Vorbericht: SSV Jahn Regensburg – FC St. Pauli (9.Spieltag, 22/23)

Vorbericht: SSV Jahn Regensburg – FC St. Pauli (9.Spieltag, 22/23)

Am Sonntag ist der FC St. Pauli beim seit sechs Spielen torlosen SSV Jahn Regensburg zu Gast. Allen, die bereits länger mit dem FCSP zu tun haben ist klar: Gegnerische Erfolglosigkeit ist besonders gefährlich. Zudem hat das Team seit geraumer Zeit auswärts nicht mehr dreifach punkten können. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Zur Vorbereitung auf das Spiel am Sonntag hört gerne das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Luca mit Florian, der gleich mehrere Rollen bei und rund um Jahn Regensburg ausfüllt.
Etwas mehr als 1.000 Tickets wurden laut FC St. Pauli für den Gästeblock bereits erworben. Vor Ort wird es noch eine Tageskasse geben.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Drei Spieler werden ganz sicher fehlen am Wochenende: Christopher Avevor war zwar wieder Teil des Team-Trainings, benötigt aber eh noch einige Zeit und muss nun sogar wieder einen Schritt zurückgehen in Sachen Aufbautraining. Aufgrund von muskulären Problemen im Oberschenkel wird Niklas Jessen fehlen. Zudem ist David Otto krank und konnte die ganze Woche nicht trainieren, was einen Einsatz gegen seinen Ex-Club unmöglich macht.

Wieder einsatzfähig ist Adam Dźwigała, der sich endgültig von seiner Blessur erholt hat und laut Schultz „eine Option“ für das Wochenende ist. Von Leart Paqarada, der am Donnerstag das Training früher beendete, war auf der Pressekonferenz vor dem Spiel keine Rede, weshalb wir mal von einem Einsatz ausgehen.

SSV Jahn Regensburg: Wer kann spielen, wer fehlt?

Die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli hatte bis Redaktionsschluss (Freitag, 11:00Uhr) noch nicht stattgefunden. Sicher ist aber bereits, dass der SSV Jahn Regensburg auf zwei ganz wichtige Spieler verzichten muss: Innenverteidiger Steve Breitkreuz fehlt dem Team rot-gesperrt. Zudem ist auch Kapitän und „aggressive leader“ Benedikt Gimber gesperrt, da er seine fünfte gelbe Karte gesehen hat. Unabhängig davon, wer da noch alles fehlen könnte, ist bereits klar, dass diese Ausfälle eine deutliche Schwächung darstellen.

Ziemlich sicher werden auch Leon Guwara (Schulterverletzung) und Neuzugang Oscar Schönfelder (Kreuzbandriss) fehlen, die beide die Position des Linksverteidigers ausfüllen könnten. Wieder im Team-Training war zuletzt der in der letzten Saison so starke Sarpreet Singh (Leihgabe des FC Bayern), der aber seit dem Frühjahr an einer Schambeinentzündung laborierte. Seit rund einer Woche ist er wieder im Training dabei, ein Einsatz dürfte aber noch deutlich zu früh kommen.

Zuletzt musste SSV-Trainer Mersad Selimbegovic zudem auf drei Neuzugänge verzichten: Christian Viet, Lasse Günther und der davor überzeugende Maximilian Thalhammer fielen am letzten Spieltag (0:3 gegen den SC Paderborn) aus. Wie bereits geschrieben: Es ist bisher unklar, welche Spieler am Wochenende wieder einsatzfähig sind.

Der SSV Jahn Regensburg jubelt über einen eigenen Treffer – das ist bereits länger her.
(Thomas F. Starke/Getty Images/via OneFootball)

Was hat der Jahn zu bieten?

Der SSV Jahn Regensburg ist einer der beeindruckendsten Clubs der zweiten Liga. Denn jede Saison schaffte es das Team bisher immer den Prognosen zu trotzen und die Klasse trotz eines enorm kleinen Budgets und dem Weggang vieler Leistungsträger zu schaffen. So war es dann auch diesen Sommer wieder, als mit Alexander Meyer (stand am Mittwoch für den BVB gegen ManCity im Tor), Maximilian Besuschkow (will mit Hannover 96 aufsteigen; hätte ganz fantastisch zum FCSP gepasst) und Erik Wekesser (nun FCN) drei Stammspieler den Club ablösefrei verließen. Zudem endeten die Leihgeschäfte mit Carlos Boukhalfa und David Otto deren jetziger Arbeitgeber bekannt sein dürfte. Auch mit Jan-Niklas Beste endete das Leihgeschäft und der wohl stärkste (zumindest der kraftvollste) Linksaußen der Liga sorgt nun in Heidenheim für Fuore.

Wie es dann so ist, wenn die aktuelle Personaldecke dünn ist und der Kader vor der Saison durcheinandergewürfelt wurde, ruckelt es gewaltig bei Jahn Regensburg. Soweit wurde es dann fast schon erwartet. Umso überraschender war dann aber der Saisonstart: Das Team startete lange gegentorlos, gewann die ersten beiden Spiele zu Null und holte danach einen Punkt gegen den FCN (0:0). Nach drei Spieltagen grüßte Jahn Regensburg von der Tabellenspitze.

Doch das Unentschieden gegen Nürnberg war so etwas wie der Wendepunkt der Torlosigkeit. Denn seitdem sind es nicht mehr die Gegner, sondern sind es die Regensburger selbst, die nicht mehr treffen. Eine ziemliche Durststrecke legen sie aktuell hin, denn seit nunmehr sechs Spielen hat das Team nicht mehr getroffen. Auch von der anfänglichen Defensivstärke ist nicht mehr ganz so viel übrig: 0:6 zuhause gegen den KSC, 0:4 bei Fortuna Düsseldorf, 0:3 beim SC Paderborn – auch wenn die Leistung besonders gegen die Fortuna besser war, als es das Ergebnis vermuten lässt, findet sich das Team inzwischen auf Platz 14 in der Tabelle wieder.

Pizza-Grafik mit Kern-Statistiken des SSV Jahn Regensburg nach acht Spieltagen der Saison 2022/2023.

Der Blick in die Kern-Statistiken von Jahn Regensburg zeigt, dass das Team in einer seiner Kern-Kompetenzen nachgelassen hat: Es ist aktuell das zweikampfschwächste der Liga. Auch in der Offensive ist die Richtung ziemlich klar vorgegeben, denn die Spieler von Regensburg haben die wenigsten Ballkontakte im gegnerischem Strafraum, spielen sehr wenige Pässe nach vorne und schießen selten auf das Tor.

Damit bestätigt der SSV Jahn Regensburg leider das, was sich bereits in der Rückrunde der Vorsaison andeutete. Das Team hatte nach nur zwei Siegen in der Rückrunde die Saison auf dem 15. Tabellenplatz beendet, nach der Hinrunde war es der fünfte Platz.
Die Personalprobleme und vielleicht auch die nicht zufrieden stellenden Ergebnisse (auch der Vorsaison) haben zuletzt dazu geführt, dass Selimbegovic von seiner eigentlich immer praktizierten Viererkette abgewichen ist und stattdessen. Ein 3-4-3 spielen ließ. Nun kommt mit dem FC St. Pauli ein Gegner, der weiterhin den verlässlichen Nachweis schuldig geblieben ist, dass er gegen Dreierketten klarkommt.

Mögliche Aufstellung

Eigentlich ist Benedikt Gimber unverzichtbar für den SSV Jahn Regensburg. Das dachte ich zumindest immer, aber am siebten Spieltag bildeten Blendi Idrizi und Kaan Caliskaner die Doppelsechs, Gimber wurde nur eingewechselt. Entsprechend dürfte der Ersatz für Gimber klar sein, sollte man meinen. Caliskaner ist aber gelernter Mittelstürmer und man darf gespannt sein, wie die Sechs im Spiel besetzt ist, wenn Maximilian Thalhammer nicht rechtzeitig fit wird. In der Innenverteidigung ist die Situation klarer: Scott Kennedy, ein sehr kompromissloser Defensivspieler, der vor einer WM-Teilnahme mit Kanada steht, wird in die Startelf rücken und mit Jan Elvedi in der Innenverteidigung spielen.

Erwartete Aufstellung beim Spiel SSV Jahn Regensburg und dem FC St. Pauli.

Allerdings ist da ja noch eine Position offen, wenn Jahn Regensburg mit einer Dreierkette agieren wird. Der erfahrene Sebastian Nachreiner könnte daher zum Einsatz kommen. Interessant ist die Zusammensetzung der offensiven Außenbahnen, sofern es diese geben wird (zuletzt wurde im 3-4-3, aber auch im 3-4-1-2 gespielt). Neuzugang Joshua Mees scheint links gesetzt (bekommt aber starke Konkurrenz von Minos Gouras), auf rechts haben sowohl Nicklas Shipnoski und Aygün Yildirim agiert, aber beide noch nicht überzeugen können.

Personell können wir es beim FC St. Pauli kurz machen: Sofern Leart Paqarada fit sein sollte, dürfte es in der Startelf des FC St. Pauli keinerlei Veränderungen geben. Das bedeutet, dass Etienne Amenyido weiterhin neben Johannes Eggestein im Angriff starten dürfte. Da würde dann zwar etwas die Kopfballstärke fehlen, aber zumindest bringt Amenyido notwendiges Tempo mit. Da Timo Schultz ganz gerne Spieler gegen Teams wieder einsetzt, gegen die sie schonmal erfolgreich waren, ist ein Einsatz von Amenyido unzweifelhaft (Tor + Vorlage im letzten Aufeinandertreffen). Denkbar ist aber auch Igor Matanović, dem eine sehr gute Trainingsleistung unter der Woche bescheinigt wurde (Schultz hob zudem die Leistungen von Aremu, Fazliji und Boukhalfa hervor) was dann vielleicht auch für Eggesteins Startelfplatz Bedeutung haben könnte.

Etienne Amenyido hat gute Erinnerungen an seinen letzten Auftritt gegen Jahn Regensburg.
(Alexander Hassenstein/Getty Images/via OneFootball)

Fraglich ist eher, ob der FCSP zur Mittelfeldraute zurückkehrt. Besonders das Fehlen von Gimber könnte hier ein Argument sein. Die mögliche Dreierkette der Regensburger eines dagegen. Aber an diese Frage kann das Team recht entspannt rangehen, da es personell keinen Unterschied machen dürfte und es somit im Fall der Fälle während des Spiels angepasst werden kann.
Bezogen auf die Formation der Regensburger sagte Timo Schultz: „Sie sind in einer nicht ganz so leichten Phase, haben auch personelle Probleme, daher ist es immer schwer von außen drauf zu schauen und zu sehen, wie die Mannschaft hingebastelt wird. Wir werden aber auf beide Varianten (Dreier- bzw. Viererkette) vorbereitet sein.“

Der SSV Jahn Regensburg wartet seit sechs Spielen auf einen eigenen Treffer, der FC St. Pauli seit Monaten auf einen Auswärtssieg. Nur wenn das Spiel 0:0 ausgeht werden beide Serien weiterlaufen. Aber dann würde der FCSP immerhin mal wieder die Null halten. Also irgendeine Serie wird reißen. Ich setze auf die mit den Auswärtssiegen.

Forza!
// Tim

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