FC St. Pauli – Holstein Kiel 3:0 / Keiner spielt so’n Quark…

FC St. Pauli – Holstein Kiel 3:0 / Keiner spielt so’n Quark…

Kann man mal so machen. Und wir machen auch wieder und beginnen dann gleich mal mit ’nem Doppelbericht von „aus dem Stadion“ (hier, jetzt, von Maik) und der Spielanalyse (von Tim). Letztere folgt, wahrscheinlich aber erst morgen.

Das Drumherum

Einlass und Organisation

Für mich erfolgte die Anreise mit der U-Bahn und zum zeitlichen Einlasszeitraum 1, wir waren also gegen 12.00h am Stadion. Sowohl die Bahn selbst als auch die U-Bahn-Station waren deutlich leerer als sonst und man konnte die Abstände gut einhalten.

Die Schlangen vor den Eingängen waren zwar sehr lang, wurden aber auch rasch abgearbeitet. Erstaunlich war die Mega-Schlange vor Eingang 6 der Gegengeraden für den Mittelblock (Sitz 3/4, Steh D), die sich fast bis zur Budapester Straße erstreckte, während die Schlange vor dem ja weiter südlich liegenden Eingang 4 (Sitze 1/2, Steh C) nur wenige Meter lang war. Keine Ahnung, wie das zustande kam, die Anzahl Menschen für beide Eingänge müsste ja eigentlich nahezu gleich sein. Jedenfalls liefen draußen Ordner*innen mit Schildern an den Schlangen entlang und versuchten bestmöglich schon vorab zu sortieren.
Die Kontrolle auf den Ticketnamen ist bei den Online-Tickets teilweise etwas tricky, bei Apple muss man oben auf die drei kleinen Punkte klicken um mehr Details zu sehen und den Namen anzuzeigen, bei Android muss die Karte in die Liste verschoben werden, dann kann man weiter runter scrollen – dies sorgte wohl für einige blanke Nerven auf beiden Seiten, dürfte aber unterm Strich überall geregelt worden sein.

Im Stadion dann Schachbrettmuster auf den Sitzen und 1,50m Abstand auf den (markierten) Stehplätzen, was ja bereits im Test gegen Hertha auch recht gut funktionierte. Die Getränkestände im Gegengeraden-Bereich waren zwar vor dem Spiel sehr gut besucht, aber auch hier klappte alles recht gut, soweit ich das beurteilen kann.

In meinem Umfeld waren die Ordner*innen auch nicht genötigt, die Leute auf Maskenpflicht oder Abstände hinzuweisen, lediglich im Umlauf der GG musste wohl häufiger erklärt werden, dass Getränke und Essen nur auf dem Platz verzehrt werden dürfen, weil nur dort die Maske abgenommen werden darf. Kann man sinnvoll finden oder nicht, ist aber so Bestandteil des Sicherheitskonzeptes und es dürfte auch niemand dadurch wirklich Nachteile haben – es war nur ungewohnt.

Die Stimmung

Der erste Gänsehautmoment war wohl, als das Team zum aufwärmen raus kam und lautstark mit St.Pauli-Rufen begrüßt wurde, den zweiten gab es dann beim „Herz von St.Pauli“.
Eine schöne Idee aus meiner Sicht auch die Änderung im Ablaufplan, die Aufstellung deutlich nach vorne zu ziehen, so dass sie verlesen wird während die Spieler noch auf dem Feld sind. Ich fand es immer schon schade, dass die das in der Kabine verpassen.

Sehr angemessen wurde auch mit der Gedenkminute umgegangen, die gleich für Claus Bubke, Esther Bejarano und die Opfer der Überschwemmungen genutzt wurde, jeweils im Ankündigen zeitlich mit Stille für wenige Sekunden voneinander getrennt und dann für alle gemeinsam schweigend, gefolgt von einem lauten Applaus im Anschluss.

Und dann das Spiel. Natürlich war es so nicht das gleiche wie in einem vollen Millerntor. Man saß/stand in vielen Fällen nicht am eigentlichen Platz und/oder in der eigentlichen Bezugsgruppe, die gewachsenen Supportstrukturen (nicht nur auf der Süd) waren nicht gegeben und so viel Platz um einen herum ist ja auch immer noch merkwürdig beim Anfeuern.
Trotzdem funktionierte das recht gut und auch einigermaßen abwechslungsreich – wobei es die einzelnen Rufe/Gesänge auch aufgrund der Akustik vielleicht sogar etwas einfacher hatten, sich schnell zu Vielen zu verbreiten. „Aux Armes“ dürfte für viele immer noch ein schwieriges Thema sein – auch für mich gehört es zu den lieb gewonnenen Spieltagsritualen, die ich mit einem vollen Millerntor oder einem vollen Gästeblock verbinde. Da fühlt es sich (für mich) irgendwie falsch an, dies bei einem nur mit 30% gefüllten Stadion zu machen. Für andere aber offensichtlich nicht, und so wurde das dann eben auch gerufen, immerhin aus der Süd angestimmt.
Ich habe mich oft genug darüber geärgert, wenn andere (u.a.) USP für bestimmte Arten der Anfeuerung kritisiert haben und maße mir daher hier auch nicht an, dies zu kritisieren – ich entscheide hier jetzt nur für mich, lieber noch auf das erste gemeinsame „Aux Armes“ mit dem dann wirklich wieder vollen Stadion zu warten.

Und natürlich läuft dieses ganze „Stimmung“-Thema dann auch noch viel flüssiger, wenn man eine solch gute Leistung auf dem Rasen verfolgen darf und das eigene Team mit 3:0 gewinnt – inklusive zweier Anwärter auf das Tor des Monats, von dem leider nur einer zählte. Bei Kyerehs Treffer stand ich noch etwas ungläubig staunend herum und zögerte mit dem Jubel, weil ich Kyereh im Abseits wähnte – und mein Nebenmann fragte schon, ob er mich denn aufwecken müsse, als Schiedsrichter Arne Aarnink dann auch schon das Quadrat in die Luft malte. Das ist in diesem Fall natürlich wirklich absolut ärgerlich, ich behalte meine Minderheitenmeinung „pro VAR“ aber bei, zumindest wenn er denn zurückhaltend eingesetzt wird und wirklich nur klare Fehler korrigiert.
Und ja, das war halt Abseits, wenn auch knapp.

Aber auch so fiel ja noch das 3:0 und wir sind dann mal wieder Tabellenführer – übrigens erstmals seit dem 2.Spieltag 18/19, als wir nach Siegen in Magdeburg und gegen Darmstadt von der Spitze grüßten.

Einen schweren Stand über die gesamte Spielzeit hatte übrigens ein Nachwuchsspieler des KSV Holstein, der früher auch schon für einen anderen norddeutschen Verein gespielt hat und sich ein ums andere Mal von Philipp Ziereis zeigen lassen musste, dass diese Leistung so nicht für die 2.Bundesliga reicht.
Nach seiner Auswechslung widmeten ihm Teile des Block 1 (größtenteils ohne Haare) dann immerhin noch ein eigenes Ständchen: (Melodie: Mendocino)
(Twitter)

Zum Spiel gibt es natürlich auch einiges zu sagen, aber das überlasse ich dann gerne Tim.
Einfach mal glücklich sein.
// Maik

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15 thoughts on “FC St. Pauli – Holstein Kiel 3:0 / Keiner spielt so’n Quark…

  1. Fand die Stimmung ohne das Dauergesinge von USP wirklich gut!
    Auch wenn wieder 30.000 drin sind wäre es cool, wenn die Gegen und Nord mehr den Ton angeben und das Ganze mehr spielbezogen ist.

    1. Letztlich machst du hier genau das, was Maik in seinem Beitrag bewusst vermieden hat. Nämlich andere für ihr Supportverhalten zu kritisieren. Das war mehr oder weniger das erste Spiel seit fast 17 Monaten mit einer relativ großen Anzahl an Fans. Dazu gutes Wetter, starker Fußball und ein 3:0. Dafür war die Stimmung unter allen Umständen sicher ganz gut.
      Ich glaube aber, ich kann mir ganz gut ausmalen, wie sich in einem solchen Szenario die Stimmung gestalten würde, wenn der Alltag wieder einkehrt, es weiterhin keinen organisierten Support gibt, irgendwann im Herbst bei 8 Grad und Regen und einem schlechten 0:2.

      Es ist einfach unfassbar typisch und bezeichnend, dass die allerersten Beiträge und dem ersten „Drumherum“-Bericht ein Hieb Richtung Supportverhalten gewisser Gruppen sind. Konstrukiv ist dabei übrigens gar nichts, aber viele scheinen die oft gennanten Gräben schneller wieder aufreißen zu wollen, als vielen aus den angesprochenen Gruppen lieb ist. Wirklich schade.

      1. Dass Maik das bewusst vermieden hat heißt ja nicht, dass das in der Kommentarsektion nicht diskutiert werden darf. Und nach so einem Spiel bietet es sich halt an die alten Argumente „ohne USP wäre die Stimmung viel schlechter“ etc. aufzugreifen und zu überprüfen und das Ergebnis war gemessen an den Umständen sehr gut.

        Und ich finde auch meine Forderung nach mehr spielbezogener Stimmung als durchaus konstruktiv.

        Das war auch keine grundlegende Kritik an USP, die mit viel Engagement tolle Sachen machen (Choreos, Auswärtsfahrten, …). Aber das Unterstützungsverhalten während der Spiele kann man doch durchaus kritisieren. Aus meiner Sicht sollten Fans das Spielgeschehen verstärken: gute Aktionen feiern, nach schlechten aufmuntern und in einer schlechten Phase wieder wachrütteln und nach vorne peitschen. Und wenn wir dann im Herbst 0-2 zurückliegen und man mal 5 Minuten nix hört, dann ist das für mich okay weil es ja dann auch zu meiner Stimmung passt.
        Will aber auch gar nicht streiten nach so einem Spiel 🙂

  2. Liebe Leute, was für ein schöner Tag. Endlich mal wieder Rasen riechen…. Freunde treffen….
    Brause trinken…. oder einfach nur mal Spaß haben… Danke an alle die dabei waren !
    hoernchen

  3. Ich stand für den Eingang 6 an (Block G3), aber es ging recht zügig zumindest noch um 12 dank der Ordner. Hatte aber auch die Befürchtung, das die in der letzten Gruppe eventuell zu spät rein kämen. Fand den Support für die ja nicht konzentriert sitzend und stehenden sehr angenehm, brauche eh keine Dauergesänge aber hoffe natürlich wie USP, dass Covid-19 möglichst bald dank vieler Impfungen überwunden ist und das Stadion wieder pickepacke voll. Nach 16 Monaten nahezu ohne Kontakte war das heute fast ein Kulturschock für mich, aber schön, wenn auch nur kurz wegen verstreuten Plätzen die Bezugsgruppe mal wieder gesehen zu haben.Als die Glocken ertönten wusste ich, wie sehr ich das vermisst hab.

  4. Ich fand mich in der Süd wieder, zum Glück aber ohne das mega-nervige „wir ziehen unsere 90 Minuten gnadenlos durch, vollkommen egal was da Unten auf dem Platz passiert“ Dauerbeschalle…

  5. Mir auch!

    Unfassbar das hier jetzt auf die Mitfans geschossen wird. Es gibt doch gar keinen Grund dafür.

    Einfach mal glücklich sein!

  6. Es wird doch nicht „auf Mitfans geschossen“, sondern lediglich geäußert dass ein gewisses Verhalten nicht gefehlt hat und sich über die Stimmung am Spieltag gefreut wurde.
    Kann diese Reduzierung nicht nachvollziehen: USP ist doch viel mehr als nur Dauergesang…!

  7. Ich habe das Spiel im Stream auf einer Terrasse in Österreich geguckt. Also auf Entfernung.
    Aber der Moment als die „St. Pauli, St. Pauli“ Rufe beim Einlaufen kamen, hatte ich Gänsehaut…

  8. Ich persönlich fand es sehr schade, dass nur eine Kurz-Version vom „Herz von St.Pauli“ gespielt wurde. Für mich ist das immer ein Highlight wenn das ganze Stadion a capella singt.

    1. Sven Brux hat dazu auf Facebook auf der Vereinsseite was geschrieben.
      Sinngemäß: Das war den geänderten Abläufen und den Schweigeminuten geschuldet.
      So wie ich das verstanden habe, war es dann aber auch nur eine Ausnahme und kommt nicht wieder vor.

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