Fehlen dem FC St. Pauli Führungsspieler?

Fehlen dem FC St. Pauli Führungsspieler?

Es ist ein Vorwurf, der den FC St. Pauli seit Jahren begleitet, vor allem dann, wenn es sportlich nicht rund läuft. Und da es seit Jahren sportlich nicht rund läuft, ist der Vorwurf „Dem FCSP fehlt es an Führungsspielern“ auch seit Jahren aktuell. Aber ist das so? Dafür müssen wir herausfinden, was einen Führungsspieler überhaupt ausmacht. Und danach schauen wir mal, soweit es von außen überhaupt möglich ist, wer die Führungsspieler beim FCSP waren und aktuell sind oder sein könnten.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Anforderungsprofil – Was ist ein Führungsspieler?

Grundsätzlich hat sich die Rolle von Führungsspielern in den letzten 20 Jahren massiv geändert. Früher waren es ältere Spieler, die diese Rolle für sich beanspruchten und häufig beinhaltete das auch, dass jüngere Spieler deren Schuhe putzen mussten. Das ist lange vorbei. Und da sind sich die meisten einig, dass es so etwas nicht mehr braucht, damit ein Team funktioniert. Aber was genau macht einen Führungsspieler aus? Gibt es eine Art Anforderungsprofil, die dieser erfüllen muss?

Entsprechend zu anderen Branchen hat sich auch die Führungsrolle im Fußballteams massiv geändert. Vor gut zehn Jahren war diese Veränderung im Fußball durchaus präsent in den Medien. Zu empfehlen sind da zwei Texte, die die gleiche Veränderung beschreiben, jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Mathias Klappenbach hat sich für die ZEIT mit dem Aussterben der Aggressive Leader befasst. In dem Text kommen auch Spieler zu Wort, die deutlich machen, dass sich etwas verändert. In Bezug auf diese sich verändernde Rolle sagte zum Beispiel Lewis Holtby „Jetzt reift eine Generation heran, in der das Kollektiv an Bedeutung gewinnt. Wir pushen uns gegenseitig, und wir jungen Spieler sind gewillt, Verantwortung zu übernehmen.“

Seinetwegen wurde in Deutschland der Begriff „Aggressive Leader“ populär – Mark van Bommel stilecht gegen Lukas Podolski.
(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Zum gleichen Ergebnis, aber aus einem anderen Blickwinkel, kommt Tobias Escher, der 2011 auf spielverlagerung,de den Artikel „Kommunikation statt Leitwölfe“ veröffentlichte. Er beschreibt, wie die sich ändernde Taktik im Fußball den Grundstein für sich ändernde Hierarchien in Fußballteams sorgen. Wo früher einzelne Spieler Freiheiten genossen, sind heute gruppentaktische Prinzipien (allen voran die Raumdeckung) wichtiger geworden:

„Ein einzelner Leitwolf ist demnach kein Garant mehr für fußballerischen Erfolg, Kommunikation muss zwischen allen Spielern gleichberechtigt stattfinden. Aus sportpsychologischer Sicht sind deshalb flache Hierarchien und mündige Profis erstrebenswert.“

Tobias Escher auf spielverlagerung.de

Die Recherche zum Thema Führungsspieler im Fußball bzw. der Frage, was das Anforderungsprofil dieser Rolle ist, hat mich vor massive Probleme gestellt. Denn wenn ihr in eine Suchmaschine die Worte „Führungsspieler“ und „Fußball“ eingebt, dann bekommt ihr viele, sehr viele, sehr sehr viele Texte aus der Rubrik „XYZ fehlt es an Führungsspielern“ oder „XYZ muss nun Verantwortung übernehmen„. Was alle diese Texte eint, ist das Fehlen der Definition von Führungsspielern. Vielmehr scheint es häufig nur abgedroschenes Phrasengeballer von Sportjournalisten zu sein, die „Führungsspieler-Frage“ zu stellen, wenn es bei Spielern oder ganzen Teams nicht läuft. Aber mehr als heiße Luft und die üblichen „Verantwortung übernehmen“ und „gehört zu den erfahrenen Spielern“ kommt dabei nicht heraus. Ein Anforderungsprofil oder eine Idee davon, wie Spieler „Verantwortung übernehmen“ können, fehlt solchen Texten meist.

Die drei Faktoren, die aus Spielern Führungsspieler machen

Daher müssen wir zuerst mal ein Anforderungsprofil entwickeln. Ich habe einige Texte gefunden, darunter eine wissenschaftliche Studie, bessergesagt eine Doktorarbeit. Verfasst hat sie Hans-Dieter Tippenhauer, in NRW auch besser bekannt als „Tippi“. Tippenhauer war zwischen 1978 und 1983 Trainer in Düsseldorf, Bielefeld, Uerdingen und Dortmund. Seine Dissertation trägt den schönen Titel Der wahrgenommene Einfluss von Führungsspielern in der Fußball-Bundesliga. Interessant: Nicht nur der Einfluss von Führungsspielern auf das Team, sondern auch auf den Trainer und die Medien wird in dieser Arbeit untersucht. Ergebnis: Meist haben Teams drei bis vier Führungsspieler. Diese haben einen sehr großen Einfluss auf die Leistung eines Teams. Den stärksten Einfluss haben sie laut der Studie auf ihre Mitspieler, gefolgt vom Trainer und den Medien. Und diese Hierarchiebildung in Teams tut diesen gut, zeigt die Auswertung eines Fragenkatalogs an Spieler, Trainer und sportlich Verantwortliche, dem Herzstück der Studie:

Diese Hierarchiebildung wird klar positiv bewertet, ist folglich erwünscht und sowohl aus der Sicht der Akteure als auch aus Sicht der professionellen Beobachter ein maßgeblicher Einflussfaktor

Hans-Dieter Tippenhauer, Der wahrgenommene Einfluss von Führungsspielern in der Fußball-Bundesliga

In dieser Arbeit werden auch detailliert die Faktoren herausgearbeitet, die beeinflussen, ob ein Spieler ein Führungsspieler sein kann, was mich für diesen Artikel interessiert. Ganz kurz zusammengefasst sind es drei Faktoren, welche die Führungsqualitäten von Spielern beeinflussen:

  • Persönlichkeit
  • Feldposition
  • Leistung

Nach Olfert und Steinbruch (1998) ist die Persönlichkeit von ‚Menschen von vorrangiger Bedeutung, um ein Team zu führen, genauer „Wenn seine Mitarbeiter ihn als sachkundig, sicher, gerecht, kontakt- und führungsfähig ansehen, verfügt er über eine solide Ausgangsbasis.„.
Zur Feldposition lohnt sich der Blick auf eine Studie aus dem Handball: „Die Einnahme der Rückraumspielerposition erfordert einerseits Führungsqualitäten im Rahmen bestimmter taktischer Systeme sowie die Fähigkeit zur verbalen Steuerung der Spieler.“ (Cachay, 1978). Es wird deutlich, dass die Führung eines Teams vor allem dann funktioniert, wenn ein Spieler seine Mitspieler auch verbal führen kann, was besser funktioniert, wenn dieser Spieler seine Mitspieler vor sich hat. Das ist eine recht simple, aber wichtige Feststellung. Überlegt mal, wer aus Eurer Sicht ein Führungsspieler ist und überlegt dann, welche Position dieser Spieler bekleidet.
Den Faktor Leistung beschreibt Matthias Sammer in einem kicker-Interview (von dem ich dieses Zitat habe, aber leider keinen Link) ziemlich gut. Und auch sonst bringt er das Anforderungsprofil an Führungsspieler auf den Punkt):

Nur wer gute Leistungen bringt, kann auch Führungsspieler sein und in dieser Rolle Verantwortung übernehmen. Das ist das allerwichtigste Kriterium. Er muss Einzelkämpfer aber keinesfalls Egoist sein. Der Einzelkämpfer will der Mannschaft helfen. Er erkennt früh Strömungen, muss aufwecken, beruhigen, neue Wege finden und aufzeigen. Oft sind das Dinge, die konträr zum Einheitsdenken der Gruppe sind. Darum muss der Einzelkämpfer immer mit Gegenwind, mit Schwierigkeiten rechnen. Vom Verein, der Stärke demonstrieren will. Von Mitspielern, die vielleicht nicht gleich seine Beweggründe verstehen. Und auch von den Medien. Es gibt zwei Typen von Führungsspielern, den verbal zurückhaltenden, der intern aktiv ist, und den, der sich auch an die Öffentlichkeit traut. Für beide gilt: Man braucht ein unglaubliches Maß an Willen, Kraft und Durchsetzungsvermögen. Man muss charakterlich stabil sein, um mit der Situation klarzukommen.

Matthias Sammer 2006 im Interview mit dem kicker
Sicherlich ein Führungsspieler: Matthias Sammer
(Photo by Bernd Lauter/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Nachgefragt bei einem, der es wissen muss

Nun sind die Studie, die Aussage von Matthias Sammer, und auch die verlinkten Artikel bereits ein paar Jahre älter. Daher wollte ich wissen, ob und wie sich die Ansprüche an und die Bedeutung von Führungsspielern geändert hat. Dazu hat mir Ralph Gunesch, der das sowohl aus Sicht des Spielers, Trainers und Berichterstatters einschätzen kann, ein paar Fragen beantwortet.

Also: Was macht einen guten Führungsspieler aus, Ralph?

Es ist eine Kombination aus vielen Eigenschaften. Es steht und fällt aber alles mit der sportlichen Leistung. Ein Führungsspieler muss jemand sein, der leistungstechnisch herausragt. Es muss ein Spieler sein, der ein Team trägt und prägt.
Dazu wird die entsprechende Persönlichkeit benötigt, die Fähigkeit strategisch zu denken, weil du als Spieler Entscheidungen alleine auf dem Feld treffen musst, ohne den Trainer. Aber du musst die Spielidee des Trainers auf dem Platz umsetzen, dem Team die dafür notwendige Struktur geben.

Ralph Gunesch über Eigenschaften von Führungsspielern

Das ist eine ziemlich identische Antwort zu der von Matthias Sammer und da ich das nun verbrieft und versiegelt von zwei Experten gelesen habe, können wir damit das Anforderungsprofil verfeinern: Die wichtigste Grundvoraussetzung, um Führungsspieler zu sein, ist die sportliche Leistung – und sie müssen die Fähigkeit besitzen, über die eigene Spielweise hinaus, die Spielweise des gesamten Teams zu betrachten.
Was aber passiert, wenn Führungsspieler in einem Team fehlen? Gunesch: „Wenn Du niemanden auf dem Platz hast, der Dein Spiel ordnet, dann funktioniert es einfach nicht. Besonders heutzutage, wo das Spiel immer schneller wird, brauchst Du eine ordnende Hand auf dem Platz.„. Ein eingespieltes Team könne „zwar kurzfristig ohne Führungsspieler die Leistung bringen, aber nicht dauerhaft“ da die „tragende Leistungssäule“ im Team fehle, so Gunesch.
Bei der Frage nach der idealen Anzahl an Führungsspielern verweist Gunesch darauf, dass man im „Idealfall eine Achse an Führungsspielern“ haben solle, die den einzelnen Mannschaftsteilen die nötige Struktur geben. Gunesch zählt also auch die Offensivspieler zu Führungsspielern, schränkt aber etwas ein („Ein richtig guter Box-to-Box-Spieler, und damit meine ich jemanden wie N’Golo Kante (Anm.: spielt beim FC Chelsea), kann sowohl der Offensive als auch der Defensive diese Struktur geben„).

Da stehste erstmal bedröppelt da, wenn der Gegner feiert, selbst als Führungsspieler. Ralph Gunesch und Fabian Boll bestaunen die Fürther Jubelposen.
(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images/via One Football)

Führungsspieler beim FC St. Pauli – Ein subjektiver Rückblick

Auch wenn es aufgrund der weiter oben im Text genannten Punkte schwierig ist die wirklichen Führungsspieler in Teams zu identifizieren, wenn man nicht Teil des Teams ist, möchte ich es trotzdem versuchen. Wir können die Diskussion zu dieser Liste gerne in den Kommentaren fortführen. Ich habe jedenfalls eine Liste zu Führungsspielern des FCSP der letzten 10 Jahre entworfen:

  • Fabian Boll
  • Timo Schultz
  • Sören Gonther
  • Leo Østigård
  • Lasse Sobiech
  • Fabio Morena
  • Bernd Nehrig
  • Ralph Gunesch
  • Johannes Flum
  • Mats Møller Dæhli
  • Sebastian Schachten
  • Marius Ebbers

Fällt Euch bei dieser Liste etwas auf? Genau, es sind fast ausschließlich defensive Mittelfeldspieler oder Innenverteidiger. Der auch in der Öffentlichkeit klarste Führungsspieler der letzten 10 Jahre ist sicherlich Fabian Boll. Ohnehin war das damals eine ganze Reihe von Führungsspielern, die zusammen in die 1.Liga aufgestiegen sind. Timo Schultz und Fabio Morena tauchen z.B. in dieser Liste auf. Auch Ralph Gunesch zähle ich dazu. Sieht er sich denn selbst auch so?
Das Team damals hatte eine ziemlich klare Hierachie. Ich nenne sie mal flach, aber auf hohem Niveau. Boller und Ebbe waren schon die klaren Anführer. Fabio (Anm.: Morena) als Kapitän auch. Dahinter kam eine Reihe von Spielern, die ich als Hilfs-Sheriffs bezeichnen würde. Dazu zähle ich Flo Bruns und Schulle, der ne ganz eigene Form von Führungsspieler war, da er ja nicht immer gespielt hat, aber trotzdem diese Rolle übernahm. Zu den Hilfs-Sheriffs zähle ich mich auch. Da war jeder auf seine eigene Art und Weise wichtig. Grundsätzlich wurde damals bei der Kaderzusammensetzung vieles richtig gemacht.
Gunesch zählt also auch Marius Ebbers zu den Führungsspielern (den hatte ich nicht aufgeführt). Und er, als Teil des Teams, sollte es wissen. Entsprechend habe ich ihn in der Liste hinzugefügt. Im Podcast zur Aufstiegssaison könnt ihr noch mehr zu der besonderen Rolle von Ebbers hören.

Unumstrittene Führungsspieler einer goldenen FCSP-Generation: Fabian Boll und Marius Ebbers.
(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Machen wir uns nix vor, das waren goldene Zeiten damals. So ein Team wieder zu entwickeln ist sicher das Ziel von Trainern und Sportchefs in jedem Klub. Aber es ist ungemein schwierig. Und vielleicht erklärt das auch, warum die Diskussion um fehlende Führungsspieler besonders beim FC St. Pauli seit Jahren intensiv geführt wird – der Vergleich, der Anker den wir setzen, ist die Truppe um Boll und Ebbers. Und diesen Vergleich kannst du nicht gewinnen. Da würden viele Teams die selbe Diskussion führen, wenn das der allgemeine Vergleichswert ist. Übrigens finde ich diese Gruppe besonders spannend, da Timo Schultz gegen Ende seiner Karriere ja definitiv kein Stammspieler mehr gewesen ist, aber trotzdem weiterhin eine Führungsposition im Team innehatte.

Mit dem Abstieg aus der 1.Liga und dem Ende der Karrieren von Schultz/Boll und dem Wechsel von Morena zu Sandhausen, wurde die Hierarchie im Team neu zusammengesetzt. Aber was sollte nach dieser goldenen Zeit noch kommen? Es war zu erwarten, dass Sören Gonther, Sebastian Schachten und Bernd Nehrig diese Rolle nicht so ausfüllen konnten. Das lag auch daran, dass Gonther und Nehrig das Anforderungsprofil in Sachen Leistung aufgrund von Verletzungen gar nicht erfüllen konnten. Bei Schachten habe ich lange überlegt, ob ich ihn überhaupt in die Liste aufnehme, da er mir eher unter dem Stichwort „Motzen“ in Erinnerung ist. Ob er damit wirklich eine Führungsrolle im Team innehatte? Nach außen hin wirkte es durch die Lautstärke auf dem Platz so.
Nicht in der Liste taucht zum Beispiel Jan-Philipp Kalla auf. Auch hier ist es das persönliche Empfinden, dass er sicherlich für die richtigen Werte steht, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er ein Lautsprecher im Team gewesen ist. Zusätzlich hat er sich seine gesamte Karriere über auch immer dann, wenn er sich im Team festgespielt hatte, verletzt.

In dieser Liste fehlt auch Christopher Buchtmann. Vor allem aufgrund von immer wiederkehrenden Verletzungen kann er diese Rolle, die er selbst gerne innehätte, nicht übernehmen. Aber auch als er fit war, habe ich ihn nicht als Führungsspieler des FCSP betrachtet. Das mag im Team und auch sonst anders wahrgenommen werden. Ich persönlich halte den Faktor „Leistung“ aber für enorm wichtig, um im Team ein gewisses Standing zu haben und dieses anzuführen.
Edit: Aus ähnlichen Gründen fehlt leider auch Sami Allagui in dieser Liste. Der konnte den Vorschusslorbeeren bzw. den Ansprüchen, die an ihn bei seinem Wechsel gestellt wurden, nie richtig gerecht werden. Auch deshalb, weil er leistungsmäßig sicher nicht so performed hat wie gewüscht, aber eben auch kein „Lautsprecher“ ist. Zumindest auf dem Platz war er es nicht. Das kann in der Kabine ganz anders ausgesehen haben.

Zwar nicht unbedingt ein Lautsprecher in der Öffentlichkeit (vielleicht aber im Team?), dafür aber leistungsmäßig und auch von der Position her, war Lasse Sobiech definitiv ein Führungsspieler. Aber als er diese Rolle im Team übernommen hatte, folgte der Wechsel nach Köln. Als Nachfolger und direkten Ersatz kündigte Uwe Stöver Marvin Knoll an und nannte „Führungsqualitäten“ als Stärke. Sicher eine Rolle, die Knoll sowohl spielerisch, aber auch aufgrund seiner Persönlichkeit niemals erfüllen konnte und kann. Aber entsprechend zu den Äußerungen von Stöver wurde Knoll medial sofort als Führungsspieler des Teams angesehen.

Unumstrittener Führungsspieler beim FCSP bis zu seinem Weggang: Lasse Sobiech
(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Zu dieser Zeit war Johannes Flum bereits Teil des Teams. Ein klarer Führungsspieler. So wurde er auch angekündigt, seine Charakterstärke wurde angepriesen. Nur: Für einen Führungsspieler hat er in den Jahren beim FCSP wenig Spielzeit sammeln können, auch weil er leistungsmäßig nicht herausragte. Schade, ich habe von Flum als „Aggressive Leader“ immer viel gehalten (was aber nicht über die fehlende Geschwindigkeit hinwegtäuschte).
Vor allem mit Leistung konnte sich Mats Møller Dæhli aus meiner Sicht in eine Führungsrolle spielen. Denn aus meiner Sicht macht einen Führungsspieler auf dem Platz auch aus, dass er immer den Ball haben will, auch in schwierigen Situationen. Und diese Rolle nahm Mats definitiv ein, kurz bevor er wechselte.
Das erinnert mich daran wie ich vor vielen Jahren mit 18 urplötzlich Stammspieler bei den Senioren in der Landesliga wurde. Der Zehner dort hat mich mit den Worten begrüßt „Wenn Du nicht weißt, wo Du hinspielen sollst, dann spiel mich an.“ Und so ist es gewesen, ich habe ihn ständig angespielt und er hat die Verantwortung auch in schwierigen Situationen übernommen. Das war damals für mich der absolute Führungsspieler. Entsprechend sind Spieler, die auf dem Platz immer den Ball verlangen aus meiner Sicht immer als Führungsspieler anzusehen.

In der letzten Saison hat sich dann Leo Østigård noch zum Führungsspieler aufgeschwungen und damit gleich mal nachgewiesen, dass das Alter keine Rolle spielt, wenn Leistung und Persönlichkeit stimmen. Schade, sehr schade, dass er diese Rolle nicht dauerhaft beim FCSP übernehmen konnte.

Und wer übernimmt diese Rolle im aktuellen Kader?

Alle aufgelisteten Führungsspieler sind nicht mehr Teil des FCSP-Kaders. Aber wer übernimmt im aktuellen Kader die Rolle der Führungsspieler? Im Mannschaftsrat befinden sich momentan Robin Himmelmann, Daniel Buballa, Christopher Avevor, Philipp Ziereis und Marvin Knoll.
Wenn ihr ehrlich sind und die sportliche Leistung zu Grunde legen, so wie Sammer und Gunesch es tun, dann dünnt sich die Anzahl an möglichen Führungsspielern merklich aus Die drei Letztgenannten haben für alle spürbar mehr mit der eigenen Leistung, denn mit der Führung des Teams zu tun, wobei ich persönlich Marvin Knoll diese Rolle am ehesten zugestehen würde.
Daniel Buballa und Robin Himmelmann sind nicht als Lautsprecher bekannt. Und besonders Himmelmann hatte vor fast genau einem Jahr eine öffentlich geführte Diskussion mit Jos Luhukay in Bezug auf seine Rolle als Führungsspieler. Am schwierigsten ist von außen die Einschätzung von Daniel Buballa als Führungsspieler. Denn Spielzeit und Mentalität im Spiel passen, zwar ist auch er kein Lautsprecher, aber er „schweigt“ sich auch nicht durch die Spiele. Ob er aber ein Führungsspieler ist, hängt auch von der täglichen Trainingsarbeit ab, die wir natürlich nicht mitbekommen.
Den Anspruch ein Führungsspieler zu sein, hat auch Sebastian Ohlsson diese Woche klar erhoben. Aber trotz der passenden Leistung und dem Prädikat „Musterprofi“, welches er vom Trainer bekommt, zählt er wohl auch zur Kategorie „kein Lautsprecher“.

Zurück zur Frage: Fehlen dem FC St. Pauli Führungsspieler?

Ich kenne die intere Hierachie des Teams nicht. Trotzdem halte ich den Kader in Bezug auf die Anzahl an Führungsspielern für zu dünn besetzt, da viele der Spieler, die diese Rolle übernehmen könnten, aktuell eher mit sich selbst beschäftigt sind. Der einzige Spieler, dem ich eine klare Führungsrolle im Kader zugestehe ist James Lawrence. Dem aber immerhin so richtig. Hoffen wir mal, dass er weiterhin unverletzt bleibt. Um die Frage im Titel dieses Textes deutlich zu beantworten: Ja, dem FC St. Pauli fehlt es an Führungsspielern. An Spielern, die konstant gute Leistungen zeigen und dadurch in eine Führungsrolle reinwachsen können, welche sie dann mit ihrer Persönlichkeit ausfüllen können. Klar: Den Vergleich mit Boll & Co kannste nicht gewinnen, aber selbst, wenn man die Messlatte auf ein Mindestmaß runterschraubt, ist da noch Lust. Ich gehe davon aus, dass sich die Verantwortlichen dieser Situation bewusst sind und daran arbeiten, dass sich dies ändert.

Aber dieses Problem ist nicht nur auf St. Pauli akut. Ralph Gunesch hat hierzu eine klare Meinung: „Bei der Ausbildung von Nachwuchsspielern in Deutschland wurde in den letzten Jahren der Fokus nicht unbedingt auf Führungsqualitäten gelegt. Daher sind aktuell alle Teams auf der Suche nach Spielern mit Qualitäten aus dieser Richtung„.
Das passt ziemlich genau mit dem zusammen, was Stefan Kuntz, Trainer der DFB-U21-Auswahl kürzlich im „kicker meets DAZN“-Podcast in Bezug auf die Talentförderung in Deutschland erzählte:

Vielleicht sind nicht nur Sprintwerte und Dribblings relevant, vielleicht gibt es auch so was wie ‚Soft Skills‘. Zum Beispiel einen Matchplan zu verfolgen, individuell auch eigenständige Entscheidungen auf dem Platz treffen zu können, wenn der Matchplan mal nicht greift, oder eine gewisse Form von Disziplin zu haben.

Stefan Kuntz im „kicker meets DAZN„-Podcast

Kein Wunder also, dass der aktuelle FCSP-Kader nicht nur den Vergleich mit der „Goldenen Generation“ um Fabian Boll, Marius Ebbers & Co nicht gewinnen kann. Denn das Problem der fehlenden Führungsspieler scheint ein Strukturelles zu sein, was aktuell deutschlandweit auftritt.
Das wurde auch bereits im NLZ des FC St. Pauli erkannt. Dort wird ein spezielles Führungsspieler-Coaching gemacht. Doch bis aus den Spielern, die jetzt gerade in den NLZ’s ausgebildet werden, Führungsspieler werden können, müssen wir mit dieser Diskussion wohl noch einige Jahre leben. Der aktuelle Kader und das Trainer-Team müssen vorerst die Führungsspieler aus sich selbst heraus entwickeln.

// Tim

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33 thoughts on “Fehlen dem FC St. Pauli Führungsspieler?

  1. Also da haben wir nur eine bedingte Probengröße, aber in der Offensive könnte sich Kyereh zu einem Führungsspieler entwickeln. Also Leistungstechnisch würde ich schon sagen, dass das passen könnte. Die Qualifikation mit immer den Ball wollen ist schwierig aber aus meiner Sicht ist er auf jeden Fall häufig der Fokus in unserer Offensive. Also ich glaube r hat zumindest Potential zu einem Führungsspieler

  2. Danke. Wieder einmal sehr fundiert und weit über den Tellerrand hinaus. Schön, dass es hier wenigstens das zu lesen gibt, was Andere so partout nicht hinkriegen (wollen).

    Wir hatten die Führungsspieler Problematik gestern im Verzäll Nix Pod auch gerade am Wickel. Für mich taugt da im derzeitigen Team trotz gewisser mannschaftataktischer Defizite am ehesten Rodrigo Zalazar.
    Deine Einschätzung zu Knoll teile ich vollumfänglich. Jackson spielt sicher eine gewichtige Rolle, bringt das leider aber leistungstechnisch (derzeit?) nicht auf den Platz. Könnte aber eine Art Schulle der JetztZeit sein.

    Flumi ist jetzt in Freiburg in der U23 wohl ein Führungsspieler. Hier hat es aus meiner Sicht dann nicht gereicht, ähnlich wie bei Schnecke. Dennoch wichtige Spieler für ein Mannschaftsgefüge und tolle Typen. Die Mischung macht’s, wusste weiland schon Thomas Tuchel zu berichten (#rukebreakerVideo).

    1. Ja, bei Zalazar könnte das in eine ähnliche Richtung wie bei Leo gehen. Allerdings verweist Sammer auch zurecht darauf, dass die Disziplin ein wichtiger Faktor ist. Da schließe ich auch taktische disziplin mit ein. Und auch die Fähigkeit über das eigene Spiel hinaus das Team zu ordnen (wie Ralph es formuliert). Da bin ich nicht so sicher, ob das für Zalazar machbar ist.

      1. Wenn man deinen Kriterienkatalog zugrundlegt und ihn Punkt für Punkt abarbeiten, dann reicht das sicher (noch) nicht. Gefühlt ist er allerdings derjenige, der auf dem Platz vorangeht und sichtlich die vielzitierte Verantwortung übernimmt und sich auch nicht versteckt, wenn er mal ‚Mist baut‘.

        1. Ja, hast Du recht. Nachdem Meckerecke auch auf ihn aufmerksam machte, muss ich mein eigenes Bild vom Team in der Hinsicht vielleicht nochmal etwas justieren.

  3. Was ist denn mit RodriGOAL Zalazar?
    Der schnappt sich ganz selbstverständlich den Ball für Elfmeter und marschiert immer vorne weg. Wenn die Sprachbarriere überwunden ist könnte er in solch eine Rolle reinwachsen. Okay, dann ist er wohl wieder weg.
    Max Dittgen? Ein Vorbild am Einsatz, ist in ein paar Jahren sicher auch ein Kandidat eine Mannschaft anzutreiben.
    Sebastian Schachten ist meiner Meinung definitiv richtig in Deiner Liste. Nie aufgeben, sich immer den Hintern aufreißen hat ihm ausgezeichnet.
    Für mich sind die wichtigsten Eigenschaften eines Führungsspielers dieser unbarmherzigen Wille ein Spiel zu gewinnen, egal wie aussichtslos du zurück liegst. Kampfschwein wäre deshalb für mich eine der wichtigsten Eigenschaften die es benötigt sich Führungsspielers nennen zu dürfen.

    1. Ja, HeLuecht hat da eine ähnliche Ansicht zu Zalazar. Klar, wer sich in der Nachspielzeit den Ball zum Elfmeter schnappt, der übernimmt massiv Verantwortung und gehört eigentlich da mit rein. Aber wie ich auch schon HeLuecht antwortete, sind (taktische) Disziplin und auch der Blick über das eigene Spiel hinaus auf das Spiel des gesamten Teams wichtig. Da sehe ich ihn (noch) nicht als Führungsspieler.
      Bei Schachten war der Wille unbändig, ja. Ich persönlich habe ihn aber eher weniger als Antreiber sondern eher als Motzer wahrgenommen. Kann aber auch sein, dass ich da ein falsches Bild habe.
      Max Dittgen, mmmh, nee, den sehe ich nicht als Führungsspieler. Du hast aber recht, er ist jemand der sich den Hintern aufreisst. Aber ob er damit auch automatisch seine Teamkollegen führt oder mal führen kann? Mal sehen.

      1. Dittgen sehe ich da ebensowenig wie Kyereh oder Becker. Da reicht das Gesamtpaket mMn nicht. Ob Lawrence eine Führungsrolle zuteil werden kann? Da habe ich meine LEISEN Zweifel. Wichtiger Spieler, Stabilitätsfaktor, ja.

        1. Ich sehe bei Lawrence etwas, was ich seit Jahren beim FCSP vermisst habe: Er coacht seine Mitspieler auf dem Platz. Für mich ein klarer führungsspieler.

          1. Argument accepted. Mir fehlt bis dato allerdings noch die verlässliche Leistung als Komponente. Kommt jetzt ja hoffentlich, wenn er verletzungsfrei bleibt. Da habe ich ja Sorge, ohne dass ich das wirklich konkret begründen könnte. Bauchgefühl & Spökenkiekerei eben.

    1. Oh ja, stimmt. Der war so etwas wie das fehlende Puzzle-Stück zum Aufstieg und hat ja uch später in Köln gezeigt, dass er ein absoluter Führungsspieler ist.

  4. Moin Moin,
    Ich würde auch Matthias Lehmann dazu zählen. Der hat mir immer gut gefallen aufm Platz und hat in zwei Jahren 13 Tore und 9 Vorlagen gemacht. Find ich gut für n defensiven Mittelfeldspieler.
    Forza!

    1. Ach ja, der Lehmann… Damals hab ich mich immer drauf gefreut, wenn eigene Ecken vom Gegner rausgeköpft wurden, damit Lehmann ihn gleich wieder aufs Tor feuern konnte. Irgendwie ist das ja dann auch ein Standardtor.

  5. Super Aufarbeitung, großartig, vielen Dank! 🙂

    Zwei Punkte möchte ich anmerken/anregen/ergänzen (klar gibt es immer Ausnahmen und wie Du so gut beschreibst, braucht es auch vor allem Spieler die, äh, mitziehen:
    (1) Die Position (i.V.m. Leistung)
    Sie spielt m.E. auch eine Rolle bzgl.
    (1a) Anzahl der Aktionen
    Ein zentraler Spieler hat m.E. durchschnittlich mehr Aktionen als ein Aussenspieler. Ähnlich verhält es sich beim Stürmer. Klar gibt es auch Spiele, die nicht so laufen, aber i.d.R. …
    (1b) Bedeutung und Sichtbarkeit der Aktionen
    Ein Innenverteidiger und ein (defensiver) Mittelfeldspieler haben i.d.R. wesentlich bedeutendere Aktionen. Dazu kommt, dass deren Aktionen i.d.R. sichtbarer und damit auch von den Mitspielern (und Gegnern!) leichter in ihrer Bedeutung einzuordnen. Dies führt dazu, dass sich die Mitspieler ggf. leichter mitreissen lassen.
    Gibt es ein z.B. einen Disput z.B. mit Gegenspielern und/oder Schiedsrichter, dann sind einige Positionen häufiger weiter entfernt als andere. Da kommt dann z.B. ein Buballa von hinten Links gar nicht rechtzeitig hin.

    Hier wäre es mal interessant welche Position denn tendenziell welche und wieviele Aktionen mit sich bringt. Damit könnten dann ggf. meine obigen Thesen belegt werden.

    (2) Buballa als IV
    In der IV kommen Buballas Führungsqualitäten m.E. besser zur Geltung (s. 1)

    Puh, gar nicht so einfach das vernünftig und sauber zu strukturieren und damit diskutabel zu machen :-/

    1. Kommt ganz auf die Spielweise an, ob ein zentraler Spieler mehr Aktionen als ein Außenspieler hat. In einer Viererkette, die über Außen den Durchbruch erzwingen möchte, ist das sicher nicht der Fall.
      Ich meine auch, dass ein IV wesentlich weniger sichtbare Aktionen hat, als andere Spieler.
      In Bezug auf die Wichtigkeit der Position sehe ich eher den Bereich „Coaching“ der Mitspieler als Grund dafür, dass zentrale Spieler eher die Rolle des Führungsspielers übernehmen.

      1. Klar kommt es auch auf das konkrete Spiel (manchmal mehr über Aussen als mittig) an, es geht mir hier aber um die generelle Tendenz: Die Wahrscheinlichkeit von wirksamen Aktionen (=wahrgenommene Leistung). Da erhöht m.E. eine zentrale Position die Wahrscheinlichkeit für wirksame Aktionen (=Leistung).

        Jegliches „Coaching“ bringt tendenziell weniger (überhaupt etwas?), wenn dazu die klar erkennbaren, wirksamen Aktionen (Leistung) fehlen. Das können natürlich auch Aktionen sein, die „normalen“ ZuschauerInnen entgehen, aber für die Spieler auf dem Platz deutlich wahrnehmbar sind.

        Somit bezieht sich die Bedeutung (und Sichtbarkeit) und die Anzahl von Aktionen in meiner obigen Ausführung auf die Wahrscheinlichkeit dieser.
        Natürlich kann das nicht allein, sondern sollte in dem von Dir aufgezeigten Gesamtpaket betrachtet werden. Habe sie nur hervorgehoben, um zu ergänzen/anzuregen.

        zu (1b) Bedeutung (und Sichtbarkeit) der Aktion(en) (=Leistung)
        Habe bei meiner obigen Ausführung das Beispiel vor Augen, dass eine verhinderte Flanke i.d.R. (!) weniger Aufmerksamkeit bekommt/Wirkung entfaltet, als die souveräne Klärung/ein souveräner Zweikampf in der Mitte kurz vorm Einschuss.
        Sinngemäß: Da können noch zig Dinger in den 5er fliegen, datt bringt nix.
        Dazu kommt dann noch: Wird vom Gegner taktisch umgestellt und mehr durch die Mitte gespielt, dann kommt der Aussenspieler i.d.R. wesentlich seltener zur Geltung, aber der IV bekommt weiterhin die Möglichkeit wichtige Akzente (=Leistung) zu setzen (Anzahl der bedeutenden bzw. wirksamen Aktionen –> Leistung).

        …und natürlich handelt es sich, wie Eingangs geschrieben, immer um ein Bündel von auch sehr unterschiedlichen Aspekten und da sehe ich bzgl. Leistung auf dem Platz, die Wahrscheinlichkeit für gelungene (=wirksame) Aktionen, als einen wichtigen Bestandteil u.a. i.V.m. mit dem von Dir beschriebenen Coaching: Wahrgenommene Leistung als Voraussetzung für gutes Coaching.

  6. Danke für den wirklich guten Artikel.

    Wie ja schon von einigen erwähnt, fehlte mir auch gleich Matze Lehmann. Für mich einer der ganz klaren Führungsspieler in seinen Teams.

    Und bei ihm z.B. sieht man m.E. auch ganz gut, dass es nicht nur oder vornehmlich um „Lautsprecher“ geht. Ein Führungsspieler braucht m.E. Souveränität und Ausstrahlung – und vor allem Akzeptanz in der Mannschaft. Das muss nicht zwangsläufig auch derjenige sein, der am lautesten ist. Knoll ist für mich so ein Gegenbeispiel. Sicher ist er Lautsprecher, sicher „will“ er. Aber m.E. hat er nicht die Attitude und Souveränität um einer auch von ihm gewollten Führungsrolle in ähnlicher Weise wie Lehmann, Boll oder selbst Flum nachkommen zu können. Das wirkt bei ihm immer ein wenig nach „gewollt und nicht gekonnt“.

    Ich seh auch vornehmlich Lawrence bei uns als jemand, der sich auch kurzfristig zum uneingeschränkten Führungsspieler entwickeln kann. Ein fitter Burgstaller wäre auch so jemand.
    Ansonsten hoffe ich darauf, dass wir insbesondere in der zentralen MF-Position in naher Zukunft wieder jemand mit diesen Fähigkeiten haben werden.

  7. Ein heikles aber sehr interessantes Thema. Ein Führungsspieler „entwickelt“ sich innerhalb des Kaders. Ich denke, soweit sind sich alle einig. Meine Wahrnehmung, wer denn aus dem aktuellen Kader in diese Rolle reinwachsen könnte, ist bisher noch gar nicht genannt worden (oder ich hab’s überlesen)
    Benatelli.
    Wirkt auf mich jederzeit Herr der Lage. Völlig unaufgeregt, immer den Kopf oben und aus meiner Sicht, durchaus ein Stratege. Hatte unter Luhukay sicherlich eine schwierige Phase zu überstehen. Nicht der Lauteste im Team, könnte aber der Anker der jungen Spieler werden. Dazu Lawrence und, sollte er wieder spielfähig sein, Burgstaller. Sollten die irgendwann gemeinsam mehrere Spiele am Stück machen, hätten wir wahrscheinlich eine Führungsachse. Bin gespannt.

    1. Mmh, ja da könnte sich was entwickeln, sehe ich ähnlich. Vor allem die Achse Lawrence/Burgstaller sehe ich (auch nach diversen Rückmeldungen) auch.
      Ich denke aber, dass es auf der Sechs einen anderen Fußballer geben muss. Benatelli kann diese Rolle nicht ausfüllen

      1. Ich widerum denke, dass wir dermaßen hohe Geschwindigkeit im Kader haben, dass ein Spieler wie Benatelli dem Gesamtkonstrukt (sorry für das Wort) durchaus Sicherheit geben kann. Ne Doppel 6 mit Benatelli und einem robusten Nebenmann (Ohlsson?) hätte aus meiner Sicht etwas.

        Sozusagen als ruhender Pol, der bei auch mal die Geige rausholt. Nur Schlagzeuger, denen in brenzligen Situationen die Virtuosität abgeht, die sich am eigen Spiel berauschen und mit dem Kopf durch die Wand wollen, werden auf Dauer nicht erfolgreich sein. Benatelli als Taktgeber sollte aus meiner Sicht das Ziel sein. Ich glaube dem fehlt so ein bisschen die Wertschätzung – auch innerhalb der Fanszene. Dann könnte er der Anker- (im Volkspark heißt das Säulen-) spieler werden. Bei mir wäre er, glaube ich, gesetzt.

        1. Ich bin vielleicht eine von den Personen, bei denen er nicht die WErtschätzung hat. Als er zu Beginn 2020 in Fürth auf den Platz kam, hat er mir sehr imponiert. Aber inzwischen habe ich festegestellt, dass die Passstärke Benatellis nicht daher rührt, weil er wirklich passstark ist, sondern weil er kein Risiko mit den Pässen eingeht und dann nur selten Vorwärtspässe dabei herauskommen. Vielleicht ist das ein, wie von Dir schön beschrieben, gutes GEgengewicht zu den Virtuosen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ineffektiv. Vielmehr könnte ich mir tatsächlich auch Ohlsson auf der Sechs vorstellen.
          Ich lasse mich aber gerne umstimmen. Heute Abend zum Beispiel 😉

  8. Ich komme darauf zurück. Dir/uns viel Spaß heute Abend – auch ergebnistechnisch. Spielerisch wirds eh wieder ein Augenschmaus im Gegensatz zu den letzten Jahren.

  9. In deiner Liste der Führungsspieler fehlt mir eindeutig ein Klaus Thomforde.
    Nein, der spielte nicht zentral defensiv oder in der Innenverteidigung, war aber trotzdem auch bei den eigenen Stürmern noch zu hören. Und Leistung hat er eigentlich auch meist gebracht, dazu spielte er elendig lange für diesen Verein – alles Faktoren, die ihn imho zu einem klaren Führungsspieler gemacht haben.

    1. Na klar war das ein Führungsspieler. Aber wie Dir vielleicht aufgefallen ist, starte ich die Liste ab der Generation Boll. Sonst würden ja noch weitere (Stani, Truller, Pröpper) fehlen.

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