Wer ist Peter Németh? – ein Trainerprofil

Der FC St. Pauli hat mit Peter Németh einen neuen Co-Trainer gefunden. Der 50-jährige wird ab sofort Cheftrainer Fabian Hürzeler zur Seite stehen und verfügt bereits über einige Erfahrung in den ersten beiden Ligen.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Wenige Tage nachdem Fabian Hürzeler zum Cheftrainer des FC St. Pauli gemacht wurde, steht nun mit Peter Németh auch ein erster(?) Co-Trainer fest. Németh hat bereits Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld als Co-Trainer begleitet und dabei Auf- und Abstiege erlebt. Mit der Arminia war er sogar in der ersten Liga tätig. Rollen wir seine Karriere mal von hinten auf:

Viele der nun folgenden Infos entstammen aus einem Podcast von Welle1953. Dort erschien 2016 ein rund 20-minütiges Interview mit Peter Németh. Ansonsten sind die Infos zu und öffentlichen Auftritte von ihm ziemlich rar gesät. Warum das so ist, erklärt Németh im Podcast höchstselbst: Zwar sei ihm von seinem damaligen Chef, Uwe Neuhaus, freie Hand gelassen worden was öffentliche Auftritte angeht, aber er betonte, dass er sich seiner Rolle bewusst sei und entsprechend lieber im Hintergrund agiere.

Erfahrung in 2. Bundesliga als Spieler

Peter Németh machte als Spieler zuerst in der Slowakei Karriere. Über die Stationen FK AS Trenčín (Profi ab 1993), wo auch James Lawrence zwischendurch mal spielte, Baník Prievidza (den Klub gibt es inzwischen nicht mehr), MŠK Žilina und Inter Bratislava ging es im Jahr 2000 nach Tschechien zu Banik Ostrava und ein Jahr später für eine Saison zu Eintracht Frankfurt, die damals noch in der zweiten Bundesliga spielten. Nach der Rückkehr nach Trenčín für eine Spielzeit, fand Németh einige Jahre seine sportliche Heimat bei Sportfreunde Siegen, mit denen er auch eine Saison in der zweiten Liga spielte. Insgesamt machte er 42 Spiele im Unterhaus, auf den FCSP traf er aber nicht, da die entweder in der ersten (01/02) oder dritten (05/06) Liga spielten.

Der Übergang zum Trainer war für Peter Németh dann sehr fließend: Im Frühjahr 2008 übernahm er offiziell als Spielertrainer die Leitung bei Sportfreunde Siegen, nachdem Marc Fascher dort als Trainer beurlaubt wurde. Allerdings erzählte Németh im verlinkten Podcast, dass er nicht wirklich ein Spielertrainer war, wie es zum Beispiel Fabian Hürzeler bei FC Pipinsried gewesen ist. Denn auf dem Feld war er gar nicht mehr aktiv für Siegen und damit ist er eigentlich „nur“ Cheftrainer gewesen. Rund ein Jahr nach seinem Start als Trainer wurde er dann in Siegen entlassen.

Interessant ist, was darauf folgte: Wenige Monate nach seiner Entlassung als Cheftrainer kehrte Németh im Herbst 2009 als Co-Trainer nach Siegen zurück. Eine „Rückstufung“, die wohl eher unüblich im Profibereich ist. Doch auch dieses Mal war das Engagement in Siegen an der Seitenlinie nicht von Dauer. Ein halbes Jahr später wurde er erst erneut zum Cheftrainer befördert und dann, nur sechs Wochen später, wieder entlassen.

Vom Chef- zum Co-Trainer und zurück

Peter Németh beschreibt die folgenden Jahre als Lehrjahre, in denen er sich viel Fußballwissen aneignete. Sowieso scheint sein Wissensdurst recht mächtig zu sein, was das Spiel angeht. Nach eigenen Angaben hat er bereits im Teenageralter Bücher zur Spielanalyse gelesen und mit Anfang 20 seinen ersten Trainerschein gemacht. Die Worte von Andreas Bornemann zur Verpflichtung („Er ist ein akribischer Arbeiter und will sich immer weiter verbessern.“) scheinen alles andere als eine typische Phrase zu sein.

Im Herbst 2013 wurde Németh Co-Trainer bei Dynamo Dresden (in der Zwischenzeit hospitierte er unter anderem bei Uwe Neuhaus, als dieser Trainer bei Union Berlin war). Cheftrainer in Dresden damals ein beim FC St. Pauli nicht Unbekannter: Olaf Janßen. Der war gegenüber dem Abendblatt (€) voll des Lobes was die Verpflichtung von Németh angeht: „Peter ist ein Glücksgriff für St. Pauli. Er ist ein Riesentyp, extremst fleißig und fußballbesessen.“ – übrigens werden Olaf Janßen und Peter Németh, wie auch Jos Luhukay, Markus Gellhaus und Uwe Neuhaus, von der gleichen Berateragentur betreut (buchberger.network in sports).

Dynamo Dresden stieg mit dem Duo Janßen/Németh am Saisonende 13/14 ab. Beide mussten in der Folge gehen. Németh aber kehrte rund ein halbes Jahr später wieder zurück, dieses Mal als Cheftrainer. Er ersetzte Stefan Böger bis Saisonende. Und erneut erfolgte ein Move, den es in der Branche eher selten gibt: Zur kommenden Saison wechselte Németh wieder in die Rolle des Co-Trainers bei Dynamo Dresden, Uwe Neuhaus übernahm den Cheftrainerposten.

Bundesliga-Aufstieg mit Bielefeld

Diese Kombination passte sehr gut. Dynamo stieg in der Saison 15/16 in die zweite Bundesliga auf und spielte dort ein überzeugendes erstes Jahr (Platz fünf). Die kommende Spielzeit lief dann nicht mehr so gut (Platz 14) und nachdem der Start der Saison 18/19 nicht wie geplant lief, wurden Neuhaus und Németh freigestellt, was mich persönlich damals stark verwunderte, da Dynamo Dresden in den ersten Spielen offensiv absolut überzeugen konnte.

An der Seite von Uwe Neuhaus fand Peter Németh dann sein nächstes Projekt: Im Dezember 2018 wurde er Co-Trainer bei Arminia Bielefeld, die eine trübe Hinrunde gespielt hatten. Rund 18 Monate später feierte Bielefeld den Aufstieg in die Bundesliga. Der stets offensiv ausgerichtete und gedachte Fußball von Neuhaus begeisterte. Doch die Bundesliga-Saison lief nicht wie geplant: Nach einem schwachen Start in die Rückrunde wurden Neuhaus und Németh im März 2021 freigestellt.

Ich finde es äußerst interessant, dass es sehr wenig Infos zu Németh gibt. Wie bereits geschrieben, scheint er sich seiner Rolle sehr bewusst zu sein. Dazu passt auch, was sein langjähriger Chef Uwe Neuhaus über Németh im Interview erzählte: „Das hört sich vielleicht blöd an, aber er hat ein unglaublich gutes Rollenverständnis. Vor mir war er Cheftrainer in Dresden. Er hat die Rolle so ausgefüllt, wie ich das auch mache. Und er hatte kein Problem damit, gleich wieder ins zweite Glied zurück zu treten.“
Ebenfalls interessant finde ich, dass sowohl Janßen („Obwohl wir nicht sehr lange zusammengearbeitet haben, bin ich immer noch sehr eng und sehr freundschaftlich mit ihm verbunden“) als auch Neuhaus („Die drei Jahre in Dresden haben noch mehr dabei geholfen, dass wir eine ganz enge Gemeinschaft und auch über den Fußball hinaus verbunden sind“) das freundschaftliche Verhältnis zu Németh hervorheben.

Einziger Co-Trainer?

Bereits wenige Stunden nach seiner Vorstellung am Dienstag war Peter Németh auf dem Trainingsplatz im Einsatz und leitete Übungen an. Fraglich ist, ob er der einzige Co-Trainer von Hürzeler sein wird. Schaut man sich die Personal-Konstellationen der vorherigen Jahre beim FC St. Pauli und auch die aktuelle Situation bei nahezu allen anderen Zweitliga-Klubs an, dann wäre es schon eine Besonderheit, wenn der FCSP nicht noch einen weiteren Co-Trainer verpflichtet.

Wenn man die Aussagen seiner Ex-Kollegen liest und Peter Németh selbst sprechen hört, dann kann man einen winzigen Eindruck davon bekommen, wen sich der FC St. Pauli da als Co-Trainer geholt hat: Einen symphatischen Menschen, sowie wissbegierigen und loyalen Fußballtrainer, der zudem über einige Erfahrung in nahezu allen Lebenslagen des Trainer-Daseins verfügt. Jemand mit diesem Profil scheint auf den ersten Blick recht gut zu einem jungen Trainer wie Fabian Hürzeler zu passen.

Herzlich Willkommen am Millerntor, Peter Németh!
// Tim

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