Vorbericht: SpVgg Greuther Fürth – FC St. Pauli (7.Spieltag, 22/23)

Vorbericht: SpVgg Greuther Fürth – FC St. Pauli (7.Spieltag, 22/23)

Am Samstag tritt der FC St. Pauli zum Auswärtsspiel am Ronhof an. Die SpVgg Greuther Fürth möchte gerne nach schwachem Saisonstart punkten. Das gilt natürlich auch für den FCSP, der auswärts aber schon länger nicht mehr dreifach punktete.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Zur Vorbereitung hört gerne das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Yannick mit Michael Fischer vom Podcast „Fürther Flachpass“. Michael analysiert die Situation in Fürth sehr präzise und daher möchte ich euch das Gespräch sehr empfehlen.
Die beiden Pressekonferenzen findet ihr hier:
FC St. Pauli
SpVgg Greuther Fürth

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Auf eben jener Pressekonferenz berichtet Timo Schultz davon, dass für das Spiel in Fürth einzig Nikola Vasilj, Christopher Avevor und Adam Dźwigała nicht zur Verfügung stehen werden. Vasilj und Dźwigała sind aber schon wieder nah dran und entsprechend ist es eine ziemlich gute Personalsituation, die der FC St. Pauli aktuell hat.

SpVgg Greuther Fürth: Wer kann spielen, wer fehlt?

Von so einer entspannten Personalsituation ist man bei Greuther Fürth recht weit entfernt. Mit Luca Itter, Marco Meyerhöfer, Sebastian Griesbeck und Gideon Jung fehlt ihnen theoretisch eine komplette Viererkette verletzungsbedingt (wobei Griesbeck eher weiter vorne hingehört). Dazu fehlt auch Angreifer Robin Kehr aufgrund eines Kreuzbandrisses.

Ebenfalls nicht mehr im Kader wird Jetro Willems sein, mit dem die Fürther unter der Woche den Vertrag aufgelöst haben. Neu hinzugekommen ist diese Woche Damian Michalski von Wisla Plock, der die dann doch recht angespannte Situation in der Innenverteidigung verbessern soll. Einige Tage zuvor hat der Club zudem mit Marco John einen Linksverteidiger ausgeliehen, der beim letzten Spiel auch direkt eingesetzt wurde.

Was hat das Kleeblatt zu bieten?

Seit 12. Februar dieses Jahres auf jeden Fall keinen Sieg mehr. Die SpVgg Greuther Fürth ist zum Ende der letzten Saison dann doch recht sang- und klanglos aus der ersten Liga abgestiegen. Das ist an sich keine große Sache, denn Fürth war ohnehin einer der größten Außenseiter der letzten Jahre in der Liga, verlor zudem wichtige Säulen der Aufstiegsmannschaft vor der Saison.

Zur neuen Saison in der zweiten Bundesliga wurde dann aber schon mit etwas mehr gerechnet. Dass das Team nach sechs Spieltagen auch weiterhin seit Februar 2022 sieglos ist, damit hatten wohl nicht wirklich viele gerechnet. Sieglos bedeutet übrigens auch, dass es im DFB-Pokal nicht weiterging. Hier verlor das Team vom neuen Trainer Marc Schneider bei den Stuttgarter Kickers recht bedrückend mit 0:2. Sieben Pflichtspiele, drei Unentscheiden, vier Niederlagen – das klingt ziemlich schwach. Allerdings sind die Spiele teilweise auch sehr unglücklich verlaufen, wie auch die Statistiken bestätigen:

Kern-Statistiken SpVgg Greuther Fürth nach sechs Spieltagen der 2. Bundesliga 22/23.

Denn offensiv hat das Team deutlich mehr zu bieten, als die bisherigen sieben Treffer. Das Team besticht mit Tempo und einer recht kreativen Spielweise. Das Tempo sorgt dafür, dass kein Team der Liga häufiger ins Dribbling geht. Die kreative Spielweise lässt sich mit Abstrichen daran ablesen, dass kein Team erfolgreicher Pässe ins Angriffsdrittel spielt. Ganz allgemein sind die Offensiv-Statistiken (alles, was in der Grafik Gelb ist) sehr überzeugend und deuten eher auf ein Team aus dem oberen Tabellendrittel hin. Das sieht auch Timo Schultz so:

„Greuther Fürth steht, gemessen am Aufwand, den sie betreiben, momentan nicht auf dem richtigen Tabellenplatz. Sie haben teilweise begeisternde Spiele hingelegt, diese dann aber verloren. Es ist eine Mannschaft, die offensiv variabel ist, eine hohe individuelle Qualität hat, stark in 1vs1-Momenten ist und viele Überzahlsituationen erschafft. Da müssen wir hellwach sein.“

Timo Schultz über die offensive Stärke von Greuther Fürth.

Offensiv stark, defensiv anfällig

Interessant ist, wie das Team in der Defensive agiert. Denn nur ein einziges Team (Darmstadt) hat weniger Torschüsse zugelassen als Greuther Fürth. Allerdings haben auch nur drei Teams einen höheren gegnerischen xG-Wert zugelassen. Das bedeutet: Die Qualität der gegnerischen Chancen ist sehr hoch. Die Torwahrscheinlichkeit gegnerischer Torschüsse ist mit knapp 17% (= mehr als jeder sechste Torschuss ein Gegentor) deutlich höher als bei allen anderen Teams der zweiten Liga.

Die hohe gegnerische Chancenqualität ist ein Hinweis auf die Schwächen des Fürther Spiels. Das ist nicht die defensive Grundordnung, es sind Standards (fünf von 14 Gegentreffern), defensive Umschaltmomente (vier von 14) und zweite Bälle (zwei von 14). Gerade die Standards sind ja eine neue Stärke des FC St. Pauli, daher liegt hier sicher ein besonderer Fokus drauf. Die Anfälligkeit in Umschaltmomenten kennt der FCSP auch. Das ist quasi immer das Problem von Teams, die gerne den Ball haben, mit ihren Ideen aber nicht immer durchkommen.

So trifft der FC St. Pauli also auf einen Gegner, der noch auf der Suche ist. Auf der Suche nach den erlösendenen drei Punkten, aber eben auch auf der Suche nach dem perfekt sitzenden Spielsystem. In Phasen sei es aber schon „sehr gut“ gewesen, was die Fürther präsentiert hätten, sagt Schultz und verweist auf das Auftaktspiel gegen Holstein Kiel, aber auch eine famose erste Halbzeit zuhause gegen Kaiserslautern (welche aufgrund einer gruseligen Vorstellung nicht in einem Sieg mündete). Er ist davon überzeugt, dass Greuther Fürth zu sich finden wird und dann entsprechend an Stärke gewinnt, hofft aber darauf, dass das „noch nicht am nächsten Spieltag“ der Fall sein wird.

Branimir Hrgota ist nicht nur Kapitän des Teams, sondern hat erst kürzlich seinen Vertrag etwas überraschend verlängert.
(Alexander Hassenstein/Getty Images/via OneFootball)

Mögliche Aufstellung

Die SpVgg Greuther Fürth dürfte mit einer Viererkette gegen den FC St. Pauli spielen. So haben sie in dieser Saison unter Trainer Schneider bisher gespielt und das passt tatsächlich auch zum Kader am besten. Zudem dürfte Fürth nicht daran interessiert sein, das eigene Spiel zu stark auf den Gegner anzupassen, sondern möchte eher sein Spiel durchdrücken und da stabiler werden. Daher gehe ich von einer Art 4-3-1-2 bei Fürth aus, also auch einer Mittelfeldraute.

Personell wurde recht viel rotiert in den letzten Spielen, vor allem in der Offensive. Fixpunkt ist einzig Branimir Hrgota, der auch Kapitän des Teams ist (bisher zwei Tore und zwei Vorlagen). Um ihn herum gibt es gleich an eine ganze Reihe von talentierten Spielern (Ragnar Ache, Dickson Abiama, Armindo Sieb, Timothy Tilmann, Tobias Raschl). Betrachtet man nur die eingesetzten Spieler, dann ist nicht der FCSP, sondern Fürth das jüngste Team der Liga.

Erwartete Aufstellung Greuther Fürth – FC St. Pauli

Personelle Veränderungen beim FC St. Pauli sind, wenn überhaupt in der Offensive zu erwarten. Denkbar wäre eine Einsatz von Etienne Amenyido, der mit seinem Tempo in der ein oder anderen Umschaltsituation wichtig sein könnte. Stellt sich nur die Frage, wen er dabei ersetzen würde. Spielt der FCSP mit einer Mittelfeldraute, was gegen die Fürther Formation durchaus denkbar ist, dann wäre es sicher spannend mal das Offensiv-Duo Eggestein/Daschner zu sehen, mit Amenyido hinter den Spitzen.

Die erste gute Nachricht: Die SpVgg Greuther Fürth spielt unter Trainer Schneider mit einer Viererkette. Gegen die hat der FCSP weniger Probleme. Die zweite gute Nachricht: Das Team möchte gerne selbst den Ball haben, wartet nicht ab. Gegen solche Teams tut sich auch der FCSP offensiv leichter. Die dritte gute Nachricht: Die Schwäche bei Standards ist zufällig eine Stärke des FC St. Pauli. Die vierte gute Nachricht: Greuther Fürth hat seit dem 12. Februar kein Pflichtspiel mehr gewonnen. Die schlechte: Auch für den FCSP ist der 12. Februar ein besonderes Datum. Denn da gab es den letzten Auswärtssieg für das Team.

Es ist also Zeit auswärts mal wieder drei Punkte zu holen.
Forza!
// Tim

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