Thees #9: Ich komme!

Thees #9: Ich komme!

Kennt ihr diese Fast-Vergessene-Helden-Rubriken? Da war Thees fast schon drin mit seiner Kolumne. Und dann schleuderte er uns am Wochenende ein „Ich komme!“ um die Ohren.
(Titelbild: Justus)

„Ich komme!“
Diesen Satz hört man ja besonders im Privatleben gerne, außer die bucklige Verwandtschaft hat sich mal wieder angesagt.
Ich komme! Zum Spiel gegen Kiel.
Das wird das erste sein in dieser Saison. Ich hatte vorher keine Zeit.

Wir haben so viel getourt, dass ich am Wochenende eh keine Zeit hatte und wenn mal nichts war, hatte ich genug damit zu tun die Wand anzustarren und aufzupassen, dass meine Tochter immer eine handbreit Risotto im tiefen Teller hat.
Leute, ich kann ein Risotto machen, dass glaubt ihr nicht.

Thees vor einem Aldi in Lissabon. Die Faust zum Gruß erhoben.
 Ich liebe es im Urlaub die lokalen Spezialitätenlädchen zu „vernaschen“ und mit den Einheimischen über unsere Gaumen in Kontakt zu treten. 
Das gibt mir ganz neue Ideen und Inspirationen für meine eigenen Rezepte und Leckereien zu Hause. 

Und es tut mir leid, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe für meinen geliebten MillernTon. Natürlich arbeite ich viel weniger als die meisten von Euch, aber es ist eben auch nicht NICHTS.

Der Sommer und die Angst

Okay, ich erzähle euch das jetzt:
46 Konzerte im Sommer, 160 mit der letzten Platte, vor zwischen 200 und 45.000 Leuten, das hält auf die Birne. Das ist nicht gut, das ist nicht schlecht, das ist einfach so. Oder anders gesagt: das ist gut, das ist schlecht, das ist einfach so.

Man muß für alles einen Preis zahlen und ich zahle ihn wirklich gerne. Man hat aber die ganze Zeit Angst, dass dieser Schwindel auffliegt oder jemand vom Punker-Ministerium kommt und sagt: „Herr Uhlmann deine Rock-Lizenz ist abgelaufen!“ Oder ich habe Angst davor heiser zu werden, obwohl ich in den verdammten letzten 20 Jahren nicht ein einziges mal wegen Heiserkeit nicht singen konnte.
Oder ich konnte an keinem Abend singen, könnte man jetzt auch sagen – muss aber jeder selber wissen.

Ich habe diesen Sommer in schöner Regelmässigkeit geträumt, dass ich mit den Toten Hosen auf der Bühne bei einem Festival stehe, und ich muss singen, und sie starren mich an und einer sagt… (kann das sein, dass in Träumen nie gesprochen wird, sondern, dass man nur fühlt, was die anderen sagen? Habt ihr ein paar Gedanken zu? Schreibt es mir an sexydreams@ghvc.de)

Also die starren mich an und einer fragt mich entgeistert, warum ich gottverdammt nicht singe!?!
Und ich schreie über die Bühne, dass da überhaupt kein Publikum vor der Bühne ist und das ist auch kein Mikrofon, was ich da in der Hand halte. Das ist nämlich nur ein Handfeger, aber ihm ist das egal. Er zuckt nur mit den Schultern, was ich für ein Idiot bin und spielt einfach weiter mit seinem Besenstab statt Gitarre.
So auf dem Niveau. Hirn und Seele also ordentlich voll. „Ein Freud, ein guter Freud!“ singt mein Freund Emil Elektrohler bei sowas immer. 

Ich brauchte meine Kräfte für mich selber, da konnte ich nichts schreiben. Oder anders gesagt, mein Hirn hat abgeriegelt, mir ist gar nichts eingefallen, was ich hätte schreiben können.
„Ja gut, das war jetzt noch nie ein Hindernis für ihn, nicht eine Fußballkolumne zu schreiben!“, könnt ihr jetzt sagen, aber ihr habt auch bis hier hin gelesen. Das ist nun mal auch Fakt.
Was! auch! immer!

Auf der anderen Seite: ich hab auch kein‘ Bock mehr.

Okay, wisst Ihr warum ich auch noch nicht mehr geschrieben habe? Ich hab einfach kein‘ Bock mehr. Ich habe immer noch so schlechte Laune wegen der verkackten Rückrunde. Ständig. Immer. Die ganze Zeit. Jeden Tag!

Jeder Wichser weiß, dass es einen „11 Freunde“-Fluch gibt! Bist du auf dem Cover „vonne Freunde“, wie wir Fans sagen, war es das mit Karriere, Siegen und Freudentaumel.
JEDER WEISS DAS!
Und was macht mein Pauli? Klar, erstmal kultig aufs Cover. Mit „Guido mit I“ dem alten Tätowiertintentrinker, Kiezkicker Kultclub. Welcome to the hell. Willkommen in der Hölle meiner Seele.
(Ey Guido, nix gegen Dich. Weisst du ja. Love you, Buddy.)

Einmal in zehn Jahren habe ich mich gefreut Pauli-Fan zu sein. So richtig geil mit geradem Rücken durch Charlottenburg gegangen und Herthaner riefen mir zu: „Schaut an, ein künftiger Erstligist in unserem Viertel. Wir bitten Sie um Gentrifizierung, Zugezogener!“
Doinky Säulenkönig schrieb nach dem ersten Spiel nach dem Cover auch einfach in die Gruppe:  „Der „11 Freunde“-Fluch liefert verlässlich!“ Der meinte das auch nicht hämisch oder dumm. Der hat einfach die Wahrheit aufgeschrieben.

Alter, was hätte man für ein Unsinn machen können beim Spiel Hertha – St. Pauli.
Braun-Weißes Essen am Kotti. Fanmarsch zum falschen Stadion, aber das alle das wissen.
Gemeinsames abknibbeln von allen Ultra-Aufklebern im Viertel von jeder Laterne und dann da wieder ein Aufkleber hinkleben auf dem steht “Abgeknibbelt, Du Hurn!“ Und sich dann mit allen anlegen, weil man am geilsten ist auf der ganzen Welt.
AM ALLERGEILSTEN VONNE GANZEN WELT!

Aber nein… warum auch?
Jesus wurde ja auch nicht nochmal einen Tag wieder vom Kreuz genommen, weil der eine Römer einmal gute Laune hatte. Immer schön weiter leiden. Immer schön weiter Motor ohne Öl im 1. Gang im Stau und das Kind auf der Rückbank lernt mit seinem Fingernagel auf einer Handtafel schreiben.

Lissabon und der Weinkeller

St. Pauli 2022 ist wie ein Jemand der eine Party gibt und wir sind alle eingeladen und die Party läuft richtig gut und kurz bevor man im Weinkeller der Eltern knutscht und die Korken da rausmacht aus den Flaschen, aber so mit gegen die Wand hauen im Schuh, nicht mit Korkenzieher, sagt der gastgebende Arsch:
„So Freunde, geht nach Hause. Eure gute Laune ist klassizistisch und ich muss noch etwas Tiefsinniges in meinen vegan-kommunistischen Vlog schreiben. Bitte geht nach Hause und seid nicht so laut.“
Einfach nur Fuck off.

Ich vor der evangelischen Kirche in Hemmoor. Also Warstade jetzt, nicht Basbeck, aber das sieht ja jeder. 

Es tut mir auch so um Timbo und Krücksen leid, die ja nun dauernd aufschreiben müssen, warum das wieder nicht geklappt hat in 2022, komplett. Spätestens nach dreieinhalb Wochen würde ich einfach jedes Mal schreiben „War wie onanieren, ohne Bock, aber mit Zuschauern. Hat nicht geklappt.“
JEDES MAL WÜRDE ICH DAS SCHREIBEN. So COPY & PASTE mäßig. Ich find Euch beide geil auf jeden Fall und ich weiß, dass ganz viele Euch das danken, dass Ihr das durchzieht.

Ich komme zum Spiel gegen Kiel. Ich hatte das mit meiner Tochter weg gelabert. Wir waren jetzt fünf Tage in Lissabon. Das hat sie sich verdient. Wenn sie mich schon ertragen muss jeden Tag, da muss man auch mal gönnen. Man ist die nett. Viele Grüße!

Also wir so weg gelabert und ich so: „Diggi, ich mach jetzt Lissabon mit Dir, dann B, dann pack ich in einer Stunde um, dann fahr ich Hbf und nehm den ICE nach Stade, dann mit deim Onkel nach HB zum Pavement Konzert, dann nach Ludwigsburg zum Filmfestival im Pennywise-Kostüm kleines Konzert spielen, dann 2 Tage Düsseldorf zum Sammy vonne Broilers. Soll ich am Tag danach zu Pauli gegen Kiel noch oder soll ich wieder zu Dir nach B.?“
Und sie so: „Das heißt St. Pauli! Und geh da hin. Du warst ja noch gar nicht da diese Saison!“
So werden hier Entscheidungen gefällt. Danke, Diggi.

Thees im Pennywise-Kostüm.
Wegen dir sind wir früher nachts durch den Nebel schneller Rad gefahren.

ALLES GEGEN ALLE DIENSTAG!
Ich bin da. Wer noch?
SCHEISS KIEL. Obwohl ich Kiel natürlich total geil finde! Eimsbüttel kann jeder! Gaaden muss man wollen. Nur die Harten komm aus Gaaden. LABERFLASH IM ICE! Argh!

Und 2023 verlieren wir nur noch 1 Spiel und werden 5.! Das ist doch geil. Das kann man jetzt noch gar nicht glauben, wird aber so sein.
Gute Idee für einen Heavy Metal Fussball Fanclub aus Schleswig-Holstein:
„Pleasure to KIEL“

Ich will aber im Weinkeller von fremden Eltern knutschen. Und ich will Party, weil ich gute Laune habe und dann die Flasche im Schuh gegen die Wand hauen bis der Korken rauskommt. Ich will den ganzen Scheiss und ein Wildberry Lillet! 

St. Pauli, wann gönnst Du? Ich bin schon ganz kaputt wegen Dir, aber meine Liebe verlierst Du nicht.
Auf Dich wartend im Weinkeller mit einem Schuh schon ausgezogen.
// Dein Thees

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