Schon wieder was gelernt…

Schon wieder was gelernt…

Der FC St. Pauli postet einen sexistischen Comic auf Facebook. Teile der Fanszene reagieren entsprechend. Der Verein und der Autor des Comic reagieren auf die Kritik. Dass so ein Post überhaupt zustande kommt, ist ärgerlich, die Reaktion auf die Kritik zeigt aber, dass diese angekommen ist. (Titelbild: Glasgow St. Pauli)

Worum geht’s?

Diesen Comic hat der Verein am Samstag mittags auf Facebook gepostet. Ein Comic von Michael Pahl, Vorstandsvorsitzender des Museums 1910 e.V., der vier Bilder zeigt, wie ein Fan des FCSP von sich selbst, aber auch von anderen beim Derby-Schauen gesehen wird.
Der Grund der Kritik ist das Bild eines Gorillas, der mit FCSP-Schal vor dem Fernseher steht. Über dem Bild steht geschrieben „Wie deine Freundin dich sieht, wenn Du Derby guckst“ – dieses Bild impliziert eine viel zu oft genutzte Behauptung, dass Frauen kein Verständnis für die Fußball-Leidenschaft von Männern aufbringen können. Die Leidenschaft, die Menschen für Dinge aufbringen können anhand von Geschlechtern zu unterscheiden, zu behaupten, dass, wie in diesem Beispiel, die Freundin eines Mannes kein Verständnis für seine Art und Weise des Fußballschauens aufbringe – das ist Sexismus. (edit: ja, es ist nicht so, dass der den Leser:innen deutlich ins Gesicht springt. Trotzdem sollte darauf hingewiesen werden)

Sexismus hat in unserer Gesellschaft nichts verloren und sollte überall und immer bekämpft werden.

Die Kritik an diesem Posting ließ nicht lange auf sich warten. Neben der vielfältigen Kritik aus der Fanszene, äußerte sich zuerst das FC St. Pauli-Museum 1910 e.V., das sich via Twitter ziemlich deutlich distanziert, indem darauf verwiesen wurde, dass Michael Pahl diesen Comic als Privatperson und nicht als Vorstandsvorsitzender des Museums gezeichnet habe. Deutlicher kann man sich eigentlich nicht distanzieren.

Am späten Nachmittag folgte dann die Antwort des FC St. Pauli:

„Wir müssen hier in die Bütt. Die Kritik an der Karikatur ist völlig richtig. Es geht darum, wie sie ankommt. Und das haben wir verbockt.Vielen Dank für die vielfältige Kritik, die uns hilft, uns auch immer wieder selbst zu überprüfen und zu verbessern.“

FC St. Pauli auf Facebook

Auch Michael Pahl selbst äußerte sich dazu mit ähnlicher Wortwahl:

„Die Kritik ist zu 100% berechtigt. Das war tatsächlich gedankenlos. Und es ist nicht entscheidend, wie etwas gemeint oder nicht gemeint war, sondern wie es ankommt. Und das zeigt mir, dass einem selbst trotz aller Bemühungen manchmal eine Sensibilität fehlt, die eigentlich da sein sollte, da sein müsste. Niemand ist perfekt, und ich schon gar nicht. Da heißt es nur weiter an sich arbeiten und weiter lernen. Danke für die Kritik, denn nur daraus kann man lernen.“

Michael Pahl auf Facebook

Wie es gemeint ist, ist nicht egal – aber es wichtiger, wie es verstanden wird

Alle die nach diesem Posting die Aufregung nicht nachvollziehen können, mögen sich bitte einmal die Kommentare unter dem Beitrag durchlesen. Da wird ziemlich deutlich, dass allein das Aufmerksam-machen auf sexistische Inhalte dazu führt, dass ein Haufen Volldeppen weitere sexistische Inhalte von sich blubbern. Es ist nicht auszuhalten.

Es mag sicher die eine oder den anderen geben der/die sich leicht schulterzuckend wundert, warum die Kritik an dem Posting so groß ist. Denn viele können den Vorwurf nicht nachvollziehen. Es kommt aber bei der Sache nicht darauf an, wie etwas gemeint ist, sondern wie etwas verstanden wird.
Es ist nicht egal, wie Michael Pahl es gemeint hat. Es ist nicht egal, wie die Medienabteilung des FC St. Pauli diesen Comic verstanden hat. Aber es ist viel wichtiger, wie dieser Comic von vielen Menschen verstanden werden kann. Und vielen hängt völlig zurecht das Reproduzieren von Geschlechterklischees zum Hals heraus. Diese Art von Humor kommt aus dem letzten Jahrhundert. Und selbst damals war sie nicht ok, denn sie basiert auf Sexismus.

Ich kenne Michael Pahl leider nicht persönlich. Aber ich glaube ihm, dass er mit diesem Comic keine sexistischen Klischees reproduzieren wollte. Ich glaube, dass ihm die Wirkung nicht einmal bewusst gewesen ist, dass ihm gar nicht klar war, was er damit eigentlich ausdrückt. Seine Antwort auf die Kritik zeigt, dass ihm das bewusst geworden ist.

Es ist ein Lernprozess

Noch mit Anfang 20 war ich ein rassistisches, sexistisches und homophobes Arschloch. Das war mir damals aber gar nicht bewusst und da bin ich alles andere als stolz drauf. Dass ich mich heute, knapp 15 Jahre später, nicht mehr so bezeichnen würde, verdanke ich einem Lernprozess. An diesem war zu einem großen Teil die aktive Fanszene des FC St. Pauli beteiligt. Die Werte für die die Fanszene des FCSP einsteht und die inzwischen auch vom Verein selbst offensiv nach außen vertreten werden, die haben mich geprägt. Auch dadurch habe ich gelernt, dass mein eigenes Verhalten lange Zeit nicht ansatzweise okay gewesen ist.

Und ich habe noch nicht ausgelernt. So sehe ich den Samstag dann auch als das, was ich selbst durchmache: Es ist ein Lernprozess. Dinge, die gesellschaftlich vor 10-20 Jahren noch weithin akzeptiert waren, sind es nun nicht mehr. Das ist gut und richtig so. Es ist längst überfällig, dass, wie in diesem Fall, Sexismus überall und jederzeit angemahnt wird. Nur so kann ein Lernprozess einsetzen.

Nichts wird von alleine gut

In diesem Fall ist es aber ein schmerzhafter und ärgerlicher, weil viele dachten, dass der Verein in diesem Prozess schon einen Schritt weiter wäre. Denn immerhin möchte der Verein nach eigenem Bekunden seinen sportlichen Erfolg auch dazu nutzen, um diese Werte einem möglichst großem Publikum zu präsentieren und dieses in diesen Lernprozess mit einbeziehen. Diesen Weg gehe ich mit und auch deswegen möchte ich sportlichen Erfolg. Denn wenn wir dann irgendwann gegen irgendwelche Scheich-Konstrukte oder einfach Scheiss-Konstrukte im Profifußball auf internationaler Bühne antreten, dann möchte ich, dass wir eine Botschaft mitbringen. Da sollte so ein Posting wie am Samstag nicht passieren.

Mein persönliches Empfinden wurde bei der Diskussion bzw. der Reaktion auf den Beitrag einmal mehr leider bestätigt: Es ist total wichtig, wie Menschen auf den von ihnen verbreiteten Sexismus aufmerksam gemacht werden. Keine Frage, sowas sollte nicht passieren und es ist auch keine Frage, dass viele gehofft hatten, dass der Verein da schon einen Schritt weiter sei. Aber es macht sicher einen Unterschied, ob diese Personen mit einem Hinweisschild darauf aufmerksam gemacht oder aber gleich mit dem Hinweisschild verprügelt werden.
Ich habe auch dieses Mal wieder gemerkt, dass es zwei sich fast komplett gegenüber stehende Lager gibt: Die einen, die in so einem Comic keinen Sexismus sehen (wollen) und solche, die das tun (die Grauzone gibt es auch, aber die wird bei der Diskussion völlig in den Hintergrund gedrängt). Es ist die Aufgabe, derer, die den Sexismus erkennen, die andere Seite auf die eigene zu holen (Hinweisschild zeigen), nicht sie in eine Ecke zu stellen und mit dem Finger auf sie zu zeigen (Hinweisschild als Schlagstock nutzen). Nur so kann meiner Meinung nach der Lernprozess fortgeführt werden.

Die Reaktionen des Vereins und des Autors lassen vermuten, dass sie verstanden haben. Dass dies erst NACH dem Zeichnen und dem Teilen des Comics passierte und nicht VOR der Zeichnung bzw. der Prüfung, ob der Comic zu den Werten des Vereins passt (und im Allgemeinen okay ist) passierte, ist sehr schade, denn es hätte eine Menge Ärger erspart. Aber auch das ist Teil des Lernprozesses.

// Tim

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28 thoughts on “Schon wieder was gelernt…

  1. Im Rahmen meines Lernprozesses stelle ich mir gerade die Frage, ob es die Sexismus Hinweise auch gegeben hätte, wenn dort gestanden hätte „wenn dein Freund dich sieht“ respektive gegendert worden wäre (Freund*in). An der Darstellung des Fans als Affen stößt sich ja niemand.

    Und ja, das ist eine ernstgemeinte Frage, also Schlagstöcke stecken lassen.

  2. Ich les‘ ja gerne hier mit, aber heute muss auch mal was gesagt werden.

    Also echt mal, wenn das Sexismus sein soll, weiss ich auch nicht…
    Sexismus ist eine Form von Diskriminierung.
    Wer wird denn hier diskriminiert?
    Hier werden in einem Bild die Frauen ein wenig hoch genommen, die mit Fussball nix anfangen können.
    Fühle ich mich diskriminiert deswegen, wenn meine Frau das so sehen würde und mache so ein Fass auf???
    Ich glaube nicht…wäre auch echt albern. Das ist für mich nur reiner Humor…sry.
    Vermutlich sieht die Masse der Frauen hier noch nicht mal einen Sexismusvorwurf.
    Und da kann man noch so gut zureden, da gibt es keinen Konsenz in die andere Richtung.

    Was ist der Unterschied zwischen Männern und Käse? – Käse reift.
    Ist doch lustig und nicht im geringsten sexistisch.
    Wie nennt man einen Mann, der 90% seiner Intelligenz verloren hat? – Witwer.
    Herrlich^^
    Mehr fällt mir dazu beim besten Willen nicht mehr ein…

    1. Stimmt, mir fällt da auch nicht mehr viel ein…
      Außer vielleicht, dass deine Äußerungen ein echtes Paradebeispiel dafür sind, dass es noch viel Arbeit gibt. Denn nur weil Du der Ansicht bist, dass es sich nicht um Sexismus handelt bedeutet es noch lange nicht, dass sich andere davon nicht diskriminiert fühlen.

  3. Den Comic habe ich heute gelesen und herzlich drüber gelacht, weil ich ihn so witzig fand. Wahrscheinlich sehe ich selber wie ein Gorilla aus, wenn ich das Derby schaue. Ich denke, ich war auch gedankenlos, weil ich dabei nicht an Sexismus gedacht habe. Meine Interpretation war, dass die Freundin stellvertretend für eine*n Partner*in steht, gleich wie beschaffen. Da bin ich ganz bei HeLuecht.

    Das sind auch die Worte von Michael Pahl: Dass er gedankenlos gehandelt hätte. Gedankenlos – Ohne Gedanken. Das stimmt wahrscheinlich (ich kenne ihn (wie Tim auch) nicht): Er hatte keinen Gedanken an Sexismus, als er den Comic verfasst hat.

    Sexismus ist kein Sexismus, wenn er nicht so gemeint ist, auch wenn er unterstellt wird.

    Die Aussage „Wie es gemeint ist, ist nicht egal – aber es wichtiger, wie es verstanden wird “ lese ich in diesem Artikel vielleicht dreimal. Den ersten Teil der Aussage unterstütze ich. Wenn ich als Rezipient nicht verstehe, darf, kann und eventuell muss ich fragen, wie das Gesagte gemeint ist. Den zweiten Teil finde ich das krasseste, was ich in der letzten Zeit gelesen habe: Grenzdemokratisch, am Rande der Demokratie, am Rande des Gedankenverbots. Menschen äußern sich und werden missverstanden – das ganze Leben ist ein Missverständnis. Nicht ein Mal zwei Menschen schaffen es, unmissverständlich miteinander zu kommunizieren. Wie soll eine Aussage zweifelsfrei an viele Menschen gebracht werden? – ein Ding der Unmöglichkeit. Bei Schriftstelleri*innen, Musiker*innen, Künstler*innen gehört das zur Tugend, in der Gesellschaft nicht (haha, die erstgenannten gehören auch dazu). Political correctness kann ich schwer ertragen, lassen wir die Kirche im Dorf und freuen uns auf die nächste Ausgabe der Lage am Millerntor.

    1. „Sexismus ist kein Sexismus, wenn er nicht so gemeint ist, auch wenn er unterstellt wird.“
      Puh… und gleiches würdest Du dann auch für Rassismus sagen? Mit der Argumentation wäre dann wahrscheinlich gar nichts sexistisch oder rassistisch, weil der/die verfassende Person immer von sich behaupten wird, es sei nicht so gemeint gewesen.
      Ich kenne Michael und ich nehme ihm sein Statement vollständig ab. Und ich glaube absolut, dass er das nicht sexistisch gemeint hat.
      Trotzdem ist es eben wichtig, wie der Comic bei anderen ankommt. Und wenn sich Personen davon diskriminiert fühlen, dann ist es mein Wunsch (insbesondere im Umfeld des FCSP), dass wir alles dafür tun, dass sich dies nicht wiederholt.
      Ist das der übelste Sexismus den ich je gesehen haben und gehört Michael dafür standrechtlich erschossen? Nein, natürlich nicht, da sind wir dann bei Tims Absatz mit dem Hinweisschild. Ich denke, hier im Text wird sehr wohl differenziert und es gibt Graustufen – etwas, was es heutzutage leider viel zu selten gibt.

  4. Den Graustufenhinweis finde ich sehr zielführend: Sind es doch die vielen (!) mal kleineren und mal größeren Formen der Diskriminierung die Diskriminierung leider häufig ausmachen (steter Tropfen); hier vielleicht eine kleinere, weniger offensichtlichere Form.
    Hat aber die gleiche Bezeichnung wie die gröberen und ausfallenderen Formen: Sexismus.
    Wurde erkannt, wurde geändert und öffentlich aufgearbeitet, top! 🙂

  5. Ich (weißer CIS-Mann) habe auch gelacht. Interessanterweise habe ich den Comic anders gelesen. Normalerweise ist das ja ein Meme, bei dem in der ersten Person geschrieben wird. Daher las ich (aus Gewohnheit) „Wie meine Freundin mich sieht.“ – quasi als Selbstaussage über die eigene Beziehung. Damit wäre doch die Verallgemeinerung raus?

    PS: Hab es vorm Abschicken des Kommentars meiner Frau gezeigt, sie hatte auch „meine Freundin“ gelesen.

  6. Was mich an diesen Debatten immer wieder besorgt, ist die Priorisierung: Wie etwas gemeint ist, ist nicht wichtiger, als wie es ankommt. Es ist aber auch nicht wichtiger, wie etwas ankommt, als wie es gemeint ist. Beide Positionen führen letztlich dazu, dass man sich nicht mehr verständigen kann, sondern nur noch unterordnen. Und das ist das Ende jeden Lernens und letztlich auch aller demokratischen Aushandlungsprozesse.

    Unabhängig davon, wie ich selbst dazu stehe – kurz: gendern wäre deutlich besser gewesen, aber grundsätzlich hätte ich das zweite Bild als Kritik an Verhaltensformen gelesen, die unter „toxische Männlichkeit“ verhandelt werden (aber nicht nur bei Cis-Männern zu beobachten sind) und auch bei uns im Stadion immer wieder vorkommen und durchaus kritisch karikiert werden sollten – halte ich gerade den Austausch darüber, ob und was an dem Comic sexistisch ist, für legitim – und den Ausgang nicht für gesetzt. Das gälte übrigens auch dann, wenn wichtiger wäre, „wie es ankommt“ – schließlich gab es auch Kommentare von weiblicher Seite, die das „witzig“ und „nichts sexistisch“ fanden.

    1. Danke für deinen Kommentar, Slarti!
      Ich denke, dass wir gar nicht weit voneinander entfernt sind. Mir ist es wichtig, dass darauf hingewiesen wird, wie so ein Comic teils verstanden wird. Und wichtig ist mir, dass alle daraus lernen. Das funktioniert aber, wie auch geschrieben, nur dann, wenn das Hinweisschild nicht als Schlaginstrumwnt genutzt wird und die andere Seite die nötige Bereitschaft mitbringt.
      Es ist übrigens fast egal, wie ich den Comic finde. Ich kann die Kritik daran nachvollziehen.

      1. Glaub ich auch nicht – ich fand dein Bild vom Unterschied zwischen „Hinweisschild hochhalten“ oder „mit dem Hinweisschild verprügeln“ sehr gut.

        Ja, ich kann die Kritik daran auch „nachvollziehen“, was nicht unbedingt heißt, dass ich sie vollumfänglich teile bzw. mir dazu nicht noch weitere Fragen stelle. Und solange auch dieser Unterschied respektiert wird, lassen sich Debatten führen, aus denen man lernen kann.

        Grundsätzlich ist es aber natürlich so, dass ich in öffentlicher Kommunikation den Unterschied zwischen „Wie wird Tim es wohl auffassen“ und „Wie könnte XY es möglicherweise auch auffassen“ kaum mehr machen kann – und deshalb noch mindestens dreimal mehr hinschauen muss. Was nicht einmal zwingend bedeutet, die Debatte um einen solchen Comic dann zu vermeiden, indem man bspw. gendert, aber dass ich mir überlegen muss, ob der Punkt, den ich machen will, es wert ist, Leute vor den Kopf zu stoßen.

  7. Moin, bei uns in der Familie ist der Comic gut angekommen. Wir haben gelacht. Geschlechter unabhängig wurde kein Sexismus erkannt. Uns sagt man durchaus feine Antennen nach.
    Der Comic würde aus meiner Sicht genauso funktionieren, wenn man aus der Sicht einer Frau gezeichnet hätte. Es spielt auch keine Rolle welches Geschlecht der Freund oder die Freundin hat. Es geht doch nur ums leidenschaftliche Ausflippen.

    Alerta
    Jürgen Prey aka Halbe Lunge

  8. The whole situation is one of nuance. While we as FCSP supporters and the club itself look to put our values out into the world as ones we feel people should live by, we and the people running the club are human. We make mistakes and get things wrong. It’s important to listen to the criticism, recognize our blind spots, unconscious biases and stereotypes, learn from them and strive to do better tomorrow and the next day and the next day…

    Was it right to publish the comic? Probably not; that decision was seemingly made hastily in anticipation and excitement about Monday’s derby. As fans, it’s somewhat understandable. As mindful people, not so much. But where’s the balance?

    It’s as important to put our hands up to admit and acknowledge an honest mistake in judgement as much as hope that those around us offer some grace to learn from it, and where appropriate, with minimal consequence. Sometimes, those consequences are also part of the learning process, too.

    As a brown and white supporter from America, perhaps I don’t know what I don’t know, but that’s my $0.02 from almost 8000 kilometers away.

  9. Ich finde es eigentlich super wie reagiert wurde und wie sich alle damit auseinander setzten. Vor allem das es bei „uns“ passiert. In der Hoffnung das keine verhärten Fronten gebildet und wir alle weiter sensibilisiert werden. Jetzt zeigt sich doch wirklich wie weit wir sind und wie weit jeder einzelne bereit ist das auch bei sich einzugestehen oder nicht. Ich persönlich habe das Comic erst auch nicht als sexistisch interpretiert, liegt aber daran das ich nicht durch die Darstellung persönlich ausgeschlossen wurde. Erst beim 2. lesen bin ich darauf gestoßen und kann es verstehen.

  10. Hab den Comic als Darstellung des Zeichners, wie er sich erlebt und wie sein privates Umfeld ihn sieht, gelesen. Er hat doch damit nicht über die Erlebniswelt von anderen gesprochen. Was mich erschüttert, ist weniger die reflexhafte Etikettierung des Comics als sexistisch, sondern vielmehr die eilfertige Sebst-Geißelung von Verein und Autor. Das ist in meinen Augen nicht selbstkritisch sondern feige. So stirbt erst Satire, dann Meinungsfreiheit und am Ende eine plurale Gesellschaft, die Vielfalt und Toleranz wirklich lebt.

      1. Ich bin hier tatsächlich auch eher bei Ben und komme auf Deine Metapher mit dem Hinweisschild zurück.
        Grundsätzlich finde ich es gut und wichtig, wenn wir in diesem Verein und der Fanszene über solche Themen reden und nicht einfach drüber wegsehen weil „Wird er schon nicht so gemeint haben“.
        Es muss aber auch immer ein bisschen die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben – und wenn man für das überzeichnete Nutzen von Klischees (so falsch und ärgerlich diese für die Betroffenen auch sind) mit der gleichen Art und Weise per Shitstorm „bestraft“ wird, wie in ungleich schlimmeren Fällen, wird eine sachliche Diskussion (wie wir sie hier sicher führen) immer schwieriger. Und auch die „Selbst-Geißelung“ (Zitat Ben) hilft offenbar nicht, sondern vertieft die Gräben nur weiter. Auf der einen Seite die, die sich in ihrer Kritik bestätigt sehen, die aber dann teilweise damit immer noch nicht zufrieden sind und teilweise heute dann Entlassungen in der Medienabteilung fordern – auf der anderen Seite die, die das alles völlig albern und bescheuert finden und gar nicht einsehen wollen, dass andere eben von diesen Klischees getroffen werden.
        Es fehlt die Mitte, die gemeinsame Basis, das vernünftige Diskutieren, gerade im Internet. Es gibt nur nur noch Schwarz und Weiß – wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Das macht es zunehmend schwieriger, überhaupt noch an „Diskussionen“ im Internet teilzunehmen.
        (Und nein, damit sind nicht die Kommentare hier gemeint.)

  11. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es am Anfang teilweise „weit hergeholt“ scheint sich an solchen vermeintlichen „Kleinigkeiten“ aufzuhängen. Alleine aber schon die Diskussion loszustoßen und darüber nachzudenken, wird bei einigen Personen zu kleineren oder größeren Umdenkprozessen führen, wenn das ganze Thema noch ein paar Tage nachklingt. So war es in der Vergangenheit auch bei mir.

    Danke für das Generieren der Aufmerksamkeit und die großartige Metapher mit dem Hinweisschild.

    PS: Da ich selber kein Fratzenbuch nutze, wäre das gänzlich an mir vorbeigegangen ohne den Millernton.

  12. Moin

    Bei all der (berechtigten) Kritik, kommt mir die primäre Aussage des Comics deutlich zu kurz. Ich würde gerne schildern, wie ich den Comic wahrgenommen habe und wie ich damit umgegangen bin. Vielleicht hilft es ja zu verstehen, wie man(n) nicht direkt auf den Sexismus kommt.
    Als ich das Dingen zum ersten Mal gesehen habe, habe ich es direkt an meine Frau weitergeleitet. Nicht weil ich es zum schreien komisch fand, sondern weil meine Frau alles andere als Fußballaffin ist und sie es wenig bis gar nicht neben mir auf der Couch aushält, wenn der magisch FC spielt. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass sie mich in bestimmten Situationen als bescheuerten Brüllaffen sieht (Remember Heimspiel gegen Darmstadt letzte Szene. Wer da ruhig bleibt….) . Dementsprechend habe ich nur einen Spiegel gesehen, der mir vorgehalten wurde.
    Für mich war es sekundär, welches Geschlecht die Person im Comic hatte. Ich konnte mich einfach gut in die Person und diese Situation hineinversetzen. Nun bin ich ein Mann Anfang 40 und weit davon entfernt beinahe täglich Opfer von Sexismus zu sein und kann bei aller Empathie nur bedingt nachempfinden, wie sich das anfühlt. Will damit sagen, dass ich mich in die gleiche Situation hätte einfühlen können, wenn eine Frau dargestellt worden wäre.
    Ich frage mich, was hätte man besser machen können? Wie soll man in einem einzigen Bild die komplette Vielfalt unsere Fanszene darstellen? Wie oben erwähnt, ich finde die Kritik nachvollziehbar, auch wenn ich sie zumindest nicht komplett teile.
    Was Satire darf und was sie nicht darf, darüber haben sich schon viel klügere Menschen als ich es bin, den Kopf zerbrochen. Wie soll man jemandem oder der Gesellschaft den Spiegel vorhalten ohne jemals die Gefühle zu verletzen. Bei allen guten Vorsätzen ist das fast unmöglich. Satire kann meiner Meinung nach nie komplett frei von Geschlechterrollen und Klischees im Allgemeinen sein. Ich bin nur froh, dass ich mein Geld nicht mit Satire verdienen muss.
    Um das noch mal klar zu sagen, Ich finde es absolut richtig und wichtig das Thema anzusprechen, Nur ist das Fass, das hier aufgemacht wurde, nach meiner Ansicht viel größer geworden als es hätte sein müssen. Ist aber wohl im www nicht mehr anders möglich. Würde man mir einen vergleichbaren Witz in der Kneipe erzählen würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen: „Der war Scheiße“. Und im Idealfall überlegt mein Gegenüber kurz und sagt: „Da hast du recht. Trinken wir noch ein?“ Ich sage na siescha!
    In diesem Sinne auf den Derbysieg!!!

  13. Der FC St. Pauli hat sich so weit von proletarischen Fussballguckern entfernt wie die Linke insgesamt vom einfachen, weissen, heterosexuellen Mann.

    Macht zu!

  14. Sexismus, ok ist irgendwo nachvollziehbar, auch wenn dieses Klischee der fussballahnungslosen Frau ja nichtmal offensichtlich ist, die „Freundin“ kann ihn auch als Affen sehen, wenn sie sich für Fußball interessiert. Eigentlich ist das ja auch diskriminierend, das Klischee des Mannes der sich unzivilisiert beim Fussball benimmt. Zu kurz kommt mir aber auch die Diskussion um Altersdiskriminierung im dritten Bild.

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