffenheim auf jeden Fall hinter dem FC St. Pauli bleiben.
Das sind alles die „Segen“-Varianten für das Fußball-Wochenende. Sollte Hoffenheim in Wolfsburg punkten und Heidenheim bei Union gewinnen, dann liegt der FC St. Pauli am Sonntag vor Anpfiff auf Rang 15 mit nur noch zwei Punkten Vorsprung auf Rang 16 – ich bekomme schon beim Schreiben dieser Zeilen Schweißausbrüche. Sicher ist, dass diese Anspannung bis zum Wochenende noch zunehmen wird.
// Tim
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Du bringst es, wie immer, gut zu Papier, was ich denke. Schrieb es schon bei der gestrigen Lage: Einerseits wäre es unspektakulär, auf der Couch den Klassenerhalt zu feiern, andererseits braucht jetzt auch keiner eine Zuspitzung auf den letzten Metern. Und feiern kann man ja dann trotzdem bei den letzten beiden Spielen. Freue mich so oder so auf das Spiel in Frankfurt (nicht nur aufgrund der Nähe zum Heimatort).
Unterschriftsreifer Text.
Als Ergänzungskommentar hätte ich gerne im Addendum, dass Dominik Kohr jedes Mal, wenn der Name Elias Saad fällt, barfuß auf einen Legostein tritt.
LOL
Ich würde gerne die Legosteine bezahlen!
Moin Tim,
Sry, aber Elias und Dapo haben am 4. Spieltag gespielt, weil wir nicht mehr genug Mittelfeldspieler hatten für,die 3 Positionen (und vielleicht wurde unserem Trainer durch Co Trainer und Mannschaftsführern auch verdeutlicht lieber mit 5-2-3 zu spielen)
Und Boy the way Kohr am Wochenende auch verletzt, ohne Gegnereinwirkung.
Für uns wird es richtig spannend und eng, bin gespannt, Finale spätestens gegen Bochum und was will man mehr als es selber in der Hand zu haben?! Forza FCSP
Wir haben gegen Heidenheim und Union jeweils im Spiel ins 3-4-3 gewechselt. Daher denke ich nicht, dass der Trainer dazu „gezwungen“ werden musste.
Find’s fast überraschend, wie entspannt aus neutraler Sicht die Lage betrachtet wird. Klar, auf dem Papier sind fünf Punkte Vorsprung bei noch zwei Spielen sehr viel und es ist gut möglich, dass am Samstag sich alles in Wohlgefallen auflöst, es kann aber auch sehr schnell sehr knapp werden. Heidenheim spielt gegen zwei Teams, für die es aller Voraussicht nach um nichts mehr geht, das Hinspiel gegen Union hatten sie auch gewonnen, wir haben die beiden restlichen Partien in der Hinrunde verloren. Gerad in Frankfurt muss man eine Niederlage einkalkulieren, und das reicht bei einem Heidenheimer Sieg ja, um die Konferenz übernächste Woche unnötig spannend zu machen. Ein Punkt gegen Bochum sollte mehr als drin sein, aber wenn da ein frühes Tor in Heidenheim fällt und man sich mit einem 0:0 gegen Bochum durchzittert…
Wenn man’s positiv sehen will, ist die Konstellation immerhin so, dass, wenn Heidenheim uns am letzten Spieltag noch gefährlich werden kann, Bochum sicher abgestiegen ist (wobei da die Frage ist, obs für uns nicht besser wäre, wenn Bochum auf Sieg spielen müsste und ggf. mehr anbietet, aber das interpretiert man ja meist im Nachhinein so, wie es passt ^^). Umgekehrt entscheidet sich bei Bremen gg RaBa, ob Werder es am letzten Spieltag austrudeln lassen kann…
Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass man Heidenheim gegen Union schon auf Sieg spielen muss. Abgeschenkt wird da gar nichts, zumal jede Platzierung 2 oder 3 Mio wert ist.
siehst du noch durch, bei deiner ganzen rechnerei? kiel und deren 2 gegner sind bei dir noch nichmal aufgetaucht… und was is eigentlich mit hoppenheim und deren gegnern? das solltest du in jedem falle noch durchrechnen, ALLE eventualitäten einkalkulieren und das querrechnen nich vergessen… viel spaß dabei! vielleicht schaffst du es sogar, bis nach dem bochum spiel am 17. mai ein ergebnis zu präsentieren…
Ich glaube nicht, dass Union einfach abschenkt, weil es um nichts mehr geht. Nicht in deren Stadion und nicht mit dem Trainer (egal, wie doof der ist, aber dafür ist er nicht der Typ).
Ich glaube nicht, dass Hoffenheim – Bayern ein Selbstläufer wird. Ich erinnere nur an das 2:3 gegen Bochum oder das 1:1 gegen Union. Und wer weiß, mit welcher 11 die Bayern am letzten Spieltag auflaufen werden. Die werden sich da vermutlich eher schonen, als sich für uns aufopfern.
btw, 34. Spieltag, letzte Saison: Hoffenheim vs. Bayern 4:2
Ja, war n anderes Hoffenheimer Team. Aber!
ich finde es „gut“, dass sich Saad den Muskelfaserriss zugezogen hat. Die Verletzung schmerzt, heilt aber aus. Und die Zeit hat er, den Fuß zu schonen. Dann ist er hoffentlich in der Vorbereitung richtig fit.
Tim, ist der GSN-Index von Vasilj durch diese überragende Saison eigentlich gestiegen?