{:de}Working Class Heroes{:}{:en}Working Class Heroes{:}

Ich wollte nicht bloggen. Wirklich nicht. Ich wollte den Sonntagabend mit der Redzone verbringen und mir zeitweise die Gesangskünste von Fabian Klos‘ Freundin bei The Voice of Germany anschauen (ja, wirklich). Doch der FCSP machte mir da einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Jede/r von uns weiß ganz genau wie Mittagsspiele gegen Sandhausen/Heidenheim/Ingolstadt/Aalen/Regensburg eigentlich so zu laufen haben: Scheiße für uns. Stattdessen zeigt der FCSP eine absolute Top-Leistung, spielt vor allem in der ersten Halbzeit großartigen Fußball und zwingt mich quasi dazu, mir deswegen das Spiel zwecks einer, diesmal eher kurzen und vereinfachten Analyse nun abends nochmal anzuschauen. The Voice ade, Redzone ade, hallo Millerntor!

Zuerst möchte ich aber einmal meinen fetten Respekt denen von uns entgegenbringen, die sich trotz fiesester Bindfäden den verkackten Nazis entgegenstellten. 800 Gegendemonstranten vs 60 Honks ist ein guter Schnitt. Ich schäme mich, dass ich es nicht dorthin geschafft habe und bin stolz darauf, dass sich in Hamburg weiterhin genügend Leute finden, die sich unabhängig von Wetter etc. Nazis entgegenstellen. Respekt! Weiter so!

Vor Spielbeginn trieb mir die Stadionplaylist dann noch ein kurzes Lächeln ins Gesicht: „Working Class Hero“ von John Lennon. Gewollt oder nicht, es war aus meiner Sicht ein schöner Wink Richtung Vorstadt, die sich ja nun zum neuen Arbeiterverein (Verein, hahahaha) aufschwingen wollen. Und wo wir gerade beim Drumherum sind: Jede/r Becherwerfer/in ist herzlich zur nächsten Millernton-Sendung eingeladen. Ja, ganz genau Du, Du Hohlbirne! Bring bitte einen Plastikbecher mit, damit wir ihn dir in die Fresse werfen können. Wir freuen uns auf dich!

So richtig zum Lachen war mir vorher jedoch nicht zu Mute. Hatte ich doch eher die Sorge, dass mit dem SV Sandhausen eine ganz schwer zu knackende Nuss auf uns wartet. Beste Abwehr der Liga. Das hängt sicher damit zusammen, dass gestern im 9. Pflichtspiel der Saison zum neunten Mal personell die gleiche Viererkette auflief. Davon können wir ehrlichgesagt nur träumen. Insgesamt sind bei Sandhausen so oder so nur drei Spieler aufgrund von Verletzungen nicht Teil des Kaders. Bei uns waren es, zusammen mit der kurzfristigen Verletzung von Brodersen (gute Besserung and dieser Stelle!) ganze 12 Spieler.

Und trotzdem ist es wieder so wie wir es schon die gesamte Saison erleben. Der FCSP geht mit einem nahezu perfekten Matchplan ins Spiel. Ich kenne die internen Abläufe und Verantwortlichkeiten nicht im Detail, aber mir scheint es als gäbe es einen Zusammenhang mit der Aufstockung des Analysten-Teams im Sommer und den aufgehenden Matchplänen. Ich würde behaupten, dass der FCSP bis auf das Heimspiel gegen Kiel bisher in jedem Spiel der Saison in der ersten Halbzeit klar das bessere Team gewesen ist. Ein Fakt, den ich ganz klar dem Trainerteam zuschreibe. So soll es weitergehen!

Der FCSP startet mit Sobota statt Conteh und Gyökeres anstelle von Diamantakos und Buballa rückt ins Abwehrzentrum für Lawrence. Ganz ähnlich zum Derby spielt der FCSP gegen den Ball in einer Art 5-3-2, wobei die äußeren Mittelfeldspieler auf die gegnerischen Außenverteidiger fokussiert sind. Daher ist es auch eine Art 5-3-2, weil Diekmeier beim SVS bei Ballbesitz meist sehr hoch positioniert war, sodass Sobota mit in die letzte Kette gezwungen wurde. Gyökeres bekam in der ersten Presssinglinie meist Gesellschaft von Mats. Wenn es die Situation ergab, dann war es aber auch mal Knoll, der anstelle von Mats zusammen mit Gyökeres die erste Linie bildete.
Meist ging der SVS aber ohnehin sehr wenig Risiko und versuchte es eher mit langen Bällen in Richtung Stürmer Behrens, der lange Zeit die einzige Spitze des SVS war.

Behrens wurde meist sehr gut von Östigard bewacht und ich bin absolut beeindruckt von Östigards Zweikampfführung. Einfach überragend was der gestern abgeliefert hat. Und hatte ich beim Derbysieg Daniel Buballa hervorgehoben, so hat sich dieses Mal Leo Östigard zu dem Spieler aufgeschwungen, der mit seinem Einsatz ganz weit vorneweg marschierte. So bekam der SVS nicht wirklich was zustande bei eigenem Ballbesitz. Mit der Einwechslung von Bouhaddouz wurde der Druck bei langen Bällen in der zweiten Halbzeit dann zwar noch einmal erhöht, aber ich würde es eher als Methode „Brechtstange“ bezeichnen, als ein ausgeklügeltes System bei Ballbesitz. Und daher war es das auch schon mit der Beschreibung der Sandhäuser Offensiv-Bemühungen.

Kommen wir dann also endlich zu den Dingen die mein Leben einfach lebenswerter machen: Toller Fußball. Der FCSP agierte mit wirklich ansehnlichen Rotationen im Zentrum. Und genau diese Rotationen sorgten bei Sandhausen für massive Unordnung. Es ist inzwischen zumindest kein untypisches Bild im Spiel des FCSP, wenn Marvin Knoll mal vorne mit einrückt. Nun hat Luhukay es gegen Sandhausen mit der Rolle von Knoll im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze getrieben. Wäre er nicht in defensiver Formation meist zentral in der Mittelfeldreihe zu finden gewesen, dann würde ich ihn ab jetzt als Stürmer bezeichnen. Zu Knoll und Gyökeres gesellten sich dann häufig noch Mats und, ganz rechts außen Miyaichi. Somit bildete sich eine fröhliche Viererreihe ganz vorne, die die Viererkette von Sandhausen und weitere Spieler gut in letzter Reihe fixierte (und bis auf Ryo auch auf der Linie viel Bewegung zeigte – Gyökeres wich unzählige Male auf die Außenbahn aus; das liegt ihm sehr).

Der Punk ging dann hinter der vordersten Reihe ab: Waldemar Sobota ließ sich bei Ballbesitz meist konsequent ins Zentrum und teilweise auf die Sechserposition fallen und rotierte mit Becker hin und her, bis einer von beiden angespielt werden und aufdrehen konnte. Ohnehin wurde fleißig rotiert im Zentrum, denn auch Mats und Knoll waren nicht dauerhaft in der vordersten Reihe zu finden. Und wenn diese Rotationsbewegungen dann noch gegeneinander stattfanden (z.B. Knoll läuft aus Achter-Position nach vorne und Sobota lässt sich in den Sechserraum fallen), so sorgte das für Probleme bei der Zuordnung der Sandhäuser und führte zu Raum für unsere Spieler. Ich habe mir im Vorwege keine Spiele von Sandhausen angesehen, aber wenn die üblicherweise mannorientiert im Zentrum agierten, dann war das genau die richtige Herangehensweise.
Zusätzlich zeigt sich der FCSP enorm verbessert beim Kombinationsspiel, mit sehr kurzen Ballhaltezeiten und gutem Dreiecksspiel vor allem auf unserer rechten Seite (hallo Ryo, du machst das großartig!). Hach, Freude schöner Fußballzauber, das ist unser St.Pauli.

Und so muss sich der FCSP eigentlich nur den Vorwurf gefallen lassen, dass das Spiel nicht früher entschieden wurde. Zur 2. Halbzeit wurde ein bisschen umgestellt, sodass Mats nun meist ganz links auf die Außenlinie knutschte, während er auf den Ball wartete. Aber vermutlich keine Vorgabe des Trainerteams sondern seine Liebe zur Gegengerade, die dazu führt einfach auf der Seite zu bleiben. Ja, wir lieben dich auch, Mats! Vor allem, wenn ihr so einen Fußball auf den Rasen zaubert. Ein expected Goals-Wert von 3.3 (SVS bei 1.7) spricht jedenfalls Bände. Da der SV Sandhausen mit der Methode „Brechstange“ aber auch noch zu einigen Chancen kam, hätte es dann durchaus nochmal kritisch werden können. Wurde es aber nicht. Wir behalten die Punkte, weil wir es können. Astrein, Jungs!

Den geforderten Charaktertest, an einem Sonntagmittag bei hochgradigem Schietwetter gegen einen, sorry, Gegner, der den Puls nicht unbedingt in die Höhe treibt, hat das Team eindrucksvoll bestanden. Die Basis dafür ist Arbeit, ganz ehrliche Arbeit. Echte Working Class Heroes eben.
Damit ist der FCSP nicht weniger als das Team der Stunde. Und wir reiten diese Welle jetzt ab. Und zwar bis, ja bis wohin eigentlich?

//Tim

Schöne Bilder wie immer bei Stefan Groenveld: Souverän gewonnen
Das Drumherum, inkl Erläuterungen zur Choreo zur 2. Halbzeit, wie immer besser und ausführlicher beim kommunistischen Propagandamedium des FCSP: Die Vierzehn, die den Abwasch erledigen
Infos zu fehlenden Derbystickern und Aufklärungen zu Derbyflüchen findet ihr bei Beebleblox: Schon fast eine Serie

p.s. Ein paar Worte zum SV Sandhausen: Nach gutem Saisonstart mit absolut stabiler Abwehr und vielen Punkten, setzt da nun ein kleiner Negativlauf ein. Klar, die drei Millionen für Förster (der kurz vor Ende der Transferperiode zum VfB Stuttgart wechselte) sind sicher eine Summe bei der so ein Klub nicht Nein sagen kann (allein schon, weil de Spieler vermutlich unbedingt wollte). Aber der scheint schon gewaltig zu fehlen, wenn man sich die Ergebnisse vor und nach seinem Wechsel anschaut. Und nur, weil ich die VdS/NdS-Gespräche mit Stefan einfach gerne höre, hoffe ich sehr, dass diese Lücke noch geschlossen werden kann.

Wenn Dir gefällt was wir hier tun, findest Du hier die Infos dazu, ob und wenn ja wie Du uns unterstützen kannst.

I didn’t plan to write a blog post. I really didn’t. I planned to spend Sunday’s evening within the Redzone and with listening to the singing talents of Fabian Klos‘ girlfriend at The Voice of Germany. (Really!). But the FCSP somehow put a spoke in my wheel. Every one of us does exactly know how matches around noon against Sandhausen/Heidenheim/Ingoldstadt/Aalen/Regensburg are usually turning out: crappy for us. Instead, the FCSP showed a top-notch performance, played brilliant football, particularly during the first half and thus quasi forced me to re-watch the match again in the evening for an analysis. Goodbye The Voice, goodbye Redzone, hello Millerntor!

But first of all, I want to dedicate my dearest respect to those who fought the bloody rain and instead aimed to block a demonstration of some fucked-up Nazis. 800 counter-demonstrators vs. some 60 fruitloops is a great turn out. I am quite ashamed that I didn’t manage to join them, but I am extremely proud at the same time that there are still enough people to block Nazis regardless of the weather etc. Respect! Keep on doing so!

Before the match, another smile was triggered in my face due to the stadium’s playlist which played „Working Class Hero“ by John Lennon. If intended or not, in my opinion, this was a nice gesture towards the suburbs, which recently aimed to mimic a working-class club (a club, hahaha). And as we are just focusing on all the other stuff: Everyone who did throw a beaker yesterday is sincerely invited to join our next episode of the Millernton podcast. Yes, we’re talking about you, you dumbass! Please, bring your plastic beaker so that we can throw it in your face. We are looking forward to seeing you!

However, I wasn’t really in the mood for a joke before the match. I was rather worried that we were facing a really hard-to-crack nut with the SV Sandhausen. Th best defence of the division. This was for sure because the same backline of four was on the pitch for the ninth competitive match in a row. This is honestly said something we could only dream about. All in all, there are only three players of Sandhausen currently injured and thus not in the squad. On our side, including the just-injured Brodersen (by the way: get well soon!) we have 12 injured players by now.

And nevertheless, it was just as usual for this season: The FCSP started with a nearly perfect match plan into the match. I do not know the internal arrangements and duties in detail, but I am pretty sure that there’s a relation between the topping-up of the department of match-analyses during the summer and the great turn out of the match plans. I would claim that except for the match against Kiel, the FCSP was the much better team during every first half of every single home match of the season. A fact that I clearly ascribe to the team of managers. Let it go on like this.

The FCSP started with Sobota instead of Conteh and Gyökeres instead of Diamantakos and Buballa substituted Lawrence as a central defender. Almost similar to the derby, the FCSP played a sort of a 5-3-2 formation against the ball, in which the wingers focused the opponent’s fullbacks. And it was also a sort of a 5-3-2 as Diekmeier was highly positioned when the SVS was in ball possession so that Sobota was forced to join the last line of four. Gyökeres was often joined by Mats in the first pressing line. If the situation allowed it, it was also Knoll sometimes who instead of Mats formed the first line. 
Most of the time, the SVS did not take a lot of risks and tried to play long balls to their striker Behrens, who was for a long time the only player of the SVS in the front.

Behrens was mostly well guarded by Östigard of whose way to solve duels I was highly impressed. The performance of this guy was simply phenomenal yesterday. And while I was particularly praising the performance of Daniel Buballa during the derby, it was this time Leo Östigard who went to the front and whose performance acted as a role model for the team. Hence, the SVS could not really make use of their ball possession for most of the time. With the substitution of Bouhaddouz, the pressure when long balls were played could be slightly raised during the second half, however, I would rather name it a ‚crowbar method‘ than a well-thought-through system, when the SVS was in ball possession. And thus, my description of the offensive attempts of the opponent is coming to a premature end.

So let’s finally get to the things which simply enrich my life: brilliant football. The FCSP acted with a nice-to-watch rotation in the centre. And exactly this rotation did cause a huge mess on Sandhausen’s side. It is by now no longer an untypical picture of the play of the FCSP when Marvin Knoll moves towards the front and joins the attacking line. And this time against Sandhausen, Luhukay did literally carry Knoll too far. If he couldn’t be found at a central position in a defending formation, I would claim that he is a striker now. And Knoll and Gyökeres were frequently joined by Mats and on the very right flank by Miyaichi. Thus, a happy line of four was formed at the front which forced Sandhausen’s defending line of four and some other players to stay behind (and except for Ryo, this line also showed a lot of movements – Gyökeres did move to the flanks plenty of times: that suits him very well).

The real party was then happening behind the attacking line: When in ball possession, Waldemar Sobota was dropping into the centre and sometimes even on to the 6 and was changing back and forth with Becker until one of them could receive a pass and initiate an attack. Anyway, there was an immense rotation happening in the centre as also Mats and Knoll were not positioned in the front line for the entire time. And when these rotation moves were initiated against each other (for example when Knoll moved from the 8 to the front and Sobota dropped to the 6), this eventually lead to a lot of confusion in Sandhausen’s defending order and thus created a lot of space for our players. I did not watch any of the other matches of Sandhausen before the match but if they usually act with a man-to-man orientation in their centre, this was exactly the right answer to their system.
Additionally, the FCSP presented themselves enormously improved in their combination play with very short moments of holding the ball and a great triangle play, especially on the right side (hey, Ryo, you’re doing great!) Freude schöner Fussballzauber (*Wordplay of Beethovens Ode to Joy, would translate to something like „simply enjoying football magic“), this is our FC St. Pauli.

And so, the only thing the FCSP could be blamed for is that they did not aim for an early match decision. Some system adjustments were made for the second half in which Mats moved to the left flank where he waited for the ball. This was probably no order of the managers but rather his deep affection for the Gegengerade which made him chose this side. Yes, we love you too, Mats! Especially, if you’re capable to conjure such a football on the turf. Well, an expected goals-value of 3.3 (1.7 for the SVS) definitely speaks volumes. But as the SV Sandhausen and its crowbar-method were also able to elicit some promising chances it could have turned critical at some stage. But it didn’t. We keep the points because we can. Fantastic, guys!

The longed-for test of character, on an early Sunday afternoon under challenging weather conditions against an (I am very sorry!) opponent who is not really capable to raise my pulse noticeably, was impressively won by our team. The base for this is work, honest work. Just real Working Class Heroes. And so the FCSP is nothing less but the team of the moment. And we will ride that wave now. Yes, but up to where actually?

//Tim (translated by @Parneq)

Beautiful pictures as usual by Stefan Groenveld: A sovereign win

All the other stuff including some more information on the choreography before the second half can, as usual, be found better and with more detail at the communist’s propaganda medium of the FCSP: The fourteen who were washing up the dishes (Unfortunately, in German only).
More information on missing derby stickers and further enlightenment about derby curses can be found at Beebleblox: Almost a series…

p.s. A few more words about the SV Sandhausen: After a good start into the season with an absolute stable defence and a lot of points there’s now a little negative series starting. For sure, the three millions of Euros for Förster (who was transferred to the VfB Stuttgart shortly before the transition period came to an end) are an amount of money which could not be denied by the club (especially as the player was really keen to transfer to Stuttgart). Anyway, it appears as he’s missing, especially if the results before and after the transfer are taken into account. And only because I really like to listen to the VdS/NdS-podcasts with Stefan, I hope that the club will be able to close the gap which was caused by this transfer.

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