SC Paderborn – FC St. Pauli: Stimmen und Statistiken

SC Paderborn – FC St. Pauli: Stimmen und Statistiken

Mit 2:1 gewann der FC St. Pauli beim SC Paderborn. Es war eine intensive Partie, die den Spielern alles abverlangte. Die Stimmen und Statistiken zum Spiel.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Die Basis für den Erfolg legte der FCSP in der ersten Halbzeit, nach der es verdient 2:0 für den Gast stand. Denn der FC St. Pauli zeigte sich flexibler und gefestigter in seinem Positionsspiel, während der SC Paderborn ungewohnt passiv und mutlos wirkte. Anders in der zweiten Halbzeit, als das Team von Lukas Kwasniok ein Loch vor der Abwehr des FCSP freilegte und für sich nutzte. Auch mit dem Glück des Tüchtigen brachte der FC St. Pauli die Führung über die Zeit. Die Spielanalyse: Abgezockt, aber nicht im Zwischenraum

Trainerstimmen

Kwasniok: „2:2 absolut verdient gehabt“

SCP-Trainer Lukas Kwasniok hatte in den ersten 15 Spielminuten ein „Abtasten“ gesehen, bei dem sich „keiner so richtig durchsetzen konnte“. Er ärgerte sich sehr über das erste Gegentor, da es bekannt sei, dass der „FC St. Pauli seit Jahren eine gute Qualität bei Einwürfen hat“ und „trotzdem waren wir nicht da in dem Moment“.
„Hart“ sei dann das 0:2 kurz vor der Pause gewesen, doch mit der zweiten Halbzeit zeigte sich Kwasniok auch aufgrund der komplizierten Personallage sehr zufrieden: „St. Pauli so alles abzuverlangen und eigentlich das 2:2 absolut verdient zu haben, da bin ich mega stolz drauf“.

Hürzeler: „zu passiv, vor allem im Zwischenraum“

Fabian Hürzeler war „sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit“. Dort habe man „sehr gute Ballbesitzpassagen“ gezeigt und sei „immer wieder in die Verlagerung gekommen“. Doch irgendwann sei das Team „zu kompliziert geworden“ hatte „zu einfache Ballverluste“, wodurch Paderborn stark gemacht worden sei.

In der zweiten Halbzeit war der FCSP laut Hürzeler nach dem frühen Gegentor „zu passiv, vor allem im Zwischenraum“. Auch offensiv war er mit seinem Team nicht mehr zufrieden. Man habe zu oft lange Chipbälle gespielt „die wir eigentlich gar nicht spielen wollten“. Und entsprechend habe der FC St. Pauli auch Glück benötigt, um die drei Punkte einzufahren („Das hatten wir dann in der Nachspielzeit“).

Paderborn, Deutschland, 03.03.2023 - Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli, feiert nach dem 2:1-Erfolg gegen den SC Paderborn - Copyright: Peter Boehmer
Fabian Hürzeler war sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit, betonte aber auch, dass sein Team dieses Mal das notwendige Glück hatte, um auch das sechste Spiel unter seiner Leitung zu gewinnen.
(c) Peter Boehmer

Kern-Statistiken

Beide Trainer waren sich nach Spielende einig, dass es ein intensives und teilweise auch hochklassiges Fußballspiel gewesen ist. Bereits vor der Partie sprachen beide äußerst respektvoll von den Spielideen des jeweiligen Gegners. Wie sehr beide Teams dann Fußball spielen wollten, zeigt eine Statistik ganz besonders: Noch nie in dieser Saison hat der FC St. Pauli so wenige Kopfballduelle geführt wie gegen den SC Paderborn. Nur 19 Duelle waren es insgesamt, was ziemlich weit unter dem Durchschnitt von 43.5 Duellen pro Spiel liegt. Beide Teams versuchten sich also sehr viel per Flachpass nach vorne zu spielen, aber auch aus engen Situationen zu befreien (siehe Entstehung zum 2:0).

SC PaderbornFC St. Pauli
18 (5)Torschüsse (auf’s Tor)11 (6)
13Fouls8
57.9%Ballbesitz42.%
579 (86.4%)Pässe (erfolgreich)423 (81.6%)
52 (73.1%)…davon ins letzte Drittel (erfolgreich)45 (75.6%)
56 (50%)…davon lange Pässe (erfolgreich)54 (64.8%)
63 (58.7%)Defensivduelle (erfolgreich)61 (54.1%)
19 (52.6%)Kopfballduelle (erfolgreich)19 (47.4%)
8.8PPDA16.6
122kmLaufdistanz*123.8km
206Sprints*201
*Laufdaten von Bundesliga.de

Zielstrebig im letzten Drittel

Besonders in der ersten Halbzeit zeigte sich der FC St. Pauli im gegnerischen Drittel sehr zielsicher. Die Passquote bei Pässen ins letzte Drittel lag in dieser Saison erst ein einziges Mal über 75%. Nun kamen auch gegen Paderborn mehr als drei von vier Pässen bei diesem so wichtigen Teil des Spielfeldes zum Mitspieler. In der ersten Halbzeit lag diese Quote sogar bei knapp 80% (gegen Rostock waren es knapp 56%).

Nur 42% Ballbesitz sind für den FC St. Pauli relativ wenig (Durchschnitt: 55%). In der Spielanalyse hatte ich eine „abwartende Spiegelung“ beschrieben, bei der die Spieler zwar Pässe der Gegenspieler in der gegnerischen Hälfte zugelassen haben, diese dann aber im Anschluss unter Druck setzten. So konnte der SCP zwar viele erfolgreiche Pässe spielen, aber eben wenig Druck auf das Tor des FCSP erzeugen und deshalb ist der PPDA-Wert so hoch wie nie für einen Gegner des FCSP. Erst als der SC Paderborn es häufiger schaffte den offenen Zehnerraum zu finden, wurde es gefährlich. Mit der späten Umstellung auf ein 5-3-2 durch die Einwechslung von Betim Fazliji und die schnelleren Versuche des SCP ins letzte Drittel zu kommen kurz vor Schluss, sank der PPDA auf unter 10 in der Schlussviertelstunde.

Expected Goals

SC PaderbornFC St. Pauli
1.5 / 1.3 / 1.3expected goals (xG)
(wyscout / DFL / fotmob)
1.4 / 1.2 / 1.0
0.4xG – 1. Halbzeit0.8
0.9xG – 2. Halbzeit0.2
1.0xG – herausgespielt0.9
0.2xG – Standards0.1
1.2xGOT*1.6
Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von fotmob
*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

Die xG-Werte zeigen so deutlich wie kaum eine andere Statistik, wie unterschiedlich beide Halbzeiten gewesen sind. Einen Großteil seiner Möglichkeiten erspielte sich der FC St. Pauli in den ersten 45 Minuten (laut fotmob xG von 1.0, davon 0.8 in Halbzeit eins), beim SC Paderborn war es andersherum.

Und die xG-Werte zeigen dann auch ziemlich deutlich, dass der FC St. Pauli durchaus etwas glücklich die drei Punkte holte. Oder es war einfach die hohe Abschlussqualität, die Lukas Daschner endlich mal zeigte (xG: 1.0; xGOT: 1.6). Seine beiden Treffer aus guten, aber nicht überragenden Positionen, waren schlicht unhaltbar.

Einzelbewertung

Teamwhoscored / sofascore / fotmob
SC Paderborn(6.4 / 6.8 / 6.6) -> 6.6
FC St. Pauli(6.8 / 6.9 / 7.4) -> 7.0
Spieler
Nikola Vasilj(7.1 / 7.2 / 7.7) -> 7.3
Manolis Saliakas(7.4 / 7.2 / 8.0) -> 7.5
Jakov Medić(6.3 / 6.5 / 7.2) -> 6.7
Eric Smith(7.0 / 6.6 / 7.4) -> 7.0
Karol Mets(5.9 / 6.5 / 5.9) -> 6.1
Leart Paqarada(7.3 / 6.8 / 7.9) -> 7.4
Jackson Irvine(6.7 / 6.9 / 7.6) -> 7.1
Marcel Hartel(6.5 / 6.7 / 7.1) -> 6.8
Connor Metcalfe(6.6 / 6.7 / 6.8) -> 6.7
Lukas Daschner(8.6 / 8.8 / 9.0) -> 8.8
Dapo Afolayan(7.5 / 7.1 / 7.5) -> 7.4
Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 25 Spielminuten auf dem Feld waren

Entsprechend des Doppelpacks ist Lukas Daschner der „Liebling der Rating-Seiten“. Mit gehörigem Abstand folgt Manolis Saliakas. Das dürfte auch an seiner Torvorlage liegen und an insgesamt sieben Flanken, die er geschlagen hat, was einen persönlichen Rekord für ihn beim FC St. Pauli bedeutet. Die vielen Flanken sind auch ein Ausdruck der Spielweise des FCSP, dem es vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder gelang in die Verlagerung zu kommen. Und da das Aufbauspiel linkslastig ist (Paqarada mit meisten Pässen/Ballkontakten beim FCSP), war Saliakas das primäre Ziel dieser Verlagerungen.
Defensiv überzeugte vor allem Eric Smith, der mit 18 gewonnenen Zweikämpfen (Bundesliga.de) der mit Abstand erfolgreichste Spieler auf dem Platz war (Paqarada (13) folgt mit gehörigem Sicherheitsabstand).

Etwas gebraucht, um ins Spiel zu kommen hat Dapo Afolayan, der dafür dann aber zum ersten Mal in Braun-Weiß zeigen konnte, dass er richtig Zug zum Tor besitzt. Vier Abschlüsse und insgesamt 22 Offensivduelle (44% erfolgreich – niemand auf dem Platz hat mehr (Platz zwei beim FCSP hat neun Duelle geführt…) sind erneut ein guter Arbeitsnachweis. Das Spiel gegen den SCP hat auch gezeigt, dass gegnerische Teams inzwischen auch auf ihn und seine Spielweise reagieren, er aber trotzdem Wege findet. Der Impact von Afolayan auf das FCSP-Spiel ist riesengroß.

Paderborn, Deutschland, 03.03.2023 - Dapo Afolayan (FC St. Pauli) im Duell mit einem Spieler des SC Paderborn - Copyright: Peter Boehmer
Dapo Afolayan stellte auch in seinem sechsten Auftritt für den FC St. Pauli die Gegenspieler vor enorme Aufgaben.
(c) Peter Boehmer

Stimmen

Die Stimme aus dem Fanblock bringt Maik, der vor Ort war und dort mutmaßlich seine Getränke nicht nur in die Kehle schüttete: „Der Support startete mit leichter Verspätung, da sich die Ankunft einiger Fans noch verspätete, was der Stimmung danach keinen Abbruch tat. Auch ein Sanitäter-Einsatz sorgte für eine kurzfristige Unterbrechung.
Ansonsten ist Paderborn immer noch keine Reise wert, die musikalische Beschallung grauenvoll – aber das weiß man ja auch vorher. Was allerdings dringend und ohne Spaß besser werden darf: die Getränkebecher. Warum Paderborn noch keine Pfandbecher hat, ist im Jahre 2023 eine Frage für sich… wieso die vorhandenen Plastikbecher aber so dermaßen dünn sind, dass jeder Dritte während des Trinkens kaputt geht und tropft, ist nicht mal eine Frage des Jahres.
Davon ab: Top-Besuch, schnell vom Parkplatz runter, fix wieder zuhause.“

„Eines der schwersten Auswärtsspiele“

„Hier und da ein bisschen Glück“ hat Leart Paqarada für sein Team in Paderborn ausgemacht und betonte: „Das dürfen wir auch nicht überstrapazieren, sondern müssen unsere Qualität auf den Platz bringen.“ Entsprechend sei es ein „hart umkämpfter Sieg gewesen“.
Gar von „einem der schwersten Auswärtsspiele“ sprach Eric Smith, der dazu noch ein wenig was zum Plan der Defensivarbeit erzählte: „Gegen Paderborns schnelle Spieler war es nicht leicht. Wir haben versucht, etwas tiefer zu stehen, um keine Räume herzugeben.“

Richtig zufrieden war Lukas Daschner vor allem mit den ersten 45 Minuten, legte dabei sogar den Finger noch in die Wunde, dass es nur 2:0 stand: „In der ersten Halbzeit hatten wir noch mehr Chancen, da haben wir es verpasst, ein Tor mehr zu machen.“. Das Team wurde dann, wie auch gegen Hansa Rostock, in der zweiten Halbzeit passiv, ließ sich stark in die Defensive drängen. Daschner: „Mit Blick auf die zweite Halbzeit müssen wir Lösungen finden, wie wir nicht so passiv werden. Das waren wir bis zur 60. Minute.“
(Die Spielerstimmen kommen vom FC St. Pauli)

Sechs Siege in Serie. Und trotzdem finden alle Spieler in den Interviews stets Haare in der Suppe, finden Dinge, die sie besser machen wollen und das laut eigener Aussage auch können. Das passt sehr gut zu den Aussagen von Fabian Hürzeler, der immer betont, dass sich das Team „in einem Prozess“ befindet. Ein Prozess, um den der FC St. Pauli sicher von allen anderen Teams der Liga beneidet werden dürfte.

// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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