Vorbericht: FC St. Pauli – VfL Osnabrück (9. Spieltag, 20/21)

Vorbericht: FC St. Pauli – VfL Osnabrück (9. Spieltag, 20/21)

Der FC St. Pauli steht beim Heimspiel gegen den VfL Osnabrück durchaus unter Druck. Denn drei Punkte müssen heute her, ansonsten wird es endgültig ungemütlich. Wie das gelingen kann, hat Timo Schultz in der Pressekonferenz angedeutet. Der VfL Osnabrück hat aber seinerseits viele Mittel, um die Pläne des FCSP zu durchkreuzen. sicher ist: Es wird ein sehr intensives Fußballspiel werden.
(Titelbild: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Zur Vorbereitung möchte ich Euch wie in jedem Vorbericht das VdS-Gespräch von Bobby mit Sven empfehlen, der wirklich einen sehr tiefen Einblick in die aktuelle Situation beim VfL Osnabrück geliefert hat.
Und während ihr die von mir geschriebenen Zeilen lest und vielleicht zeitgleich Bobby im VdS hört, sei der Hinweis gestattet, dass Bobby und ich heute Abend zusammen beim AFM-Radio das Spiel reportieren dürfen.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Aus dem Lager der Langzeitverletzten ist niemand so weit, dass er eine Option für das Spiel sein könnte. Entsprechend fehlen weiterhin Christopher Buchtmann, Ryo Miyaichi, Guido Burgstaller und Jannes Wieckhoff. Marvin Senger ist zwar wieder ins Training eingestiegen, ist aber noch keine Option für das Spiel gegen Osnabrück. Fehlen wird wohl auch Luca Zander, der Probleme im Adduktoren-Bereicht hat.

Und ein Sechser fehlt, aber das wisst ihr ja schon 😉

Somit bieten sich FCSP-Trainer Timo Schultz vielerlei Optionen für die Aufstellung. Eine davon könnte Igor Matanovic sein. Schultz antwortete bei der PK auf die Frage, ob er eine Option für den Kader sei herrlich kurz mit „Ja.“
Und daher können wir auch schon den Blick gen Osnabrück richten.

Was fehlt noch?

Freitagabend, Flutlicht, Treffen vor dem Stadion, in viele bekannte Gesichter blicken, das Herz von St. Pauli singen, den FCSP nach vorne schreien, ganz viel Liebe eben – das letzte Aufeinandertreffen mit dem VfL Osnabrück Anfang März war das letzte Heimspiel, bevor sich vieles veränderte. Das folgende Bild von Stefan Groenveld wurde damals aufgenommen und es anzuschauen bricht mir ehrlichgesagt das Herz.

VfL Osnabrück: Wer kann spielen, wer fehlt?

Zuerst zeigte sich auf der PK des VfL Osnabrück, gerade auch im Vergleich zu Steffen Baumgart, dessen PK ich letzte Woche sah, dass Marco Grote, der Trainer vom VfL Osnabrück, ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist. Es war fast ein persönliches Gespräch zwischen Grote und Stefan Alberti (NOZ), der nahezu alle Fragen stellte.

Die Verletztenliste ist schnell runtergerattert: Marc Augé, Sebastian Klass und David Buchholz fallen sicher aus. Bei allen anderen, also auch die längerfristig ausgefallenden Christian Santos und Marc Heider, besteht die Möglichkeit zu spielen. Auch Ulrich Bapoh ist im Team-Training, ist aber vermutlich noch kein Kader-Kandidat.

Ich habe Hoffnung, dass Santos und Heider mit nach Hamburg fahren könnten.“ sagt Grote zu der Kader-Situation. Und das wäre auch absolut wichtig, damit es wieder mehr Optionen in der Offensive gibt. Gerade Santos hat mit drei Toren in den ersten beiden Spielen überzeugen können und der Offensive von Osnabrück einen in der letzten Saison fehlenden offensiven Fixpunkt gegeben, Marco Álvarez war ja eher ein on/off-Stürmer.

Was hat der VfL Osnabrück zu bieten?

Vor allem hat der VfL Osnabrück ein Team auf dem Platz zu bieten, welches den Namen auch verdient. Diese Truppe kommt vornehmlich über das Kollektiv, ist durch seine Kompaktheit sehr gefestigt in seinen Systemen (die laut Schultz aber sehr variabel gespielt werden können).

(Photo by Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Timo Beermann, aus Heidenheim nach Osnabrück gewechselt, war auch Teil der PK und hat dort ein fehlendes „Sankt“ zu bieten. Hätte es noch einer Motivationsspritze gebraucht, der Innenverteidiger hat sie geliefert.
Der VfL Osnabrück hat am Montag eine deftige 1-4-Heimklatsche bekommen. Das war gleichbedeutend mit der ersten Saisonniederlage. Und die war, auch wenn Nürnberg aus fast jeder Chance auch ein Tor machte, verdient. Timo Schultz sagte dazu „Diese 1:4-Niederlage wird sie nicht aus der Bahn werfen.„. Da hat er vermutlich recht. Aber sie zeigte doch auf, dass Osnabrück nicht unschlagbar ist und sie legte einige Schwächen offen. Eine davon scheint das FCSP-Trainerteam besonders ins Auge gefasst zu haben: „Wir wollen sie permanent unter Druck setzen“ meinte Schultz in Bezug auf Osnabrück.

Übrigens werde ich mich gewiss nicht um den „Sankt“-Ignoranten Beermann kümmern (Spitzname „Eisen-Eule“). Der hat nämlich bisher 76% seiner Zweikämpfe gewonnen und ist damit der beste Zweikämpfer der gesamte zweiten Liga.
Beim FCSP ist Rico Benatelli mit 63% der beste Zweikämpfer und damit der zweikampfstärkste Mittelfeldspieler. (unnützes Wissen Ende)

Ein besonderes Augenmerk wird der FCSP sicher auf Sebastian Kerk legen müssen. Vor allem dann, wenn der Ball ruht, da alle seine vier Torerfolge aus Standards resultierten. Mit drei Torvorlagen und somit sieben Scorer-Punkten ist er der Spieler mit den meisten Torbeteiligungen bei Osnabrück. Aktuell ist er sicher der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive von Osnabrück (mit 21 Torschüssen und 19 Torschussvorlagen in beiden Kategorien Spitze innerhalb des Teams).

Es wird spannend sein, wie da die Zusammenarbeit mit Santos laufen wird, wenn der wieder auf dem Platz steht. Ich möchte es ja nicht beschwören, aber die Liste ist inzwischen lang: Manuel Schäffler, Serdar Dursun, Simon Terodde, Philipp Hofmann, Dennis Srbeny… ich hoffe sehr, dass die Serie der gegen den FCSP treffenden Mittelstürmer heute ein Ende findet.

Mögliche Aufstellung

Das ist mal wieder richtig schwer einzuschätzen, was das FCSP-Trainer-Team für heute Abend im Kopf hat. Obwohl der FCSP wohl wieder mehr Spielanteile haben wird, als im Test gegen Bremen und im Ligaspiel gegen Paderborn, dürfte zugunsten der Stabilität auch weiterhin eine Viererkette das Mittel der Wahl sein.

Die Fragen, die mich bei der Aufstellung umtreiben, sind: Wird Paqarada anstelle von Buballa spielen? Könnte Ziereis Avevor ersetzen? Und was ist mit Kofi?

Kofi spielt echt Mist, aber den kannst Du einfach nicht rausnehmen„, sagte Blog-Kollege flippa kurz bevor er einen Ball am Strafraum des HSV mit der Hacke perfekt in den Lauf von Sturmkollege Makienok leitete. Ich tue mich wirklich schwer damit, aber ich halte es für möglich, dass Daniel-Kofi Kyereh gegen Osnabrück nicht in der Startelf steht und stattdessen Lukas Daschner dafür reinrutscht.
Das hat mehrere Gründe: Zum einen müssen wir einfach mal festhalten, dass das FCSP-Spiel jedes Mal offensiv massiv besser wurde, wenn Daschner das Spielfeld betreten hat. Zwar ist Daschi auch immer für Ballverluste gut und zieht in dem ein oder anderen Zweikampf zu häufig den kürzeren. Aber ich meine, dass seine Kreativität, sein oft wahnsinnig guter erster Kontakt, dem FCSP-Spiel sehr gut tun könnte. Ich halte Daschner in der Startelf auch deshalb für möglich, da er auf der Zehn wesentlich besser zur Formation von Osnabrück, die mit drei zentralen Spielern im Mittelefeld agieren, passt. Zugegeben: Eine harte Entscheidung, siehe den Anfang des Absatzes. Kyereh ist mit seinem Tempo und seiner Abschlussstärke nur ganz schwer auf die Bank setzbar. Aber er hat eben auch in den letzten Spielen nicht die Rolle innegehabt, die ihn so wertvoll macht.

Mal wieder stochere ich in mir unbekanntem Terrain – Zur Erinnerung: Im Vorbericht zum Paderborn-Spiel habe ich glatt auf eine komplett andere Viererkette setzt…

Einfacher erscheint da schon die Entscheidung in der Innenverteidigung. Es ist davon auszugehen, dass Christopher Avevor nicht in der Startelf stehen wird. Wobei ich beim Schreiben gerade daran denke, dass sein Problem vornehmlich das Aufbauspiel, nicht aber die Verteidigung ist. Sollte der FCSP mit einem echten Sechser spielen (z.B. Benatelli, aber auch Ohlsson könnte die Rolle einnehmen), dann wird das System sowieso komplett umgeworfen und ihr könnt die obige Aufstellung in die Tonne treten. Aber es würde die Wahrscheinlichkeit von Avevor in der Startelf erhöhen.
Übrigens würde es auch die Startelfchancen von Leart Paqarada erhöhen. Aber auch sonst könnte er in die Startelf rutschen, wenn der FCSP plant, den VfL Osnabrück über die Außenbahnen zu knacken. Und eine Außenbahn mit Dittgen und Paqarada musst du erstmal aufhalten. Aber das muss natürlich alles ein Gleichgewicht haben. Schultz sprach auf der PK davon, dass der FCSP die „Balance“ zwischen Offensivpower und defensiver Stärke „noch nicht gefunden hat“.

Was genau den VfL Osnabrück erwartet? Wir haben alle keine Ahnung. Auch Osnabrück-Trainer Marco Grote nicht, der über den FCSP sagt sie seien „sehr flexibel im Laufe der Saison aufgetreten“ und es sei „nicht ganz einfach sich darauf vorzubereiten„. Wir tappen also alle ein wenig im Dunkeln. So soll es sein.
Ebenfalls in die Rubrik „So soll es sein“ gehören die Aussagen von Grote in Bezug auf den Charakter des FCSP. Die Spielweise sei „Typisch St. Pauli: Viel Elan, viel Druck, auch viel Mut“ (Danke an Timo Schultz dafür, dass andere Trainer das inzwischen so sehen!)

Gut möglich, dass alle drei auf diesem Bild sichtbaren FCSP-Spieler auch heute Abend in der Startelf stehen werden.
(c) Peter Boehmer

Der VfL Osnabrück wird wohl in einer Art 4-3-3/4-3-2-1 gegen den FCSP spielen. Bemerkenswert ist, dass sie dabei überhaupt keinen Fokus auf die Außenbahnen legen bzw. Flanken verhältnismäßig selten nutzen. Knapp mehr als 60 Flanken haben sie diese Saison geschlagen. Das sind gerade einmal halb so viele, wie Bochum und der KSC, die in dieser Kategorie führend sind.

Eines ist sicher: Es wird intensiv!

Denn der FCSP hat mit bisher 120 Torschüssen die drittmeisten der Liga abgegeben. Der VfL Osnabrück ist mit 109 auf Platz Sieben. Aber was sie offensiv an Torschüssen bringen, sieht hinten ähnlich offen aus: Nur Darmstadt 98 hat mehr Großchancen zugelassen als der FCSP, die 15 davon zuließen. Osnabrück ist nur knapp dahinter mit 14 zugelassenen Großchancen (entsprechend zeigen die xG-Werte, dass der VfL Osnabrück weniger Tore kassiert hat, als nach xG wahrscheinlich).

Auch wenn es wehtut, dass wir nicht mit knapp 30.000 im Stadion unsere Farben nach vorne schreien, so schlägt der Herzschlag weiterhin erst Braun und dann Weiss, besonders an Spieltagen.

Forza!

// Tim

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