Lage am Millerntor 48/2019

Lage am Millerntor 48/2019

Eigentlich wurde diese Rubrik mal ins Leben gerufen, um die Meldungen und Ereignisse rund um den Spieltag zu beleuchten. Heute starte ich aber mal anders:
Ich liebe guten Fußball. Also ballbesitzorientierten Fußball mit einer klaren offensiven Spielidee. Wirklich jede*r Inhaber*in einer Trainerlizenz wird Euch sagen, dass es sehr viel schwerer ist, eine offensive Spielidee zu entwickeln und durchzuziehen, als eine defensive. Und auch aufgrund dieser Tatsache tummeln sich in der zweiten Liga viele Teams, die eben eher defensiv als offensiv denken. Und da sie damit Erfolg haben, ist diese Art und Weise des Fußballs natürlich legitimiert. Schön finde ich sie trotzdem nicht. Und wenn wir den Aufstieg von Darmstadt vor einigen Jahren mal ausklammern, dann wird auch klar, dass dieser Ansatz auch nicht nachhaltig ist. Natürlich haben einige Teams gute Gründe solch einen Fußball zu spielen. Ich hatte mich ja intensiv am KSC abgearbeitet. Die Rückmeldungen auf meinen Artikel aus Karlsruhe zeigten mir, dass sich viele Fans durchaus bewusst sind, dass das nicht die schönste Perle im Ozean ist, die ihr Team da auf den Platz zaubert. Aber sie zeigten auch, dass der KSC als Aufsteiger, der aus finanzieller Sicht unbedingt die Klasse halten muss, eben aufgrund der limitierten Mittel auf so einen Fußball zurückgreift. Ein Ansatz, der durchaus legitim ist.
Fehlende finanzielle Mittel spielen beim FCSP bekannterweise momentan eine untergeordnete Rolle (wenngleich wir sicher auch nicht der absolute Krösus der Liga sind). Als Jos Luhukay als neuer Trainer des FCSP vorgestellt wurde, war allerorts von fehlendem Mut seines Vorgängers die Rede. Davon, dass ab jetzt wieder ein anderer Stil des Fußballs am Millerntor zu sehen sein wird. Eben weg vom maximalen Fokus auf Fehlervermeidung, hin zu einem mutigen offensiven Spielstil. Ich denke, dass es sehr viele von uns gab, die es ähnlich sahen und sich auch wünschten, dass wieder ein anderer Fußball gespielt wird. Und basierend auf dieser Tatsache, werde ich nicht in den Chor von Kritikern am aktuellen Trainer mit einsteigen. Denn was wir diese Saison bisher gesehen haben, ist ein Offensivkonzept, welches zwar nicht immer funktioniert, dafür aber immerhin vorhanden ist. Aus meiner Sicht ist das ein Fortschritt, der uns davor Jahre nicht gelungen ist.
Klar ist aber auch, dass die Ergebnisse stimmen müssen. Denn so richtig nachhaltig kann so ein Ansatz natürlich auch nur sein, wenn da kein Abstieg inbegriffen ist. Und die fehlen halt momentan. Das Entwickeln eines ausgereiften Offensivkonzepts verlangt natürlich, dass möglichst alle Spieler im Training mit an Bord sind. Und das ist leider bei Weitem nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Die vielen verletzungsbedingten Ausfälle haben unter anderem dazu geführt, dass wir gegen Aue die schlechteste Saisonleistung gezeigt haben. Das ist natürlich pures Gift und die Ursachenforschung für die vielen Verletzungen sollte das dringendste Thema sein.
Vermutlich würde schon ein dreckig geholter Dreier reichen.
Siege sind durch nichts zu ersetzen.“ – Ein Spruch von Ewald, der sich bei mir massiv eingebrannt hat. Da hängt eben einfach viel dran, nicht nur tabellarisch, nein auch mental. Der Glauben an die eigene Spielidee, sehen, dass es funktioniert. Wenn wir in Dresden und Heidenheim trotz gutem Spiel nicht gewinnen und zuhause gegen den KSC den sicheren Sieg noch spät aus der Hand geben, dann stärkt das eben nicht das nötige Vertrauen in solch eine Spielidee, unabhängig davon, ob sie gut ist oder nicht (und es kostete massiv Punkte). Letzte Saison haben wir viele Spiele gewonnen, in denen wir spielerisch deutlich unterlegen waren. Diese Saison ist es aus meiner Sicht eher so, dass wir zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht haben und das die guten Ergebnisse eben nur eine Frage der Zeit sind. Aber natürlich stärkt es auch nicht das Vertrauen in den Trainer, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Das Blöde dabei ist, dass ich den Eindruck habe, dass sein Führungsstil aber eben jenes Vertrauen dringend benötigt. Ein Teufelskreis aus dem es nur zwei Auswege gibt: Endlich mal wieder gewinnen oder eben das andere. Einen der beiden Auswege halte ich für nachhaltiger.

expected Goals
So trist die Lage momentan bei uns auch ist, bei anderen Klubs ist sie noch wesentlich trister. Frag mal in Dresden nach. Oder in Wiesbaden. Die beiden Teams sind momentan nach den xG-Werten die schlechtesten der Liga. Interessante Konstellation ist das ohnehin in der Liga nach xG-Werten: Die drei Teams mit den Plätzen an der Sonne sind auch nach xG-Werten absolut das Maß der Dinge in Liga Zwei. Auf diese Teams folgen gleich neun Klubs, die eine fast ausgeglichene Bilanz der xG-Werte haben. Und dann gibt es noch sechs Teams, die eine deutlich negative xG-Bilanz haben. Dazu gehören, neben der SGD und dem SVWW auch Aue, Fürth und die „Lange Bälle-Zweite Bälle“-Fraktion aus Darmstadt und Karlsruhe. Bemerkenswert ist noch die Underperformance der Stuttgarter in Bezug auf eigene Tore: Die haben erst 23 geschossen, aber bereits einen xG-Wert von über 31. Genauso ist es bei Nürnberg, jedoch defensiv: Satten 27 Gegentore steht ein xG-Wert von nur knapp 17 gegenüber. Beide Teams also erheblich unter ihren Möglichkeiten momentan.
Und der FCSP? Ihr mögt es nicht glauben, aber der stellt zuhause die viertbeste Offensive der Liga dar. Mit Hannover kommt übrigens das Team ans Millerntor, welches basierend auf xG-Werten mehr Tore hätte erzielen und weniger hätte fangen müssen und im unrühmlichen Ranking der Underperformer momentan den 2.Rang belegt.

Die expected Goals der 2.Liga. Ganz links die Summe der eigenen xG-Werte, mittig die Summe der gegnerischen xG-Werte und ganz rechts dann beides zusammengefasst. Neues Design der Datenpräsentation dank erweiterter Python-Skills.
Datenquelle: fivethirthyeight.com

Habt Ihr schon einen Adventskalender für eure Liebsten?
Alle, denen bei dieser Frage Schweißperlen auf die Stirn treten, können wir beruhigen. Erfreulicherweise können wir mitteilen, dass wir auch in diesem Jahr mit einem Adventskalender zur Seite stehen!
Ab dem 01.12. kann jeden Tag ein Türchen geöffnet werden, welches zum Schwelgen in den Melodien des Stadions und (mal mehr, mal weniger) zum Kramen im musikalischen Gedächtnis anregt. Statt Selbstgebasteltes gibt es also dieses Jahr kleine Rätselaufgaben. Schaut doch mal rein!

Was war woanders los?
Sonntag stand die zweite Liga im Zeichen der Derby’s. Am Rohnhof standen sich Greuther Fürth und der 1. FC Nürnberg gegenüber. In Stuttgart spielte der VfB gegen den KSC. Der FCN veruchte in seiner Choreo mit etwas Geschichte die „Macht“ über Franken zu erlangen, welches diese Saison auf dem Platz zumindest schwieriger werden dürfte (der FCN hat momentan vier Punkte Rückstand). Die Gastgeber geizten ebenfalls nicht mit Aufwand und versuchten einige Ratten loszuwerden. Aber immerhin konnten die FCN-Fans ihre Choreo durchführen.
Die KSC-Fans wurden teilweise daran gehindert das Stadion zu betreten. Die Gründe hierfür sind mehr als zweifelhaft. Egal ob ich die Fanszene nun sympathisch finde oder nicht: Von der Polizei am Stadionbesuch gehindert zu werden, ohne das es zwingende Gründe dafür gibt, ist einfach Scheiße.

Was ist so los in den sozialen Medien?
Dieses Mal wirklich nicht viel. Daher gibt es nur zwei kleine Bilder aus der Rubrik „Essen“.
Und heute kann ich durchaus positives von Spielern im FCSP-Trikot berichten: Sebastian Ohlsson und James Lawrence setzen absolute Maßstäbe in puncto sportprofigerechter Ernährung. Youssoufa Moukoko tut dies zwar nicht, aber, Alter, der Typ setzt dafür auf dem Platz unfassbare Maßstäbe. Er ist zwar gerade erst 15 Jahre alt geworden, hat aber diese Saison in der U19 bereits satte 18-mal geknipst, bei nur 11 Spielen. Die U17-Bundesliga hat er letzte Saison ebenfalls niedergemäht, auch wenn er drei Jahre jünger ist als viele seiner Mitspieler, mit 46 Toren in 25 Spielen (!!!). Klar, es ist immer schwierig eine Weltkarriere zu prognostizieren, aber in diesem Fall würde es aus meiner Sicht an ein Wunder grenzen, wenn wir nicht noch vielviel mehr von Youssoufa Moukoko hören.

Youssoufa Moukoko erhält ein besonderes Geburtstagsgeschenk; Verzehr in der Kabine nicht ausgeschlossen. Währenddessen ernähren sich James Lawrence und Sebastian Ohlsson vorbildlich.
Quellen: Instagram-Stories von Moukoko und Lawrence.

Morgen um 19.00 ist die Mitgliederversammlung., Diese Info ist sicher für die meisten Leser der Lage nichts Neues. Bitte erscheint zahlreich. Es gibt auch einige nicht uninteressante Anträge zu diskutieren. Genaueres hierzu findet ihr beim magischerfcblog (hier und hier) und auch Maik hat sich dazu geäußert. Schaut mal rein.
Dann gab es ja leider auch noch diesen Kick in Aue. Wer sich das nochmal antun möchte, kann das VdS– und das NdS-Gespräch hören oder beim magischerfcblog nachlesen. Wenn ihr mal was von Siegen lesen wollt, dann müsst ihr bei Verein am Wochenende reinschauen, obwohl die Ausbeute auch da eher dürftig ist.
Wird also mal wieder dringend Zeit für drei Punkte!

Forza!

//Tim

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