Vorbericht: Karlsruher SC – FC St. Pauli (17. Spieltag, 22/23)

Vorbericht: Karlsruher SC – FC St. Pauli (17. Spieltag, 22/23)

Im Wildpark gegen den Karlsruher SC bestreitet der FC St. Pauli sein letztes Spiel des Jahres 2022. Dabei treffen zwei Teams aufeinander, die aktuell viel mit sich selbst zu tun haben.
(Titelbild: Peter Böhmer)

2.200 Tickets hat der FC St. Pauli für den Gästeblock verkauft. An der Tageskasse wird es noch einige Tickets zu erwerben geben.
Zur Vorbereitung empfehle ich das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Casche mit Niklas vom Podcast Die Wildpark-Bruddler.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Der FC St. Pauli wird für die letzte Partie des Jahres auf vier Innenverteidiger verzichten müssen. Christopher Avevor fällt bereits lange aus. David Nemeth und Jakov Medić fallen auch aus und Betim Fazliji fehlt gesperrt.

Vier Spieler fehlen, drei davon verletzt. Das ist eine gute Quote zum Ende des Jahres. Unglücklich für den FC St. Pauli, dass sich diese Ausfälle auf die Innenverteidigung beschränken. Timo Schultz vermeldete auf der Pressekonferenz, dass Etienne Amenyido, Franz Roggow und Niklas Jessen alle wieder Optionen für den Kader in Karlsruhe sein werden.

Karlsruher SC: Wer kann spielen, wer fehlt?

Da es bis Freitag Vormittag noch keine veröffentlichte Pressekonferenz des KSC gab, müssen wir uns hier mit dem Lazarett der letzten Woche zufriedengeben. Dieses sieht für KSC-Verhältnisse relativ gut aus: Mit Stephan Ambrosius, Felix Irorere und Lazar Mirkovic fallen drei Innenverteidiger aus. Auch Daniel O’Shaughnessy dürfte ausfallen. Da Christoph Kobald aber nach Verletzung wieder zurückgekehrt ist und Marcel Franke die Saison, abgesehen von einer Partie, als er Stammzellen spendete, Stammspieler ist, drückt der Schuh auf dieser Position nicht mehr so sehr wie noch zu Saisonbeginn. Auch Mittelfeldspieler Leon Jensen wird fehlen.

Karlsruhe, 06.03.2021 - Luca Zander (FC St. Pauli) im Duell mit Kyoung-Rok Choi (Karlsruher SC) - Copyright: Peter Boehmer
Luca Zander im Duell mit Ex-FCSP-Spieler Kyoung-Rok Choi – höchstwahrscheinlich wird es am Samstag nicht zum Aufeinandertreffen dieser beiden Spieler kommen.
(c) Peter Boehmer

Was hat der KSC zu bieten?

Keine Innenverteidiger zu Saisonbeginn und fast schon entsprechend startete das Team mit einem 0:5 beim SC Paderborn. Es folgte eine Niederlage zuhause gegen Magdeburg, doch dann biss sich das Team rein in die Saison, konnte drei Spiele in Folge gewinnen (darunter ein 6:0 in Regensburg). Nach drei sieglosen Spielen gab es dann noch Siege gegen Nürnberg und Bielefeld, aber seitdem ist Ebbe angesagt. Der Karlsruher SC hat die letzten fünf Spiele in Folge verloren und ist bis auf Platz 13 in der Tabelle abgerutscht.

Rückendeckung vom Sportchef

Die Situation beim KSC scheint damit durchaus angespannt zu sein. So sehr, dass Sportchef Oliver Kreuzer dem Trainer Christian Eichner bereits öffentlich Rückendeckung gab.
Interessant finde ich, dass sich die Saison des KSC mit der des FC St. Pauli sehr ähnlich ist, wie auch der Blick in die Statistiken zeigt:

Pizza-Grafik mit Kern-Statistiken des Karlsruher SC nach 16 Spieltagen der 2. Bundesliga 22/23.

Auch der KSC kann mit seinen xG-Werten nicht mithalten. Das Team schießt weniger Tore als nach xG wahrscheinlich und fängt sich deutlich mehr. Dabei bieten sie offensiv schon nicht wenig an, bekommen hinter dem FCSP die zweitmeisten Pässe im gegnerischen Strafraum zum Mitspieler. Übrigens gleicht sich auch die Konzentration der Verletzungen in der Innenverteidigung und aktuell befinden sich beide Teams im Tief.

Der Karlsruher SC ist das Team in der Liga, welches die meisten Flanken schlägt. Das war man von dem Team über Jahre gewohnt, da es mit Philipp Hofmann einen absolut geeigneten Zielspieler hatte. Nun ist Hofmann aber seit Saisonbeginn nicht mehr da. Mit Simone Rapp wurde ein Spieler verpflichtet, der diese Rolle ausfüllen könnte, es aber qualitativ wohl nicht schafft. Trotzdem werden weiter enorm viele Flanken geschlagen. Warum? Keine Ahnung. Auch Niklas hat keine Antwort darauf (im VdS-Gespräch ab Minute 27:00).

Spielstarkes Mittelfeld

Das Herzstück des Teams ist das Mittelfeld, mit Sechser Tim Breithaupt (auch wenn er ein bemerkenswertes Eigentor erzielte), sowie den erfahrenen Marvin Wanitzek (fünf Tore, drei Vorlagen) und Kapitän Jerome Gondorf (34 Jahre alt). Zu Saisonbeginn überzeugte im offensiven Mittelfeld Mainz-Leihgabe Paul Nebel, der aber inzwischen meist von der Bank kommt.

Trotz dieses spielstarken und auch robusten Mittelfelds schafft es der KSC nicht offensiv dauerhaft gefährlich zu werden. Nur ein Team spielt mehr Pässe ins letzte Drittel, aber die Erfolgsquote ist durchschnittlich. Und das ist dann schon wieder irgendwie ein Gleichnis zum FC St. Pauli.
Wenig verwunderlich ist der KSC auch in Sachen Formation dem FCSP sehr ähnlich. Eichner lässt sein Team meist mit einer Mittelfeldraute auflaufen, probierte aber zuletzt auch ein 4-1-4-1 mit zwei offensiven Außen aus.

Karlsruhe, Deutschland, 25.09.2021 - LEart Paqarada (FC St. Pauli) im Duell mit Marvin Wanitzek (Karlsruher SC) - Copyright: Peter Boehmer
Marvin Wanitzek und Leart Paqarada im Duell – beide zählen zu den besten Vorbereitern der 2. Bundesliga
(c) Peter Boehmer

Mögliche Aufstellung

In Sachen Aufstellung halte ich mich an Niklas, der eine Mittelfeldraute beim KSC prophezeit und die Rückkehr von Paul Nebel in die Startelf. Dem würde ein auf St. Pauli nicht unbekannter Name zum Opfer fallen: Kyoung-Rok Choi. Kleinere Fragezeichen gibt es bei der Besetzung der Position neben Top-Stürmer Fabian Schleusener (fünf Treffer) – es könnte Simone Rapp oder Mikkel Kaufmann starten, Malik Batmaz hat zuletzt nicht überzeugen können.

Sollte Rapp starten, dann ist sich Niklas sicher, dass der flankenstarke Sebastian Jung auf der rechten Abwehrseite spielen wird. Denkbar wäre hier sonst auch Marco Thiede. In der Innenverteidigung ist Marcel Franke gesetzt. Neben ihm dürfte erneut Christoph Kobald spielen und ganz links rauscht Philip Heise (inzwischen auch schon 31 Jahre alt) die Seite rauf und runter.

Timo Schultz hat auf der PK durchblicken lassen, dass die Formation an die des KSC angepasst werden könnte. Denn das Team von Christian Eichner spielt seit langer Zeit mit einer Viererkette, meist mit Mittelfeldraute. Entsprechend ist es wahrscheinlich, dass auch der FCSP auf eine Formation mit Viererkette umstellen wird. Das würde es beiden Teams vereinfachen in Sachen Zuordnung und sicher für einige Abwechslung in der Partie sorgen.

Oh Tannenbaum?

Personell kündigte Schultz an, dass Afeez Aremu ins Team zurückkehren wird. Dadurch dürfte Jackson Irvine wieder auf die Achter-Position rücken und Connor Metcalfe verdrängen. Sollte der FCSP tatsächlich mit einer Viererkette agieren, wovon ich ausgehe, dann dürfte Eric Smith zusammen mit Adam Dźwigała die Innenverteidigung bilden.

Ich rechne zwar mit einer Viererkette des FC St. Pauli, jedoch weder mit einem flachen 4-4-2, noch mit einer Mittelfeldraute. Ich rechne mit einem 4-3-2-1, einer Tannenbaum-Formation. Vielleicht hoffe ich auch ein bisschen darauf, denn es ist aus meiner Sicht die Formation, bei der alle Spieler auf ihren besten Positionen zugange wären.
Ein 4-3-2-1 würde bedeuten, dass ich mit Etienne Amenyido, Lukas Daschner und David Otto vorne rechnen würde. Otto könnte auch durch Johannes Eggestein ersetzt werden, je nachdem, welche Stärken man selbst ausspielen möchte bzw. welche Schwachpunkte man beim Gegner ausmacht.

Egal, ob Mittelfeldraute, Doppel-Sechs oder Tannenbaum – der FC St. Pauli muss beim Karlsruher SC einen mutigen Auftritt hinlegen. Ohne Mut wird gar nichts gehen. Da auch der KSC aktuell in einem Tief hängt, darf man erwarten, dass sie ebenfalls einigen Druck verspüren. Da im Anschluss an die Partie erst einmal elf Wochen kein Spiel mehr ansteht, wird der dann erreichte Tabellenplatz erstmal in Stein gemeißelt. Allein das sollte Ansporn genug sein, um im Wildpark alles in die Waagschale zu werfen.

Forza!
// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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2 thoughts on “Vorbericht: Karlsruher SC – FC St. Pauli (17. Spieltag, 22/23)

  1. Wenn man in der Formation startet, dann würde ich von einer höheren oder jedenfalls variablen Position der 10 ausgehen, sodass man es wahrscheinlich eher als 4-3-3 (eng) bezeichnen kann. Vorne drin hätte ich dann aber lieber Igor oder Jojo. David Otto ist zwar bemüht gewesen gegen Kiel, ich habe aber das Gefühl, dass besonders ihm die Qualität für die 2. Liga fehlt. Vom Stellungsspiel bis zur Abschlussqualität war das bisher immer ausbaufähig.

    1. Ja, halte ich auch für möglich. Die Kopfballstärke von Otto hat den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Aber klar, es gibt aktuell leider auch ne ganze Menge Argumente dagegen.

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