2. Bundesliga 20/21: Der Team-Check – Teil 3

2. Bundesliga 20/21: Der Team-Check – Teil 3

Es geht wieder los – Die 2. Bundesliga startet am 17. September. Zeit also sich die einzelnen Teams etwas genauer anzuschauen und eine leichte Prognose abzugeben (sofern dies bei offenem Transfer-Fenster bis in den Oktober überhaupt möglich ist). Der MillernTon tut dies mit einer 5-teiligen Artikel-Serie, die Stück für Stück in den nächsten Tagen erscheinen wird. Im dritten Teil liegt der Fokus auf Teams, die vermutlich eher nach unten als nach oben schauen müssen.
(Titelbild: Stefan Groenveld)
Teil 1 des Team-Checks findet ihr hier und den zweiten Teil hier.

SV Sandhausen

Zugänge:
Nils Röseler (IV, 28, VVV-Venlo), Diego Contento (LV, 30, Fortuna Düsseldorf), Daniel Keita-Ruel (MS, 30, SpVgg Greuther Fürth), Anas Ouhaim (OM, 22, VfL Osnabrück), Nikolas Nartey (ZM, 20, VfB Stuttgart (Leihe)), Bendikt Grawe (TW, 20, eigene U23), Florian Hansch (RM, 24, Hallescher FC (Leih-Ende)), Alexander Rossipal (LV, 24, Preußen Münster (Leih-Ende))
Abgänge:

Roman Hauck (IV, 21, FC Astoria Walldorf), Jesper Verlaat (IV, 24, Waldhof Mannheim), Leart Paqarada (LV, 25, FC St. Pauli), Rurik Gislason (RM, 32, vereinslos), Stefan Kulovits (DM, 37, Karriere-Ende), Markus Karl (DM, 34, vereinslos)

Vergangenheit
Dafür, dass die Stadt Sandhausen die niedrigste Einwohnerzahl aller Zweitligastandorte hat, war da letzte Saison ziemlich viel von zu hören. Vor allem im Februar 2020, als zuerst SVS-Präsident Jürgen Machmeier Leart Paqarada öffentlich anzählte, zwei Wochen später Trainer Uwe Koschinat Teile seines Teams bloßstellte und nur eine Woche später, nach der vierten Niederlage in Folge, Geschäftsführer Volker Piegsa dem Team attestierte „wie ein Absteiger“ zu spielen.
Abgestiegen ist der SV Sandhausen bekanntlich nicht. Trotz einer Serie von acht sieglosen Spielen in der Rückrunde. Das lag vor allem am guten Saisonstart (zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen) und einer Serie von neun Spielen ohne Niederlage Ende 2019.
Und als es dann doch zum Ende der Saison ein wenig eng wurde, entledigte sich der SVS aller Abstiegssorgen auch dank zweier historischer Tore von Dennis Diekmeier (der ganz nebenbei mit 214 Stück(!) der „Flanken-König“ der abgelaufenen Saison war). Nötig wäre das am Ende alles nicht gewesen, wenn denn der SV Sandhausen auch nur ansatzweise das umgesetzt hätte, was nach expected Goals möglich gewesen wäre.

Auch diese Saison wieder gegeneinander im Einsatz: Rico Benatelli und Aziz Bouhaddouz.
(c) Peter Boehmer

Gegenwart
Aber es ist nicht unbedingt die sportliche Leistung, von der außerhalb Sandhausens vorrangig Notiz genommen wird. Nein, wirklich nicht. Vielmehr war der Streit mit inzwischen Ex-SVS-Kicker Rurik Gislason DAS Thema Anfang des Sommers. Kurzfassung: Gislason hatte aufgrund familiärer Probleme Sonderurlaub bekommen und war anschließend nicht bereit, wie der Rest des Teams, auf einen Teil seines Gehaltes zu verzichten. Zusätzlich sei er in körperlich desolater Form aus Island zurückgekehrt. Dem widersprach Gislason jedoch vehement und bezeichnete Präsident Machmeier, Sportchef Kabaca und Trainer Koschinat übersetzt als „verdorbene Charaktere“.
Hui, da war was los! Zumal Gislason auch nicht irgendwer ist, sondern erheblich mehr FollowerInnen in den sozialen Netzwerken als Sandhausen Einwohner hat. Aus leistungstechnischen Gründen ist es jedoch verständlich, dass der Stürmer (kein Tor seit April 2018) keinen neuen Vertrag erhalten hat.
Und auch aus finanziellen Gründen ist das verständlich: Dem Vernehmen nach hat Gislason pro Jahr satte 400.000 Euro verdient. Und während ihr jetzt Eure Kinnlade wieder hochklappen könnt, die ob der Summen, die bei Sandhausen gezahlt werden, sicher gerade auf den Schreibtisch geknallt ist, kann ich Euch sagen, dass das eingesparte Geld teilweise in die Verpflichtung von Daniel Keita-Ruel gesteckt wurde. Zusammen mit Aziz Bouhaddouz und Kevin Behrens ergibt das eine doch schon bemerkenswerte Angriffsreihe für Zweitliga-Verhältnisse. Aber auch andere Positionen im Team wurden verstärkt: Mit Anas Ouahim und Nikolas Nartey wurde das Mittelfeld breiter aufgestellt und Diego Contento (ja, den gibt es noch) und Nils Röser wurden für die Abwehr geholt. Und da bisher bis auf den Abgang von Leart Paqarada kein Stammspieler der vergangenen Saison den Klub verlassen hat, kann der Kader durchaus als ähnlich stark wie letzte Saison betitelt werden.
Fußballerisch zählt der SV Sandhausen zusammen mit Jahn Regensburg zu den Teams, die am liebsten vertikal spielen (toller Artikel, daher gleich noch ein zweites mal verlinkt) und dabei auch ungern Zeit verlieren. Das ist für die gegnerischen Teams recht unangenehm. Und da der SV Sandhausen letzte Saison die meisten Fouls der Liga beging, könnt ihr Euch vorstellen wie viel Spaß gegnerische Teams in Spielen gegen den SV Sandhausen empfinden.

Stützt sich ab jetzt für den SV Sandhausen bei Gegenspielern auf: Daniel Keita-Ruel.
(c) Peter Boehmer

Zukunft
Stellt sich halt die Frage, ob „ähnlich stark wie letzte Saison“ wirklich auch „stark genug“ bedeutet. Denn während viele andere Teams ihre Kader durchaus verstärkt haben, ist der Kader vom SV Sandhausen zwar zusammen geblieben, aber eben auch ein Jahr älter geworden. Bei einem entwicklungsfähigen Kader mag hierbei eine höhere Qualität entstehen. Da Sandhausen aber jetzt schon den mit Abstand ältesten Kader der Liga hat (Stand jetzt: 27,6 Jahre), könnte es hier eher schon zu Problemen führen (zumal einige jüngere Spieler die Freigabe vom Klub erhalten haben). Oder aber es ist die Erfahrung, die zählt – wer weiß das schon.
Ich tue einfach das, was ich sowieso seit nunmehr neun Jahren vor einer Saison tue und prophezeie eine ganz schwere Saison für den SV Sandhausen. Möglich, dass ich damit auch diese Saison wieder gnadenlos falsch liege, aber so sicher war ich mir noch nie. Nur ist die Qualität im Kader hoch genug, um nicht ganz unten reingezogen zu werden. Passiert nichts Außergewöhnliches, werde ich auch zur Saison 21/22 den SV Sandhausen beim Team-Check unter die Lupe nehmen.

SSV Jahn Regensburg

Zugänge:
Andre Becker (MS, 23, FC Astoria Walldorf), Kaan Caliskaner (MS, 20, 1. FC Köln U23), Jan Elvedi (IV, 23, SC Kriens), Scott Kennedy (IV, 23, Austria Klagenfurt), Jan-Niklas Beste (LV, 21, Werder Bremen (Leihe)), Albion Vrenezi (LA, 26, Würzburger Kickers (Leih-Ende)), Kevin Hoffman (ZM, 25, VfR Aalen (Leih-Ende)), Christoph Moritz (ZM, 30, Hamburger SV)
Abgänge:

Marco Grüttner (MS, 34, SGV Freiberg), Andreas Geipl (ZM, 28, 1. FC Heidenheim), Julian-Maurice Derstroff (LA, 28, Hallescher FC), Marcel Correia (IV, 31, SC Paderborn), Tim Knipping (IV, 27, Dynamo Dresden), Marc Lais (DM, 29, SV Wehen Wiesbaden), Alexander Nanzik (LV, 27, eigene U23), Chima Okoroji (LV, 23, SC Freiburg (Leih-Ende)), Aaron Seydel (LA, 24, FSV Mainz 05 (Leih-Ende))

Vergangenheit
Ich hatte letzte Saison vermutet, dass der SSV Jahn Regensburg eine unruhige Saison vor sich haben würde. Mit Trainer Achim Beierlorzer zog es den vermutlichen wichtigsten Part nach der Saison 18/19 zum Aufsteiger nach Köln (inzwischen ist er bei Mainz 05 angekommen). Noch dazu verließ mit Sargis Adamyan einer der besten Offensivspieler der Liga vor der Saison den Klub gen 1.Liga (Hoffenheim) und auch Stürmer Hamadi Al Ghaddioui spielte fortan in Stuttgart. Zusammen waren beide für 26 Tore verantwortlich. Ich war der Meinung, dass dies nicht auszugleichen wäre.
Doch der neue Trainer Mersad Selimbegovic, vorher als Co-Trainer unter Beierlorzer bei Regensburg aktiv, zeigte, dass die Regensburger Spielweise auch in der Saison 19/20 Erfolg versprach: Kurz nach der Winterpause befand sich der Klub fernab jeglicher Abstiegssorgen auf dem 5.Tabellenplatz. Diese Platzierung konnte freilich nicht gehalten werden, Platz 12 wurde es am Saisonende, aber trotzdem ist die abermalige Saison ohne große Abstiegssorgen ein großer Erfolg für den Jahn. Vor allem, wenn man die eingesetzten und allgemein zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel beachtet.
Der Grund für den erfolgreichen Fußball der Regensburger liegt in der klaren Spielidee. Defensiv wird der Fokus massiv auf die Physis gelegt und offensiv wird nahezu ausnahmslos vertikal gespielt (und häufig genug endet das dann im gewünschten Chaos). Mit solch einer Spielweise gewinnt ein Team sicher keinen Schönheitswettbewerb. Aber es ist auch weiterhin in der 2.Liga, wo alle Teams Probleme damit haben ihre Ideen bei Ballbesitz zielführend umzusetzen, eine Erfolgsformel.

Gegenwart
So kam es dann auch wie es kommen musste und diesen Sommer verabschiedete Jahn Regensburg wieder einmal einige wichtige Spieler: Stürmer Marco Grüttner (7 Tore in 19/20) wechselt altersbedingt nach Freiberg. Andreas Geipl soll fortan in Heidenheim das Loch stopfen, welches der Wechsel von Sebastian Griesbeck verursacht hat. Marcel Correia, einer der stabilsten Innenverteidiger der Liga, soll mit Paderborn den Wiederaufstieg gelingen, wo auch Chima Okojori, geliehen aus Freiburg und letzte Saison feste Größe als Linksverteidiger, nächste Saison spielen wird.
Diese Abgänge muss der Jahn erst einmal kompensieren. Das wird einmal mehr mit Zugängen aus unteren Ligen versucht. Das Loch im Sturm sollen Andrè Becker und Kaan Caliskaner stopfen, die beide letzte Saison in der Regionalliga auf Torejagd gingen. Mit Jan Elvedi (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Nico Elvedi aus Gladbach) und Scott Kennedy wurden zwei Innenverteidiger geholt, aus der zweiten Liga der Schweiz bzw. Österreichs.
Jan-Niklas Beste, Leihgabe von Werder Bremen, soll die Lücke durch Okorojis Weggang auf der linken Seite füllen.
Doch einige wichtige Spieler hat der Jahn halten können und ich persönlich frage mich, warum Max Besuschkow, der die letzte Saison zusammen mit Geipl die Doppel-Sechs in Regensburg bildete, nicht in den Notizblöcken aller ambitionierten Zweitligisten auftaucht, da er viele Positionen bekleiden kann und auch den häufig gewünschten Offensivdrang auf seiner Position verkörpert. Die Doppel-Sechs könnten dann zukünftig Besuschkow und Christoph Moritz bilden, der aus Hamburg nach Regensburg kam. Auf der Außenbahn agiert mit Sebastian Stolze sicher ebenfalls ein Spieler der Kategorie „Herausragend“ in der 2.Liga. Es ist also nicht der komplette Ausverkauf beim Jahn, der diesen Sommer stattfand.

Zukunft
Auch wenn er wieder zu den gegnerischen Teams der unangenehmen Sorte zählen wird, hat der Jahn eine ganz schwere Saison vor sich. Die Platzierung der letzten Saison war hauptsächlich ein Resultat der guten Hinrunde (Platz 14 in der Rückrundentabelle) und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der hier einsetzende Abwärtstrend auch weiter anhalten wird. Denn nur wenn die Neuzugänge nahezu ausnahmslos die Anforderungen an die 2. Liga erfüllen können, wird Jahn Regensburg den Abstieg vermeiden können. Fraglich also, ob das klappt. Der SSV Jahn Regensburg zählt zu den Abstiegskandidaten.

VfL Osnabrück

Zugänge:
Timo Beermann (IV, 29, 1. FC Heidenheim), Ken Reichel (LV, 33, Union Berlin), Sebastian Kerk (LA, 26, 1. FC Nürnberg), Maurice Multhaup (RM, 23, 1. FC Heidenheim), Luc Ihorst (MS, 20, Werder Bremen U23 (Leihe)), Moritz Nikolas (TW, 22, Borussia Mönchengladbach (Leihe)), Hakim Traore (LA, 19, eigene U19), Marc Auge (OM, 19, eigene U19), Tim Möller (DM, 21, Sportfreunde Lotte (Leih-Ende)), Nico Granatowski (LA, 29, Hansa Rostock (Leih-Ende)), Ulrich Bapoh (OM, 21, VfL Bochum), Christian Santos (MS, 32, Deportivo La Coruna)
Abgänge:

Marco Alvarez (MS, 28, Cracovia), Felix Agu (LV, 20, Werder Bremen), Manuel Farrona Pulido (LA, 27, Hansa Rostock), Anas Ouahim (OM, 22, SV Sandhausen), Thomas Konrad (IV, 30, vereinslos), Simon Haubrock (IV, 20, vereinslos), Nils Körber (TW, 23, Hertha BSC (Leih-Ende)), Benjamin Girth (MS, 28, Holstein Kiel (Leih-Ende)), Joost van Aken (IV, 26, Sheffield Wednesday (Leih-Ende)), Assan Ceesay (MS, 26, FC Zürich (Leih-Ende)), Hakim Traorè (LA, 19, VfB Oldenburg (Leihe))

Vergangenheit
Hatte ich bei Regensburg geschrieben, dass sie mit dem Abstieg letzte Saison nichts zu tun hatten, weil sie so ein gutes Fundament in der Hinrunde gelegt hatten, so trifft dies umso mehr auf den VfL Osnabrück zu. Die waren nämlich in der Rückrunde mit nur 14 Punkten das schlechteste Team, konnten sich erst mit einem Sieg im vorletzten Spiel gegen Kiel ihrer Abstiegssorgen entledigen. Das sah nach Platz 5 in der Hinrunde noch ganz anders aus. Aber es ist eben ein altbekanntes Bild der Aufsteiger: In der Hinrunde wird der Schwung aus dem Aufstiegsjahr mitgenommen. In der Rückrunde folgt dann so etwas wie der Kater und viele Teams haben so ihre liebe Mühe und Not (als weiteres Beispiel folgt der KSC).
Erreicht wurde der Klassenerhalt dank einer stabilen Defensive, damit ist das Team in der Vorsaison auch aufgestiegen. Nur 16 Gegentore in der Hinrunde waren Bestwert der Liga. Das reichte für 26 Punkte. Es folgten in der Rückrunde doppelt so viele Gegentore (32) und fast nur halb so viele Punkte (14). An der Bremer Brücke wird man sicher froh darüber gewesen sein, als die Saison vorbei war.

Embed from Getty Images

Gegenwart
Der Sommer begann jedoch genauso, wie es zu befürchten war: Daniel Thioune, Eigengewächs und Aufstiegstrainer folgte den Lockrufen aus Hamburg und ging zum HSV. Es übernimmt ab sofort Marco Grote in Osnabrück, der zuvor für die U19 von Werder Bremen verantwortlich war (und damit auch in den letzten Jahren mehrfach gegen Timo Schultz spielte). Zufällig habe ich mal die U19 von Werder analysiert. Sollte Grote auch nur ansatzweise die Spielideen aus der U19 mit nach Osnabrück nehmen, dann wird das Spiel an der Bremer Brücke zukünftig sicher komplett anders aussehen.
Denn während der Fokus unter Thioune hauptsächlich auf einer stabilen Defensive lag, hat Grote in Bremen ein sehr variables Offensivspiel aufgezogen: Die 73 erzielten Tore in 20 absolvierten Spielen der letzten Saison zeugen davon – Werder Bremen war Tabellenführer der U19-Bundesliga, bevor die Saison abgebrochen wurde.
Doch um ein solches Offensivspektakel aufziehen zu können, braucht es den entsprechenden Kader. Und da wird es schwierig. Denn offensiv steht bei Osnabrück nicht viel mehr als ein großes Fragezeichen. Der letztjährige Top-Torschütze Marco Àlvarez (13 Tore) hat den Klub gen Polen verlassen. Mit Benjamin Girth und Assan Ceesay kehrten zwei Stürmer nach Ende der Leihen zu ihren Stammklubs zurück. So ist mit Etienne Amenyido nur noch ein Stürmer da, der letzte Saison für Osnabrück traf. Nicht vergessen sollte man Marc Heider, der zwar torlos blieb, jedoch acht Vorlagen beisteuerte – der ist allerdings bereits 33 Jahre alt. Neuzugang Christian Santos, zuletzt in der zweiten spanischen Liga als on/off Stürmer in La Coruna aktiv, könnte die erhoffte und bitter nötige Verstärkung sein, ist aber auch bereits 32.
Viel zu tun also in der Offensive. Bisher wurde sich hier mit Linksaußen Sebastian Kerk (aus Nürnberg), der jedoch eher den nach Sandhausen abgewanderten Anas Ouahim ersetzen wird, und Mittelstürmer Luc Ihorst (Leihgabe aus Bremen – hat bereits unter Grote gespielt) verstärkt. Noch dazu kam kürzlich Ulrich Bapoh aus Bochum für das offensive Mittelfeld. Das ist sicherlich viel zu wenig.
Somit liegt momentan der Fokus einmal mehr auf der Defensive. Auf den Abgang von Leihgabe Jost van Aken wurde mit der Rückkehr von Timo Beerman (wechselte aus Heidenheim zurück zu seinem Jugendklub) reagiert. Der Abgang von Linksverteidiger Felix Agu wiegt da schon schwerer. Mit Ken Reichel kommt zwar reichlich Erfahrung zum Klub, aber Agu wechselte nicht umsonst nach Bremen in die 1.Liga. Das ist schon ein Qualitätsverlust. Mit Moritz Heyer agiert in Osnabrück jedoch weiterhin ein sehr vielseitiger und talentierter Verteidiger.

Zukunft
Ihr könnt euch das sicher herleiten, was jetzt kommt: Der VfL Osnabrück wird ein ganz schweres zweites Jahr in der 2.Bundesliga vor sich haben. Ohne weitere Neuzugänge in der Offensive wird diese nicht den Ansprüchen der 2.Liga genügen. Da auch die Defensive dies in der Rückrunde 19/20 nicht mehr tat, sieht es ziemlich duster aus. Möglich, dass Neu-Trainer Marco Grote da ungeahnte Kräfte freisetzen wird, aber selbst dann dürfte es sehr schwer werden den Abstieg zu vermeiden.

Karlsruher SC

Zugänge:
Markus Kuster (TW, 26, SV Mattersburg), Robin Bormuth (IV, 24, Fortuna Düsseldorf), Jerome Gondorf (ZM, 32, SC Freiburg), Benjamin Goller (RA, 21, Werder Bremen (Leihe)), Philip Heise (LV, 29, Norwich City (Leihe)), David Trivunic (DM, 18, eigene U19), Jannis Rabold (RV, 19, eigene U19), Marlon Dinger (IV, 19, eigene U19), Malik Batmaz (MS, 20, VfB Stuttgart U23 (Leih-Ende)), Marvin Pourie (MS, 29, Eintracht Braunschweig (Leih-Ende))
Abgänge:

Anton Fink (HS, 32, SSV Ulm), Justin Möbius (OM, 23, Preußen Münster), Tim Kircher (RM, 21, VfB Lübeck), Damian Roßbach (LV, 27, Hansa Rostock), Martin Röser (LA, 29, VfB Lübeck), Benjamin Uphoff (TW, 26, SC Freiburg), Burak Camoglu (RM, 23, Hatayspor), Marvin Pouriè (MS, 29, 1. FC Kaiserslautern (Leihe)), Änis Ben-Hatira (OM, 31, vereinslos), Mario Schragl (TW, 21, Sonnenhof-Großaspach), Manuel Stiefler (ZM, 31, vereinslos), Daniel Gordon (IV, 35, vereinslos), Lukas Grozurek (LA, 28, Sturm Graz (Leih-Ende))

Vergangenheit
32 (!) Tore nach Standards. Zweiunddreißig. Auch bzw. vor allem aufgrund dieser unglaublichen Zahl in der Saison 18/19 ist der KSC in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Zugegeben, diese Quote konnten sie nicht ganz in der 2.Liga halten (mit 19 Toren erzielten sie aber mehr als 40% aller Tore per Standard). Die 14 Tore nach Ecken waren einsame Ligaspitze und man musste sich zeitweise fragen, ob die gegnerischen Teams überhaupt Zeit in die Analyse der KSC-Standards investierten. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass u.a. drei Elfmeter an den letzten beiden Spieltagen die Rettung für den KSC brachten.
Damit konnte der Klub aus dem Wildpark den Klassenerhalt am Ende einer Saison feiern, die als Achterbahnfahrt bezeichnet werden kann. Nach zwei Spieltagen grüßte der KSC gar von der Spitze (Torerfolge durch Ecken machten es möglich). Es folgten drei Niederlagen in Serie, wieder ein Sieg und dann satte sieben Unentschieden in Folge. Zum Ende der Hinrunde fand sich der KSC dann bereits auf Platz 13 – es sollte nicht mehr besser werden. Dafür waren unter anderem auch vier Niederlagen ohne Torerfolg zu Beginn der Rückrunde verantwortlich.
Es kam, was kommen musste: Anfang Februar wurde Aufstiegstrainer Alois Schwartz entlassen und vorerst interimsweise durch Christian Eichner ersetzt. Damit kennt Eichner sich bereits aus, eine solche Rolle hatte er 2017 bereits kurze Zeit inne. Dieses Mal ist er jedoch nach der Saison vom Interimstrainer zum Cheftrainer aufgestiegen, da der KSC nicht abgestiegen ist.
Doch nicht nur ein sportlicher Abstieg hat den KSC im ersten Halbjahr 2020 bedroht: Nur mit viel Mühe und einem Verzicht zweier Gläubiger konnte die Insolvenz vermieden werden. Die finanzielle Situation war ohnehin nicht wirklich rosig. Die Corona-bedingte Zwangspause hat sie jedoch eskalieren lassen. Immerhin: Aufgrund der Geisterspiele kann der Stadion-Neubau schneller vorangetrieben werden als ursprünglich geplant.

Embed from Getty Images

Gegenwart
Auch weiterhin werden die KSC-Profis vermutlich auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten. Das ist nötig, da die Insolvenz zwar vermieden werden konnte, aber die finanzielle Situation natürlich immer noch prekär ist. So wurde dann auch im Sommer kein Geld in die Hand genommen, um den Kader zu verstärken. Alle Transfers sind entweder ablösefrei oder als Leihe zustande gekommen. Der Abgang von Torwart Benjamin Uphoff wurde mit Markus Kuster kompensiert. Für die Abwehr wurden Robin Bormuth und Philip Heise in den Wildpark geholt. Mächtig Erfahrung hat nun weiterhin das zentrale Mittelfeld mit Jérôme Gondorf, der nach seiner winterlichen Leihe aus Freiburg nun fest verpflichtet wurde. Für die offensive Außenbahn wurde mit Benjamin Goller ein Spieler geholt, der letzte Saison vor allem in der Hinrunde häufig für Werder Bremen auf dem Platz stand. Auch Kyoung-Rok Choi, der letzte Saison nahezu komplett mit Kreuzbandriss ausfiel, darf als eine Art Neuzugang betrachtet werden.
Erfreulich aus Sicht des KSC ist, dass bis auf den Weggang von Uphoff der Kader zusammengehalten werden konnte (bis auf die ausgelaufenen Verträge der langjährigen Stammkräfte Daniel Gordon und Manuel Stiefler). Das bedeutet also weiterhin für alle gegnerischen Teams, dass das Duo aus Marvin Wanitzek und Philipp Hofmann auch nächste Saison wieder „Flanke-Kopfball-Tor“ spielen wird. Vor allem nach Standards.

Zukunft
Ja, der KSC konnte unter Christian Eichner vor allem defensiv stabilisiert werden. Offensiv hat der Klub jedoch auch unter ihm wenig anbieten können. Muss er aber auch nicht solange hinten ein Bollwerk steht. Ob der KSC jedoch noch ein zweites Mal dank Standards die Klasse halten kann, erscheint mir ein ziemlich waghalsiges Unterfangen. Dessen wird sich auch Christian Eichner bewusst sein, weshalb der KSC nächste Saison spielerisch sicher etwas anders auftreten wird. Für die obere Hälfte der Tabelle wird aber wohl die Qualität im Kader fehlen. Ein erneuter Klassenerhalt des KSC wäre ein Erfolg.

// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

Print Friendly, PDF & Email

4 thoughts on “2. Bundesliga 20/21: Der Team-Check – Teil 3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert