Lage am Millerntor – 22.März 2021

Lage am Millerntor – 22.März 2021

Wenn wir jetzt sogar schon solche Spiele gewinnen, wer soll uns dann noch stoppen? Rückrundentabellenführer, Auswärts quasi unbesiegbar… Köln, Schalke und Hertha müssen den zweiten und dritten Platz nächste Saison dann halt unter sich ausmachen. Guten Morgen!
(Titelbild: Peter Böhmer)

FCSP News

Das ganz große Glück in Osnabrück

Der erste Sieg in Osnabrück seit 1991, als Klaus „Erfinder des Übersteigers“ Ottens in der 90.Minute einen Elfmeter zum 1:0 verwandelte. Der ausführliche Spielbericht von Tim ist bereits online, daher beschränke ich mich auf das Wesentliche bzw. drei strittige Schiedsrichter-Entscheidungen:
Der Strafstoß war für mich relativ klar, das beim Grätschen angewinkelte Bein von Trapp berührt Marmoush am Standbein, welches dadurch weggezogen wird. Ist das der klarste Elfmeter der Geschichte? Sicher nicht, zumal in vielen Kameraperspektiven dieser Kontakt auch nicht so leicht erkennbar ist. Trotzdem ist er für mich eben da und wer sich auf das Standbein von Marmoush konzentriert sieht eben auch, dass das nicht mal eben so nach rechts wegrutschen kann und es ist somit erst recht keine klare Fehlentscheidung. Hätte der VAR eingegriffen, wenn Schiri Thomsen nicht auf Strafstoß entschieden hätte? Schwierig, mit Tendenz zu „eher nicht“.
Bei einer anderen Situation im Strafraum kam Guido Burgstaller im Strafraum auf halbrechts zu Fall (75.), was beim AFM-Radio für einen kleinen Regel-Exkurs in Sachen „Ball gespielt“ sorgte. Für mich spielt Beermann hier klar den Ball und trifft danach Burgstaller. Natürlich hat Wolf Recht, wenn er sagt, dass die Berührung des Balles kein Freibrief für alles Folgende ist – allerdings ist in dieser Situation für mich der folgende Kontakt klar aus der fließenden Bewegung des vorherigen Ballkontakts heraus und somit ein Paradebeispiel für „Ball gespielt“. In anderen Fällen, insbesondere mit höherer Intensität und Rücksichtslosigkeit mag das anders aussehen. Als Beispiel würde ich hier das Derby und den zurückgenommenen Elfer damals anführen, da hätte ich „Ball gespielt“ nicht gelten lassen.
Und schließlich das vermeintliche 0:3: Ich hatte es schon mal in einer VAR-Diskussion bei Collinas Erben gesagt: Für mich verstoßen die kalibrierten Linien gegen den „Geist der Regeln“. Es ist hier für das menschliche Auge nicht ersichtlich, wo Marmoush da im Abseits gewesen sein soll, alle Bilder lassen klar auf gleiche Höhe schließen. Erinnern wir uns kurz, wofür die Regel gedacht ist: Da soll kein Spieler einen Vorteil erlangen, weil er bräsig im Strafraum wartet, bis alle fünf Minuten mal ein Ball vorbei kommt. Natürlich hat sich das Spiel entwickelt, ist schneller geworden, die Abseitsfalle ist ein wichtiges taktisches Defensivelement. Aber wenn es nach mir geht, sollte hier wieder mehr Macht in die Hände der Assistenten gegeben werden, die doch in einem erstaunlich hohen Prozentsatz von Fällen richtig liegen – und auch die sollten nur bei „klaren Fehlentscheidungen“ überstimmt werden. Dafür bedarf es dann mehr als ein paar Millimeter und die habe ich hier nicht gesehen.
Aber nun: Schöne Länderspielpause, hoffentlich bleiben alle gesund und die Verletzung von Sebastian Ohlsson erweist sich als nicht schwer. Und die privaten Gründen aufgrund derer Daniel Buballa gestern nicht dabei war, sind hoffentlich erfreuliche.

Happy Birthday, Svend!

Svend Arvid Stanislaw Brodersen wird heute 23 Jahre alt. Mit vier Jahren fing er an für Braun-Weiß die Buffer zu schnüren und tut dies (mit einer kleinen Unterbrechung beim ETV) bis heute.
Happy Birthday und alles Gute, Svend!

(c) Peter Böhmer

Lage der Liga

Der Freitag brachte gleich mal eine kuriose Schlussphase: Der SC Paderborn empfing den Karlsruher SC und führte in der 88.Minute mit 2:1. Bis dahin hatten zwei abgefälschte Distanzschüsse den Pausenrückstand gedreht. Jetzt aber fiel der Ex-Paderborner Philip Hofmann im Strafraum und bekam den Strafstoß und trat selbst an – doch Zingerle verhindert den Ausgleich! In der 90.Minute bekommt dann Jamilu Collins beim SCP Gelb-Rot – wegen Zeitspiel beim Einwurf! Und in der 93.Minute grätscht dann ein anderer Ex-Paderborner, Babacar Gueye, den Ball nach flacher Hereingabe aus zwei Metern doch noch zum Ausgleich über die Linie (und hebt dann entschuldigend die Arme, weil er gegen seinen Ex-Klub nicht jubeln will…).
Am Samstag gewann der Vizestadtmeister (jetzt: 49 Punkte) durch zwei Tore von Tim Leibold mit 2:0 gegen den 1.FC Heidenheim. Leibold war ja nur für sein Nachtreten gegen Burgstaller mit einer Sperre belegt worden und nicht für das Interview danach und war deswegen wieder spielberechtigt. (Nein, keine empörten Kommentare nötig, war nur Spaß. Wenn wir anfangen würden für dusselige Statements nach Spielschluss zu sperren…)
Im Tabellenkeller sammelte Eintracht Braunschweig (26P) mit dem 1:1 (1:1) immerhin einen Punkt gegen Darmstadt 98. Den Ausgleich erzielte Nick Proschwitz per Elfmeter – und hätte sich dann beim zweiten Strafstoß kurze Zeit später vielleicht für die andere Ecke entscheiden sollen, denn Schuhen konnte spektakulär parieren und boxte dann den abprallenden Ball auch noch so gegen den heranstürmenden Proschwitz, dass der Ball ins Toraus ging.
Aber dieser Punkt ist vielleicht wertvoller als er aussieht, denn der 17. vom SV Sandhausen (22P) verlor bei Erzgebirge Aue mit 0:2 (0:0). Besonders bitter, weil bei den durch Corona dezimierten Erzgebirgern mehr drin war und der SVS in der 1.Halbzeit das klar bessere Team war.
Am Sonntag konnten die Würzburger Kickers ihre Halbzeitführung gegen Jahn Regensburg nicht ins Ziel bringen, mit dem 1:1 verharren sie mit 16 Punkten auf dem letzten Platz.
Die SpVgg Fürth (47P) hingegen sah nach Halbzeitführung im Derby gegen den 1.FC Nürnberg (29P) sogar lange wie der Verlierer aus, konnte dann aber in der Nachspielzeit mit dem 2:2 immerhin noch einen Punkt einsammeln.
Heute Abend beenden Fortuna Düsseldorf und der VfL Bochum (48P) den Spieltag, die Gäste würden mit einem Sieg wieder an die Tabellenspitze springen.

Leihspieler Watch

Am Samstag gastierte Türkgücü beim MSV Duisburg, Yiyoung Park spielte 90 Minuten auf der rechten Außenverteidigerposition. 2:0 führten die Gäste zur Pause – dann traf Aziz Bouhaddouz erst zum Anschluss (47.), wird in der 65. im Strafraum gefoult (2:2 durch Stoppelkamp) und in der 88. ausgewechselt für Orhan Ademi. Und der erzielt in der 89.Minute für die abstiegsbedrohten Wedauer den wichtigen 3:2-Siegtreffer.
Apropos Abstiegsbedroht: 1.FC Magdeburg gegen 1.FC Kaiserslautern. Bei den Gastgebern fehlt Maximilian Franzke weiter verletzt (erst sieben Saisoneinsätze), bei den Pfälzern wurde Marvin Senger in der 69. eingewechselt und sammelte dann noch eine von insgesamt sieben(!) Gelben Karte für die Gäste ein – konnte aber am 1:0 für Magdeburg aus der 56.Minute auch nichts mehr ändern. Während Magdeburg damit auf 31 Punkte klettert und nur noch einen Punkt Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz hat, beträgt dieser Abstand für „die Region“ (26P) jetzt schon sechs Zähler.
Und aus dem Keller nicht raus kommt auch Ersin Zehir mit dem VfB Lübeck. Zehir spielte im Sturm beim 2:2 (1:2) gegen den SC Verl durch, der Ausgleich durch Ex-Kiezkicker Yannick Deichmann in der 80.Minute brachte aber eben auch nur den 26.Punkt der Saison ein, womit man in Lübeck jetzt punktgleich mit Kaiserslautern ist. Hätte man vor der Saison vielleicht so angenommen, ist aber aktuell einfach zu wenig.
Beim SV Wehen Wiesbaden fehlte Florian Carstens weiter verletzt, Kevin Lankford wurde in Zwickau beim Stand von 1:1 in der 66.Minute eingewechselt, Zwickau gewann aber durch ein Tor in der 86.Minute mit 2:1.
Jakub Bednarczyk stand beim 0:4 von Zaglebie Lubin gegen Legia Warschau nicht im Kader.

Leihspieler Watch 2020/21

SpielerSpieltageEinsätzeStartelfToreAssistGelbG/RRot
Yiyoung Park
(Türkgücü München)
38282200100
Ersin Zehir
(VfB Lübeck)
363022641000
Florian Carstens
(SV Wehen-Wiesbaden)
38292810611
Maximilian Franzke
(1.FC Magdeburg)
348611000
Jakub Bednarczyk
(Zaglebie Lubin)
288300000
Kevin Lankford
(SV Wehen-Wiesbaden)
18161123200
Marvin Senger
(1.FC Kaiserslautern)
1615810200

Fanszene News

Gleich zwei Events am Samstag

Das war ein durchaus beliebter Termin, dieser Samstagabend. Komplett öffentlich war das (nachträgliche) St.Patrick’s Day Konzert der Millerntor Brigade im Knust, welches digital verfolgt werden konnte. Und während Ihr die Facebook-Seite der Band momentan eher ignorieren solltet, da diese von Fremden übernommen wurde, gibt es das Konzert auf dem YouTube Kanal des Knust auch zum zeitsouveränen Nachschauen: (3h18m)

Dieses zeitsouveräne Anschauen ist auch deswegen so praktisch, weil knapp 100 Personen der Fanszene anderweitig beschäftigt waren, nämlich mit dem Fanclub Quiz, organisiert vom Fanclub-Sprecherrat, St.Pauli-Quiz und Fanladen.
22 Fanclubs konnten das Losverfahren zur Teilnahme überwinden und durften teilnehmen, durch den Abend führten charmant, kompetent und stocknüchtern Golle und Johnny, während Julian und Nils für den Fanladen an der Technik saßen und die komplexe Excel-Tabelle mit den Ergebnissen fütterten. Drei Runden mit je elf Fragen, alles organisiert über das Quiz-Tool Kahoot – und am Ende kam es so, wie es sicher eh allen vorher klar gewesen war:
Die feuchten Biber, bekanntlich ohnehin der weltbeste, attraktivste und kompetenteste Fanclub überhaupt, gewannen souverän und völlig verdient. Ich gratuliere Sandra, Spaddel, Hanzy und mir selbst, ganz starke Leistung von uns.
Ohne Wasser im Wein geht es aber natürlich nicht: Platz 2, Platz 2 und Platz 1 in den drei Runden lassen ebenso Luft nach oben wie der Fakt, dass die Musikrunde zwar gewonnen wurde, allerdings nur mit blamablen 10 von 11 Punkten. Dieser Skandal wird fanclubintern aufgearbeitet, personelle Konsequenzen sind nicht auszuschließen.
Danke an den FCSR, das St.Pauli-Quiz und den Fanladen, das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht und war super umgesetzt.

Video-Interview mit Wolf

Dirk Feustel ist Sportreporter in Franken und kommentiert das Fanradio des 1.FC Nürnberg. Auf seinem YouTube Kanal spricht er mit für ihn interessanten Personen und in der aktuellen Episode ist Wolf zu Gast, bekannt vom AFM-Radio und als Trainer unseres Blindenfußball-Teams. Über beide Themen wird in den gut 70 Minuten gesprochen, außerdem natürlich über den FCSP im Allgemeinen. (YouTube)

Döntjes

#SayTheirNames

Falls mal wieder jemand fragt, warum Fußball und Politik zusammen gehören und welche gesellschaftliche Verantwortung der Fußball tragen könnte, dürfte dieses Video der Frankfurter Eintracht als Paradebeispiel gelten. Wichtiger als die Aussagen der Spieler und Offiziellen (die auch gut und wichtig sind) sollte immer sein, was die direkt Betroffenen davon halten, in diesem Fall die Angehörigen – und die sprechen ja auch sehr deutlich für sich. (Twitter)
#SayTheirNames – Hanau

Training eines Frauenteams als Strafe

Heiko Vogel, Trainer bei Gladbachs U23, hatte bei einem Spiel das Schiedsrichter-Gespann beleidigt – und wahrscheinlich insbesondere die beiden Assistentinnen. Dafür war er vom Verband für zwei Spiele gesperrt und mit einer Geldstrafe belegt worden und soll zusätzlich auch noch Trainingseinheiten bei einem Frauen- oder Mädchenteam abhalten.
Wie sich das für die Spielerinnen oder deren Trainerteam anfühlt, hatte ich letzte Woche schon mal gefragt. Ähnlich, schärfer und ausführlicher formulieren es die Spielerinnen der 1. und 2.Bundesliga, hier stellvertretend im Offenen Brief von der Instagram-Seite von Nationalspielerin Alexandra Popp:

Zuschauer:innen bei Großevents 2021

Während die UEFA für die Europameisterschaft im Sommer aktuell weiter mit Fans plant (Details aber noch nicht bekannt gab), findet auch Olympia in Tokio wohl vor Fans statt – allerdings nur aus dem Inland, wie am Wochenende bekannt gegeben wurde. Es dürfte sich den Meisten, die nicht allzu quer denken, absolut erschließen, dass eine globale Anreise von Hunderttausenden in Pandemiezeiten keine gute Idee ist.
Die Frage allerdings ist, ob das olympische Turnier dann trotzdem durchgedrückt werden muss, wie es einige Profisportarten aktuell praktizieren, oder ob gerade Olympia nicht von der Magie des großen Happenings lebt, welches die Menschen dieses Planeten zusammenbringt.

Die Olympischen Spiele in Tokio werden zu einem sterilen Theater mit Trennwänden, Kontaktverboten und Zugangsbeschränkungen getrimmt. Der tiefere Sinn erschließt sich nicht mehr.

Thomas Hahn, SZ

Mehr Gedanken dazu in diesem Kommentar der Süddeutschen Zeitung von Thomas Hahn.

Stadioncheck

Ein bisschen Nerd-Kram am Montag: Die zehn größten Stadien mit nur drei Tribünen.
Spoiler: Ich war noch in keinem davon.
Und wer solche Videos mag, kann ja dann auch gleich den dazugehörigen YouTube Kanal abonnieren.
(YouTube)

Wenn Ihr nur…

…ein Bundesligahalbzeit in dieser Saison schauen wollt, empfehle ich Euch die Partie vom Samstag zwischen Eintracht Frankfurt und Union Berlin, und zwar Halbzeit eins. Vergebene Großchancen, strittige VAR-Entscheidungen, ein Eigentor des Jahres und sechs Tore. Als neutraler Zuschauer durchaus gut anzuschauen, und wenn es nur die Highlights sind. Am Ende 9:23 Torschüsse aber 5:2 für die Eintracht.

Zu guter Letzt

(Twitter)

Bleibt gesund!
// Maik

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6 thoughts on “Lage am Millerntor – 22.März 2021

  1. moin maik,

    man kann sich natürlich herllich über den VAR aufregen, aber grad bei abseits ist es doch eine klare schwarz/weiß entscheidung. also entweder ist es abseits oder eben nicht.

    ich widerspreche dir da wirklich nur sehr ungern, aber wo soll denn diese klare fehlentscheidung bei abseits anfangen? bei einem ganzen fuß im abseits? oder einem halben meter?…

    ps: der elfer war für mich auch recht eindeutig, er senst omar vielleicht nicht weg, aber nen kontakt war doch da

    1. Ja, schwierig mit dem „klar falsch“ beim Abseits, da hast Du schon recht.
      Für mich wäre es aber halt wie beim Foulspiel – wenn da eine kalibrierte Linie gebraucht wird, um festzustellen, ob die Entscheidung des Assistenten richtig oder falsch war, dann war sie nicht klar falsch.
      Normalerweise ist es „Schwarz/Weiß“, ja, wenn man aber mal darauf zurück geht, wofür die Regel mal gedacht war, würde ich mich von diesen Millimeter-Entscheidungen halt gerne verabschieden.
      Aber vielleicht schaue ich da zu sehr aus Sicht eines Schiedsrichters und es ist sinnvoller es so zu belassen, wie es ist.

  2. ja versteh ich schon, es nervt mittlerweile auch total wenn man nach gefühlt jedem zweiten tor erstmal warten muss ob jemand nen millimeter im abseits war.

    andererseits denke ich mir ist es als schiedsrichter doch einfacher dem spieler zu erklären abseits ja/nein, auch wenn knapp.
    und nicht erklären zu müssen abseits ja, aber so knapp also doch nein (komischer satz :))
    seh ich aber vielleicht wieder zu sehr aus spielersicht.
    es bleibt schwierig…

      1. Zumal, wer kann mir garantieren, dass in Köln tatsächlich der exakte Frame des Abspiels gefunden werden kann? In 99% der Abseitsentscheidungen wird dies keinen Unterschied machen. In dieser Situation, wo es maximal um ein paar Millimeter geht, allerdings schon und damit sollte ein Eingriff des VARs in meinen Augen nicht stattfinden.

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