Searching for No. 10!

Searching for No. 10!

Daniel-Kofi Kyereh hat sich im Rahmen des Afrika-Cups eine „Muskelverletzung“ zugezogen und wird womöglich etwas länger ausfallen. Dadurch bleibt eine Planstelle im Kader frei, die bereits in den letzten Spielen nicht geschlossen werden konnte. Ein längerfristiger Ausfall wäre für den FC St. Pauli ein Worst-Case-Szenario.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Ein Hin und Her ist es gewesen: Erst schien klar, dass Daniel-Kofi Kyereh dem FC St. Pauli mindestens bis zum Derby fehlen wird, vielleicht sogar länger, wenn Ghana beim Afrika-Cup weit kommen würde. Dann schied die ghanaische Nationalmannschaft überraschend aus und Kyereh reiste einem Tag vor dem Derby zurück nach Hamburg. Im Aufgebot für die Stadtmeisterschaft fehlte er dann aber. Zuerst war man von Müdigkeit und Reisestrapazen ausgegangen. Nun aber ist klar, dass Kyereh etwas ernsthafter verletzt und ein Einsatz beim nächsten Spiel gegen Paderborn ausgeschlossen scheint und allgemein Unklarheit über die Ausfallzeit herrscht.

Es ist so ziemlich das Worst-Case-Szenario für Klubs, dessen Spieler bei den Nationalteams sind: Kyereh hat im letzten Spiel gegen die Komoren durchgespielt. Da es danach höchstwahrscheinlich kein Training mehr gab, dürfte die Verletzung im Spiel passiert sein und womöglich hat er trotz Verletzung durchgespielt. Für das ghanaische Nationalteam ging es in diesem letzten Spiel um alles. Im Zweifel dürfte da keine Rücksicht auf „Wehwehchen“ genommen werden. Das ist natürlich alles Spekulation, aber nicht unvorstellbar, dass es genauso gelaufen sein könnte.

Ein Ersatz wird weiterhin gesucht

Diese Verletzung von Kyereh muss man nun erst einmal aus den Kleidern schütteln. Timo Schultz hatte zuletzt betont, dass Kyereh „nicht 1-zu-1 zu ersetzen ist„, meinte aber auch, dass es das Team „im Verbund ganz gut“ aufgefangen habe. Trotzdem sei klar, dass ein ähnlicher Spieler wie Kyereh mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten kein zweites Mal im Kader zu finden ist. Ich persönlich sehe das nicht so, dass es aufgefangen wurde, sondern bin eher der Meinung, dass mit Kyereh auf der Zehn nochmal ein anderes Level in der Offensive erreicht werden kann. Es gibt da einfach zwei, drei Spieler im Kader, die nicht zu ersetzen sind. Kyereh gehört definitiv dazu.

Im Wintertrainingslager hatte sich Christopher Buchtmann für die freie Stelle auf der Zehn erfolgreich beworben. Timo Schultz schätzt an ihm, dass er relativ viel Zug zum Tor hat. Ein Tempo-Dribbler, wie Kyereh einer ist, wird Buchtmann aber nicht mehr werden. Entsprechend verändert sich das Spiel, wenn Buchtmann auf dem Platz steht. Beim Spiel gegen Aue waren es womöglich genau diese Momente, in denen mit Dribblings Löcher gerissen werden und der Gegner damit aus seiner kompakten Stellung herausgelockt wird, die fehlten.

Daniel-Kofi Kyereh im Tempo-Dribbling – Ein Bild, welches wir vorerst leider nicht sehen werden.
(c) Peter Böhmer

Gesucht: Wenig Ballverluste und Zug zum Tor

Der zweite Kandidat für die Zehner-Position im Kader ist Lukas Daschner. Ich persönlich bin vor der Saison davon ausgegangen, dass Daschner sich langfristig auf der Zehn durchsetzt und Kyereh dadurch eine Position nach vorne rücken würde. Es kam anders: Lukas Daschner verletzte sich früh in der Saison schwer am Knie und konnte nun nach der Winterpause überhaupt erst wieder einzelne Einsatzminuten sammeln. Sicher ist, dass Lukas Daschner ein großes Talent ist und vieles von dem mitbringt, was auf der Position direkt hinter den Stürmern notwendig ist. Allerdings verliert er häufig den Ball, viel häufiger als es seine Kollegen tun. Das ist besonders in der jetzigen Phase, wo der FCSP Probleme im defensiven Umschaltverhalten hat, eigentlich Gift für das eigene Spiel. Zudem ist Daschner nach seiner langen Verletzung womöglich noch nicht ganz fit, um als Stamm-Ersatz zu dienen.

So war es dann auch wenig verwunderlich, dass in den letzten beiden Spielen weder Buchtmann, noch Daschner auf der Zehn starteten. Stattdessen war es Jackson Irvine, der diese Position irgendwie besetzte, aufgrund geringer Ballbesitzzeiten, aber sehr selten zeigen konnte, ob das so funktioniert.
Denkbar wären auch Finn Ole Becker und Marcel Hartel auf dieser Position. Becker hat allerdings wenig Zug zum Tor und dürfte daher eher zweite Wahl auf dieser Position sein. Eher dürfte Marcel Hartel passen, der diese Position auch schon bei seinen Ex-Klubs spielte. Doch auch wenn das gut passen dürfte, kann ich mir nicht vorstellen, dass Hartel auf dieser Position starten würde. Dafür ist er viel zu wichtig als Verbindungsspieler auf der Acht.
Grundsätzlich wären auch Maximilian Dittgen und vor allem Etienne Amenyido auf der Zehner-Position denkbar. Aber auch bei diesen beiden Spielern ist das Verhältnis von guten Aktionen zu Ballverlusten nicht so optimal, wie bei Kyereh.
Wenn ihr mich fragt: Ich tendiere zu Lukas Daschner.

Lukas Daschner ist ein Kandidat für die Zehner-Position. Allerdings war er lange verletzt und verliert viele, vielleicht zu viele Bälle.
(c) Peter Böhmer

Mit dieser Auflistung wird in jedem Fall klar, dass der Ausfall von Daniel-Kofi Kyereh ein schwerwiegender ist. Der Kader des FC St. Pauli ist eigentlich auch in der Breite gut aufgestellt und wird eine gute Lösung finden. Auf das außergewöhnliche Spiel von Kyereh muss das Team aber vorerst verzichten. Und außergewöhnliche Leistungen sind nötig, wenn man maximalen sportlichen Erfolg haben will. Es ist ein echter Kraftakt nötig, um diesen Ausfall aufzufangen.

Es ist zu hoffen, dass es sich nur um eine kleinere Muskelverletzung handelt. Ein Ausfall gegen den SC Paderborn scheint unvermeidbar, aber vielleicht sieht es danach schnell wieder besser aus. Möglich ist aber auch, dass Kyereh, der nahezu keine Winterpause hatte, wieder etwas Aufbautraining bentötigt, um sein vorheriges Top-Level zu erreichen. Das würde die Ausfallzeit leider verlängern und scheint alles andere als ausgeschlossen.

Gute Besserung, King Kofi!

//Tim

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7 thoughts on “Searching for No. 10!

  1. Moin, ist es denn abwegig, Härtel auf die 10 zu setzen, Paqarada auf die Position von Härtel und Ritzka hinten links? Bin Laie und frag nur mal.

    1. Grundsätzlich ist vieles denkbar. Aber das halte ich eher für eine abwegige Variante. Dafür ist Paqarada auf der linken Position zu wertvoll und es dürfte dann eher auf Benatelli auf der Halbposition rauslaufen, wenn Hartel nach vorne rückt. Aber letzte Saison gab es das ja mal auf der anderen Seite: Da startete Luca Zander nämlich mal auf der jetzigen Becker-Position. Deshalb ist das grundsätzlich sicher ne Variante, die das TRainerteam im Kopf haben wird.

  2. Danke für die Antwort. Meine Idee ging eher dahin, dass Paqa seine Offensivqualitäten evtl. noch besser einbringen kann und wir durch Ritzka als Absicherung stabiler stehen. Hartel, nicht Härtel, könnte dann den Job von Kofi übernehmen. Hartel ist ja auch sehr ballsicher und wuselig. Schade, dachte, das wäre ne Variante…2 Fliegen und so. Schulle und Co. werdens richten. Hope

    1. ISt ja auch nicht ausgeschlossen, dass es so kommen wird. Deine Ausführungen machen das ganze ja auch schlüssig und mit Ritzka gibt es einen Linksverteidiger, der sicher defensiv zur Stabilität beitragen könnte. Daher würde ich das nicht abschreiben.

  3. Vielleicht die Route „Marmoush“? Evtl. zaubert Bornemann ja noch eine Rückrunden-Leihe als kurzfristigen Ersatz aus dem Hut? Gerade, wenn sich die Verletzung von Kyereh (so ein verdammter Mist!) als schwerer herausstellen sollte.

    Deshalb jetzt all-in. Wie du schon im anderen Artikel geschrieben hast: So eine Chance könnte erstmal nicht so schnell wiederkommen.

    1. Ja, stimmt. Vielleicht befindet sich in der 1. Liga ja irgendwo ein „frustrierter“ Zehner. Paderborn hat z.B. Philipp Klement ausgeliehen aus Stuttgart. Der hätte auch richtig gut beim FCSP hingepasst. Es gibt solche Spieler also

  4. Denkbar wäre auch eine Variante ohne „Zehner“ – mit Irvine war es ja auch eigentlich eher ein System mit Doppelsechs, wenn auch mit klarer Aufgabenverteilung im MF. Hier wäre Buchtmann m.M.n. sehr wohl eine gute Option (als offensiver Achter war er früher schon mal herausragend in der Liga unterwegs). Seine Dynamik und auch seine Übersicht beim Verteilen der Bälle kommt tiefer erheblich besser zum Tragen als auf der vorgeschobenen Position. Dazu ist er ja auch durchaus bissig im Defensivverhalten.

    Persönlich fände ich auch eine Variante im 4-3-3 spannend: Mit Dittgen, Daschner & Amenyido hätten wir auch Offensivspieler dafür; selbst die (extreme) Version mit Makienok als Zielspieler und Burgstaller plus x etwas hängend dahinter ließe sich vorstellen. Dürfte aber natürlich eine zu starke Abweichung vom bisherigen Spielsystem und den eingeübten Abläufen sein, um ernsthaft in Betracht zu kommen. Irgendwie schade: Verspräche eine Menge Spektakel und würde die nächsten Gegner sicherlich überraschen! 😉

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