Lage am Millerntor – 18.Dezember 2020

Lage am Millerntor – 18.Dezember 2020

Heute keine Einleitung, die Mitgliederversammlung war lang genug. Und am Sonntag zählen eh nur drei Punkte.

+++ Update +++
Sowohl der Vorbericht zum Spiel in Düsseldorf als auch eine weitere Betrachtung zum abgesagten Spiel in Würzburg sind jetzt online.
Und natürlich, wie jeden Tag, unser Adventskalender.

FCSP News

Nach Würzburg und vor Düsseldorf

Die Absage in Würzburg schlägt weiter Wellen, mindestens hinter den Kulissen. Die DFL hatte eine zeitnahe Neuansetzung angekündigt, zumindest bisher ist da noch nichts passiert.

Das von Würzburg eigenmächtig bereits mit „muss ausfallen“ abgesagte morgige Spiel in Darmstadt wird aller Voraussicht nach stattfinden, zumindest Stand jetzt. (Kicker)

Tims Vorbericht zum Spiel erscheint voraussichtlich erst morgen, bis dahin könnt Ihr aber schon mal beim Kicker vorbeischauen, was der zur jüngsten Erfolgsserie der Fortunen schreibt.

Bilder vom gestrigen Training: (Twitter)

Neuverpflichtung

Das dürfte nun wirklich niemanden mehr überrascht haben, dementsprechend war es nur eine Frage des genauen Datums der Veröffentlichung: Der FCSP hat mit Adam Dźwigała einen neuen Innenverteidiger verpflichtet, der theoretisch sofort einsatzbereit wäre.
Tim sprach für das ausführliche Spielerprofil mit dem polnischen Sportjournalisten Micha Trela über dessen Einschätzung unseres Neuzugangs. (Der Text ist auch auf Englisch verfügbar.)

Mitgliederversammlung 2020

(Folgender Text von Maik)
Das war sie also, die erste digitale Mitgliederversammlung der Vereinsgeschichte. Zu Beginn waren 641 stimmberechtigte Mitglieder dabei, die Abstimmungswerte zum Ende hin lassen darauf schließen, dass die Zahl zumindest nicht mehr deutlich anstieg.

Seien wir ehrlich: Für einen Verein mit 31.000 Mitgliedern ist das (bei aller fehlender Brisanz) einfach viel zu wenig. Und es ist auch einfach null Argument dafür, zukünftig erneut auf diese Durchführungsform zu setzen. Wenn man sich mal in Erinnerung ruft, wie laut die Rufe in der Vergangenheit nach einer digitalen Möglichkeit waren, für all die Menschen die weiter entfernt wohnen – dann hätten da deutlich mehr Personen anwesend sein müssen.

Technisch hat das hingegen alles ziemlich gut geklappt. Eine leichte Verwirrung im Chat, weil Beiträge zunächst unten drunter, dann oben drüber und irgendwann mittendrin eingefügt wurden, aber das fällt wohl unter Kinderkrankheiten.
Die Videoübertragung lief hier auf zwei Endgeräten (für zwei Mitglieder) parallel mit etwa einer halben Sekunde Zeitunterschied und sehr stabil, der Ton war absolut okay und auch das Abstimmungstool scheint fehlerfrei funktioniert zu haben.

Wenn man etwas verbessern kann, dann die Nutzung des Chats.
Dieser wurde nur „gefiltert“ für alle angezeigt. Einerseits ist es natürlich grundsätzlich sinnvoll, um Quatschbeiträge oder „Ich möchte meine Mama grüßen!“-Statements nicht für alle sichtbar zu machen und dadurch die Lesbarkeit komplett zu zerstören. Andererseits: Wenn sich hier jemand anderes als der Versammlungsleiter anmaßt zu entscheiden, was durch kommt und was nicht, ist man wahrscheinlich schon wieder auf dünnem Eis. Und respektvoll ist es auch nicht, wenn man meint, über das Zulassen von Wortbeiträgen des höchsten Organs des Vereins entscheiden zu können.
Schwierige und sensible Geschichte, die in meiner Wahrnehmung von der Technik und dem Versammlungsleiter Dr.Kristian Heiser sehr gut gelöst wurde – auch wenn ich natürlich nicht beurteilen kann, was alles nicht durch ging.
Allerdings ist es dann sicher auch ein Lernprozess für die Mitgliederversammlung, die mit diesem Chat lernen muss umzugehen und die verstehen muss, dass das zwar „Chat“ heißt, aber eben nicht mit ähnlichen Funktionen in Meeting-Tools oder auf Social Media zu verwechseln ist.

Klar, auch auf den Präsenzveranstaltungen gibt es Wortbeiträge, die einem Großteil der Anwesenden nur noch ein genervtes Stöhnen entlockt. Gefühlt war der Anteil solcher Beiträge gestern aber schon deutlich höher als sonst, für das Zählen von wirklich konstruktiv, kritischen Fragen brauchte man hingegen höchstens eine halbe Hand und in meiner Wahrnehmung nicht mehr Finger als bei einer normalen MV. Sondern sogar eher weniger.

Das inhaltlich Wichtige wurde bereits auf den beiden Mitgliederinfoabenden vorab erläutert, wo zumindest gefühlt die Qualität der Fragen dann doch deutlich besser war. Da wir über beide Abende auch schon berichtet haben, spare ich mir die Wiederholung und verweise auf die Vereinshomepage, die die wichtigsten Informationen im Bericht des Präsidiums und des Aufsichtsrates wiedergibt. Außerdem hat der MagischeFC-Blog quasi bereits zugesichert, bis Heiligabend das gewohnt ausführliche Protokoll nachzuliefern.

Schlagzeilen machen dürfte heute (auch, weil das eben als Pressemitteilung versendet wurde) der Verlust von 0,56 Mio€ in der Vorsaison. Nach neun Jahren erstmals wieder so einen (überschaubaren) Verlust zu schreiben, ist in Pandemiezeiten sicher noch absolut im Rahmen, aber es ist natürlich auch klar, dass auch das aktuelle Geschäftsjahr kein finanziell fantastisches wird. Alle Profivereinen in allen Sportarten kämpfen momentan ums Überleben, da ist der FCSP keine Ausnahme. Aufgrund des sehr guten wirtschaften der letzten Jahre haben wir aber vielleicht eine etwas ruhigere Ausgangssituation als andere. Mehr dazu auch im Text auf der Vereinshomepage zu den Finanzen.

Etwas in die Länge zog sich der Abend dann in der „Aussprache“ zum Präsidiumsbericht, wo dann doch auch Fragen gestellt wurden, die man hätte nicht stellen müssen, wenn man auf den Infoabenden vorab zugegen gewesen wäre (zugegeben, dazu gibt es keine Verpflichtung) oder man zumindest die einschlägige Berichterstattung darüber verfolgt hätte.

Den Preis für das größte Kopfschütteln des Abends bekamen dann aber zwei Dringlichkeitsanträge.
Der erste wollte mal wieder das Thema „HVV bei Eintrittskarten inkludieren“ aufbringen – kann man machen, dann aber bitte als normalen Antrag, inhaltlich gut vorbereitet und mit Argumenten. Das ist einfach kein Dringlichkeitsantrag, sondern ein Thema, welches man gerne diskutieren kann – aber dann muss man das im Vorfeld tun. Und natürlich wäre es da auch hilfreich gewesen, wenn man sich dahingehend in die Materie eingearbeitet hätte, was diesbezüglich in den vergangenen Jahren bereits alles diskutiert und entschieden wurde.

Der zweite Dringlichkeitsantrag forderte dann die Entlassung / Absetzung / sofortige Exekution von Oke Göttlich und Andreas Bornemann aufgrund von anhaltender sportlicher Erfolglosigkeit. Bitte verzeiht die Polemik, aber so einen bescheuerten Schwachsinn auch noch mit 63 Ja-Stimmen als „Dringlich“ zu bewerten – nee, verstehe ich nicht. Das ist dem höchsten Organ des FC St.Pauli nicht würdig.
Das Präsidium wird vom Aufsichtsrat vorgeschlagen und von der Mitgliederversammlung gewählt. Wenn ich der Meinung bin, das Präsidium oder der Präsident vertreten diesen Verein nicht mehr bestmöglich, dann habe ich innerhalb eines Vereins bestimmte satzungsgemäße Vorgaben, um Schritte einzuleiten. Beim FCSP wäre dies über den Aufsichtsrat möglich – aber auch dann müsste ich das doch bitte im Vorfeld solch einer Versammlung entsprechend vorbereiten.
(Und das die MV natürlich keinerlei Weisungsbefugnis für das Amt des Sportchefs hat… ach, lassen wir das.)

Machen Facebook / Twitter / das Internet uns alle wirklich so dumm / unbedarft / naiv / [Wort Eurer Wahl], dass wir solche Abläufe nicht mehr überblicken können und glauben, eine spontan rausgeprügelte Chat-Nachricht mit meinem Unmut über den Tabellenplatz reicht wirklich als Rechtfertigung für das Absetzen eines Vereinspräsidenten?
Klar, unterm Strich ist das alles Demokratie und der Antrag wurde dementsprechend demokratisch und krachend abgelehnt, das können und müssen wir als Verein und als Mitgliederversammlung natürlich aushalten.
Aber in meiner Vorstellung wäre es auf einer Präsenzveranstaltung zu beiden Anträgen eher nicht gekommen. Nicht, weil ich inhaltlich dagegen bin, sondern weil sie eben keine Dringlichkeitsanträge sind. Und das hätten die Antragssteller (ausschließlich männliche Form bewusst gewählt) dann hoffentlich auch vor Ort anhand der Atmosphäre irgendwie mitbekommen – oder das daneben sitzende Mitglied hätte sie vielleicht dezent beiseite genommen und sie darauf hingewiesen, dass das alles nicht so richtig zu Ende gedacht ist.

Nochmals: Das ist natürlich jammern auf hohem Niveau und immerhin sorgte das alles ja auch für die ein oder andere Erheiterung in parallel stattfindenden Privatchats, aber als Argument für zukünftige digitale oder hybride Veranstaltungen kann zumindest ich den gestrigen Abend nicht sehen.

Sehr schade ist natürlich, dass die Ehrungen nicht wie gewohnt durchgeführt werden konnten. Für einige sicher nicht so schlimm, für mich ist das wirklich immer etwas, dass mir zeigt, dass wir eben nicht irgendeine Fußball-AG sind, sondern ein wirklicher (Sport)Verein.
Nachvollziehbar natürlich, dass die Ehrungen nur auf der Homepage vermeldet wurden und dann auf der AOMV im Mai nachgeholt werden. Stellvertretend möchte ich hier die bronzene Ehrennadel für Markus Krämer erwähnen. Für immer mit Dir, Paupi, hoffentlich bis bald mal wieder. Alle Ehrungen findet Ihr hier.

Vielen Dank an alle, die zu dieser unterm Strich absolut reibungslosen Durchführung beigetragen haben, insbesondere an die beiden Gebärdensprachendolmetscherinnen und den Versammlungsleiter. Und Braun-Weiß-Rote Herzen gehen raus an Sandra Schwedler, die nach einer vorherigen „Frage“ zu gendergerechter Sprache („Gibt es im Verein nur noch Paulianerinnen und keine Paulianer mehr?“) nicht völlig unsachlich „SANKT!!!“ in die Kamera brüllt, wie ich es getan hätte, sondern ruhig und höflich vor ihrer Rede betont, dass sie selbstverständlich auch gendern werde. <3

Neue Termine

Wie gelangweilt und desinteressiert man heutzutage zur Kenntnis nimmt, was einem früher schlaflose Nächte bereitet hat: Die DFL hat mal wieder neue Termine bekannt gegeben, wir haben unseren Kalender für die Spieltage 16 – 18 aktualisiert. Aufpassen müsste man ganz vielleicht nur beim Spiel gegen Bochum, welches an einem Donnerstag um 20.30h stattfindet. Der Rest ist halt irgendwann am Wochenende.

Fanszene News

Wenn Ihr heute noch schnell bestellt, sind die Klamotten vom besten Fanladen der Welt hoffentlich bis Weihnachten da: (Twitter)

Döntjes

TuS Appen darf NPD-Chef ausschließen

Wir hatten ja kürzlich die Frage aufgeworfen, wie man mit der BILD umgehen sollte – als Fanszene und als Verein. Wie wir jetzt von der BILD zur NPD kommen, wissen wir auch nicht so genau, aber vielleicht fällt Euch da ja was zu ein. Jedenfalls hat der TuS Appen ja nun schon seit 2015 versucht, einen NPD-Funktionär aus dem Verein auszuschließen – und nach fünf Jahren Rechtsstreit ist dies nun auch endlich erfolgreich ausgefochten und bestätigt. (NDR)

Interessant ist dies natürlich auch dahingehend, dass es immer wieder Forderungen gibt, auch den Hamburger Innensenator Andy Grote (SPD) aus dem FCSP auszuschließen – und angesichts des langwierigen Appener Wegs dürfte klar sein, dass uns dies auf formalem Wege nicht gelingen wird, und vielleicht ist das sogar irgendwie okay. Nein, bei allem Unmut, die SPD ist nicht die NPD, klar.
Es bleibt aber natürlich dabei, dass jede*r Einzelne von uns immer und bei jeder sich bietenden Gelegenheit von der freien Meinungsäußerung Gebrauch machen kann, um Herrn Grote mitzuteilen, dass man sich sehr freuen würde, wenn er seine Mitgliedsbeiträge an den FCSP zukünftig anderen Verwendungszwecken zuführen würde.

Defensiv zu stabil für den Weltfußballer 2020

Eine Abwehr aus Granit, ihr kennt das… den Gegner durch permanentes Tore verhindern zermürben und so. (Twitter)

Zu guter Letzt

Wenn Ihr noch 18 Sekunden habt – gönnt Euch! (Twitter)

Bleibt gesund!
// Tim & Maik

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3 thoughts on “Lage am Millerntor – 18.Dezember 2020

  1. Danke für die kompetente und knackige Zusammenfassung der gestrigen MV. Mir fiel noch auf, dass Kristian öfter auf den ja für alle lesbaren Chat verwies, um sich kurz vor einer Abstimmung noch ein Meinungsbild zu machen. Da standen dann aber eben nicht alle Kommentare, weil gefiltert, oder sie kamen erst direkt vor dem Abstimmungstool oder gar erst danach auf den Bildschirm.
    Jammern auf hohem Niveau – war ich vorab ein großer Befürworter von online- oder hybrid-MVs, kann ich nun mit Fug und Recht behaupten: braucht kein Mensch! 98 % der Chat-Beiträge wären in einer Präsenz-Veranstaltung nicht als Wortbeitrag gekommen. Und das völlig zu Recht!

    1. Danke Dir!

      Vielleicht braucht es ja tatsächlich auch für die Teilnehmenden etwas Übung – aber das gestern war schon ziemlich desillusionierend und halt oftmals eher eine Facebook-Kommentarspalte. Und wenn dann insgesamt weniger Leute teilnehmen als im Schnitt täglich die Lage lesen… nee, dann bleibt man wahrscheinlich besser bei ausschließlich Präsenzveranstaltungen, sehe ich auch so.
      Mal schauen, ob es den Antrag im Mai geben wird.

      1. Guter Text danke dafür.
        Ich war bis gestern großer Befürworter von Hybrid. Bin aber im Moment durch mit dem Thema. Geht ja heute bei Facebook ähnlich weiter….
        Angesehen davon, ist es im Präsenz natürlich von absoluten Vorteil, das man ggf in eine Diskussion kommt. Man sich 5 Minuten austauscht Thema durch und nicht 10 Einträge Rotz lesen muss. Möchte gar nicht wissen, was so gefiltert wurde.

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