Goodbye, Ryō!

Goodbye, Ryō!

Ach nö… manche Entwicklungen und damit verbundene Artikel sieht man kommen, will es aber nicht. 2015 wechselte Ryō Miyaichi zum FC St.Pauli und spielte sich schnell in unsere Herzen – jetzt geht die Reise hier für ihn zu Ende.
はじめまして、リョウ、元気に!
(Titelbild: Stefan Groenveld)

The story so far!

Mit 17 absolvierte er zunächst ein Probetraining bei Arsenal und anschließend bei Ajax Amsterdam, wo er sich das Bein brach. Arsene Wenger gab ihm trotzdem einen Vertrag in London und gerade 18 geworden wechselte er Anfang 2011 zum Arsenal FC. Dort kam er aber in den nächsten vier Jahren nur ein Mal in einem Pflichtspiel der ersten Mannschaft zum Einsatz und wurde immer nur von einer Leihe zur Nächsten geschickt. Feyenoord Rotterdam, Bolton Wanderers, Wigan Athletic, Twente Enschede. Liest sich alles ganz okay für einen so jungen Profi, aber wirklich heimisch wird man so natürlich nicht.
2015 wechselte er ablösefrei zum FC St.Pauli – und zog sich in der Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriss zu.

Dieser Absatz zeigt bereits die ganze Tragik. Und Tragik ist ja bekanntlich wie Liebe, nur eben ohne Happy End. 80 Pflichtspiele machte Ryō hier für unser erstes Team, hinzu kommen sechs Einsätze für die U23. In sechs Saisons.

The one and only!

Nach ein paar Kurzeinsätzen konnte er am 34.Spieltag der Saison 15/16 erstmals von Beginn an ran. Kaum zu glauben aus aktueller Warte, aber wir haben damals gewonnen obwohl es für uns an diesem Spieltag um nichts mehr ging. Gegen den 1.FC Kaiserslautern traf Ryō doppelt zum 5:2 (2:1) Sieg am Millerntor und gab auch noch eine Vorlage. Das obige Titelfoto ist an diesem Tag entstanden.
Ein Unterschiedsspieler, der uns in der Folgesaison nach dem erreichten Platz 4 doch ganz sicher im Aufstiegsrennen helfen würde. Diese Geschwindigkeit, diese Technik – Wahnsinn!

In der Saison 16/17 aber schwächelt nicht nur das Team, nach dem 27.Spieltag steht der FCSP auf Rang 17 – und Ryō kommt zwar auf 17 Ligaeinsätze, davon aber nur acht in der Startelf, zu oft fehlt er angeschlagen. Lediglich beim schlussendlich bedeutungslosen Sieg am 34.Spieltag (again) beim VfL Bochum trägt er sich mit einer Vorlage in die Scorerliste ein.

Es folgt die Saisonvorbereitung 2017 – und der zweite Kreuzbandriss.

„Als es zum zweiten Mal passiert ist, habe ich am nächsten Tag nur geheult, den Knall bei der Verletzung werde ich nie vergessen, ich dachte: Es ist vorbei.“

Ryō Miyaichi, Hamburger Abendblatt (€) im August 2018

In der Saison 17/18 macht er kein einziges Spiel. Und im April 2018 dann das, was auch bei vielen Fans endgültig zu Tränen führte: Kreuzbandriss Nummer 3. Wie kann man so viel Pech haben?
Doch es folgte ein kleines medizinisches Wunder. Er ließ sich nicht operieren sondern behandelte die Verletzung „konservativ“, wie es so schön heißt. Muskelaufbau, der das Knie stabil halten sollte. Es folgten seine beiden besten Jahre bei uns:

Herzlage, August 2020 / (c) Peter Böhmer

Schon die Vorbereitung 18/19 gelingt besser, er beginnt mit Spielen für die U23 und kommt im weiteren Verlauf immerhin auf 25 Einsätze, allerdings erneut nur acht in der Startelf. Fünf Tore gelingen, das wichtigste vielleicht gleich im ersten Einsatz beim FC Ingolstadt, als er als Einwechselspieler in der 82.Minute eine Steilvorlage von Ersin Zehir und einen Torwartfehler zum 1:0-Siegtreffer nutzen konnte.

Und schließlich DIE Saison des Ryō Miyaichi bei uns, 2019/20. 29 Einsätze, davon 28 in der Startelf. Zwar nur ein Tor, aber sieben Vorlagen und vor allem eine hohe Flexibilität in den Positionen. Die meisten Einsätze sind als Rechtsaußen vermerkt, aber auch im rechten Mittelfeld, als rechter Verteidiger, zentral und auf links wurde er eingesetzt. Bis ihn im Mai erneut eine Knieverletzung außer Gefecht setzen sollte, erlitten in einem Zweikampf gegen den 1.FC Heidenheim – und daraus resultierend das Ende seines Weges bei uns.

Die gesamte Saison 20/21 verpasste er, immerhin kam er letzten Sonntag im Heimspiel gegen Hannover 96 nochmal zu einer Einwechslung am Millerntor – vor leeren Rängen.

16.Mai 2021, letzter Auftritt am Millerntor. // (c) Peter Böhmer

Tschüss, Ryō!

Ach Ryō, es bricht mir das Herz.
Wann immer es in Deinen Jahren bei uns Fotos vom Training gab, ging mein erster Blick auf die Suche nach Dir. Während Fußballfans bei „Die Sonne scheint…“ schnell einen Darmstädter Fußballsong im Kopf haben, muss ich dabei zuerst immer an diese Fröhlichkeit denken, die Du auf dem Fußballplatz ausgestrahlt hast.
Aber bei jedem Zweikampf in Deinen Spielen zuckte ich zusammen, und hoffte, Du würdest der Grätsche ausweichen.
Ich wünsche Dir natürlich, dass Du einen neuen Verein findest und weiterhin diesem Beruf nachgehen kannst – und wenn das so ist, werde ich den Weg weiter verfolgen, ganz egal in welchem Land und welcher Liga. Vor allem anderen aber wünsche ich Dir Gesundheit.
Und ich hoffe, wir werden Deine Verabschiedung in einem vollen Millerntor noch nachholen können. Ich heule dann auch nicht, versprochen… im Gegensatz zu jetzt.
You’ll never walk alone!
// Maik

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9 thoughts on “Goodbye, Ryō!

  1. Mich macht es auch traurig.
    Dieses Lachen dieser positive Spirit das wird mir fehlen.
    Machs gut hoffentlich sehen wir dich irgendwo auf dem Platz wieder

  2. Ich werde ihn genauso vermissen! Danke Maik für deine schönen Worte. Er ist ein großer Kämpfer und dabei immer dieses mehr als sympathische Lächeln. Dazu dieses konzentrierte zusammen spielen mit seinen Mitspielern. Vor allem das mit #freemats hat mich immer sehr begeistert feiern lassen. Ich wünsche ihm das er gesund wieder auf spielt und das bis zu seinem Karriere Ende was noch in weiter Ferne liegt. Alles Gute Ryō ❤

  3. So long Ryō! Immer in Erinnerung bleibt dein Sprint am 22.02.2020 um einen Seitenwechsel der Rauten abzufangen…

  4. Sehr schöner Text zum Abschied. Wirklich traurig, dass es nach all den Rückschlägen nicht noch mal mit einer guten Saison für Ryō geklappt hat. Ein Spieler, der in Topform den Unterschied machen konnte. Für mich auch unvergessen sein nimmermüder Einsatz im Volkspark, als er eine Seitenverlagerung antizipiert und den Ball abgefangen hat, woraufhin Henk zum 1:0 einschießen konnte. Übrigens: „Hajimemashite“ sagt man auf Japanisch, wenn man sich zum ersten Mal sieht, und nicht zum Abschied 😉 *Nerd-Talk aus*

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