I want Aufstieg – now!

I want Aufstieg – now!

Noch vier Ligaspiele sind es und der FC St. Pauli steht aktuell auf dem dritten Tabellenplatz. Die Chance auf den Aufstieg ist so groß wie lange nicht mehr. Und ich möchte das unbedingt. Nicht in den nächsten Jahren, sondern jetzt, in dieser Saison.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Vor weniger als einem Jahr habe ich mich darüber gefreut, dass der FC St. Pauli nicht in die Bundesliga aufgestiegen ist, weil ich die erste Liga nicht als Traumziel ausgemacht habe. Nun, die Zeiten haben sich ein wenig geändert, was vermutlich auch daran liegt, dass wir jetzt eine realistische Chance haben aufzusteigen. Als ich die Zeilen damals schrieb, habe ich vielleicht auch versucht mir ein erneutes Jahr Zweitligafußball ein bisschen schön zu reden. Jedenfalls ist es Zeit, diesen Text zu widerrufen.

„Spielen wir halt nächstes Jahr um den Aufstieg mit!“

Nach dem Unentschieden gegen Sandhausen war hier und dort zu lesen, dass sich einige bereits damit abgefunden haben, dass es diese Saison mit dem Aufstieg nichts für den FCSP werden wird. Für das Team, welches aktuell auf dem dritten Tabellenplatz steht. Das ist natürlich totaler Käse, klar. Ohnehin würde ich mich nur ganz schwer damit abfinden können, wenn der FC St. Pauli auch nächste Saison in der 2. Liga spielt. Weil es das Team nach einer Serie mit so tollem Fußball einfach verdient hat.

Ja, mag sein, dass der Ball nicht mehr so rund läuft aktuell. Ja, mag sein, dass die Messlatte und die Fallhöhe sehr hoch gesetzt ist durch die fantastische Hinrunde. Ja, mag sein, dass das Team qualitativ mit Schalke und Werder nicht ganz mithalten kann. Aber darum geht es in dieser Situation, vier Spiele vor Saisonende, nicht. Die Frage nach der Qualität war wichtig, um es bis zum jetzigen Punkt zu schaffen. Nun geht es nur noch darum die nötigen Siege zu sammeln, egal wie. Mir ist da (fast) jedes Mittel recht. I want Aufstieg – now!

Deutschland, Hamburg, 24.10.2021, Fussball 2. Bundesliga 11. Spieltag, FC St. Pauli - Hansa Rostock im Millerntor-Stadion  Jubel bei Jackson Irvine (FC St. Pauli) nach seinem Tor zum 1:0.
Jackson Irvine wants Aufstieg!
(c) Peter Böhmer

Nein, ich mache dem Team keinen Vorwurf, wenn sie es mit dem Aufstieg nicht schaffen. Ich möchte aber unbedingt aufsteigen, weil die als Zwischenüberschrift gezeigte Aussage ein völlig falsches Bild davon zeichnet, was es in der 2. Bundesliga bedeutet den Aufstieg knapp zu verpassen. Oder wurde vergessen, wie es Holstein Kiel (Platz drei letzte Saison) momentan ergeht? Oder wurde vergessen, dass Eintracht Braunschweig erst 2017 in der Aufstiegsrelegation scheiterte und im Folgejahr abstieg?

Das Titelfenster ist (nur?) jetzt offen

Wenn der FC St. Pauli nicht aufsteigen sollte, dann wird sich der Kader verändern. Das wird er auch bei einem Aufstieg, aber es dürfte schwierig werden das Qualitätslevel zu halten, wenn man auch nächste Saison in der zweiten Liga spielt. Es erscheint ausgeschlossen, dass die leistungsstärksten Spieler auch bei Nicht-Aufstieg beim FC St. Pauli bleiben. Verträge laufen aus und werden nicht verlängert, andere Spieler werden älter oder kommen in ihrer Entwicklung nicht voran. Der Kader dürfte sich massiv verändern.

Es gab in den letzten Jahren nur ganz wenige Ausnahmen an Teams, die mehr oder minder dauerhaft oben mitgespielt haben (Union, Heidenheim, auch der HSV (wenngleich der immer schlechter wird)). Die überwiegende Mehrheit musste dabei zusehen, wie die besten Spieler den Club verlassen haben. Das ist nämlich einer der größten Nachteile eines knappen Nicht-Aufstiegs: Meist scheitert es daran, dass nicht der gesamte Kader, sondern nur ein Teil „bundesliga-reif“ ist. Und genau die Spieler, die bereits die Klasse haben, wird es auch in die Bundesliga ziehen, ob mit oder ohne den jetzigen Club.

Das Titelfenster für den FC St. Pauli, die Chance auf den ganz großen Wurf, es ist also nur jetzt, nur diese Saison offen. Niemand weiß, wann so eine Chance wiederkommen wird. Zu glauben, dass wir auch nächste Saison oben mitspielen werden, wenn wir nicht aufsteigen, wäre gefährlich naiv. Es ist viel wahrscheinlicher, dass wichtige Spieler den Verein verlassen und sich das Team erst einmal neu sortieren muss. Und sicher werden die meisten von denen, die jetzt sagen, dass man dann einfach nächste Saison aufsteigen kann, kein Verständnis dafür haben, wenn dann nächste Saison erstmal ein neues, schlagkräftiges Team entwickelt werden muss. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sich bei einem Nicht-Aufstieg ziemlich schnell Ernüchterung breitmachen würde.

Deutschland, Hamburg, 18.01.2022, Fussball DFB Pokal Achtelfinale 2021 - 2022, FC St. Pauli - Borussia Dortmund im Millerntor-Stadion Jubel nach dem Tor zum 2:0 bei der Mannschaft vom FC St. Pauli - Jackson Irvine (FC St. Pauli) - Leart Paqarada (FC St. Pauli) - Jakov Medic (FC St. Pauli) - Guido Burgstaller (FC St. Pauli)
Leart Paqarada wants Aufstieg!
(c) Peter Böhmer

„Aber die 2. Liga ist eh viel attraktiver“

Das Argument, mit dem ich mir letzte Saison schönredete, dass ich mit dem FC St. Pauli lieber in der zweiten Liga spielen will? Weil die erste Liga unattraktiv ist. Ursächlich dafür sind natürlich primär die Plastik-Konstrukte aus Leipzig, Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim. Aber – nichts gegen die Clubs selbst, die sicher gute Arbeit machen – auch das Duell Augsburg gegen Mainz lässt mein Herz nicht höher springen. Das ist übrigens kein exklusives Gefühl. Die Einschaltquoten der jetzigen Saison zeigen, dass die zweite Liga enorm an Attraktivität gewonnen hat.

Aus sportlicher Sicht ist das wenig verwunderlich. Wer möchte schon zuschauen, wie der FC Bayern zum drölften Mal in Folge Meister wird und dahinter Dortmund und Leipzig einlaufen (so war es die letzten drei Jahre und aktuell deutet vieles darauf hin, dass es wieder so kommen wird). Im Gegenzug gibt es eine zweite Liga, in der vier Spieltage vor dem Ende theoretisch noch sieben Teams aufsteigen können, die Spannung ist enorm hoch. Zudem sind mit Werder Bremen, Schalke 04 und u.a. auch dem FC St. Pauli echte Zugpferde drin, die sogar mehr Leute vor die Bildschirme bringen, als Teams aus Mainz, Wolfsburg, Augsburg, undundund…

Ja, die zweite Liga ist ziemlich cool diese Saison und es macht riesigen Spaß da mit drin zu sein. Noch viel besser ist, dass der FC St. Pauli nicht nur Teil der Liga, sondern auch Teil der Aufstiegsfavoriten ist. Aber die Attraktivität der Liga ist zeitlich begrenzt. Denn aktuell würden Schalke und Bremen sicher auf- und das Duo Bielfeld/Fürth sicher absteigen. Aus der dritten Liga kämen nach aktuellem Stand Magdeburg und Kaiserslautern hoch, die definitiv nicht auf meiner ohnehin sehr kurzen Sympathie-Liste mit anderen Clubs stehen.
Während es also diese Saison enorm attraktiv ist, was die 2. Liga zu bieten hat, dürfte es in der nächsten Runde wieder sehr viel dünner aussehen. Also muss der FC St. Pauli dringend da raus.

Guido Burgstaller vom FC St. Pauli feiert sein Tor gegen den SV Sandhausen
Guido Burgstaller wants Aufstieg!
(c) Peter Böhmer

„Das lohnt sich gar nicht“

Es gibt noch viele weitere gute Gründe für einen Aufstieg: Anstoßzeit meist um 15:30 zum Beispiel. Ein ganz gewichtiges Argument ist der finanzielle Aspekt. Denn während einer Zeit aufzusteigen, in der fast jeder Club in finanzielle Schieflage aufgrund der Ausfälle in Zusammenhang mit der Pandemie geraten ist, bietet nicht nur die Möglichkeit selbst finanziell wieder in ruhigere Fahrwasser zu gelangen (und das längerfristig, auch nach einem sofortigen Wiederabstieg – schaut mal in die Fernsehgeldtabelle, was Clubs noch Jahre nach einem Abstieg erhalten). Es bietet auch die Möglichkeit, dass sich über die Jahre manifestierte Machtverhältnisse schneller verschieben als es etablierten Erstligisten lieb ist.

Ebenso, wie ein Aufstieg jetzt dabei helfen würde finanziell wieder etwas mehr Kontrolle zu erlangen und eventuell auch zu einigen Clubs in der ersten Liga aufschließen zu können, so kann ein Nicht-Aufstieg massive Konsequenzen haben. Denn da bei der letzten Entscheidung um die Verteilung der TV-Gelder aus Sicht vieler auf ganzer Ebene versagt wurde, um einen ungerechten Verteilerschlüssel fairer zu machen, manifestiert sich der finanzielle Unterschied zwischen Erst- und Zweitligisten nur noch schneller durch die Pandemie. Es dürfte also in Zukunft als etablierter Zweitligist, wie es der FCSP nun mal (noch) ist, nur schwerer werden aufzusteigen, wenn es nicht jetzt gelingt.

Und dann ist da noch ein ganz persönlicher Grund, den vermutlich nicht wenige teilen: Ich wünsche mir für meinen Verein den maximalen sportlichen Erfolg. Ich gehe nicht primär ins Stadion, um meine Bezugsgruppe zu treffen und ein paar Bier mit ihnen zu trinken und wenn das Team verliert, dann hat zumindest das Bier geschmeckt (was es beim FCSP so oder so nicht tut). Ich gehe ins Stadion, weil ich guten Fußball sehen will, und zwar dauerhaft. Daher wünsche ich mir, dass der FC St. Pauli aufsteigt und ich wünsche mir auch, dass es sich dabei nicht um einen kurzen Besuch handelt. Mir ist es sogar lieber, wenn der FCSP in der ersten Liga um den Klassenerhalt kämpft, als in der zweiten Liga um den Aufstieg.

Der Wunsch nach dauerhaftem Verbleib in der ersten Liga wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas zu ambitioniert, aber schaut mal nach Mainz, Augsburg, Union und vor allem Freiburg und setzt diese Clubs ins Verhältnis zum FC St. Pauli. Vor meinem inneren Auge erscheint jedes Mal, wenn ich z.B. sehe, wie sich der SC Freiburg im Duell um die Europapokalplätze beweist, ein Banner mit dem Text „Das könnte auch der FC St. Pauli sein!“ – Ja, man! Warum sollte das nicht gelingen? Aber naja, erstmal aufsteigen…

Deutschland, Bremen, 30.10.2021, Fussball 2. Bundesliga 12. Spieltag, Werder Bremen - FC St. Pauli im Wohninvest Weserstadion Jubel bei Simon Makienok (FC St. Pauli) - Tor zum 1:2 jedoch aberkannt
Simon Makienok wants Aufstieg!
(c) Peter Böhmer

Vier Spiele sind es noch. Drei davon zuhause. Drei davon gegen direkte Konkurrenten. Wer hier jetzt noch nicht emotional auf letzter Rille läuft, dürfte es spätestens dann tun, wenn in den Tabellenrechner eingegeben wird, was ein Heimsieg gegen Darmstadt bedeuten würde. Meine Güte, es ist soo spannend. Dass es das Team überhaupt bis zu diesem Punkt gebracht hat, ist bereits großartig und egal, wie die Saison endet, ich werde stolz auf das sein, was die Spieler auf dem Platz geleistet haben. Aber jetzt, wo wir schonmal so kurz vor Saisonende so weit oben stehen, warum soll es dann nicht auch einfach mal der Aufstieg sein?

Also, lieber FC St. Pauli. Ich schreibe ans Ende eines jeden Spielberichts „Immer weiter vor!“. Denn es gibt nur diese Richtung, in die geschaut werden muss. Ob wir zuletzt ausreichend gepunktet haben oder nicht, spielt jetzt einfach keine Rolle mehr. Wichtig ist einzig und allein was noch möglich ist. Und das ist nicht weniger als der Aufstieg.
Nehmt das Herz in beide Hände, bleibt weiter mutig und bringt alles auf den Rasen, was ihr habt. Wir werden dabei sein und euch mit Leib und Seele unterstützen. Bei drei Auftritten zuhause am Millerntor und zu Tausenden auf Schalke. Lasst uns den Lohn für diese großartige Saison einkassieren. Lasst uns gemeinsam aufsteigen.

Forza!
// Tim

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26 thoughts on “I want Aufstieg – now!

  1. Wie wohltuend diese Worte zu lesen … statt der ganzen Facebook-Dödels, die nichts Besseres zu tun haben, als ihren Frust auszuleben und die Mannschaft schreiend niederzuschreiben!
    Viva St. Pauli!

    1. Das Hinweisen auf Platz 12(!) in der Rückrundentabelle mit Minus Zwei Toren, Fehlpassfestivals, mangelnde Einstellung, falsche Ein/Auswechslungen etc pp nennst Du also Unken? Interessante Wahrnehmung..

      1. 1. Platz 1 der Heimtabelle. Wir haben noch 3 Heimspiele und 1 Auswärtsspiel.

        2. Gerade gegen Schalke sind wir meines Wissens in der 2.Liga noch ungeschlagen.

        3. Wir haben noch 4 Spiele und stehen auf dem 3. Platz

        – Werder: die letzten drei Spiele unentschieden.
        – Darmstadt: aus den letzten fünf Spielen drei Niederlagen und ein Unentschieden (die letzte Niederlage 5:2)
        – Nürnberg: die letzten fünf Spiele drei Unentschieden und eine Niederlage.

        O.k. Schalke hat gerade eine unglaubliche Effizienz und macht aus jeder Chance gefühlt ein Tor, aber …

        Bei der Konkurrenz ist doch auch nicht alles Gold was glänzt. Glaubst Du Darmstadt würde sich gerade auf das Spiel gegen uns freuen? Und Nürnberg ist wahrscheinlich auch weit davon weg Freitag in der Woche befreit aufspielen zu können.

        Ich hatte am Samstag richtig schlechte Laune, als ich durch diesen Wald in Sandhausen geirrt bin. Jetzt habe ich einfach nur Bock auf die nächsten Spiele. Auf dieses geile Saisonfinale bei dem für uns absolut alles drin ist.

  2. War Samstag sehr enttäuscht und habe schon wieder angefangen mir die 2.Liga schönzureden.
    3 Tage später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
    Jetzt Heimspiel gegen den 4. (und dann 5.) während 1-2 gegeneinander spielen. Wir haben es selbst in der Hand

  3. Danke für den schönen Beitrag!

    Aber wie singt Thees noch: Tragik ist wie Liebe ohne happy end und so weiter…

    Bei jedem Spiel in der letzten Zeit denke ich von außen betrachtet, dass die in der Birne nicht frei sind… ua. die nicht geklärten Verträge ergo kein 100% commitment mehr, becker bei dem klar ist, dass er geht, spielt daher kaum.

    mir ging es so wie dir mit der pk von schulle. das allererste mal sowas von ernst und ehrliche aussage, der hat ne krawatte hoch zehn, dass das nicht geklärt ist.
    aber entscheidet nur bornemann wer im kader bleibt? das ist mir beim fcsp irgendwie noch nicht so klar…

    hoffentlich arbeiten alle im fcsp an dem happy end, so guten fussball gab es noch nie im millerntor und mal schauen wie das in naher zukunft weitergeht

  4. @Jens23 – ich verstehe den Zusammenhang zwischen nicht geklärter Vertragssituation und der Leistung nicht. Entweder die Spieler wissen schon, wie es für sie weitergeht, dann ist es eine Einstellungssache, bis zum Schluss alles zu geben – oder eben nicht – oder sie wissen es noch nicht, gerade dann gebe ich doch 1910% um zu überzeugen. Das ist mir zu einfach und liefert ein Alibi. Alle Spieler um die es geht, werden danach nicht verhungern und auch weiterhin Profifußball spielen.

    1. Hinzu kommt: Wir haben diese Situation ja nun auch nicht exklusiv, es wird bei allen Teams im Aufstiegskampf ähnliche Situationen geben.
      Man neigt natürlich immer dazu, die eigenen Fälle besonders klar zu sehen (Becker), aber solche Personalien haben die anderen ja auch, so oder ähnlich.

  5. Ich bin jetzt schon so massiv stolz auf diese Mannschaft!!

    Vor der Saison haben wir doch alle diesen Spruch belächelt. „Jaja, besteste zweite Liga aller Zeiten und aller anderen Ligen überhaupt.“
    Aber mittlerweile schaue ich mir die Tabelle an und denke mir: Da sind drei Mannschaften, die in einer normalen Zweitliga-Saison mit ihrer Leistung definitiv aufsteigen würden. Und dann sind da noch Schalke und Werder.

    Und wir? Wir sind mittendrin. Wir liegen einen Punkt hinter dem hochfavorisierten SV Werder Bremen und zwei Punkte vor einem Nicht-Aufstiegsplatz.

    Natürlich müssen wir aufsteigen! Und mehr noch: Ein Leart Paqarada hat eigentlich nichts anderes verdient, als dass es ihm am letzten Spieltag eine Plombe raus haut, weil er zu fest in die Meisterschale gebissen hat.

    Ich will am 15. Mai einen Guido Burgstaller sehen, der mit einem Weißbierglas, oder was die sonst da in Österreich so trinken, den ollen Schulle aus dem Stadion raus übers Heiligengeistfeld jagt.

    Ich will sehen, dass Daniel-Kofi Kyereh auf dem Dach der Ersatzbank einen Salto macht.

    Und ich will nächstes Jahr nach Dortmund und nicht nach Sandhausen fahren. Ich will nicht mehr 30 Minuten an einer Getränkeschlange stehen, um dann zu erfahren, dass man sich für die Bestellannahme an der Schlange nebenan anstellen muss. Ich will mich nicht wieder in einem Wald verlaufen, weil nirgendwo ausgeschildert ist, wo es zu den Shuttle-Bussen geht. Ich will mir in Köln, Gladbach und Frankfurt die Kehle heiser schreien.

    Ich will verdammt nochmal aufsteigen. Und ich finde das haben sich die Mannschaft, der Verein und am Ende des Tages auch wir uns verdient.
    Und ich finde wenn man es ganz objektiv betrachtet, dann haben wir es auch mehr verdient als Werder, Schalke, Darmstadt und Nürnberg

  6. Gemäß des Falls, wir sind am Ende Punkt und Torgleich mit Bremen was entscheidet dann, der direkte Vergleich ist ja ebenfalls ausgeglichen, kommt dann die Fair Play Wertung? Das wäre zumindest für uns gut.

  7. Geiler Artikel Tim!
    Hab ich’s überlesen oder fehlt ein wichtiger Aufstiegsgrund?
    Nach meinen fast 40 Jahren Millerntor mal wieder Aufzusteigen und die Rauten spielen eine Klasse tiefer, wenn ich DAS doch erleben dürfte! Und dann einmal international spielen…ich glaub´dann gucke ich nie wieder Fußball! 🙂

  8. Klar will ich aufsteigen! Schon allein des verhassten Geldes wegen…
    aber: ich verstehe den Pessimismus nicht, falls es nicht klappen sollte. Wir bekämen immer noch ein paar Mios. mehr aus der TV-Vermarktung; wir bekommen Spielraum durch auslaufende Altverträge (Buchtmann, Benatelli, Ziereis) – und selbst wenn uns ein paar Leistungsträger verlassen würde (aktuell kämen m.M.n. nur Paqarada und Kyereh in Betracht), so bekämen wir dafür einen ordentlichen Geldregen. Kurz: Die finanziellen Voraussetzungen wären für die nächste Saison besser als jetzt, dazu / dadurch könnte man ein paar sportliche Baustellen (RV, IV, ggf. MS) durch die übliche Fluktuation vernünftig schließen. Warum sollte das Team also nicht in der Lage sein, auch in der nächsten Saison oben mitzuspielen? Zumal sie dann die Erfahrung des Aufstiegskampf mitbringen, was ihnen augenscheinlich zur Zeit fehlt.
    Ich sehe jedenfalls nicht, weshalb wir abstürzen sollten: Die meisten Teams, denen das passiert ist, haben entweder ihre Leistungsträger (bzw. Trainer) ablösefrei verloren (davon können wir in den letzten 20 Jahren ja auch ein langes Epos singen) oder unterlagen wegen Schulden / sinkender TV-Einnahmen einem gewissen Sparzwang. Beides trifft auf uns nicht zu. So bliebe nur die Variante „Fehlgriff“ bei den Neuverpflichtungen. Davor ist man natürlich nie gefeit, aber bis jetzt hat Bornemann doch eigentlich einen ganz vernünftigen Job gemacht.

    Und was die Attraktivität angeht: Einerseits ist es auch nicht gerade attraktiv, dauernd auf die Mütze zu bekommen, andererseits ist es gerade die „Schwäche“ der Absteiger, die einen erneuten Angriff auf die Bundesliga durchaus plausibel erscheinen läßt. Und Aufstiegskampf ist immer attraktiv!

    Was Heidenheim, Kiel (jawohl, auch die) oder Union angeht, so sind deren Platzierungen in der oberen Tabellenhälfte Ausdruck von Kontinuität – nämlich eines kontinuierlichen Wachsens der finanziellen Spielräume, dank TV-Geldern und Spielerverkäufen. Auf eben diesem Weg sehe ich uns zur Zeit auch. Denn, wenn wir ehrlich sind, so wäre der Aufstieg von Bremen / Schalke schlicht der Normalfall (siehe den Anteil direkter Wiederaufstiege der „Großen“ in den letzten 30 Jahren) – und aufgrund der individuellen Qualität der Kader sicherlich auch nicht unverdient. Sollten wir statt einer der beiden Aufsteigen, so wäre dies eher als Betriebsunfall zu werten…
    Letzten Endes darf man sich auch einfach mal freuen, dass wir so guten und erfolgreichen Fußball wie seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr spielen und kann das Unken über den „Zerfall“ des Teams und etwaige Drittligaspiele in 23/24 auch mal sein lassen. Doch wie es scheint, gehöre ich damit einer seltenen Minderheit unter den Fans an: Ich kann mich über einen Aufstieg freuen UND auf eine schöne nächste Zweitligasaison 😉

    1. Ich befürchte, dass Deine Sichtweise auf die „Transfermillionen“ ausblendet, dass jegliche Einnahme aktuell nur zum Stopfen der Corona-Löcher genutzt werden dürfte, zumindest in Liga 2.
      Klar, anderen Teams dürfte es nicht besser gehen, aber die „Wir schwimmen dann in Geld und kaufen uns ein schlagkräftiges Team schon zusammen!“-Theorie steht noch der Praxistest bevor.

  9. Es ist das Ende der Spielzeit 22/23 und, nachdem im letzten Jahr noch der Aufstieg gefeiert wurde, steht St. Pauli nun vor einem Scherbenhaufen.
    Klar, der Abstieg war nur schwer zu vermeiden, wenn man mit dem mit Abstand schmalsten Geldbeutel in der Liga der Reichen unterwegs ist. Die 20 Mio. sind nun jedoch größtenteils weg – genauso wie ein Großteil der Mannschaft. Bei den diversen Leihspielern war das selbstverständlich, aber auch Kyereh, Burgstaller, Aremu, Paqarada sind gegangen – alles Stammspieler, die allemal gut genug waren, um ablösefrei bei anderen Erstligisten (bzw. in Österreich) unterzukommen. So mancher Fan ärgert sich, dass man sie nach dem Aufstieg nicht zu Geld gemacht hat – die Hoffnung, sie mögen aus Liebe zum Verein den Gang in Liga 2 mitgehen, war leider trügerisch. So hinterlassen die Abgänge einen schalen Beigeschmack, aus dem Abenteuer Bundesliga persönlich und auf Kosten des Vereins Profit geschlagen zu haben.

    Übrig geblieben sind nur noch Akteure wie Vasilj, schwer beschädigt, nachdem er im Winter einem Leih-TW weichen musste, oder Spieler wie Daschner, Beifus sowie Amenyido, die in den letzten zwei Jahren kaum Spielpraxis bekommen haben. Bornemanns Aufgabe ist immens: Nicht weniger, als eine komplette neue S11 muss auf die Schnelle her – wobei der finanzielle Spielraum dank der Winter-Notverpflichtungen trotz großzügigerer TV-Einnahmen recht schmal ist. Und natürlich muss auch ein neuer Trainer verpflichtet werden. TS war nach dem extrem schwachen Saisonstart nicht zu halten und Feuerwehrmann Lienen, der die Nachfolge von Kramer antrat, traut man einen Neuaufbau nicht zu. So steht der Verein vor einem schweren Jahr, in dem es eigentlich nur darum gehen kann, den bitteren Abstieg in die 3. Liga zu vermeiden…

  10. @maik
    nein, wir werden dann nicht in Geld schwimmen. Aber darauf wollte ich auch nicht hinaus. Entscheidend sind doch zwei Dinge:
    1. Wenn uns ein Leistungsträger verlässt, dann werden wir dafür finanziell entschädigt. Ablösefreie Wechsel kann man viel schwerer ersetzen, weil man in der Regel die Spieler ja vorher entwickelt hat, also für gleichwertigen Ersatz deutlich mehr ausgeben müsste (an Gehalt zumindest). Mit Ablösen ist es hingegen einfacher, schlicht weil das Gesamtvolumen höher ist, welches man zur Verfügung hat (und es ist auch leichter Ablösen zu zahlen, da diese sich zusätzlich auf die Steuer für die erhaltene Ablöse direkt auswirken).
    2. Es kommt grundsätzlich nicht darauf an, ob wir viel oder wenig Geld zur Verfügung haben, sondern stets auf die Relation zu den anderen Vereinen, mit denen wir um die Spieler konkurrieren. Hätten alle 10 Mio. mehr, wären die Gehälter höher, letzten Endes bekämen wir keine besseren Spieler. Göttlich hat dies einmal gut auf den Punkt gebracht, als er die TV-Einnahmen als „Durchlaufposten“ bezeichnete. Insofern sind es gerade die Summen, die andere nicht erhalten, welche den Unterschied ausmachen. 4 bis 5 Mio. mehr aus einem Spielerverkauf plus TV-Erhöhung machen in Liga 2 eine Menge aus. Selbst wenn dies nur bedeutet, dass wir weniger sparen müssen als andere Vereine. Und wie gesagt: Dazu kommen ja noch die auslaufenden Altverträge. Damit „kauft man sich keine Truppe zusammen“, aber vielleicht einen vernünftigen Kyereh-Ersatz plus einen RV und ein, zwei für Zweitligaverhältnisse (sehr) gute IVs statt halt nur (mittel-)gute Abwehrspieler zu verpflichten. Da der Großteil unserer S11 auch nächste Saison bei uns spielen wird, wäre das summa summarum wohl eher eine bessere, denn eine schlechtere Mannschaft.
    Das Szenario oben halte ich deshalb auch für einen wahrscheinlicheren „Absturz“plot als ein Verbleib in Liga 2 (und einen, den viele von uns nicht nur bei Braunschweig, Paderborn usw. mitverfolgt, sondern ja auch noch persönlich miterlebt haben, dank der auslaufenden Verträge von Rahn, Klasnic & Co. damals).
    Übrigens: Eine Erklärung für den Pessimismus enthält deine Replik leider nicht. Warum so pessimistisch in Bezug auf eine mögliche nächste Zweitligasaison? Verkaufen wir alle Spieler für einen Appel & Ei und holen nur Graupen? Oder spielen wir doch deutlich über unserem eigentlichen Leistungsvermögen, so dass nächste Saison wieder der Normalfall droht?

    1. Nee, nee, ich bin hier der ALLERLETZTE dem man Pessimismus vorwerfen kann. Mein Glas ist immer mindestens halbvoll 😉
      Ich bin bzgl. der Finanzen inzwischen einfach desillusioniert, weil ich sehe, dass der Nachbar bspw so viel schlechter wirtschaftet und schon drei Mal hätte Insolvenz anmelden müssen (das ist jetzt keine justiziable Feststellung, sondern eher sinngemäß gemeint), jedes Mal aber von Kühne oder der Stadt oder gar irgendwelchen nationalen Rettungsschirmen davor bewahrt wird. Und so sind es bei anderen Vereinen eben auch kleinere Varianten, die dann ein vermeintliches Minus ausgleichen.
      Wirtschaftlich waren wir eigentlich immer in der Lage, oben mitzuspielen, die letzten Jahre gelang dies aber viel zu selten. Insofern sollten wir diese Ausgangslage, die so gut wie lange nicht mehr ist, unbedingt nutzen. Alte Regel: Aus der 1. Liga kann man (sportlich) nicht in die 3. Liga absteigen.

      Wenn dies aber nicht gelingt, wird mich mein Optimismus natürlich auch vor der nächsten Saison daran glauben lassen, dass der Aufstieg nur über uns geht 😉

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