Buchrezension: „Aus Liebe zum Spiel“

Buchrezension: „Aus Liebe zum Spiel“

Am 12. Januar 2023 erscheint bei dtv „Aus Liebe zum Spiel“, ein Buch von Max-Jacob Ost über das Leben von Uli Hoeneß, aufbauend auf dem prämierten Podcast „11Leben“.

Ja, haha, kurze Irritationen warum dieser Kevin-Costner-„Klassiker“ nun verschriftlicht wurde seien Euch erlaubt, darum geht es aber natürlich gar nicht. Viel mehr handelt „Aus Liebe zum Spiel“ von Uli Hoeneß, dessen Biografie Max-Jacob Ost in den letzten Jahren ausführlich aufgearbeitet hat.

Max-Jacob Ost? Der vom Rasenfunk? Und Uli Hoeneß? Da war doch was?
Ja, völlig richtig. „11Leben“ heißt die mehrteilige Podcast-Serie, die Maßstäbe gesetzt hat – und auch wenn die Idee zu „Being Timo Schultz“ vor der Veröffentlichung von „11Leben“ entstand und die ersten Telefonate schon aufgezeichnet waren, so kann man sicher sagen, dass dieses Format auch uns damals stark beeinflusst hat.

Worum geht’s?

„Es gibt Netflix-Serien, in denen weniger passiert.“
Dieser Satz aus dem Klappentext fasst das Leben von Uli Hoeneß ganz gut zusammen. Vom ehrgeizigen und durchaus talentierten Jugendfußballer zum Olympiateilnehmer und Nationalspieler, frühes Karriereende dank Knieverletzung, dann das Manager-Genre im Profifußball neu erfinden, Flugzeugabsturz überleben, den Verein zur unumstrittenen sportlichen und wirtschaftlichen Nummer 1 des Landes machen, polarisieren, streiten, Nationaltrainer absägen, Steuerhinterziehung, Knast – selbst Game of Thrones bräuchte wohl ein, zwei Staffeln dafür.

Das Leben von Uli Hoeneß wurde in „11 Leben“ in 17 sehr ausführlichen Episoden erzählt, viele Interviews mit Menschen wurden geführt, die seinen Weg in den unterschiedlichen Lebensphasen begleitet haben. Wenn Ihr nachschaut, werdet Ihr feststellen, dass in den ersten Episonde noch versucht wurde ungefähr die geplante Sendezeit von einer Stunde pro Folge einzuhalten, dies aber irgendwann (zurecht) über Bord flog. Die Gefängnis-Episode (13) ist sogar über drei Stunden lang und jede Minute davon ist hörenswert.

„11Leben“ ist die detaillierte Aufarbeitung der Geschichte des deutschen Profifußballs ab Anfang der 70er Jahre, die Uli Hoeneß nun mal – ob man ihn mag oder nicht – maßgeblich mit geprägt hat.
Um eine „beliebte“ Online-Verkaufsmasche sinngemäß zu bedienen: Wer diesen Podcast gut fand, dem gefiel auch das Buch „71/72 – Die Saison der Träumer“, denn auch da ging es um viel mehr als nur den Fußball. Es war ein Zusammenwirken mit dem politischen Geschehen jener Saison. Und auch wenn die Politik in „11Leben“ nur am Rande stattfindet, so geht es doch um deutlich mehr als nur den Ball auf dem Rasen. Und ja, am Ende gibt es dann sogar doch noch das Interview mit Uli Hoeneß selbst, in voller Länge und ungekürzt.

Ich habe bei dem ja doch recht schnelllebigen Medium Podcast zwar nicht häufig, aber doch ab und zu den Wunsch, mir einige ins Regal stellen zu können – und „11 Leben“ gehört ganz sicher in diese Kategorie. Aus nachvollziehbaren Gründen ist dies normalerweise nicht möglich, hier jetzt aber doch.

Vom Podcast zum Buch

Ich bleibe zunächst einmal bei der dringenden Hörempfehlung für den Podcast.
Die Frage, die sich daher direkt anschließt: Sollte ich mir das Buch auch zulegen, wenn ich den Podcast bereits gehört habe? Welchen Mehrwert bietet es? Wo sind die Unterschiede?

Tatsächlich sind die Inhalte ähnlich, seit Abschluss des Podcasts ist im Leben von Uli Hoeneß auch nicht mehr so viel passiert, was ein weiteres Kapitel verdient gehabt hätte. Wer wie ich den Podcast sogar zwei Mal komplett gehört hat (ein zweites Mal mit meinem Sohn), wird sich also an einigen Stellen dabei ertappen, einen folgenden Satz im Kopf schon mitsprechen zu können, ehe man ihn liest.
Und ein ganz entscheidender Handlungsstrang im Podcast fehlt im Buch sogar: Der über all die Folgen immer weiter erhöhte Spannungsbogen, ob es Max gelingen würde, das anfangs ersehnte Interview mit Hoeneß zu bekommen. Dies war fester Bestandteil und Rahmenhandlung der Episoden, wird im Buch aber aus nachvollziehbaren Gründen weg gelassen und eher kurz am Ende abgehandelt, ehe es dann direkt zur Beschreibung des Interviews geht.

Über 400 Seiten sind es, ohne Fotos. Die zahlreichen Gespräche sind aber nicht einfach abgetippt, sondern in aller Regel mit den dazugehörigen Gedanken abgebildet, die auch immer wieder die Blickwinkel der handelnden Personen beleuchten und einordnen.
Und nein, das alles ist sicher kein Liebesroman über Uli Hoeneß, sondern eher eine kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Phasen und Wirkungsbereichen seines Lebens. Lesenswert auch und besonders dann, wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was „der Uli“ so getan hat.

Lohnt sich die Anschaffung also? Aus meiner Sicht auf jeden Fall, sowohl für diejenigen, die den Podcast gehört haben, als auch für alle anderen (Fußballinteressierten), die Podcasts generell verweigern oder ihn in diesem Fall einfach verpasst haben. Denn mit dem zeitlichen Abstand zum Podcast kann man das alles gut erneut aufnehmen und verarbeiten. Teilweise merkt man aber auch dem Buch den zeitlichen Abstand zum damals doch recht zeitintensiven Produktionszeitraum an – positiv. Insbesondere das letzte Kapitel, das Interview mit Uli Hoeneß und die Verarbeitung desselben, liest sich jetzt vielleicht sogar noch etwas besser, als wenn man es damals direkt niedergeschrieben hätte.

Termine:

Max-Jacob Ost war am Montag zu Gast in der „Abendschau“ des Bayrischen Rundfunks. Wer sich also einen weiteren Eindruck verschaffen will, kann auch gut diese sechs Minuten anschauen.
Wenn Euch das alles nicht reicht, könnt Ihr am kommenden Dienstag (21.00h) auch noch ins Knust kommen, da findet nämlich eine Lesung statt und es gibt noch Resttickets.
Ab heute (Nürnberg) startet diese Lesetour, Termine gibt es fast überall. Alle Infos zur Tour findet Ihr hier.

Max-Jacob Ost – „Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“
dtv, 416 Seiten, Taschenbuch, 15,-€, ISBN: 978-3-423-35200-0

Viel Spaß!
// Maik

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