Verein am Wochenende 36/2019

Verein am Wochenende 36/2019

Länderspielpause?
Hahaha…

Rund um den Verein machten am Freitag zwei außersportliche Dinge Schlagzeilen.
Zunächst verkündete ein Sponsor, es gäbe zwei Sitzplätze auf einem Sofa am Spielfeldrand für das Derby zu gewinnen, was vom Verein recht schnell kassiert wurde.

Ähnliche Aufregung dann gleich im Anschluss bei der Vermietung des Ballsaals am Freitag, der offenbar für eine Feier zum Länderspiel genutzt werden sollte und daher mit Schwarz-Rot-Goldenen Fähnchen geschmückt war, was insbesondere auf Twitter zu erheblichem Unmut führte.
Dies führte dann schon in der Nacht zu Samstag zu einer Message, die auf die Glasfront des Kartencenters geschrieben wurde: „Unsere Werte sind nicht verhandelbar!„. (Am Montag morgen war sie vollständig entfernt.)
Nun ist Empörung immer sehr schnell und ob eine Sachbeschädigung an den Fensterscheiben des Kartencenters der richtige Weg ist, kann man sicher diskutieren. Der Unmut ist aber da und wenn man die Situation vorher jemandem geschildert hätte, hätte man dies wohl auch absehen können.
Aber ist dies nun ein neuerlicher Tiefpunkt oder ein weiterer unglücklicher Einzelfall – oder irgendwas dazwischen?

Einerseits: Deutschlandfahnen am Millerntor sind „nicht gerne gesehen“, vorsichtig formuliert. Zumindest in unserem Stadion wollen die Allermeisten diese ganze Schlandisierung nicht sehen. Und das auch dann nicht, wenn es nur eine private Vermietung an Externe ist.
„No borders, no nations!“
Bei dem Thema werden wahrscheinlich die meisten anderen Vereine / Fanszenen verständnislos den Kopf schütteln, dies sollte uns aber dann auch herzlich egal sein.
Selbst die Vermietung(?) des Stadions an die Nationalmannschaft für deren Training ist vielen ein Dorn im Auge – „Kein Fussball“, wir erinnern uns.

Andererseits:
Wenn dann ein Nationalspieler die Besonderheiten unseres Stadions (werbewirksam?) nutzt, und dabei eben auch Aufmerksamkeit gegen Diskriminierung schafft, so freuen wir uns darüber:

Und auch wenn man das Konstrukt Nationen und damit auch die Nationalmannschaften generell ablehnt, so freut man sich (oder zumindest ich tue dies) doch darüber, wenn Spieler unseres Vereins eine Wertschätzung wie jüngst Finn-Ole Becker und Christian Conteh erfahren, die zur U20-Nationalmannschaft des DFB eingeladen wurden.
Wie so oft, es ist kompliziert.

Wenn man Räumlichkeiten vermietet, gibt es da ja sehr wahrscheinlich Spielregeln (bis hin zu festen Vertragsinhalten), die u.a. die Leitlinien des Vereins beinhalten dürften.
Schauen wir mal rein:

[…]
Der FC St. Pauli wird weiterhin ein guter Gastgeber sein. Er gesteht seinen Gästen weitgehende Rechte zu, erwartet aber auch, dass dies entsprechend gewürdigt wird.
 
Die aktive, d.h. in erster Linie die auch am Spieltag vor Ort engagierte Fanszene bildet das Fundament für die Emotionalisierung des Fußballsports, welche wiederum die Grundlage der Vermarktungsfähigkeit des FC St. Pauli darstellt.
 
Sponsoren und Wirtschaftspartner des FC St. Pauli und deren Produkte sollen im Einklang mit der gesellschaftlichen und vereinspolitischen Verantwortung des Clubs stehen. Näheres regeln die Vermarktungsrichtlinien.

https://www.fcstpauli.com/verein/leitlinien/

Das ist halt alles sehr allgemein gehalten und man kann eben auch nicht jeden Einzelfall vorab bedenken, klar.
Bei einer Vermietung anlässlich eines Länderspiels liegt ein „Schmücken“ des Saals in Nationalfarben vielleicht so nahe, dass man da vorab schon mal drüber sprechen könnte.

Was wird hier wahrscheinlich passiert sein?
Variante 1: Dies ist hier nicht geschehen, weil niemand dran gedacht hat.
Je nach Ablauf ist dies wahlweise dumm gelaufen oder fahrlässig.
Folge: Der Verein nimmt den jetzigen Aufschrei zur Kenntnis und sowas kommt nicht mehr vor.
Variante 2:
Es wurde vorher drüber gesprochen und als akzeptabel bewertet.
In dem Fall muss die Diskussion dringend geführt werden, ob dies tatsächlich so ist. Die zitierten Leitlinien wären hier sicher in vielerlei Hinsicht interpretierbar (allein der erste zitierte Abschnitt bietet Argumente für beide Sichtweisen), auf die „vor Ort engagierte Fanszene“ wird ja ebenfalls explizit hingewiesen und zumindest ein größerer Teil eben dieser würde „No border, no nations“ gerne bewusster umsetzen.

Will sagen: Wie so oft ist die Welt hier nicht Schwarz-Weiß, es sollte aber für die Zukunft möglichst eine verbindliche Regelung gefunden werden.

Fußball:

Die 1.Frauen musste im Verbandspokal bei Voran Ohe / Dassendorf ran. Kreisliga gegen Regionalliga… 0:14 hieß es am Ende, im Vordergrund stand wohl das Happening.

Die 2.Runde ist noch nicht ausgelost, in der Regionalliga geht es am Sonntag um 13.00h in der Feldarena weiter mit einem Heimspiel gegen Holstein Kiel.

Die U23 gastierte im Derby bei Altona 93 an der Adolf-Jäger-Kampfbahn vor gut 2.000 Zuschauern und ging durch Cemal Sezer auch mit 1:0 in Führung (16.).
Eine direkt verwandelte Ecke(!) zehn Minuten später und ein Handelfmeter fünf Minuten vor Schluß drehten das Spiel aber für den AFC, der mit jetzt acht Punkten (bei einem Spiel mehr) auch in der Tabelle an unseren Jungs vorbeigezogen ist. Sechs Punkte aus acht Spielen bedeuten momentan den ersten Abstiegsplatz in der Regionalliga Nord, die Chance zur Verbesserung ergibt sich am kommenden Sonntag um 14.00h in Norderstedt gegen den Lüneburger SK.
Bericht Vereinshomepage

Handball:

Nach dem erfolgreichen Doppelheimsieg beider Oberliga-Teams zum Saisonauftakt, kassierten die 1.Männer am Samstag eine 18:20-Niederlage in Ellerbek.

2:2 Punkte, weiter geht es am Samstag um 18.00h beim AMTV Hamburg.

Die 1.Damen hingegen konnten dem Heimsieg auch noch einen Auswärtserfolg folgen lassen, 34:26 beim Bredtstedter TSV!
(Über das fehlende SANKT im Text müssen wir aber natürlich bei Gelegenheit nochmal reden.)

// Maik

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