Lage am Millerntor – 12. Dezember 2022

Lage am Millerntor – 12. Dezember 2022

Kein Einzug ins Pokalhalbfinale, weder bei den Frauen, noch bei der U19 – aus unterschiedlichen Gründen. Ansonsten geht es weiter um Timo Schultz, auch wenn der Ball inzwischen wieder rollt. Die Lage am Montag.

In eigener Sache und vorab

Am 20. November 2022 startete die Fußball-WM der Männer in Qatar.
Wir werden diese selbstverständlich sportlich nicht begleiten, sondern den dort stattfindenden Sport ignorieren oder boykottieren, sucht es Euch aus. Die WM und ihre Begleitumstände als solche kann man aber nicht ignorieren, daher gibt es bis zum Ende der WM in der Lage diesen Absatz vorweg – mit Links zum Thema (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
– Boycott Qatar
– Übersicht: UeberMedien.de
– ARD: Katar – Warum nur (43min)
– ARD: Die WM der Schande (4 Folgen a‘ 30 Minuten)
– ZDF: Geheimsache Katar (43min)
– ZDF: Die Skandal-WM – Wie Katar den Fußball kauft (44min)
– ARTE: Katar – Gas und Spiele (1h33m)
– NDR: Zwischen Ablehnung und Vorfreude: Die umstrittene WM in Katar (17min)
– 3sat (SRF): FIFA – Das Monster (1h32m)
– Spiegel: Ausverkauft. Katar, der Fußball und das große Geld (Podcast, 8 Folgen a‘ ca. 40min)
– WDR: Die WM-Sklaven (Podcast, 4 Folgen a‘ ca. 40min)
– Deutschlandfunk – Players Podcast (Podcast, jeden Donnerstag neu)
– Pro7: Das Milliardenspiel – die verkaufte WM (1h12m)
– Netflix: FIFA Uncovered (4 Folgen a‘ ca. 1h)
– mena-watch: WM in Katar: Antisemitismus, Homophobie, Kollaboration
– 11Freunde – Cards of Qatar
– Ballesterer – Der Kampf geht weiter
– Beyond Qatar – Die Geschichte hinter der Skandal-WM (Podcastserie, abgeschlossen, sieben Folgen)
– (kein) WM Song: Gringo Mayer – „Gibt’s do‘ net“

FCSP News

Trainingsauftakt

Kalt aber sonnig war es am Freitag, als die Bälle dann erstmals seit Wochen wieder an der Kollaustraße rollten. Unter Anleitung von Fabian Hürzeler begaben sich alle Feldspieler und fünf(!) Torhüter auf den gut gepflegten Rasen. Es fehlten: Jackson Irvine (Nationalteam) und die verletzten Jakov Medic und David Nemeth.

Pressesprecher Patrick Gensing und Fabian Hürzeler auf dem Weg zum Pressegespräch.
„Egal was Du sagst: Vergiss auf keinen Fall das Sankt!“ // (c) Peter Böhmer

Besondere Aufmerksamkeit galt danach natürlich der kleinen Presserunde mit Hürzeler, von der insbesondere die Aussage über die vorhandenen „sehr, sehr guten Stürmer“ doch die ein oder andere gehobene Augenbraue hervorgerufen haben dürfte. Im Gesamtkontext des Gesprächs wurde aber auch klar, dass es sehr wohl noch eine Verstärkung im Sturm geben dürfte, er aber natürlich auch den Rücken der Spieler im Kader stärken wolle. Dies hätte Timo Schultz wohl kaum anders gehandhabt.
Die Beziehung zu Schultz und Loïc Favé sei jedenfalls weiterhin sehr gut und von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt – ob er unter einem ggf. neuen Cheftrainer bleiben werde, würde er sich überlegen wenn es so weit ist. Nach wie vor ist es aber auch nicht komplett ausgeschlossen, dass er dieser neue Cheftrainer wird – Hürzeler jedenfalls werde alles dafür tun.

Die Entlassung von Timo Schultz

Es wird nicht langweilig. Der NDR hat in Person von Jörg Naroska einen Kommentar veröffentlicht, in dem er dem FCSP ein „fulminantes Eigentor“ bescheinigt. Auch die taz fasst die letzten Tage und die unterschiedlichen Blickwinkel zusammen.
Andreas Bornemann würde dies wohl anders sehen als Jörg Naroska und nimmt seinerseits Stellung auf sky, mit der Feststellung, „in der Grundsubstanz vielleicht in vielen Bereichen einen stärkeren Kader als letzte Saison“ zu haben – in einem Bereich (dem Sturm) aber eben auch nicht. Ob hier noch nachgebessert werde, hänge auch von den Ideen des ggf. neuen Cheftrainers ab.

Und dann war da noch der Offene Brief von Schauspieler Christian Rudolf, den der NDR veröffentlichte. Bevor jetzt jemand „Den hab ich außerhalb der Flens-Werbung noch nie gesehen, schon gar nicht im Stadion!“ ruft: Doch, er hat ne Sitzplatz-Dauerkarte in meiner Nähe, das kann ich bezeugen.
Und natürlich hat er das Recht, seine Meinung kund zu tun – wie es jede*r andere auf Twitter, Facebook, Mastodon oder eben in einem Blog auch tut, wo es ja in der Regel auch namentlich gekennzeichnet ist, wenn auch nicht immer mit Klarnamen. Man erhält dabei meist nur nicht diese Reichweite.
Laut Verein war dieser Offene Brief gestern zwar noch nicht beim eigentlichen Adressaten angelangt, aber das kann ja dank der Post vielleicht heute noch nachgeholt werden. Ich gehe außerdem mal davon aus, dass die ihm vom NDR (in einem ergänzenden Artikel) zugeschriebene Bezeichnung „Edelfan“ nicht von Rudolf selbst gewählt wurde. Insofern ist es eine persönliche Meinungsäußerung, der der NDR eine ungewöhnlich große Bühne in voller Länge bietet. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

(Zum übergeordneten Thema, ob und wie lange und mit welchen Mitteln man weiterhin über die Entlassung diskutieren, streiten und berichten sollte, empfehle ich auch nochmal meine Einlassung vom Freitag bzw. vielmehr die darauf folgende Diskussion in den Kommentaren, wo es eben bei weitem nicht nur Zustimmung gab.)

Rahmenterminplan 2023/24

Der erste Spieltag der 2. Bundesliga steht am letzten Juli-Wochenende an, nach dem 2. Spieltag folgt dann am Wochenende um den 12. August die 1. Runde im DFB-Pokal.
Letzter Spieltag im Kalenderjahr ist dann rund um den 16. Dezember, die Winterpause endet am Wochenende um den 20. Januar 2024.
Alle Daten: Rahmenterminplan (pdf)

Lage der Liga

Da bei uns ja genug los war, hab ich das zuletzt etwas schleifen lassen – also hier in Kurzform:

  • Der SV Sandhausen rüstet sich für die Rückrunde, Mit Franck Evina (Hannover 96, Offensive) und Kerim Çalhanoğlu (Schalke 04, Defensive, Leihe) hat man sich in zwei Mannschaftsteilen verstärkt.
  • Zwei Transfers? Darüber lächelt der 1. FC Nürnberg nur milde und schlägt gleich dreifach zu:
    • Peter Vindahl Jensen soll die Verletzung von Christian Mathenia ausbügeln. Der 1,98m große Torhüter, der in den dänischen Jugend-Nationalteams spielte, wechselt vom AZ Alkmaar per Leihe zum Glubb.
    • Im defensiven Mittelfeld soll Florian Flick zum Einsatz kommen. Auch er wird bis zum Saisonende ausgeliehen, von Schalke 04.
    • Auf den Flügeln eingesetzt wird hingegen Benjamin Goller. Der ehemalige Karlsruher kommt vom SV Werder Bremen.
  • Bei Holstein Kiel wächst die Kadergröße hingegen eher unfreiwillig: Holmbert Aron Fridjonsson war zuletzt an Lilleström SK verliehen, die Norweger verzichten aber auf eine Verpflichtung.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Wahl zum Aufsichtsrat

Bis 10.00h habt Ihr noch Zeit, Platz im Podcatcher zu schaffen. Dann erscheint eine neue Folge unserer Monatssendung, in der wir uns mit dem Aufsichtsrat beschäftigt haben. Stay tuned.

Frauen – Doppelter Pokalausfall

Nichts war es, mit dem gemeinsamen Einzug ins Pokalhalbfinale. Sowohl die Partie der 1. Frauen beim SC Egenbüttel als auch die der 2. Frauen beim Niendorfer TSV fielen den Witterungsbedingungen zum Opfer und wurden bereits am Samstag abgesagt.
Neue Termine erfahrt Ihr hier, sobald sie feststehen.

A-Jugend: DFB-Pokal

Tja, auch hier wurde es nichts mit dem Halbfinale, das Spiel fand allerdings statt – und die Heimfans grüßten gleich zu Beginn mit einem „Scheiß St. Pauli!“.
Am Mainzer Bruchweg unterlag die U19 vor 560 Zuschauenden dem Tabellenführer der Bundesliga Süd/Südwest, dem FSV Mainz 05 mit 5:2 (2:0). Die Tore schossen Bennet Winter (der später in der Folge einer Rudelbildung, wie auch sein Gegenspieler, vom Platz flog) per Strafstoß (50.) und Joel Gramberg (86.).
Damit wird es leider wieder nichts mit einer Fahrt zum Pokalfinale nach Berlin. Das Ziel „Hamburger Pokalsieg“ wurde aber auf jeden Fall schon gestern gleich wieder von Trainer Benny Hoose ausgerufen, damit man solche Highlights wie den Sieg beim BVB in der letzten Runde auch nächste Saison vielleicht wieder feiern darf.
Spielbericht: fcstpauli.com

Der Mainzer Bruchweg gestern um kurz nach 11.00h. // (c) Simon Eichelsbacher

B-Jugend: Bundesliga

Einen versöhnlichen Ausklang schaffte die U17 nach den beiden letzten Niederlagen gegen Rostock und Dresden. Beim 3:2 (0:0)-Auswärtssieg bei Hannover 96 dreht man dabei einen zwischenzeitlichen 2:1-Rückstand. Oluwaseun Ogbemudia (50.), Jay Archard (74.) und Tim Hoffmann (88.) erzielten die Tore.
24 Punkte aus 14 Spielen bedeuten in der noch etwas windschiefen Tabelle zum Jahresausklang Platz 3 und acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz – diesen hat jetzt nämlich weiterhin H96 inne und es wären bei einer Niederlage nur vier Punkte Vorsprung gewesen.
Verrückt dabei: Es gibt insgesamt nur 16 Spiele. Die Pflichtspielpause dauert nun also bis Ende Februar, nach zwei Spielen gegen Chemnitz und Hertha ist die Saison dann offiziell schon vorbei.

Blindenfußball

Einen großen Bericht über Thoya Küster gibt es im Abendblatt. Zurecht werden dort ihre Leistungen gewürdigt, leider hat der Artikel aber eher einen negativen Anlass: Denn es ist (wie schon bei der Europameisterschaft dieses Jahr) nicht gesichert, dass das Nationalteam die Reise zur WM, für die man sich sportlich qualifiziert hat, auch antreten kann. 45.000€ bräuchte man in etwa – doch die Förderung durch den DBS (Deutscher Behindertensportverband) fällt weiterhin aus, da Blindenfußball für Frauen noch nicht paralympisch ist.

Fanszene News

Adventskalender

In der Kalenderübersicht gibt es jetzt zumindest schon mal einen Zwischenstand nach dem sechsten Türchen – bis dahin waren noch über 20 Teilnehmende mit komplett korrekten Antworten dabei. Nachdem wir zwischendurch schon Morsecode und Kreuzworträtsel dabei hatten, geht es heute wieder um klassische Recherche.

Podcast

Kleiner Reminder: Morgen, 19.10h, Ballsaal Süd:
„Don’t call it a Kultclub“

Döntjes

WM 2010 in Südafrika – Was ist geblieben?

Sieben Minuten Zeit?
Dann könnt Ihr die sinnvoll in dieses Video der Sportschau investieren, in dem es darum geht, was von den großen Stadien in Südafrika geblieben ist. Wenig überraschend gehen die Ansichten von Bewohnern und Stadionbetreibern dabei „leicht“ auseinander.

Deutschlandfunk: Untere Ligen als Sicherheitsrisiko?

Das aufgrund eines unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes und dessen Folgen abgebrochene Spiel von Türkgücü gegen Bayern II beschäftigte inzwischen das Sportgericht, es soll nun ohne Fans wiederholt werden. Dieses Spiel und die Partie zwischen Rot-Weiß Erlinghausen und der SpVgg Erkenschwick, welches auf Antrag des Heimvereins ohne Fans ausgetragen werden musste, nimmt Thorsten Poppe für den DLF zum Anlass, über die Verhältnismäßigkeit von Polizeimaßnahmen unterhalb der Profiligen zu berichten. // Deutschlandfunk.de (Audio & Text)

Out of Soccer: Vinyl!

Bei der Volkshochschule könnt Ihr auf Instagram noch bis 18.00h an einem Gewinnspiel teilnehmen und wahlweise eine signierte Live-LP eines auch in HH bekannten Musikers oder aber den Roman einer Hamburger Autorin gewinnen.

Zu guter Letzt

Rugby – fairer Sport.
Ausnahmen bestätigen die Regel. (CN: Gewalt) // Twitter

Forza St. Pauli!
// Maik

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3 thoughts on “Lage am Millerntor – 12. Dezember 2022

  1. Ergänzung zum DFB-Pokalspiel in Mainz:

    Jo – „Scheiß St.Pauli“ – Wie peinlich das ist merkt man erst so richtig wenn es bei einem Jugendspiel in einem halb leeren Stadion angestimmt wird…

    Aber ich finde wir haben uns trotzdem nicht schlecht verkauft. Sportlich ist der U19-Jahrgang von Mainz gerade einfach ein Benchmark.

    Sehr schön fand ich, dass sogar Leute extra aus Hamburg angereist sind.

  2. Absatz zu Schulle:
    Ich bin da bei dir/ euch.
    Auch wenn die Entlassung jetzt zu viel Unmut/ Unzufriedenheit/ Unverständnis führt. So haben wir doch noch den großen Vorteil tatsächlich ein Verein zu sein. Wir Mitglieder geben unsere Stimme Gremien, die für uns handeln. Wenn uns das Handeln passt, verlängern wir den Auftrag, wenn nicht wählen wir sie ab Großartig.
    Und noch eine Meinung zum Zeitpunkt der Bekanntgabe: wenn es Oke und dem Vorstand um eine ruhige MV gegangen wäre, hätten sie es auch später vermelden können. Das wäre ihnen aber auch wieder um die Ohren geflogen. Es ist nun mal eine mit vielen Emotionen behaftete Entscheidung.
    Mein Apell wir sind ein Verein, lasst es uns im Verein austragen – da gehört es hin.

  3. Zu U19: Von der St. Pauli Crew Frankfurt und dem Riesling Inferno Nierstein waren 15 Leute im Stadion und haben lautstark über die ganze Spielzeit supportet. Damit haben wir die Mainzer Fans erst wach gemacht :-).
    Und es ist nach wie vor erbärmlich, wenn man statt die eigene Mannschaft zu unterstützen, meint, den Gegner beleidigen zu müssen.
    Es war dennoch ein schöner Ausflug nach Mainz und ein unterhaltsames Spiel.

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