MillernTon meets – Saisonvorschau Teil 5

MillernTon meets – Saisonvorschau Teil 5

Hier ist der fünfte Teil der insgesamt siebenteiligen Saisonvorschau „MillernTon meets“ zur zweiten Bundesliga 2021/2022, in der ich mit insgesamt 17 Gesprächspartner*innen über ihre Vereine sowie dem Team des VdS/NdS über unseren FC Sankt Pauli spreche. Herausgekommen sind über sieben Stunden Ausblick auf die kommende Spielzeit.

Im fünften Teil sind zu Gast:

Fadi für den 1. FC Nürnberg

Anne für Dynamo Dresden

Sarah für den 1. FC Heidenheim
(engl., die deutsche Transkription findet ihr am Ende des Artikels. Danke an Arne!)


Wir blicken gemeinsam zurück auf die vergangene Saison, schauen auf Veränderungen in Sachen Kader und Trainer und besprechen auch das ein oder andere Thema „rund um den Verein“.

Zum Abschluss geben meine Gesprächspartner*innen noch eine Prognose ab:
Wo landet der eigene Verein? Und wo sehen sie den FCSP in der kommenden Spielzeit?

„MillernTon meets“ ist das bisher größte Projekt, welches ich in kompletter Eigenregie – aber dennoch maßgeblich vom Team des MT unterstützt – in ungezählten Arbeitsstunden auf die Welt gebracht habe. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich bedanke mich nochmal bei allen meinen Gäst*innen sowie dem Team!


Euch wünsche ich viel Spaß beim Hören und freue mich über Feedback! Bleibt weiterhin gesund!

Hier geht es zu den einzelnen Folgen:
Folge 1 (Werder Bremen, Holstein Kiel, SC Paderborn)
– Folge 2 (Darmstadt 98, Hamburger SV, SV Sandhausen)
Folge 3 (Jahn Regensburg, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC)
Folge 4 (Schalke 04, Erzgebirge Aue, Hansa Rostock)
Folge 5 (1.FC Nürnberg, Dynamo Dresden, 1.FC Heidenheim)
Folge 6 (Hannover 96, FC Ingolstadt, FC St. Pauli)
Folge 7 (FC St. Pauli)

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// Yannick

Das Gespräch mit Sarah:

Yannick: Ein herzliches Willkommen und Moin an Sarah!
Sarah: Hallo Yannick, schön dass ich dabei sein darf.

Y: Ja, prima dass Du dabei bist. Ich habe gerade schon den Zuhörerinnen erklärt, dass es immer schwierig ist deutschsprechende Heidenheim-Fans zu finden, daher müssen wir kurz über den Atlantik fliegen und halt mit Dir in Ontario/Kanada reden. Meine ersten Fragen sind daher auch, wie kam es dazu, dass Du ausgerechnet ein Heidenheim Fan wurdest und was machst Du so beruflich?
S: Ja, das ist eigentlich immer die Frage: Wie wird jemand in Kanada Fan des FC Heidenheim? Daher einfach mal ein bisschen etwas über mich. Mein Name ist Sarah Veale und ich arbeite als Leiterin der Strategie-Abteilung einer Rechtsanwaltskanzlei hier in Toronto/Kanada. Davon abgesehen habe ich fast ein Jahrzehnt als Journalistin gearbeitet und eigentlich auch eine ganze Weile in der Forschung, wo ich zu griechischrömische Religionen und speziell zu kulturellen Praktiken im römischen Germanien geforscht habe. Und da kommen die einzelnen Puzzleteilchen dann auch langsam zusammen, weil einfach ein ganze Menge zu dem Feld von deutschen Wissenschaftlerinnen erforscht wird und ich habe eine ganze Menge Zeit in Deutschland verbracht während ich studiert habe, aber auch an Workshops und Konferenzen teilgenommen, aber auch selbst geforscht. Und während dieser Zeit habe ich mich dann in den FC Heidenheim verliebt. Wie ganz viele andere habe auch ich den Verein durch den Film „Trainer“ kennen gelernt und später habe ich dann etwas Zeit in Baden Württemberg verbracht und habe mich dann auch in die Stadt verliebt. Heidenheim ist eine Stadt in der hart und ehrlich gearbeitet wird, damit kann ich mich sehr gut identifizieren und ich finde, dass auch die Mannschaft genau das ganz gut widerspiegelt.
Y: Ja, ich glaube es war im Jahr 2016 als ich mich entschieden hatte, meinen 30. Geburtstag genau da zu verbringen, wo der FC Sankt Pauli an dem Tag spielen würde. Und das war dann eben Heidenheim und ich habe dann eine ganzes Wochenende mit meinem Hund dort verbracht, der dann während des Spiels einfach im Hotelzimmer bleiben musste und ja, das ist schon eine kleine, charmante Stadt. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen selbst dort zu leben, aber mal ein Wochenende dort zu verbringen war schon ganz nett.
S. Ja, schon ein bisschen anders als Hamburg, aber wenn Dir das Tempo dort gefällt und Du auch sonst die Schwäbische Alb magst, dann ist es einfach wundervoll dort. Ich liebe es.
Y: Ja, mein Hund hat die Hundeauslaufzonen und die Landschaft dort sehr genossen. Man hat das Gefühl, dort in einem kleinen Dörfchen zu sein.
S. ((lacht))
Y: Ok, das ist also der Grund warum Du Dich für Heidenheim und gegen andere Clubs
entschieden hast. Lass uns mal ein bisschen auf die letzte Saison zurückblicken. Heidenheim hat die Saison als Achter abgeschlossen nicht wirklich weit vor dem FC Sankt Pauli, ich glaube es waren im Ende gerade mal vier Punkte. Wie blickst Du auf die vergangene Saison zurück?

S: Ganz ehrlich, ich glaube wir hatten eine ganze Menge Dusel, Yannick. Als die Saison losging war es klar, dass es eine Saison des Wiederaufbaus werden würde. Erst ist Niklas Dorsch gegangen und dann auch Tim Keindienst kurz danach und dann ist auch noch Sebastian Griesbeck gegangen, der seit 2013 oder so für das Team gespielt hatte. Für einen Heidenheim Fan war damals klar, dass das ein hartes Jahr werden würde. Aber es war auch jedem klar, dass das der Anfang einer neuen Ära werden würde, weil das bisherige Team, der Kader einfach zu alt geworden war und auch nicht mehr die Leistung gebracht hat, die es in der Vergangenheit gezeigt hatte. Für mich war daher schon klar, dass es ein hartes Jahr werden würde, wir werden mit dem Neuaufbau beginnen und dann einfach mal abwarten was passiert, um dann die Weichen für die nächsten 5-8 Jahre stellen zu können. Es war also klar, dass es ein Jahr des Übergangs werden würde und wenn dann der achte Platz dabei raus kommt, dann ist das vollkommen in Ordnung für mich.
Y: Ja, und wie hart dann die nächste Saison werden wird, werden wir dann im Laufe dieses Gesprächs noch klären. Du hast mit Tim Kleindienst bereits einen Namen genannt, der hat ja auch eine ganz schöne Reise im Laufe der letzten Jahre gemacht. Angefangen hat es damals 2016, als er aus Freiburg ausgeliehen war, dann habt ihr 2019 für 3 Millionen Euro Ablösesumme gekauft, dann ist er für 3.5 Millionen zu KAA Genk nach Belgien gewechselt und dann kam er als Leihspieler wieder zurück nach Heidenheim und dann habt ihr für den gleichen Preis diesen Sommer wieder zurückgekauft aus Genk. Wie zufrieden bist Du mit diesem Transfer?
S: Ich bin sehr glücklich. Ich finde, dass er ganz offensichtlich ein großartiger Spieler ist und ein guter Spieler für unsere Mannschaft ist und er passt ganz offenkundig gut in das Spielsystem. Als Niklas Dorsch damals ging dachte ich, ja, der ist ja auch ein guter Spieler, der wird seine Möglichkeiten überall haben. Als dann aber auch noch Kleindienst ging, hat mir das fast das Herz gebrochen und ich dachte findet da jetzt gerade ein Massenexodus all unserer guten Spieler statt? Daher war es total toll zu sehen als er wiederkam, dass er es ernst mit dem FC Heidenheim meint, vielleicht kann er dem Team in seiner Entwicklung noch helfen und aber auch der Fels in der Brandung sein. Und dass er jetzt tatsächlich einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat, macht mich extrem glücklich. Er wird der Dreh- und Angelpunkt unseres Teams für die unmittelbare Zukunft sein. Es ist fantastisch, einen Spieler mit einem Kaliber wie Kleindienst in unserer Mannschaft zur Verfügung zu haben.
Y: Ja, von einer überschwänglichen Freude eines Tim Kleindienst dann mal zu etwas anderem. Ich weiß nicht ob Du das FC Sankt Pauli Fanzine „Der Übersteiger“ kennst?
S:- Nein, das kenne ich nicht.
Y: Die hatten immer diesen Kalender für die ganze Saison mit einem kleinen Hinweis an jeden Verein anstatt den Verein selbst zu benennen und der Hinweis zu Heidenheim war immer nur: Ich kenne bloß Schnatterer. Und jetzt können die das nicht mehr schreiben, denn Schnatterer ist weg. Mit seinen 35 Jahren wird er künftig die Schuhe für Waldhof Mannheim in der dritten Liga schnüren. Kurz vor seinem Ruhestand geht er also noch mal in die dritte Liga runter. Wie hart ist es, ihn zu verlieren? Der war ja insgesamt 13 Jahre in Heidenheim?
S: Ja, und wir nennen ihn nur Herr Heidenheim, denn er hat ja ewig für uns gespielt. Er und Frank Schmidt sind die beiden, die das Gesicht von Heidenheim für die letzten Jahre gewesen sind und die beiden waren maßgeblich daran beteiligt, aus Heidenheim das zu machen, was sie heute sind. Ich denke also, und lass mich das ehrlich sagen, auch wenn Schnatti einen großen Einfluss auf Heidenheim hatte, er war wirklich unser Mann, er hat immer zum Verein gestanden in den letzten Jahren, aber er hat halt auch nicht mehr so gut gespielt, wie wir das von ihm gewohnt waren. Und gerade als die ganze Mannschaft also durch diesen Prozess des Neuaufbaus ging, wurde es schnell klar, dass der Stil eines Marc Schnatterers nicht mit dem der neueren Mannschaftsmitglieder des FC Heidenheim übereinstimmte. Und um ganz ehrlich zu sein, ich persönlich liebe Marc Schnatterer und hätte mir gewünscht, ihn zumindest noch für ein weiteres Jahr auf der Bank zu haben und hoffentlich mit ihm in die Bundesliga aufzusteigen, denn ich denke, dass er ein integraler Bestandteil unseres Teams ist aber im gleichen Augenblick denke ich, dass das Team im letzten Jahr immer dann besser gespielt hat, wenn er nur auf der Bank saß. Und nun war es nun einmal Zeit, eine Entscheidung über seine Rolle in der Mannschaft zu treffen und ich denke wir haben da die richtige Entscheidung getroffen. Wenn man eh gerade in der Mannschaft aufräumt und einen Neuaufbau betreibt, um einen ernsthaften Versuch aufzusteigen vor Augen hat, dann müssen wir uns auf unsere jüngeren und stärkeren Spieler fokussieren, die in der Lage sind, diesen schnellen Fußball zu spielen, den man nun mal in der obersten Liga spielen muss. Und Du weißt ja, Marc Schnatterer ist 35, er hatte eine lange Karriere, es tut weh, ihn ziehen zu sehen, ich hätte mir auch gewünscht, dass er nicht in der Art und Weise zu Mannheim gewechselt wäre, die er gewählt hat. Ich hätte ihn halt lieber als einen geehrten Teil der Mannschaft von Heidenheim in den Ruhestand wechseln sehen und vielleicht irgendwann im Trainerteam mitzuwirken. Aber wenn man nun mal auf die Leistung des Teams guckt – und darauf muss man nun mal schauen –
Y: Das ist ein wirklich professioneller Blick darauf von Dir… Ich denke, man kann ihn ein bisschen mit Jan-Philipp Kalla von uns vergleichen, den wir Schnecke nennen. Er ist nun in den Ruhestand gegangen oder hat zumindest den FC Sankt Pauli als Spieler verlassen während der Corona-Saison im letzten Sommer und so gab es keine Chance für uns Fans, ihn gebührend zu verabschieden und er spielt nun auch für Viktoria Hamburg, bleibt dem Verein aber noch als Funktionär im Hintergrund und als Trainer der zweiten Frauenmannschaft erhalten. Er bleibt also ein Teil des FC Sankt Pauli. Glaubst Du, dass Schnatterer, wenn er dann mit dem Fußballspielen in Mannheim aufgehört hat, nach Heidenheim zurückkehrt und vielleicht, so wie Du gesagt hast, als Trainer oder in irgendeiner anderen Funktion im Hintergrund wirken wird?
S: Nun, ich glaube, das fände ich ziemlich gut. Ich denke die ganze Stadt Heidenheim hat Schnatterer tief ins Herz geschlossen, sie haben ihn als einen der ihren adoptiert und ich wünsche mir einfach, dass dieses Gefühl in beiderlei Richtungen besteht. Aber wir werden es sehen, ich kann nicht sagen was die professionellen Ziele von Marc Schnatterer sind, ich weiß nicht, wie lange er überhaupt noch weiter Fußball spielen will. Offensichtlich glaubt er, noch ein paar weitere Saisons spielen zu können, also möge Gott ihn segnen! Aber ich persönlich würde es schon gut finden, wenn er letztendlich zurück kommt.
Y: Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Gut, das waren die zwei Spieler, über die wir auf jeden Fall sprechen mussten. Gibt es noch weitere Spieler die den Verein verlassen oder hinzustoßen über die Du kurz reden möchtest?
S: Ja, gerade in Bezug auf die Abgänge hatten wir einige jüngere Spieler, die gut im Nachwuchsleistungszentrum waren, aber irgendwie nicht so ganz in die erste Mannschaft passten, aber da gibt es keine großen Neuigkeiten. In Bezug auf Neuzugänge haben wir Tim Siersleben vom VfL Wolfsburg verpflichtet. Das ist ein Verteidiger aus dem NLZ vom VfL Wolfsburg, der kürzlich den Sprung in den Profikader geschafft hatte, aber nicht besonders viel Spielzeit bekommen hat. Da müssen wir mal abwarten, aber die Hoffnungen auf ihn sind groß. Und es ist ein typischer Zug vom FC Heidenheim, der Spieler gerne entwickelt, irgendwo Talente aussucht, die Vorort eher wenig Aufmerksamkeit erfahren und dann mal schaut, was man daraus machen kann. Und hoffentlich passiert es genauso wieder wie bei Niklas Dorsch einst. Mal sehen.
Y: Du hast es gerade ein typisches Heidenheim-Ding genannt, ein weiteres typisches Heidenheim-Ding ist Euer Trainer, Frank Schmidt, der mittlerweile für 14 Jahre im Verein ist, damit hat er 12 Jahre Vorsprung auf all die anderen Trainer in der Liga mit ihren jeweiligen Vereinen. Der zweitlängste Trainer in der Liga hat gerade mal 2019 angefangen. Was meinst Du, wie groß ist der Einfluss von Frank Schmidt auf Heidenheim und wird er auf ewig dort sein oder wird es einmal eine Zeit geben, wenn er sagt, ok, ich bin fertig hier, ich versuche es noch einmal woanders?
S: Ja, dann wechselt er als Trainer nach Mannheim, ‘ne? Ja, ich meine, ich mag Frank Schmidt ganz offensichtlich ist er seit langem (der Guru?) für die Mannschaft und hat aus der Mannschaft das gemacht, was sie heute ist. Er hat sie erst in die Lage versetzt, um den Aufstieg mitspielen zu können. Nun, in der letzten Saison haben wir plötzlich nicht mehr ganz so gut gespielt und ich hörte, dass einige Beobachter, die sich vielleicht nicht ganz so gut mit dem FC Heidenheim auskennen, die Leistungen der letzten Saison Schmidt zur Last gelegt haben. Und, um ganz ehrlich zu sein, ich finde das ziemlich unfair gegenüber Frank Schmidt. Er hat einen herausragenden Job gemacht die Mannschaft zu führen, seit er die Mannschaft 2007 übernommen hat und ich glaube er steuert das Schiff auch gerade durch den Sturm des Neuaufbaus. Solche Dinge brauchen aber Zeit und Frank Schmidt weiß das auch, das ist der Vorteil davon, wenn man einen erfahrenen Trainer hat, der weiß, wie man solche Schlaglöcher umfährt. Und der FC Heidenheim, der als Verein auf die Entwicklung von Spielern fokussiert ist und
daran arbeitet ein Team auf einen wettbewerbsfähigen Leistungsstand zu bringen, weiß dass das Zeit braucht. Und ich denke, das weiß auch Frank Schmidt und er hat das bislang auch sehr gut gemacht. Und offensichtlich haben wir auch echt exzellente Ergebnisse aus diesem Ansatz resultieren sehen und ich denke, so lange wir genau diesen Pfad weitergehen, wird das auch hinhauen für uns.
Y: Also weder der Trainer hat gewechselt noch irgendeine andere Position, also ist der Schlüssel für den Erfolg in Heidenheim stabiles Arbeiten, das Wissen darüber wo man herkommt und ein realistisches Einschätzen davon, wie die nächsten Schritte aussehen könnten, ohne etwas über das Knie zu brechen. Stimmt das in etwa so?
S: Ja, das glaube ich schon. Ich meine, guck dir mal andere Teams an, die sind immer auf der Suche nach sofortigem Einfluss ihrer Entscheidungen, die suchen immer nach einem Transfer, der sich sofort auf dem Spielfeld auszahlt und wenn dann mal was schief läuft, dann wechseln die sofort ihren Trainer. Und ich glaube Heidenheim hat da eher eine Langzeit-Strategie, die eher ihre Spieler, die sie auf den Platz bringen auf diese Vision für die entfernte Zukunft abstimmt. Und so schaffen sie einen Teamzusammenhalt, der dann – wie Du gesagt hast – stabil ist und ihnen im Endergebnis die gewünschten Ergebnisse bringt im Gegenteil zu solchen Vereinen, die schnell jemanden Verpflichten, der dann sofort in den nächsten sechs Spielen einen Einfluss haben muss.
Y: Ja, das ist wirklich eine Sache für die Heidenheim bekannt ist. Und da passiert auch wirklich nichts schlimmes, kein großer Skandal. Gibt es da irgendetwas im Umfeld des Clubs? Ich meine, immer wenn ich nach Schlagzeilen über Heidenheim suche – ich weiß nicht, wie Du den Club und seine Schlagzeilen aus Ontario verfolgst? – Gibt es da noch irgendetwas aus dem Umfeld des Clubs, über das wir sprechen müssten?
S: Auch in Bezug auf das Umfeld denke ich wieder, dass Heidenheim da eher eine lange Perspektive verfolgt. Im Augenblick versuchen sie z.B. das Stadion weiter zu entwickeln. Ich weiß nicht wie das (werden) wird? Du warst ja schon mal da, die VoidArena ist direkt auf dem Schlossberg nur wenige Schritte vom Schloss Hollenstein entfernt, was dann auch bedeutet, dass es da nicht wirklich viele Parkplätze gibt und viel Platz sich zu bewegen und ich weiß dass sie da gerade irgendwie versuchen, dieses Problem zu lösen, z.B. indem sie ihren Shuttle-Bus Dienst verbessern und durch mehr Fußwege zum Stadion. Und ich denke, dadurch dass sie auf diese strukturellen Verbesserungen und die Verbesserung der Stadion-Erfahrung fokussieren, können dann sowohl die Heidenheim-Fans als auch die Gästefans in Zukunft besser auf den Schlossberg kommen und das Spiel genießen und das ist wirklich dieses in langen Atemzügen denken, das sie verinnerlicht haben. Wenn wir wirklich irgendwann aufsteigen sollten, wenn wir wirklich irgendwann auf einem anderen Niveau spielen sollten, dann müssen wir auch diese Art von Verbesserungen machen, die uns dann eben auch zu einem Team der ersten Liga machen werden. Aber abgesehen davon haben wir noch ganz nebenbei einen neuen Sponsor der übernimmt. Das ist MHP, eine Porsche-Tochter, die in Baden Würtemberg beheimatet ist. Ich selbst finde es ja gut, wenn Firmen aus Heidenheim auch auf dem Trikot werben, ich mochte Hartmann da,
ich mochte auch Void da und ich fand es auch toll als unser Maskottchen Pauli ein Steiff-Teddy aus Gingen war aber auch da wieder denke ich ist es ein Zeichen dafür, dass der FC Heidenheim in einer Langzeitperspektive und -strategie denkt und eben auch darüber nachdenkt, dann lukrativere Firmen an den Verein zu binden, um das Unternehmen Aufstieg ernsthaft angehen zu können.
Y: Ja, im Deutschen sagen wir Steine statt Beine dazu, wenn man eher auf die Infrastruktur als auf die Verpflichtung großer Spieler fokussiert ist.
S: Ja, das ist absolut ein Ansatz, der auch für den FC Heidenheim gilt. Und das ist auch schon seit langem der Fall und das ist auch der Grund dafür, dass sie sich konsequent aus der Regionalliga nach oben gearbeitet haben.
Y: OK, lass uns dann am Ende dieses kurzen Gespräches noch mal einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Erwartungen hast Du an den FC Heidenheim für die bevorstehende Saison, die von den deutschen Medien immer als die beste zweite Liga aller Zeiten betitelt wird?
S: Ja, die zweite Liga ist derzeit wirklich ein spannender Ort für einen Verein. In Bezug auf die bevorstehende Saison denke ich, dass wir eine Menge dieser nervenden Angelegenheiten bereits in der letzten Saison erfolgreich aus dem Weg räumen konnten, gerade in Bezug auf den Neuaufbau. Wie haben es erkannt und uns wirklich darauf konzentriert, dass wir einen neuen Mannschaftskern zusammenbekommen. Ich denke das wir in einer wirklich guten Ausgangslage sind, um ernsthaft um den Aufstieg mitzuspielen. Und wenn wir dann eben nicht in diesem Jahr aufsteigen, dann sind wir immer noch definitiv im obersten Drittel der Liga und werden 22/23 erneut angreifen.
Y: Ok, wow, das sind ja wirklich große Erwartungen. Aber klar, warum nicht. Nur weil da jetzt große Namen in der Liga mitspielen heißt das ja noch lange nicht, dass die ersten Tabellenplätze bereits in Stein gemeißelt sind.
S: Ok, lass mich das noch mal klar stellen. Ich glaube nicht, dass wir der Topfavorit auf den Aufstieg sind und auch nicht, dass wir auf jeden Fall als erster oder zweiter die Saison beenden werden. Ich habe das ja schon oft gesehen: da kommen Topvereine aus der Bundesliga in die Liga und die spielen dann einen komplett anderen Fußball. Aber ich denke wir sind schon hungrig darauf, zumindest Dritter zu werden und die Relegation zu spielen und dann mal sehen, was wir da schaffen können.
Y: Ja, immer dann, wenn große Vereine in der Liga sind dann gibt es aber auch immer irgendwie eine Überraschungsmannschaft, die zusammen mit den großen um den Aufstieg kämpft, zumindest in den Top 4 oder 5. Ja, wir werden es sehen. Wenn Heidenheim dann wie von Dir vorhergesagt Dritter wird, wer steigt denn dann direkt auf und wird der HSV wieder als Vierter enden?
S: Oder sie sinken noch weiter ab! Ich meine, der HSV hat ja damals erwartet, nur für fünf Minuten in der Liga zu verweilen und direkt wieder aufzusteigen. Die können aber
auch noch viel länger mit uns in der zweiten Liga bleiben! Wir werden es sehen. Ich denke Schalke ist nun auch nicht einer der Vereine, der sich auf seinen Lorbeeren ausruhen wird aber man muss halt auch sagen, dass sie letztes Jahr eine verheerende Saison gespielt haben, vielleicht sind die ja die Überraschungsmannschaft? Oder Werder Bremen? Vielleicht entscheidet sich ja auch Paderborn wieder dazu, ein Aufstiegsaspirant zu sein und dann am Ende aufzusteigen? Ich kann daher gar nicht sagen, wer die Liga gewinnen wird, denn wie Du ja auch gesagt hast, gibt es immer die ein oder andere Überraschungsmannschaft und irgendwo hat in der Sommerpause ein Neuaufbau stattgefunden, den man noch nicht auf dem Schirm hat aber ich hoffe doch, dass der FC Heidenheim da mithalten kann.
Y: Ok und meine letzte Frage: Und wo denkst Du wird der FC Sankt Pauli am Ende landen?
S: Haha, Ja, ich denke der FC Sankt Pauli hat im Sommer eine ganze Reihe neuer Leute geholt, wenn ich das nicht falsch mitbekommen habe. Ihr habt da einige neue Spieler, aber die kommen eben auch aus den unteren Ligen, ihr habt da also auch ein wenig Neuaufbau im Gange, aber so wie ich das verstehe, wollt ihr euren Trainer nun auch erstmal ein bisschen behalten und er ist ja nun auch schon ein ganzes Jahr bei Euch, das ist doch auch schon ein Weltrekord für Euch, oder?
Y: Naja, dem würde ich nicht so eindeutig zustimmen, aber ja die Verantwortlichen planen wohl auch eher länger mit Timo Schultz.
S: Ja, also ich denke da ist sowohl Neuaufbau aber auch schon eine gewisse Stabilität, so dass ich Euch irgendwo in der Mitte der Tabelle erwarten würde, irgendwo zwischen dem siebten und neunten Platz, irgendwo da?
Y: Ja, das würde ich sofort kaufen! Ok, Sarah, vielen Dank für Deine Zeit. Haben wir noch irgendwas vergessen zu erwähnen in diesem kurzen Gespräch?
S: Nee, ich denke wir haben alles gesagt!
Y: Ja, dann nochmal vielen Dank und alles Gute für Dich da in Ontario!
S: Vielen Dank Yannick, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mit mir über den FC Heidenheim zu sprechen und ich wünsche Dir und dem FC Sankt Pauli nur das Beste für die neue Saison.
Y: Dir auch!
S: Pass auf Dich auf.

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