Aufwand ungleich Ertrag

Aufwand ungleich Ertrag

Der FC St. Pauli steckt nach elf Spieltagen im Tabellenkeller fest. Dort hingekommen ist er trotz ordentlicher Leistungen. Doch immer wieder werden diese Leistungen von Unzulänglichkeiten in zwei elementaren Komponenten des Fußballs durchkreuzt.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Nur ganz selten hört man von Offiziellen nach einem Spiel, dass die Gegner Tore besonders gut herausgespielt hätten und es dem eigenen Team trotz guter Leistung nicht gelungen sei zu gewinnen, da das andere Team einfach besser war. Viel eher werden Gegentore mit dem Blick auf Fehler analysiert. Und die findet man. Immer.

Fußball – ein Fehlersport

Häufig ist es Auslegungssache, ob Spieler X eine Sache besonders gut gemacht hat oder ob Gegenspieler Y in der Situation etwas falsch machte. So könnten wir zum Beispiel jedes einzelne Gegentor des FC St. Pauli durchanalysieren und einen oder mehrere „Schuldige“ bestimmen. Bei den eigenen Toren würde mir das persönlich schwerer fallen. Da suche ich eher immer danach, was der FCSP gut gemacht hat. Die Fehler dürfen dann jene suchen, die es mit den gegnerischen Teams halten. Umso mehr gehe ich aktuell der Frage nach, warum die Gegner so wenig nach Fehlern suchen müssen.

Was ich damit sagen möchte: Fußball ist ein Fehlersport. Es ist nahezu unmöglich, dass sich ein Team Gegentore fängt, wenn alles wie geplant in der Defensivarbeit laufen würde. Es ist auch nahezu unmöglich, dass das eigene Team keine Tore erzielt, wenn es offensiv wie geplant laufen würde. Nun sind es aber genau die beiden Komponenten, mit denen der FC St. Pauli Probleme zu haben scheint. Noch verkompliziert wird die Sache dadurch, dass der statistische Nachweis der Problemzonen gar nicht so einfach ist.

Die (fast) beste Defensive der Liga

Ja, das klingt alles komisch, nachdem sich das Team auch gegen Eintracht Braunschweig mal wieder zwei Gegentore gefangen hat. Erst zweimal gelang es dem FCSP in dieser Saison die Null zu halten. Zumeist gab es zwei Gegentore. Der Blick in die Statistik zeigt aber: Der FC St. Pauli ist defensiv nach den xG-Werten das zweitbeste Team der Liga (hinter dem KSC) und basierend auf der Anzahl an gegnerischen Torschüssen gibt es ganz deutlich kein besseres Team.

Mächtige 17 Gegentore nach elf Spielen bedeuten aber auch, dass es aktuell nur sechs Teams in der Liga gibt, die sich mehr Tore gefangen haben. Und dabei habe ich lieber nicht nachgeschaut, wie diese Zahlen aussehen würden, wenn ich die drei Gegentore in der Pokalrunde hinzuziehen würde. Wohl nur wenige würde nach Ansicht aller FCSP-Spiele der bisherigen Saison sagen, dass der FC St. Pauli über eine stabile Defensive verfügt. Wie passt das zusammen?

Deutschland, Rostock, 21.08.2022, Fussball 2. Bundesliga 5. Spieltag, FC Hansa Rostock - FC St. Pauli im Ostseestadion Lukas Daschner (FC St. Pauli) und David Nemeth (FC St. Pauli) nach dem Tor zum 2:0 enttaeuscht
Der Gegner jubelt viel zu oft, nicht nur statistisch gesehen.
(c) Peter Böhmer

Dieser Fall ist schon sehr extrem, denn die Statistik liefert eigentlich keinen einzigen Anhaltspunkt für die Probleme. Zum Beispiel liegen die beiden Innenverteidiger Jakov Medić und David Nemeth in den Top15 der Liga bei der Zweikampfquote und ganz allgemein ist der FC St. Pauli das sechstbeste Team, wenn es um Zweikämpfe geht.

Am Beispiel der Innenverteidiger lässt sich sehr gut zeigen, wie wertlos solche Statistiken sein können. Vorweg muss ich aber schreiben, dass dies nur exemplarisch genutzt wird. Ich hätte, da sind wir wieder bei der Fehlersuche, auch andere Teile des Teams in Bezug auf Fehler in ihrer Defensivarbeit herauspicken können. Eigentlich ist es in bisher jedem Saisonspiel möglich den Fehler für mindestens ein Gegentor bei den Innenverteidigern zu suchen. Zweikampfquoten helfen aber nicht, wenn es darum geht die entscheidenden Zweikämpfe zu bewerten.

Was sind Zweikampfwerte wert?

Und genau solche Fehler sind seit Wochen, eigentlich schon seit Monaten, ein großes Problem beim FC St. Pauli. Es gelingt dem Team viel zu selten die eigentlich gute Defensivleistung auch über die volle Spielzeit durchzuziehen. Zugegeben: Es gelingt eigentlich keinem Team in der 2. Liga über die volle Spielzeit defensiv komplett stabil zu sein. Dass es dann aber dem einen Team gelingt recht häufig die Null zu halten und dem anderen nicht, obwohl die Torschuss- und xG-Statistiken eine andere Sprache sprechen, ist das, was mir Kopfzerbrechen bereitet.

Wenn Medić viele seiner direkten Duelle gewinnt (starke 75% sind es aktuell), der eine verlorene Zweikampf aber zum Gegentor führt oder er in wichtiger Situation einfach gar nicht in einen Zweikampf kommt, dann kann man von Glück bzw. Pech sprechen. Wenn dies in steter Regelmäßigkeit passiert, dann ist es kein Glück oder Pech mehr, dann ist es womöglich auch eine Frage der Qualität. Wo hier die Grenze zwischen Glück/Pech und Qualitätfrage gezogen wird, ist ziemlich schwierig. Sicher ist aber: Die reine Zweikampfstatistik bildet dies nicht ab und das gilt auch für alle anderen Defensiv-Statistiken. Sicher ist auch: Je mehr Pech ein Team hat, umso weniger Pech und umso mehr fehlende Qualität ist es. Und der FC St. Pauli hat eigentlich fast jedes Spiel Pech.

Pech oder fehlende Qualität? Sicher ist, dass sich Timo Schultz mit seinem Team zu viele Gegentore fängt.
(c) Peter Böhmer

Aber die xG-Werte machen mich fertig. Vergleichen wir die zweitniedrigsten gegnerischen xG-Werte des FC St. Pauli mal mit anderen Ligen. In den Top5-Ligen Europas sind die bei diesem Wert zweitbesten Teams der Liga aktuell auf folgenden Tabellenplätzen: Erster, Dritter, Erster, Erster, Dritter – der FCSP liegt auf Platz 14. Das macht mich fertig!

Offensiv ein Top-Team

Das selbe Spiel ist aktuell in der Offensive zu sehen. Basierend auf den xG-Werten liegt der FCSP auf Platz sieben. Basierend auf der Anzahl an Torschüssen auf Platz vier. Erneut der Vergleich zu den Top5-Ligen: Zweiter, Fünfter, Achter, Zweiter, Siebter – das kann doch echt gar nicht sein, dass der FC St. Pauli so weit unten steht?! Meine gesamte Statistik-Liebe gerät massiv ins Wanken angesichts dieser krassen Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag, die der FCSP nun schon seit Saisonbeginn liefert.

Abschlussgenauigkeit of death

Dabei ist die Offensive noch viel eher einer Qualitätsfrage unterworfen als die Defensive. Denn die Statistik bildet eigentlich recht gut ab, warum es dem FCSP nicht gelingt Tore zu schießen: Weil sie zu selten auf das Tor schießen. Weniger als 30% der Schüsse gehen auch auf das Tor. Wie krass sich dies auswirkt, zeigt eine schmerzhafte Rechnung:

Der FCSP hat diese Saison bisher 156 Schüsse abgegeben, der HSV zwei weniger, also 154. Bei der FCSP-Quote von knapp 29% ergibt das 45 Schüsse, die auf das Tor gingen. Macht bei elf Spielen knapp vier Schüsse auf das Tor pro Spiel. Der HSV schießt bei fast gleicher Anzahl an Schüssen aber sechsmal pro Spiel auf das Tor und erhöht seine Torwahrscheinlichkeit damit massiv.
Anderes Beispiel: Der SV Sandhausen ist Schlusslicht der Liga in Sachen Schüsse mit insgesamt 104 Versuchen (neun pro 90 Minuten; FCSP bei 14). Pro Spiel produzieren sie aber ebenfalls vier Schüsse auf das Tor. Aufwand und Ertrag liegen beim FCSP sehr weit auseinander.

Schuss ja, aber auch ein Torschuss? Viel zu häufig ist er das nicht beim FC St. Pauli.
(c) Stefan Groenveld

Auch hier stellt sich die Frage, ob es sich um Pech handelt oder um fehlende Qualität. Ich tendiere weiterhin zu Ersterem, aber im Braunschweig-Spiel gingen halt nur zwei von 13 Schüssen auf das Tor (von Hartel und Saliakas). So richtig gute Argumente habe ich da nicht gesammelt, um da weiter von Pech zu sprechen, wenn andere in der Diskussion die Qualität der Offensivspieler infrage stellen.

Regression zur Mitte oder Qualitätsfrage

Es ist echt ein Graus, denn ich bin da quasi mit meinem „Statistik-Latein“ am Ende. Denn kombiniert man die xG-Werte aus Offensive und Defensive und errechnet daraus die expected Points, dann müsste der FC St. Pauli auf dem fünften Tabellenplatz liegen (einmal mehr der Blick in andere Ligen: Vierter, Dritter, Vierter, Siebter, Vierter). Tut er aber nicht, denn dieses Modell berücksichtigt eben nur die xG-Werte und nicht die tatsächlich erzielten und gefangenen Tore. An entscheidender Stelle hat der FCSP sowohl offensiv als auch defensiv also zu wenig Ertrag gemessen am Aufwand.

Was macht man da jetzt draus? Ist der FC St. Pauli nun ein Team, welches so weit unten in der Tabelle steht, weil es eine Phase gibt, in der Dinge nicht gelingen, die statistisch gesehen irgendwann gelingen werden? Die berühmte „Regression zur Mitte“? Oder steht der FCSP genau da, wo er hingehört und es sind Eingriffe notwendig? Und falls ja, welche wären das?

Sicher ist, dass Aufwand und Ertrag des Teams absolut nicht zueinander gefunden haben in den ersten elf Saisonspielen. Und da nach so einer Anzahl an Spielen eben nicht mehr nur von Glück und Pech die Rede sein kann, muss anscheinend auch die Qualitätsfrage ganz offen gestellt werden. Mir wäre das mit der Regression zur Mitte lieber…

// Tim

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21 thoughts on “Aufwand ungleich Ertrag

  1. Das war alles abzusehen.
    Unsere Abwehr war immer für Gegentore gut. Auch schon zur Glanzzeit wurde unsere
    Abwehr öfters überlaufen, oder es wurde gepatzt gegen Gegner wie Ingolstadt oder Dresden.
    Das kostete den Aufstieg und so wird man niemals über längere Zeit Erfolg haben.
    Wenn ein schwacher/unglücklicher Torabschluss dazu kommt, kann man
    sich ausrechnen, was das dabei heraus kommt.
    Es ist schon jetzt eine total verpfuschte Saison.

  2. Danke für die Analyse, Tim!
    Leider fällt bei den xG against Werten dann doch auch (wieder) unweigerlich der Blick auf unsere Torhüter.
    Zwar hat sich Vasilj in den vergangenen Spielen keine krassen Patzer erlaubt, aber er hält nach meinem Gefühl auch selten Bälle, bei denen man denkt, dass sie eigentlich drin sein müssen. Anders beispielsweise Heuer Fernandes, der gerade zu Saisonbeginn teilweise im Alleingang die 0 gehalten hat.

  3. Vielleicht sollte man sich weniger mit irgendwelchen xG-Werten als mit den Zahlen beschäftigen, die man beim Kicker in einer Tabelle vorfinden kann. Mir scheint, diese neumodischen Werte sorgen einfach dafür, dass die entsprechenden Personen viel zu sehr über die tatsächliche Realität hinwegsehend und sie gefühlt ausblenden – und Abstiege und Aufstiege werden nicht anhand von xG-Werten vergeben. Wie oft habe ich mir schon nach Spielen anhören und lesen dürfen, man wäre ja nach den Werten das bessere Team gewesen- man hat die Spiele aber eben halt trotzdem verloren.
    Mehr Kicker als – keine Ahnung welches Statistiknetzwerk!

    Gefühlt fing dieses schielen auf xG-Werte und Co. – auch in den Pressekonferenzen des Vereins – zeitlich damit zusammen, als der Millernton los legte. Gab es die vorher nur noch nicht oder wurde durch Tim im Verein dafür gesorgt, dass dieser fortan nur noch auf diese Werte schaute? :o)

    1. Sorry, aber das finde ich einen ziemlich doofen Kommentar.
      Ich befasse mich mit Statistiken, die tiefer gehen und habe damit angefangen, weil ich keinen Bock mehr auf subjektive Einschätzungen von „Sportjournalisten“ hatte, die noch nichtmal fähig sind eine Dreier- von einer Viererkette auf dem Platz zu unterscheiden. Ja, am Ende zählen die Tore. Aber ich tue alles andere, als über die „tatsächliche Realität“ hinwegzublicken, ich schaue sie mir mit xG-Werten vielmehr tiefer an, als alle anderen es tun.

      1. Entschuldige bitte meinen als persönlich lesbaren Angriff, so meinte ich das nicht, und ich meinte im ersten Absatz auch gar nicht dich, sondern die Personen, die bei Pressekonferenzen auch per Bild eingefangen werden.
        Mich nervt es ungemein, wie bei jeder, aber auch wirklich nahezu jeder Pressekonferenz nach einem Spiel aufs neue diese Werte hervorgeholt werden, um damit auszusagen, man sei ja eigentlich gar nicht so schlecht gewesen wie es das Ergebnis es aussagen würde, die Werte sähen eigentlich ja viel besser aus als das, was dabei dann heraus kam. Man sei mehr gelaufen, hätte mehr xyz als der Gegner und auch mehr yxz, und es sei eigentlich ja nur Pech, dass man sich dafür dann nicht belohnen würde und so weiter. Und mein Gefühl sagt mir, dass solche Aussagen zugenommen haben, seit diese Werte mehr oder weniger herum kursieren. Ich wünsche mir halt die Zeiten zurück, als noch ausschließlich anhand des Ergebnisses und Spielverlaufs verargumentiert wurde, warum man ein Spiel wohl verloren hätte, statt sie mit dem jeweils dafür dann passend erscheinenden statistischen Wert vom Spiel zu „untermauern“.

        Und der zweite Absatz – naja, nehm ihn mit einem grinsenden Auge, weil ich dich insgeheim ja doch dafür bewundere, mit wie viel Enthusiasmus du das betreibst. Nur glaube ich nicht, dass in der Interpretation dieser Werte die Lösung für das „einfach mal ein ganzes Spiel konzentriert bleiben“- Problem liegt, was in schöner Regelmäßigkeit dazu führt, dass durch einzelne, doofe Fehler Spiele verloren werden. Ja, ich habe „Fußballtore fallen meist oder fast immer durch Fehler“ gelesen.

        1. Ich muss mich ebenfalls entschuldigen, dass ich deine Worte falsch verstanden habe. Grundsätzlich verstehe ich den Ansatz auch, dass man sich auch hinter Statistiken „verstecken“ kann, wenn es mal nicht so läuft und dass das sauer aufstößt, wenn es eben, so wie jetzt, recht regelmäßig passiert. Gerade was die beurteilung von Spielen und Leistungen angeht ist es allgemein nicht nur beim FCSP, sondern auch fast überall anders noch viel zu sehr eine „Floskelwolke“, da z.B. Trainer evtl. öffentlich gar nicht so genau ins Detail gehen wollen, direkt nach Spielen es vielleicht auch noch gar nicht können.

  4. „haste scheiße am fuß, haste scheiße am fuß“, möchte ich einen fußballphilosoph zitieren. die jungs, die auflaufen haben doch schon sämtlichst bewiesen, daß sie es drauf haben, was die frage nach der qualität für mich beantwortet… wenn es loift, gehn schonmal dinger rein, die sonst nie reingehn. statistiken sind da in meinen augen nur wenig hilfreich. statistiken schießen keine tore und verhindern auch keine. wir hatten ein hervorragendes jahr 2021, wo die dinge fast wie von selbst funktionierten. mit kofi und guido hatten wir zwei, die wunderbar zusammen funktionierten. die qualitäten der jetzigen protagonisten is vielleicht nich viel schlechter, nur funktionieren und vor allem harmonieren diese noch nich so, wie wir es gerne hätten. desgleichen sehe ich im abwehrverbund. normalerweise würde ich sagen, daß es noch zeit braucht, aber angesichts der momentanen tabellensituation haben wir die wohl nich mehr. ich weiß gar nich, ob ich mir nen sieg im näxten spiel wünschen soll, weil der uns momentan wohl eher sand in die augen stroien würde… siehe saison 10/11. wenn ich mir zum bleistift bielefeld anschaue, die sehr viele bundesligaerfahrene spieler von hoher qualität in ihren reihen haben. vom papier her stehen die definitiv am falschen ende der tabelle. aber so is es manchmal. haste scheiße am fuß, haste scheiße am fuß. oder, um einen weiteren fußballphilosophen zu zitieren: „weiter, immer weiter!“

    1. Das sehe ich etwas anders. Und zwar im Bereich Sturm. Unsere Stürmer haben alle zusammen 8 Tore in der letzten Saison erzielt. Weder Amenyido noch Matanovic haben den Durchbruch in der zweiten Liga bislang gepackt, von Otto ganz zu schweigen. Eggestein hat ebenfalls nicht konstant über Jahre viele Tore erzielt. Ich glaube mittlerweile, es wäre gefährlich und auch fahrlässig zu hoffen, dass sich das nachhaltig und großflächig in den nächsten Monaten ändern wird. Hier geht es aus meiner Sicht tatsächlich um Qualität. Wir brauchen einen Qualitätszuwachs, sonst könnte es zappenduster werden.

      1. ich verstehe deine sicht durchaus. und wenn ich mir nur die zahlen anschaue, gebe ich dir vollkommen recht. allerdings hängen die stürmer vorne auch absolut von ihren hinterloiten ab. und bei diesem zusammenspiel haperts meiner meinung nach bei uns am meisten. burgstaller hat bei schalke in 119 spielen 32 tore geschossen. weiß fußballgott kein überragender wert. für eins weniger hat er bei uns 57 spiele gebraucht. und in der vergangenen rückrunde hat er auch kaum noch getroffen, gerade einmal schlappe 4 buden. ujah hatte genauso seine torlosen phasen, bei union oder in mainz. aber er wurde in der hiesigen anhängerschaft immer wieder ins spiel gebracht, als hätte er die torgarantie eingebaut.
        wir haben nun zwei flankengötter auf den außen, aber keinen nachhaltigen erfolg, zumindest bisher. kombinieren hat bislang auch nix großes gebracht, weil meist falsche entscheidungen getroffen werden. ich bin fest davon überzoigt, daß, wenn es allgemein bei uns besser loift, die stürmer auch ihre tore schießen werden, siehe eggestein zu saisonbeginn. ein gestandener erst- oder zweitligastürmer wird keinen erfolg bringen, solange das zusammenspiel mit seinen hinterloiten nich funktioniert… ohne kofi oder paqa hätte guido letzte saison lange nicht diese mega quote gehabt, wie geschrieben, nur in der hinrunde…

        1. Du sagst es ja selbst: Die genannten Stürmer hatten „Phasen“, in denen sie nicht getroffen haben. Burgstaller hat 32 Tore in der ersten Liga (+CL!) getroffen, das ist nicht wirklich mit einem Matanovic zu vergleichen, der bislang 3 Tore in 46 Einsätzen in der zweiten Liga geschossen hast (und davon 2 in einer guten Halbzeit). Unsere Stürmer haben bislang eben noch NIE regelmäßig geknipst. Auch Eggestein nicht. Und jetzt hoffen wir alle, dass irgendwer damit möglichst schnell beginnt. Kann ja passieren, keine Frage. Mir fehlt nach den bisherigen Darbietungen eben der Glaube daran. Eggestein hat keinen Zweikampf und keine Geschwindigkeit, Amenyido und Matanovic keine Annahme, keinen Kopfball, und kein Dribbling, was Otto hat oder nicht hat weiß ich nicht mal, wenn ich ehrlich bin.
          Den Offenbarungseid lieferte doch die Szene, als Schultz Medic in den Sturm beorderte. Eine wahre Slapstikeinlage, die aber die gesamte Verzweiflung widerspiegelte.
          Du hast ja auch recht, dass unsere Spielgeschwindigkeit insgesamt abgenommen hat, und die Stürmer auch weniger in Szene gesetzt werden, aber auch hier: Wen willst du wie in Szene setzen? Außer Amenyido fehlt Geschwindigkeit, außer mit großen Abstrichen bei Eggestein fehlt der Kopfball, und im Zweikampf und Dribbling sind alle eher mau. Wenn ich allein an so ein Tor denke wie von Burgstaller letztes Jahr gegen Sandhausen… Dazu wäre doch im Moment niemand da vorne in der Lage (Stichwort Abschluss). Aus meiner bescheidenen Sicht, ist hier eine riesige Fehleinschätzung passiert. Und muss so schnell es geht personell behoben werden.

          1. ich sehe ebenfalls keinen 20 tore stürmer in unseren reihen. die sind aber auch nich so üppig gesät. ich finde, das brauch es aber auch nich unbedingt. wenn jeder der jungs vorne drin 5 bis 10 tore zum gesamtergebnis beistoiert und der rest von mittelfeld und abwehr übernommen werden, sollte es auch passen. und ein 5 bis 10 buden potential sehe ich bei allen unsren stürmern (amenyido, daschner, matanovic, eggestein und otto (mit abstrichen)). noch haben sie zeit und je besser sie mit ihren hinterloiten harmoniern, desto wahrscheinlicher kann es werden… das allermeiste bei mir is feste überzoigung, der rest glaube und hoffnung…

  5. Ich denke, die entweder-oder-Frage ist falsch gestellt: Der Mannschaft fehlt Qualität und sie hat Pech, und zwar sowohl offensiv als auch defensiv. Dazu kommt noch ein dritter Faktor, der im Fußball viel zu sehr vernachlässigt wird, nämlich die Psychologie.
    Aber fangen wir mal mit der Defensive an. Tatsächlich haben wir während der langen Sieglos-Zeit in keinem Spiel viel zugelassen. Das Problem ist nur, dass die wenigen Chancen des Gegners oftmals von hoher Qualität waren. Das wiederum liegt teilweise am Pech (siehe die „Rückenvorlage“ letztes Wochende und auch so manchen anderen Abpraller vorher, der beim Gegner gelandet ist), vielfach aber auch schlicht an der Taktik. Denn wenn das eine verlorene Duell zumeist eine Großchance bedeutet, dann heißt das zunächst doch einmal, dass wir in den noch abgesicherten Zonen keinen Zugriff bekommen bzw. dort, wo die de facto entscheidenen Zweikämpfe stattfinden, keine Sicherung haben. Beispiel aus Braunschweig? Sowohl der Pfostentreffer Ujahs, vor dem Dzwigala fast an der Mittellinie bereits als letzter Mann in den Zweikampf muss. Als auch der – gut ausgespielte – Konter, der zum Ausgleich führte. Klar hätte man da noch frühzeitig zugreifen können (aber wann & wo, ohne dass wir jedes Spiel zig Gelbe bekommen?), wenn aber Medic ins Tempo-Duell auf der Außenbahn muss, dann darf man sich nicht wundern, dass er die Flanke nicht unterbinden kann. Mit der Umstellung auf die Doppelsechs verhindert die Mannschaft zwar sehr viele potentiell gefährliche Aktionen des Gegners (zu Lasten der Offensive), aber die wenigen Situationen, bei denen das nicht gelingt, bleiben weiterhin Hochkaräter für den Gegner. Das ist alles von TS so gewollt. Andere Teams sammeln kleine xGs-Chancen gegen sich, wir eben die wenigen Großchancen.
    Was die Statistiken angeht, müsste man hier übrigens mal genau nach den Modellen schauen. Denn die frei Zugänglichen enthalten in der Regel solche Feinheiten wie Tempo des Angriffs, Platzierung des Gegners (freie Schußbahn, konnte der TW vorher ausgeguckt werden, wo steht er, wie weit ist der nächste Gegenspieler weg usw.) eben nicht, die allerdings einen hohen Einfluss auf die reale Torwahrscheinlichkeit haben. Aber vielleicht habt ihr ja bessere Quellen?

    Ob die Taktik generell aufgehen kann, hängt natürlich davon ab, welchen Output man in der Offensive für das hohe Risiko defensiv bekommt. Auch hier muss man die Statistiken ein bißchen hinterfragen. So kommen z.B. die angekommenen Pässe im gegnerischen Drittel (sogar im Strafraum!) größtenteils dadurch zustande, dass sich die Spieler in ungefährlichere Zonen bewegen, also z.B. vom Tor weg Richtung Außenbahn, durch das Entgegenlaufen zum Ball, oder es handelt sich um Spieler, die bereits bei Ballannahme gedoppelt worden sind. Wir schießen zwar recht häufig auf das Tor, aber selten aus guten Positionen, weil entweder die Winkel spitz sind oder im Zentrum sehr viele Gegenspieler stehen, die den Ball noch blocken können (Favre läßt grüßen: Die Güte der Chance richtet sich nach der Menge der Füße, die noch dazwischen kommen können). Großchancen verzeichnen wir eher selten (und die nutzen wir dann noch unterdurchschnittlich, siehe die Elfer). Auch dies liegt teilweise an der Taktik, weil TS zwar mit sehr vielen Spielern angreifen lässt, diese aber zu selten wirklich unterschiedliche Tiefen in ihrer Positionierung haben, was u.a. auch am hohen Pressing liegt. Aber auch daran, dass die Mannschaft selten bis zur Grundlinie vordringt. Gegen (stehende) Linien lässt es sich jedoch nun einmal gut verteidigen. Trotzdem denke ich, dass auch die Qualität hier eine Rolle spielt. Sowohl mit Blick auf die Durchsetzungsfähigkeit im Strafraum als auch auf die Abschlußqualität. Hier sehe ich bei all unseren nominellen Stürmern Defizite.

    Man könnte schließlich auch noch die Entscheidungsfindung bei unseren Stürmern monieren und nicht nur bei diesen. Wie oft denkt man sich: „Jetzt schieß doch endlich mal!“, wenn einer unserer Spieler in einer einigermaßen passablen Abschlußsituation ist. Stattdessen wird noch drei Mal gepaßt und am Ende aus einer deutlich schlechteren Situation abgeschlossen. Und umgekehrt: Gerade unsere Stürmer schießen oftmals, wenn es besser wäre, noch einmal abzugeben. Hier liegt noch viel Ergebnispotential brach.
    Ich meine, dies ist auch ein psychologisches Problem. Ganz banal: Wenn du schon 10 Tore gemacht hast, dann bist du auch eher geneigt, die richtige Entscheidung zu treffen, mal abzugeben oder dir den Schuß zu nehmen. Weniger küchenpsychologisch ist das größere Problem, was die Mannschaft in diesem Jahr entwickelt hat, sogar trotz der vielen personellen Veränderungen. Jeder, der mal (Mannschafts-)Sport über einen längeren Zeitraum betrieben hat, wird das Problem kennen: Man macht alles richtig und dennoch reicht es nicht. Irgendeinen Grund muss es dafür aber doch geben, denkt man sich. Das führt dazu, dass man an sich selbst, seinen Mitspielern oder der angewendeten Marschroute zweifelt und dadurch geneigt ist, die Dinge mal ein bißchen anders zu machen.
    Gerade in Mannschaftssportarten ist dies jedoch fatal, weil es massiv die Leistungsfähigkeit des Teams beeinflußt. Das ist abstrakt schwer zu beschreiben, aber an einzelnen Beispielen gut zu sehen. Wenn z.B. Smith, wie in Braunschweig mehrfach gesehen, nach Ballgewinnen abdreht und auf Ballsicherung setzt, statt den möglichen Konter auch trotz der Gefahr des direkten Ballverlustes einzuleiten, dann nimmt er der Mannschaft Möglichkeiten. Und schlimmer noch: Irgendwann höhren seine Mitspieler auf, Sprints anzuziehen, weil sie zu wissen meinen, dass kein Paß kommen wird. In der Folge hat Smith in solchen Situationen diese Option nicht mehr und muss den ruhigen Paß spielen. So entsteht ein Spiel, dass man von außen als „mutlos“ wahrnimmt und von dem der Trainer hinterher sagen wird, dass es anders besprochen war und man zu viele solcher Szenen nicht genutzt habe. Solche Beispiele kann man im Kleinen zur Zeit bei uns überall finden, insbesondere was die Positionierung der Spieler anbelangt, die teilweise schon sehr „fehlerantizipierend und risikominierend“ ist. Gerade in Auswärtsspielen hat die Mannschaft zur Zeit die starke Tendenz, negative Ereignisse vorweg zu nehmen (und damit meine ich nicht die Gegentore, die in psychologischer Hinsicht eher ein Resultat der vielen kleinen Verzagtheiten sind), deshalb gar nicht erst das Risiko zu nehmen bzw. passiv zu werden, um auf die erwarteten Fehler der anderen reagieren zu können. Das Vertrackte daran ist freilich, dass es oft reicht, wenn zwei, drei oder vier Spieler so eine Haltung an den Tag legen, weil sofort die gesamte Abstimmung der Mannschaft flöten ist. Weshalb genau die Fehler passieren, auf die man gewartet hat. Worauf sich das nächste Mal natürlich auch die anderen Spieler einstellen usw…. Es ist schwer, ohne äußere Einflüsse wieder in die Spur zu finden. Im Grunde müsste die Mannschaft dafür in ein paar Spielen hintereinander mal „Glück“ haben. Oder einen Impuls von außen, der über kleinere Modifikation der taktischen Formation hinausgeht.

    1. Sorry, dass ich gleich noch etwas hinterher schiebe… aber, was mich interessieren würde, sind die xG-nach-Schuß-Werte. Habt ihr zufällig Zugriff auf diese Daten? Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass die doch etwas anders aussehen als die „reinen“ xG-Werte. Und sie sagen ja nicht nur etwas über die Abschlußqualität der Spieler aus, sondern eben auch über den Gegnerdruck, die Positionierung der anderen Spieler beim Abschluß usw.

      1. Vielen Dank für Deinen Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele!

        Ich denke tatsächlich, dass der wichtigste Einflussfaktor in diesem Fall die Psychologie ist. Wir haben schon vergessen, was für unglückliche Dinger dabeiwaren (zwei verschossene Elfmeter, schwierige VAR-Entscheidungen). Wären diese Spiele anders ausgegangen, hätten die Spieler heute eine andere Traute und würden wesentlich selbstbewusster auf dem Platz agieren.

        Nach vorne geschaut denke ich, dass die Winterpause der geeignete Moment sein wird, um vielleicht durch eine Verpflichtung eines erfahrenen Stürmers noch einmal einen Impuls reinzubringen, der den jungen Wilden den notwendigen Halt auf dem Platz gibt. Hatten wir alles schon einmal… 😉

  6. Danke für den Artikel, lieber Tim. Ich finde es immer wieder interessant, zwischendurch mal intensiver auf die Statistik zu schauen (die ja ganz offensichtlich in den meisten Fällen ein verlässlicher Anhaltspunkt ist, wenn man deine Vergleiche mit den anderen Ligen berücksichtigt). Denn das (inzwischen regelmäßig schlechte) Bauchgefühl hilft ja nicht so wirklich bei der Verarbeitung. Und daraus ergeben sich meiner Meinung nach spannendere Fragen, als wenn man immer nur schimpft, wie wenig die Mannschaft aktuell auf die Kette kriegt.

  7. Es gab doch mal deinen Ansatz, dass es Spieler gibt, die die Mitspieler stärker machen. z.B. Lawrence. Gefühlt haben wir diese aktuell gar nicht mehr im Kader. Alle haben nur mit sich selbst zu tun – und da spielt der Punkt Erfahrung eine große Rolle. Eben diese Erfahrung ist es doch (u.a.) auch, warum uns rustikale Truppen regelmäßig den Schneid abkaufen.

  8. Moin Tim,
    hattest du nicht, nachdem es zuerst unter Schulle schlecht lief und auf einmal alles passte nicht einen ähnlichen Text, bzw. einen der in die Richtung. War es nicht so, dass sich die Werte fast gar nicht geändert hatten, aber es lief plötzlich. Korrigiere mich bitte falls ich mich irre. Für mich heißt das über Statistiken kann ich in etwa ablesen, wo eine Mannschaft stehen (könnte) Aber am Ende zählen noch immer der Kopf, die Einstellung und die Aufstellung. und da sind Schulle und sein Team jetzt richtig gefragt. Ich bin gespannt, ob sie es noch einmal schaffen das Ruder rumzudrehen. Es ist ja dann doch eine andere Mannschaft.

  9. Ich sehe tatsächlich größeren Handlungsbedarf, denn man darf nicht vergessen, dass gerade in den ersten Spielen vieles noch deutlich besser lief als aktuell und da leider trotz Statistiken eine Rückentwicklung zu erkennen ist. Waren letzte Saison zum Beispiel ein Amenyido oder ein Daschner noch in der Lage, entsprechende Lücken im Kader abzufangen(bestes Beispiel war Amenyido auf der 10 nach der Winterpause, wo Kofi verletzt war), lassen die Leistungen extrem nach. Am größten würde ich aber das Erfahrungs-Defizit nennen. Sowohl Offensiv wie auch in der Abwehr. Ein Jakov Medic oder auch ein Eggenstein sind halt einfach nicht so lange dabei wie ein Ziereis, Lawrence oder ein GB9. Man kann nicht nur mit jungen Perspektiv-Spielern planen, wenn die Erfahrung im Kader fehlt

  10. Ist ja vieles richtig, was geschrieben und kommentiert wird. Was mir fehlt, ist die teilweise höchst „unglückliche“ Rolle der Schiedsrichter. Zwayer als Feld- und Video-Schiri mit zwei höchst fragwürdigen Elfmeterentscheidungen gegen uns.
    Dann die „schmerzlich“ vermisste Rote Karte gegen Geipl im Spiel gegen Heidenheim. Und als negative Krönung Stegemann im Spiel gegen Braunschweig. So wie Benkovic an der Auslinie (!) Irvine aus dem Spiel foult, wäre durchaus Rot vertretbar gewesen. Doch es gibt noch nicht einmal Gelb. (Man vergleiche mal damit die aktion die zu Gelbe gegen Aremu führt.)
    Stattdessen darf Benkovic weiter holzen, bis er nach dem nächsten üblen Foul in der 38. Minute Gelb sieht.
    In der 74. Minute gelingt es der Kloppertruppe dann „endlich“ auch Ritzka rauszufoulen (der vorher schon heftig attackiert wurde) – wie sich wenig später zeigen wird, die entscheidende Schwächung unserer Abwehr.
    Und dann lässt der Schiri auch noch eine vierte Minute nachspielen, obwohl nur drei angezeigt waren und nach Ende dieser drei Spielminuten der Ball ins Aus fliegt.

    Klar, irgendwo alles Kleinigkeiten, doch in der Summe sind das mindestens drei der 17 Gegentore, nimmt man den Ausgleich der Braunschweiger hinzu – der durch Rizkas Verletzung stark begünstigt wurde -, sogar vier, also fast ein Viertel aller Gegentore. Was solche Tore mit der Mannschaft, insbesondere mit der Abwehr machen, darf sich jeder selbst ausrechnen.
    No need hat ja schön beschrieben, wie sich Verunsicherung nach unglücklichen Szenen breit macht. Da gehören Schirientscheidungen dazu.

  11. Vielen Dank für die interessante Analyse!

    kofi und guido wollten weg, ok, aber warum nicht Makienok behalten und damit jemanden in der hinterhand haben, den man als großen zielspieler immer mal reinwerfen kann bei den zwei flankengöttern, die wir links und rechts haben

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