{:de}FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Kurzbericht{:}{:en}FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Short report{:}

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Nein, das hatten sich sicher viele anders vorgestellt. Mit einem 2:2 startet der FC St. Pauli ins neue Fußballjahr. Das Spiel war dabei ähnlich zerfahren, wie es auch der Rasen am Millerntor war. Dem FC St. Pauli gelang es nicht seine offensive Power zu entfalten. Und als sie es taten, passierte es zu Lasten der eigenen Defensive. So muss sich das Team mit einem Punkt begnügen.
(Titelbild: Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Bereits vor Spielbeginn war irgendwie klar, dass das eine zähe Angelegenheit werden würde. Zwar gaben die 2.000 Zuschauer im Millerntor ihr Bestes und es kamen immer wieder Gesänge auf. Auch die Stadion-Playlist gefiel mit „Individuell“ und „Mehr als Fußball„. Aber es bleibt dabei: Ein Spiel am Millerntor mit so einer deutlichen Zuschauerbeschränkung ist einfach, wenn überhaupt, ganz schwaches Methadon. Sinnbildlich dafür waren die vier Tauben, die es sich während des Spiels auf der Seite der Gegengerade gemütlich machten.

Entsprechend startete auch das Spiel: Zwar wurde gleich zu Beginn ziemlich deutlich, wer hier der Spitzenreiter und wer der Vorletzte der 2.Liga ist, aber richtig zwingend wurde der FC St. Pauli in der ersten Halbzeit sehr selten. Erzgebirge Aue hatte seine Hausaufgaben gemacht und seine Formation so angepasst, wie es auch Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf gegen den FCSP vor der Winterpause recht erfolgreich taten (mehr dazu in der Taktik-Analyse, die morgen erscheint).

Bei dem Spiel konnten wir dann auch gleich mal erkennen, was mit so einer Partie passieren kann, wenn der FC St. Pauli mal nicht zuhause früh in Führung geht: Erzgebirge Aue richtete sich defensiv einigermaßen gemütlich ein, während der FCSP nach Lösungen suchte und sie zumeist nicht fand. Und wie es dann bei solchen Spielen auch mal läuft, sitzt dann die erste Entlastungs-Aktion des spielerisch unterlegenden Teams. Just als ich mir notierte, dass Aue zwar immer versuchte flach aufzubauen, es aber selten bis gar nicht gelang, konnte ein eigentlich sicherer Ball nicht gehalten werden. Hartel rutschte weg, sodass Owusu von der rechten Seite reinspielen konnte und dort Zolinski zum völlig überraschenden 0:1 einschob (17. Minute) – Schöne Scheiße.

Es wurde zäh in der Folge – dem FC St. Pauli gelang es aus dem Spiel heraus überhaupt nicht Chancen zu generieren, auch wenn sie das dominante Team waren. Und Erzgebirge Aue machte es sich dank des Ergebnisses sehr gemütlich. Nach meinem Empfinden hätte man Martin Männel bereits nach 25 Minuten eine Gelbe Karte für Zeitspiel zeigen können, wenn nicht sogar müssen. Das war richtig unangenehm, aber vermutlich hätte ich da nichts gegen, wenn es genau andersrum gelaufen wäre und der FCSP in der Situation (und auch der Tabellenkonstellation) so lasziv langsam agiert hätte.

Erste Aktion in der Offensive, gleich das 1:0 – Erzgebirge Aue ging früh in Führung.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Der Ausgleich fiel dann, wie es zum Spiel nicht besser hätte passen können: Durch eine Standard-Situation. Nach Freistoß-Flanke von Eric Smith kam Jakov Medić am zweiten Pfosten zum Kopfball und netzte ein (30. Minute). Endlich. Endlich erzielte der FC St. Pauli mal wieder ein Tor nach einem Standard. War aber auch nötig, da aus dem Spiel heraus sehr wenig gelang.
Auch in der Folge blieb es zäh. Der Ausgleich änderte daran nichts. Kurz vor der Halbzeitpause gab es die erste richtige Großchance für St. Pauli, als Jackson Irvine nach guter Einzelaktion von Burgstaller frei zum Kopfball kam. Kurz danach war es Marcel Hartel, der aus dem Rückraum noch einmal Martin Männel zu einer Parade zwang.
Mit der ersten Halbzeit konnte der FC St. Pauli, auch wenn sie das Spiel kontrollierten, vor allem offensiv nicht zufrieden sein.

Mit dem Start in die zweite Halbzeit aber umso mehr. Der FC St. Pauli stellte seine Formation leicht um und zeigte aber auch ohne diese Umstellung, dass da nun mehr Dampf hinter ist: Statt eines kontrollierten und geduldigen Spielaufbaus suchte der FC St. Pauli nun viel schneller den Weg nach vorne.
Die erste dicke Chance hatte kurz nach Wiederanpfiff Jackson Irvine, der nach schöner Kombination frei vor Männel auftauchte, aber sehr überhastet abschloss und den Ball nicht richtig traf (47.). Es folgten weitere Halbchancen, ehe es auf der Gegenseite fast klingelte als Medić einen langen Ball nicht klärte, sondern perfekt für Owusu auflegte. Völlig freistehend schob er den Ball am Tor vorbei (58.).

Das war dann auch so etwas wie der Wendepunkt der Partie. Denn in der Folge gelang es dem FC St. Pauli sehr viel seltener gefährlich vor das Tor von Aue zu kommen. Aus Geduld wurde zunehmend Ungeduld und das Spiel wurde insgesamt viel wilder. Vermutlich deutlich wilder, als es Timo Schultz und seinem Team lieb war. Denn nicht nur der FC St. Pauli entwickelte nun mehr Zug zum Tor, auch Erzgebirge Aue wurde nun in Umschaltaktionen gefährlicher. So eine war es dann auch, die zum erneuten Rückstand führte: Der FC St. Pauli verlor den Ball im immer chaotischer werdenden Aufbau, Aue schaltete schnell um, konnte flanken, der erste Abschluss landete an der Latte, aber den Abpraller verwertete Trujic zur Führung (72.). Obwohl der FC St. Pauli mehr versuchte und dabei mehr und mehr verzweifelt wirkte, hatte sich das Gegentor irgendwie angedeutet. Denn defensiv verlor das Team zunehmend die Kontrolle, das Risiko im Aufbau war enorm hoch, weil der FCSP ungenau wurde.

Nein, das war nicht der Tag von Guido Burgstaller.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Es wurde nun noch unruhiger. Und härter. Trujic hätte kurz nach seiner Verwarnung womöglich direkt mit Gelb-Rot vom Platz gemusst, als er Paqarada äußerst ungestüm von hinten umstieß. Nicht verwunderlich, dass Trujic kurz danach, obwohl gerade erst eingewechselt, direkt wieder ausgewechselt wurde.
Am Spiel änderte das wenig. Der FC St. Pauli blieb unruhig und ungenau. Eigentlich ist das Team gut darin unter hohem Tempo in der Offensive zu arbeiten. Aber bei diesem Spiel wirkte es alles zerfahren, richtig kunterbunt. Trotzdem: Der FCSP versuchte viel, gab nicht auf – und wurde kurz vor Schluss belohnt.

Der Ausgleich fiel in 93. Minute nach zwei schönen Einzelaktionen: Erst Finn Ole Becker und dann Etienne Amenyido zeigten, dass sie was am Ball können. Es war auch irgendwie klar, dass es bei diesem Spiel nur über erfolgreiche Einzelaktionen (oder Standards) gehen kann. Keine Frage, richtig fein gemacht von beiden (und soviel zu meiner steilen These bei Still Being Timo Schultz, dass Amenyido kein Torjäger ist).
Kurz danach, nach einem Abseits-Tor von Aue und weiteren Chancen für Braun-Weiß, war Schluss. Der FC St. Pauli spielt Unentschieden gegen Erzgebirge Aue. Sowohl das Ergebnis, als auch das Spiel selbst entsprechen nicht dem, was der FCSP von sich selbst erwartet. Es ist ein kleiner Dämpfer zum Start ins neue Fußballjahr.

//Tim

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No, I’m sure many had imagined it differently. FC St. Pauli started the new football year with a 2:2 draw. The game was similarly disjointed as the pitch at the Millerntor was. FC St. Pauli did not manage to unleash their offensive power. And when they did, it was at the expense of their defence. So the team has to settle for a point.
(Cover picture: Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Even before the game started, it was somehow clear that this would be a tough affair. The 2,000 spectators in the Millerntor did their best and chants kept coming up. The stadium playlist was also appealing with „Individuell“ and „Mehr als Fußball“. But it remains the same: a game at the Millerntor with such a clear crowd restriction is simply, if anything, very weak methadone. Symbolic of this were the four pigeons that made themselves comfortable on the side of the Gegengerade during the game.

The game started accordingly: Although it was quite clear right from the start who was the leader and who was second to last in the 2nd division, FC St. Pauli were rarely really compelling in the first half. Erzgebirge Aue had done their homework and adapted their formation in the same way as Holstein Kiel and Fortuna Düsseldorf did quite successfully against FCSP before the winter break (more on this in the tactics analysis, which will be published tomorrow).

In this match we could see what can happen in such a match if the FC St. Pauli doesn’t take an early lead at home: Erzgebirge Aue set up comfortably defensively, while FCSP looked for solutions and mostly didn’t find them. And as it happens in such games, the first relief action of the inferior team came. Just when I was noting that Aue always tried to build up flat, but rarely or never succeeded, an safe ball could not be held. Hartel slipped away so that Owusu could play in from the right side and Zolinski pushed it in for the completely surprising 0:1 (17th minute) – nice shit.

It became tough in the aftermath – FC St. Pauli did not manage to generate any chances at all out of the game, even though they were the dominant team. And Erzgebirge Aue made themselves very comfortable thanks to the result. In my opinion, Martin Männel could have, if not should have, been booked for time play already after 25 minutes. That was unpleasant, but I probably wouldn’t have minded if it had gone the other way and FCSP had acted so lasciviously slowly in the situation (and also the table constellation).

The first action on the offensive, straight away the 1:0 – Erzgebirge Aue took an early lead.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

The equaliser could not have been better suited to the game: It resulted from a set-piece. After Eric Smith’s free-kick, Jakov Medić headed in at the second post (30th minute). Finally. Finally, FC St. Pauli scored another goal from a set-piece. But it was also necessary, as very little came out of the game.
The game remained tough in the following period. The equaliser did not change anything. Shortly before the half-time break, St. Pauli had their first real chance when Jackson Irvine had a free header after a good individual action by Burgstaller. Shortly afterwards, it was Marcel Hartel who forced Martin Männel into another save from the back.
FC St. Pauli could not be satisfied with the first half, even though they controlled the game, especially offensively.

With the start of the second half, however, all the more so. FC St. Pauli changed their formation slightly and even without this change they showed that they had more steam behind them: Instead of a controlled and patient build-up, FC St. Pauli now looked for the way forward much faster.

That was something like the turning point of the game. As a result, FC St. Pauli managed to get in front of Aue’s goal much less often. Patience turned into impatience and the game became much wilder. Probably much wilder than Timo Schultz and his team would have liked. The FC St. Pauli was not the only team to develop more of a goal threat, but Erzgebirge Aue was also becoming more dangerous in their switching actions. It was one of these that led to a new deficit: FC St. Pauli lost the ball in the increasingly chaotic build-up, Aue switched quickly, was able to cross, the first shot landed on the crossbar, but Trujic converted the rebound to take the lead (72nd). Although FC St. Pauli tried more and looked more and more desperate, the goal had somehow been foreshadowed. Defensively, the team increasingly lost control, the risk in the build-up was enormously high because FCSP became inaccurate.

No, this was not Guido Burgstaller’s day.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

It was getting even more restless now. And harder. Shortly after his caution, Trujic might have been sent off with a yellow card when he knocked Paqarada over from behind. Not surprisingly, Trujic was substituted again shortly afterwards, although he had only just been substituted.
This made little difference to the game. FC St. Pauli remained restless and inaccurate. Actually, the team is good at working under high tempo in the offensive. But in this game, it all seemed disjointed, really motley. Nevertheless: FCSP tried a lot, did not give up – and was rewarded shortly before the end.

The equaliser came in the 93rd minute after two beautiful individual actions: First Finn Ole Becker and then Etienne Amenyido showed that they can do something with the ball. It was somehow clear that this game could only be won through successful individual actions (or standards). No question, both of them did a great job (and so much for my thesis in „Still Being Timo Schultz“ that Amenyido is not a goal scorer).
Shortly afterwards, after an offside goal by Aue and further chances for Braun-Weiß, it was over. FC St. Pauli played to a draw against Erzgebirge Aue. Both the result and the game itself are not what FCSP expected of itself. It is a small damper to start the new football year.

//Tim (translation by Arne)

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3 thoughts on “{:de}FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Kurzbericht{:}{:en}FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Short report{:}

  1. Moinsen,
    sehr gute Zusammenfassung von Euch zum Spiel Unseres magischem FCSP am Millerntor, war heute nicht im Stadion, sondern via BezahlTV mit AfM Radio mehr oder weniger dabei.
    Glücklicher Punktgewinn gegen den für Uns „AUA Verein“ zum 37. Punkt gegen Abstieg, joh joh, es ist für mich heute noch mal klarer geworden, dass mir maximal Platz Vier am Saisonende reicht, Padon!
    Als SechsNuller wäre ich heute gerne dabei gewesen, habe aber lieber für Unsere Jungen Sankt Paulianer drauf verzichtet. Aber Oi, im Ernst, auf der Hauptribüne habe ich größtenteils gesetzteres Publikum gesehen, mir fehlen da doch aecht die Worte, wie unsolidarisch, und oben drauf gab es noch elendiges Auspfeifen wegen Zeitspiel gegen einen GästeSpieler.
    Support für Unsere Boys in Brown geht anders, dat is so, wie nächsten Freitag, wenn nochmals nur 2000 „Fans“ permanent mit „Sch…. St Pauli oder P….“ aus St. Ellingen hörbar sind… Einfach nur langweilig … oder wie seht Ihr das ?
    Forza

    1. Das Durchschnittsalter lag wohl mehr an den Ticketpreisen. Es gab bis kurz vor Anpfiff noch Karten. Und Auspfeifen gegen Mannel (den das vermutlich wenig kratzt) fand ich in Ordnung, das basiert ja auf seinem Verhalten und nicht seiner Vereinszugehörigkeit.
      Ich hätte gerade heute gerne Becker von Anfang an gesehen. Irvine interpretiert mir die 8 in den letzten Spiel zu offensiv und dann entsteht dieses Spiel mit vielen langen, hohen Bällen. Trifft Irvine eine seiner 3 Chancen ist es in Ordnung aber so verlieren wir zu schnell die Linie im Aufbau.

    2. Wie Mirko schon sagt: Wenn die günstigste Karte eben ein Sitzplatz auf der Haupttribüne zum Normalpreis ist, reguliert sich das Alter wahrscheinlich von allein etwas nach oben.
      Kein Vorwurf an den Verein, da muss man momentan sicher jeden Euro dreifach umdrehen und wenn es ein „normales“ Spiel gewesen wäre, wären die Tickets ja auch zu den Preisen weggegangen, es hätte eben nur zusätzlich auch noch günstigere Tickets gegeben.
      Männel: Ich glaube, dass das ein total sympathischer Typ ist – die Interviews, die ich mit ihm gesehen habe, lassen diesen Schluss jedenfalls zu. Auf dem Platz aber ist er natürlich erst mal beim Gegner angestellt und wenn man dann so exzessiv Zeitspiel betreibt, macht man sich keine Freunde. Da empfinde ich das Auspfeifen noch als vertretbar.

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