Fortuna schließt die BILD von der MV aus. Und wir?

Fortuna schließt die BILD von der MV aus. Und wir?

Das schlug am Wochenende teils hohe Wellen: Auf der Mitgliederversammlung von Fortuna Düsseldorf wurden Vertreter*innen der BILD von der Teilnahme an der Versammlung per Dringlichkeitsantrag ausgeschlossen. Da wir nun am Donnerstag auch eine Mitgliederversammlung haben, lohnt sich vielleicht der genauere Blick und die Überlegung, wie wir damit umgehen können und sollten. Ein Diskussionsbeitrag.
(Titelfoto: MillernTon-Archiv, August 2003)

Wir haben ja am Donnerstag die Mitgliederversammlung vor uns, in Düsseldorf fand diese bereits am Samstag in einer Hybridveranstaltung (live vor Ort und digital) statt. Per Dringlichkeitsantrag eines Mitglieds wurde die BILD von der Versammlung ausgeschlossen, 72,99 Prozent stimmten für den Antrag. (Twitter)

In der Rheinischen Post gibt es Zitate vom Antragssteller, es sei um die „tendenziöse Berichterstattung“ gegangen und u.a. darum, dass die BILD sich eines Ex-Trainers (Friedhelm Funkel) „bediene, um Unruhe zu stiften“.

In den sozialen Netzwerken folgten die erwartbaren Reaktionen. Die einen sprachen empört von „Wie bei der AfD!“ und „Zensur!“, die anderen jubelten und sprachen der BILD jedes Recht ab, mit „Journalismus“ in Zusammenhang gebracht zu werden.
Welche Position uns hierbei näher ist, könnt Ihr Euch denken, zählt in diesem Zusammenhang doch mal die Anzahl der Links zur BILD, die wir hier seit dem Jahre 1910 auf dieser Seite gesetzt haben. Sollte die Gesamtzahl größer als Null sein, wären wir überrascht.

Allerdings ist unsere Argumentation über die BILD eine andere, als sie in Düsseldorf vorlag. Denn während wir die BILD als Presseerzeugnis generell ablehnen und nicht oft genug an das Zitat von Max Goldt erinnern können, geht es hier um konkrete Inhalte der Berichterstattung über den Verein. Zumindest formell, im Antrag – wie und warum dann jedes einzelne Mitglied abstimmt, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis.

Ganz neu ist dies ja nicht, in der Vergangenheit wurden nicht nur bei der Fortuna Presservertreter*innen ausgeschlossen, auch beim HSV und beim FC St.Pauli(?) ist dies bereits vereinzelt geschehen – allerdings ging es da dann immer um ALLE Journalisten, die nicht auch gleichzeitig Mitglied sind, nicht um ein einzelnes Presseerzeugnis. (Anm.: Ich könnte schwören, dass wir das schon mal auf einer Versammlung so beschlossen haben und die Presse das CCH verlassen musste – aber ich finde da nichts mehr zu. Sollte sich da auch jemand dran erinnern, schreibt es gerne in die Kommentare. Wenn Ihr Euch sicher seid, dass ich da Quatsch erinnere, gerne auch.)

Trotzdem, unpopular opinion: Die BILD ist, ob es uns passt oder nicht, ein regelmäßig erscheinendes Presseerzeugnis mit einer Sportberichterstattung. Die Mitarbeiter dieses Erzeugnisses haben einen Presseausweis und sind (nehmen wir zumindest an) bei Fortuna Düsseldorf mit einer Dauerakkreditierung ausgestattet.
Nun ist uns die Situation bei der Fortuna herzlich egal und wir haben auch nicht im Detail verfolgt, was da jüngst vorgefallen ist, aber es bleibt die Frage, ob und wenn ja wie sich das auf den FCSP übertragen ließe.

Oder, um die Brücke zu unserer Veranstaltung am Donnerstag zu schlagen: Wenn da ein ähnlicher Antrag formuliert wird – begründen wir das dann auch mit der jüngsten sportlichen Berichterstattung? Dürfte eher schwierig werden. Oder eben mit der BILD an sich? Trotz Akkreditierung? Und darf dann die MOPO bleiben? Was ist mit der WELT, die zuletzt viel zu oft ein ähnlich inakzeptables Weltbild transportierte, wie die BILD selbst?

Wir sollten das vor Donnerstag diskutieren

Ich persönlich habe hier ein sehr gemischtes Gefühl, ich bin ja aber auch immer eher der Typ graue Zwischentöne und nicht Schwarz/Weiß, was in manchen Dingen vielleicht besser wäre. Und nein, meine generelle Meinung zur BILD ist nicht annähernd Grau.
Ja, auf Twitter kam vom Tr4shi der Hinweis, dass man dann ja auch die Junge Freiheit und Compact ertragen müsse, wenn man die BILD verteidigt. Diesen Vergleich halte ich aber für sehr weit hergeholt, weil es da eben bei den beiden „Medien“ an der regelmäßigen Sportberichterstattung (so schlecht ich die bei der BILD auch finde) und der Dauerakkreditierung mangelt und man da ganz andere Argumente hätte, deren Akkreditierung schon vorab zu verweigern.

Daher die Frage an Euch: Wie seht Ihr das, konkret auf den FCSP bezogen? BILD ja/nein? Müssen wir es aushalten, wenn die da sind, oder können wir die ausschließen? Wie verhält es sich mit der MOPO oder der WELT? Müssen die dann auch mit raus oder dürfen die bleiben? Und was ist mit allen anderen Medien, wie dem NDR und dem Abendblatt? Und wenn die alle raus müssen – dürfen Einzelpersonen, die Mitglied, aber eben nicht akkreditiert auf der MV sind, dann im Nachgang über die MV berichten? Das beträfe dann ja beispielsweise auch uns oder den MagischenFC, der ja immer ein sehr ausführliches Protokoll veröffentlicht. Wo zieht man die Grenze?
Hier sei auch nochmal an die Formulierung von Anne Kunze auf den letzten Infoveranstaltungen des Vereins erinnert, die davon sprach, dass neben Mitgliedern auch „Pressevertreter*innen und Blogger*innen“ vertreten seien. Wir gehen davon aus, dass jede*r, der aktuell über den FCSP bloggt auch Vereinsmitglied ist, zumindest für den MFC und uns können wir auch die Hand dafür ins Feuer legen. Aber egal, anderes Thema.
Discuss.

Und ja, vielleicht muss die BILD dabei sein. Wir sind uns nämlich gar nicht mal so sicher, wie da zum Beispiel die rechtliche Lage ist. Für eine MV ist es zwar natürlich grundsätzlich möglich, wahlweise Pressevertreter gar nicht erst zu akkreditieren oder diese Akkreditierung halt wieder zu entziehen – mit dem Ausschluss eines einzelnen Mediums aber sind wir zumindest juristisch/vereinsrechtlich da unsicher, die Anwälte der BILD in Düsseldorf prüfen das aktuell auch.

Ganz grundsätzlich sollte aber durchaus öfter und auch energischer darauf hingewiesen werden, dass die Springer-Presse inakzeptabel ist. Entsprechend sollte man als FCSP oder allgemein als Person mit intaktem Gewissen jede Chance nutzen, um dem Axel-Springer-Verlag und ähnlichen Printerzeugnissen zu zeigen, was man von ihnen hält. (Max Goldt, Ihr erinnert Euch.) Das bedeutet für uns als Verein auch den Ausschluss von z.B. Hintergrundgesprächen / Presserunden / Infowasauchimmer, also allem, wo ein Ausschluss der BILD (presse)rechtlich möglich ist. Ein „Ja, die sind doof, aber die Reichweite…“ ist angesichts des zunehmenden Rechtsdrifts schlicht nicht zu akzeptieren.

Auch uns ist dies jüngst vorgeworfen wurden, als wir nämlich beim Hintergrundgespräch zu DIIY eingeladen waren und an diesem gemeinsam mit dem NDR, dem Abendblatt, der MOPO, Rock Antenne und eben der BILD teilnahmen. Hätten wir diese Einladung ablehnen sollen bzw. in dem Moment den Raum verlassen, als uns klar wurde, dass von der BILD auch jemand dabei ist? Weil wir mit „denen“ nicht mal in einem Raum sein wollen? Oder nimmt man sich damit dann die Gelegenheit, gerade bei einem ohnehin schon kleinen Kreis, die Berichterstattung zum FCSP eben nicht „denen“ zu überlassen? Sprich: Gehen wir beim nächsten derartigen Termin wieder, verkünden dies mit stolzgeschwellter Brust auf Social Media und lesen dann heimlich, was vor Ort erzählt wurde?
Und wie weit geht dann da dieser „solidarische Boykott“? Müssen wir dann auch bei Pressekonferenzen von anderen Vereinen aufstehen und gehen, wenn da ein BILD-Vertreter vor Ort ist? Oder (Übertreibung) dürfen wir alle womöglich gar nicht mehr ins Stadion, weil da ja auch akkreditierte BILD-Vertreter*innen sitzen?
Auch hier: Discuss! Wo verläuft da Eure Grenze?

Wir sind gespannt auf Eure Einschätzungen. Und auch ein wenig darauf, ob und was da ggf. im Vorwege der Mitgliederversammlung diesen Donnerstag passieren wird.

// Maik

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11 thoughts on “Fortuna schließt die BILD von der MV aus. Und wir?

  1. Schön, dass Ihr Euch diesem Thema nähert und die Diskussion anregt! Ich finde, dass die in der Fanszene viel zu selten geführt wird. Denn leider regen sich ständig alle über Filterblasen in sozialen Medien auf, und wie Menschen durch permanentes Gefüttert werden mit immer dem gleichen Mist in radikale Ansichten abdriften – fordern aber gleichzeitig ständig irgendwelche Boykotte! Man dürfe mit diesem nicht reden und an jenem Projekt teilnehmen, weil da auch andere sind, die nicht mit unseren Werten übereinstimmen. So funktioniert Demokratie aus meiner Sicht aber nicht. Zum einen bin ich der festen Ansicht, dass wir eher mehr miteinander reden (und ja, auch streiten) müssen, um sowohl uns selbst zu hinterfragen als auch den anderen die Möglichkeit zu geben, ihre Position (und bei der Bild) Wirkung auf die Leute neu zu bewerten und einzuschätzen. Das geht aber nur, wenn man sich auch trifft und begegnet! Wenn wir uns nicht mit anderen auseinandersetzen, verlieren wir die soziale Beziehung zum Gegenüber und unser gemeinsames Verständnis. Wir ärgern uns über Fantrennung, weil wir nicht mehr mit den anderen Fans zusammenkommen, verteilen aber gern Sprech-, Kontakt- oder sonstige Verbote, z.B. mit dem politischen Gegner zusammen auf einem Podium aufzutreten (Ihr wisst, was ich meine). Das ist nicht mein Verständnis von einer demokratischen Auseinandersetzung.

    Zum anderen sehe ich es überhaupt nicht ein, mich in meiner persönlichen Freiheit einzuschränken, weil ich Dinge nicht tue, unterstütze oder gut finde, die vielleicht auch ein (im schlimmsten Fall) Nazi, Kinderschänder oder sonstwelche Idioten unterstützen. Ganz praktisch: Wenn Björn Höcke für die S.O.S. Kinderdörfer spendet, hält mich das nicht ab, es auch zu tun,

    Insofern seid Ihr, liebes Millernton-Team, was zumindest meine persönliche Meinung angeht, voll auf dem richtigen Weg, wenn Ihr Euch nicht einschränken lasst, Euren und unseren Weg geht, und einfach Eure Einordnung zu dem Thema als Eure Meinung zum Besten gebt!

    Forza

    Jan

    P.S:: Nicht falsch verstehen: LESEN oder gar KAUFEN muss ich die Bildzeitung deswegen noch lange nicht. Es wäre sogar gut, wenn die Absatzzahlen der Bildzeitung aufgrund der Aufklärung weiter sinken würden – Ihr tragt mit diesem Blog übrigens voll dazu bei!

  2. Ich bin dafür, die Bild zu meiden, wo es geht. Keine Interviews, keine Einladungen, kein „zuspielen“ von Infos, …. ich bin aber gegen einen Ausschluss. Man muss die aushalten können.
    Ansonsten macht man mehr draus, als es dieser Haufen verdient. Und wenn dann Bild-Mitarbeiter gleichzeitig Mitglied sind (oder werden), hat man die Leute trotzdem drin.
    Ne, man macht da ein Faß auf, dass man nicht eingefangen bekommt.
    Und wenn das Herz tausendmal sagt, dass ein Boykott richtig wäre, so siegt doch das Hirn. 😉

  3. Wichtiges Thema, hier wird schon viel zu lange rumgeeirt anstatt mal Entscheidungen zu treffen.
    Es war ja ein Antrag im Gespräch der die Absicht hatte nur noch im juristisch notwendigen Rahmen mit der BLÖD zusammen zu arbeiten. Ob diese im Frühjahr kommt weiß ich aber nicht.
    Interessanterweise hieß es vor kurzem aus der Vereinsführung dass dies heute eigentlich schon so wäre.
    Warum dann aber für diiy Story auch die BLÖD eingeladen haben erschließt sich mir mal wieder nicht.
    Ich hätte auch kein Problem wenn bei jeder PK wenn eine Frage von der BLÖD kommt das Max Goldt Zitat ausgesprochen wird. Vor jeder Frage.

    Von mir aus dürfte auch bei jeder MV die Presse aufgeschlossen werden, so wie bei jeder Vereinsveranstaltung auch.
    Es sind die üblichen Schreiberlinge ja auch Vereinsmitglied, demnach würde es nur die BLÖD treffen.

  4. Ich meine, dass man selbstverständlich die Bild nicht lesen, kaufen, verlinken usw. sollte. Aber einen Ausschluss bei einer offiziellen Veranstaltung und speziell nur für eine Zeitung halte ich für falsch. Dafür ist mir die Pressefreiheit ein zu hoher Wert. Und ja, dann muss man auch die Junge Freiheit und den restlichen Scheiß ertragen. Ertragen ist aber etwas ganz anderes als gut finden oder unterstützen.

  5. Ich habe dann ein Problem damit, wenn wir hier darüber diskutieren, aber die BILD nie direkt mit dieser Diskussion konfrontiert wird.

    Wenn der FCSP uns als Mitgliedern mitteilt, dass man die Kontakte mit der Bild auf das Nötigste beschränkt, sie dann aber brav zu Hintergrund- und Vorabinformationsterminen einlädt.
    Wenn Ihr dort hingeht, dies im Nachhinein als „Thema bei Verein“ platziert, aber nicht vor Ort das Thema gegen der Medienabteilung ansprecht, wenn die mit am Tisch sitzen (zumindest habe ich das auf vielen Kanälen nicht gelesen, dass Ihr das gemacht hättet).
    Wenn wir auf der MV einfach alle Medien akzeptieren anstatt allein die BiLD herauszubitten, weil das vor denen wieder niemand ansprechen mag.

    Und da Ihr mit dem Sportteil argumentiert: Warten wir also darauf, dass irgendwann ein noch rechteres Medium mit einem Sportteil um die Ecke kommt und fangen dann wieder an zu diskutieren?

    1. Danke für Deinen Kommentar.
      Wir möchten ja mit diesem Artikel die Diskussion um dieses Thema starten und auch unser eigenes Handeln reflektieren. Daher haben wir auch ganz bewusst zu Kommentaren aufgerufen.
      Nein, wir haben das Thema damals beim Gespräch nicht platziert, genauso wie wir alle das bisher nicht mit genügend Nachdruck bei MV’s und allgemein beim Verein platziert haben. Entsprechend haben wir das Thema aufgegriffen.
      Natürlich möchten auch wir die Bild nicht mehr bei der Vereinsberichterstattung haben. Wir würden uns sehr wünschen, dass die Bild nicht nur beim FCSP sondenr ganz allgemein komplett an Relevanz verliert. Aber ich persönlich glaube, dass es dabei leider auch rechtliche Rahmen gibt, die es zu beachten gibt. Entsprechend sollte die Maßgabe lauten: So wenig Kommunikation wie möglich mit der Bild.
      Ob wir uns noch einmal mit der bild an einen Tisch setzen würden? Das ist eben die Frage, die wir uns stellen. Denn wir wollen der bild auch nicht die Vereinsberichterstattung überlassen. Entsprechend fällt es uns schwer.

  6. Nachsatz:
    Von daher bin ich für eine Diskussion bei der MV, falls das eben unklar war. Wenn das Ergebnis ist, dass sie bleiben darf, dann hat die MV darüber abgestimmt und eben so entschieden. Aber ich möchte, dass es (halb-) öffentlich vor der BILD diskutiert wird.

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