Thees #8: Ich habe alles versucht! Es hat nicht gereicht!

Thees #8: Ich habe alles versucht! Es hat nicht gereicht!

Wenn es drauf ankommt, ist er da: Als letzte Motivationskanone vor dem Busempfang schleudern wir Euch noch die neuste Thees Uhlmann-Kolumne ins Netz. Mit Dynamo-Mike und vielem mehr. EGAL JETZT! Rausgehen, warmmachen, weghauen – oder es zumindest versuchen. / (Titelfoto: Justus)

Junge, das fängt schon wieder so enthirnt an mit einem Eigenzitat. Genial!
Es geht ja fast nicht enthirnter.

Aber auf der anderen Seite freue ich mich auch sehr, dass mir dieser Satz eingefallen ist.
Mir sind viele schlechte Sachen eingefallen, aber auch ein paar gute.
Das muss man einfach aushalten.

„Selbstreferenzitell“ könnte man jetzt googlen wie das geschrieben wird, aber ich bin da einfach zu faul für. Noch schlimmer. Ich habe keinen Bock, dass nachzugucken.
Gucken… Schlimmstes Wort der deutschen Sprache. Gucken gucken gucken.
Als ob Hühner lustlos bumsen.

Where the action is

Außerdem unterstellt das „selbstreferezzienlle“ ja auch die Absicht, dass man denkt, dass man klüger, als die anderen ist und das ist ja nun echt nicht meine Sache. Ich habe hingegen mich ja mit Absicht in das Meer der Dummheit fallen lassen um hier erstmal aufzuräumen und Action zu machen. Und da wollen wir immer hin. Da, wo die Action ist. (YouTube)

Junge, ist das eine geile Saison. Was haben wir alles erlebt.
Ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung was Ihr erlebt habt, aber ich habe folgendes erlebt:

Ich war bei der Wolfgang – BAP –  Niedecken Lesung, als er aus seinem Bob Dylan-Buch vorgelesen hat und noch ungefähr 70 Songs von sich und Dylan gesungen hat. Richtig geil also. Richtig lang und dirty. Schreibt dem Niedecken das mal in die Kommentare, dass ich gerade von ihm schreibe. Schreibt dem mal, dass ich ihn liebe.

Also jetzt Niedecken Konzert jetzt…
Danach stand ich dann noch wie ein Döddel rum vor der Tür vom Columbia Club, weil ich keinen Backstage Pass hatte, den aber eigentlich haben sollte und dann stehe ich da so rum und plötzlich einer von der Seite…

Er so: „Dööööh, nouh, Du bist doch der Kolläsch Thees Uhlmann?“
Und das war Dynamo-Mike mit seiner Tochter.
Und ich so: „Was du sagst, das ist doch in einer Sprache und einem Dialekt, den ich kaum verstehe und ich vermute, dass das Sächsisch war!“
Und er so: „Haben wir schon wieder „Sommer ´89“?“
Und wir beide so: „Hähähähäh!“
Und dann sofort einen abgelabert über Dynamo und Pauli.

Und er so: „Ich dachte, ihr sagt alle SANKT PAULI!“
Und ich sagte: „Ich habe keine Kraft mehr!“
Und er meinte: „Ich weiss, was du meinst!“

Und dann meinte er, dass das für ihn als noch hinter der Mauer aufgewachsenen Typen so wichtig war, was BAP damals gesungen haben und ich fand es so schön, dass Rockmusik mal die Welt bedeutet hat.
Und wir schreiben uns jetzt. Familiäre Details und fußballerische Schimären.
Einfach so. Weil wir uns kennengelernt haben.

Und wenn wir uns schreiben, dann sind wir für den FC St Pauli  von 1910 und für die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden von 1953. Und ich weiß, dass sich das komisch anhört, aber ich finde auch geil, dass wir diese Meinung fast exklusiv haben.
Weil ich es immer noch genial finde einer der einzigsten zu sein.

Ein bißchen Frieden mit Dynamo Mike

Und ich schickte ihm ein kleines Paket mit Platten von uns und so Zeugs und nachdem das Paket eingetroffen war, hatte die E-Mail die „Betreff“-Zeile: „WESTPAKET“

Ich mein, wie geil ist das denn?
Und er schrieb noch später in diesem Jahr: „Heute ist ein trauriger Tag, Mein Idol Dixie Dörner ist gestorben.“
Wie kann man hassen, wenn andere lieben? (YouTube)

Und ich höre seit dieser Saison Kid Cudi. Das ist die erste Band, die ich wegen meiner Tochter kenne und die ich richtig geil finde. Ist aber nur einer. Ist ein Rapper!

Und das „Cudi“ wird nicht norddeutsch ausgesprochen.
Sondern „Kaddie“! Muss man wissen, sonst lachen die jungen Leute.
Und der beste Song von ihm heißt „Mister Rager“.

Und wie geil das wäre, wenn alle plötzlich im Stadion singen würden, wie beim Refrain von Mister Rager:
„HEY FC ST PAULI, FC ST PAULI, WIE BIN ICH DICH AM LIEBEN, VIEL IST MIR NICHT GEBLIEBEN!
HEY FC ST PAULI von 1910! EGAL WOHIN DU GEHST, ICH WERDE MIR DIR GEHEN!“

Das ist trist und es ist die Wahrheit. Für uns alle. Sonst würden wir das jetzt hier nicht lesen.
Und der Cudi würde sich auch freuen, glaub ich. Der flippt aus.
Da wollte ich eh noch mal drüber nachdenken.

Dumme, schlaue Stadiongesänge bei denen dann Fans von anderen Vereinen denken:
„Irgendwo her kenne ich das. Woher kenne ich das nochmal?“

Und mir ist neulich noch eine Sache eingefallen, die echt aus der Mode gekommen ist:
„KÄMPFEN…! KÄMPFEN,PAULI KÄMPFEN!“
Da hat sich mein Gehirn gefreut, als mir das wieder eingefallen ist. Hab ich auch direkt aus dem Fenster beim GHvC geschrien vor dem Spiele gegen Darmstadt.

Ich habe alles versucht, es hat nicht gereicht – das ist zur Zeit mein St. Pauli Gefühl und ich genieße das sehr. Irgendwie. Weil ich upgefucked bin. Weil ich negative Gefühle besser verarbeiten kann, als positive. Sowas macht mich nervös.

Okay, wir spielen gleich gegen Nürnberg. Ich habe mit meinen Freunden Metal Benni und Basti eine WhatsApp-Gruppe und die sind beide Nürnberg Fans und die WhatsApp-Gruppe heisst… BANDA DIE UHLIÇI!

Wiebusch und Mia Morgan

Also, wir spielen gleich gegen Nürnberg und ich bin einfach völlig zerzaust von meinen St. Pauli Gedanken. Deswegen schaue ich auch das Spiel nachher nicht!
Es bringt nix. All die Worte haben nix gebracht, all die Gedanken haben nix gebracht. All meine kleinbürgerlichen Gebete haben nix gebracht. Und die 50.000 Biere haben erst Recht nix gebracht.
It is what it is.

Es ist die Angst vor den eigenen Füßen. Mehr ist das nicht. Wenn man plötzlich gut ist, dann wundert man sich über sich selber. Das kann einem auch schon manchmal Angst haben. Und ich glaube, dass das St. Pauli gerade hat.

Wiebusch zum Beispiel auch mal wieder, ne? Wir finden den alle geiler, als der sich findet. Das kann man sich doch kaum vorstellen. Das hört sich mega simpel an, ist aber mega kompliziert. Und der ist nur einer. St. Pauli sind ja elf.
Das ist doch auch schon wieder genial. Junge, finde ich den gut.

Ich musste mal auf eine Bühne und da war ich so aufgeregt, dass ich kaum einatmen konnte.
Wie eine alte Oma, die schnell auf Toilette einen Berg hoch muss, habe ich mich angehört. Und das ist kein gutes Rock´n Roll Geräusch.

Wir wurden nicht gesteinigt, aber Geschichte wurde an dem Tag auch nicht geschrieben.
Aber es gibt mich und uns noch. Das ist beruhigend.
Und St. Pauli wird es nächstes Jahr auch noch geben.

Ich schau das Spiel nachher auch gar nicht. Ich halte es nicht mehr aus. Meine Existenz hat nichts mit dem Erfolg des FC St. Pauli von Pauli zu tun. Da kann ich auch einmal ein Spiel aussetzen. Es gibt ja noch Tausende, die so sind wie ich.

Sonic Youth im Eisen – mit Antifa Panzenberg

Ich gehe nachher mit Louise bei meinen Freunden Sebastian und Torben vom DiffusMag vorbei, weil da die Mia Morgan ein kleines Konzert spielt, wenn St. Pauli spielt.
Und Sebastian und Torben, das sind auch so richtige Fußball Heiopeis. Der Sebastian liebt den 1. FC Köln UND Arsenal. Oder der liebt einfach nur die Farb-Kombi rot-weiss.

Das kann ja auch immer sein. Und der war auch schon mal in Österreich im Urlaub und es hat ihm und seiner tollen Familie dort sehr gut gefallen.

Und ich sitze dann da und dann brummt mein Handy wegen Kicker und ich weiß dann nicht, was ich machen soll, weil wenn die Mia Morgan so schön singt und ich dann plötzlich brülle oder die Welt verfluche, dass kann da ja auch keiner gebrauchen.

Junge, das ist das wirrste, was ich je geschrieben habe, glaube ich, neben dem Text von „Korn & Sprite“. Das Gin und Tonic der armen Leute.

Und immer wenn jemand in einem Gespräch sagt: „Der Arme!“ Sagt ich immer: „Die Beine!“
Ich hab auf jeden Fall richtig Bock auf heute.

Ich grüße alle St. Pauli-Fans, die das hier gerade lesen. Ich wünsche Euch allen nur das beste und das Ihr heute nach dem Spiel gute Laune habt und sicher wieder nach Hause kommt.

Und ich grüße auch das ganze Trainer Team. Ihr seid super und ich denke viel und warm an Euch. Grüßt bitte auch all Eure Lieben, die das aushalten mit Euch. An sowas denkt man viel zu wenig.

Also, ich war so aufgeregt, dass ich nicht singen konnte, ja, erinnert ihr euch noch? Und wisst ihr, was ich dann gemacht habe? Dann habe ich fünf Jahre gewartet und nachgedacht und ein paar Songs geschrieben. Und dann sind wir wieder zum ersten mal auf die Bühne von der Großen Freiheit 36 (damals…) gegangen und ich war auch aufgeregt, aber da konnte ich singen an dem Abend.

Und wir sind so auf der Bühne bevor das Konzert losgeht und die Leute haben so laut geschrien, dass einer von der Band weinen musste, wie Jakov in Berlin.
Und wisst ihr, an diesem Abend sind wir als Band irgendwie aufgestiegen und wisst Ihr, was ich im ersten Song gesungen habe?

Ich habe alles versucht, es hat nicht gereicht!
// Love an alle, euer Thees

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2 thoughts on “Thees #8: Ich habe alles versucht! Es hat nicht gereicht!

  1. Der Thees spricht und singt den Leut*inen aus der Seele. Der FCSP kickt und es geht ein Stich durch die Brust, ob Trauer oder Freude. Darum liebe ich beide.

    Ef.Jot

  2. Lieber Thees,

    büdde büdde sing am Sonntag vor dem Knust deinen Timo Schultz Song.
    Es gibt keinen besseren Augenblick, denn die Liebe beweißt sich erst, wenn der Wind zunimmt!
    Für immer mit Timo!

    Liebe braun-weisse Grüße
    Uli

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