Lage am Millerntor – 09. März 2023

Lage am Millerntor – 09. März 2023

Der FC St. Pauli steht vor dem Spiel gegen die SpVgg Fürth, wir schauen auf 50+1, die Polizei, die Champions League, Bürokratie und vieles mehr.

FCSP News

Am Samstag gegen die SpVgg Fürth

Heute Vormittag findet die Pressekonferenz vor unserem Heimspiel am Samstag gegen die SpVgg Fürth statt. Neue Verletzungen wurden die Woche über nicht bekannt, ein personelles Update liefern wir dann aber spätestens morgen früh nach.
Update: Es sind tatsächlich einzig Etienne Amenyido und David Nemeth, die für das Spiel am Samstag sicher ausfallen. Alle anderen Spieler sind, Stand heute, einsatzfähig.

Wohin geht die Reise?

Sechs Spiele, sechs Siege – wer soll uns denn überhaupt noch stoppen?
Diese Frage stellt Tim sich nur am Rande, viel eher geht es in seinem gestrigen Artikel darum, ob die Zahlen auf dem Platz denn auch das hergeben, was die Rückrundentabelle suggeriert.
Und wenn ja, liegt es an der Offensive, der Defensive oder am Gegner? Oder ist das alles nur die ominöse „Regression zur Mitte“, die er schon zum Ende der Hinrunde angekündigt hatte?
„Wohin geht die Reise, FC St. Pauli?“

50+1

Wohin die Reise für die DFL geht, wird die Zukunft zeigen, sehr viel Geld dürfte dort aber in jedem Fall weiter Thema sein. Gestern veröffentlichte die DFL jedenfalls schon mal Details ihres jetzt eingereichten Vorschlags an das Bundeskartellamt, wie man zukünftig die „50+1 Regel“ rechtssicher aufstellen will.
Zur Erinnerung: Diese sieht momentan Ausnahmen für Bayer (Leverkusen), Volkswagen (Wolfsburg) und Dietmar Hopp (Hoffenheim) vor. Letzterer kündigte vor kurzem an, auf diese Ausnahme zu verzichten und seine Anteile zurück an den Verein zu geben.
RaBa Leipzig hingegen erfüllt die Vorgaben auf dem Papier ohnehin (haha…), hätte nach bisherigem Stand aber demnächst eine ähnliche Ausnahme für einen Energydrink-Hersteller beantragen können, ebenso Martin Kind mit Hannover 96.

Der Vorschlag sieht u.a. folgende Punkte (vereinfacht) vor:

  • Keine neuen Ausnahmen mehr, die Möglichkeit wird aus der Satzung gestrichen
  • Bestandsschutz für die bisherigen Ausnahmen, mit folgenden Voraussetzungen:
    • Mehr Transparenz. Der Verein darf eine*n Vertreter*in in das Aufsichtsgremium der Kapitalgesellschaft entsenden, mit vollwertigen Rechten in diesem Gremium.
    • Bei Änderungen am Namen, Logo, Standort, Anzahl der Stehplätze oder Vereinsfarben muss das Kontrollgremium zustimmen, der/die Vertreter*in des Vereins hat hierbei ein Vetorecht.
  • Verluste, die von VW oder Bayer übernommen werden bzw. geltende Ergebnisabführungsverträge, dürfen zukünftig eine gewisse Schwelle nicht mehr übersteigen (prozentual im Vergleich zu den Gesamterträgen). Sollte dies doch geschehen, erfolgt eine Ausgleichszahlung (Details siehe DFL-Link).

Sofern das Bundeskartellamt diese Regelungen abnickt, müssten die Vereine der DFL dieser Änderung noch mit einer 2/3-Mehrheit zustimmen. Dies dürfte aber als ziemlich sicher gelten, da selbst Wolfsburg und Leverkusen bereits Zustimmung signalisierten (kicker).
Da Oke Göttlich Teil des DFL-Präsidiums ist, ist es wenig überraschend, dass er diese neue Regelung als „Erfolg für die Mitbestimmung in Vereinen und eine wesentliche Begrenzung der Einflussnahme durch Investoren“ bezeichnet – und ich bin durchaus geneigt ihm zuzustimmen. Inwieweit dies Einflüsse von außen tatsächlich unterbinden kann, wird dann wohl erst die Zukunft zeigen – Göttlich bezeichnet das Erreichte aber auch selbst nur als ersten Schritt, „weitere Umgehungstatbestände müssten stets im Blick behalten und Verstöße gegen die 50+1-Regel eindeutig sanktioniert werden“, wie der FC St. Pauli mitteilte.

Die Kernforderung von Faninitiativen zum Erhalt von 50+1 dürfte damit erfüllt sein, im Detail gibt es nun sogar leichte Verbesserungen gegenüber der bisherigen Praxis – und bei Zustimmung des Kartellamts wäre sogar eine Rechtssicherheit gegeben, die es Kind und Red Bull schwer machen dürfte, vor Gericht erfolgreich dagegen vorzugehen.
Das auf dem Papier die 50+1-Regularien erfüllende RaBa Leipzig hätte man damit zwar weiterhin mit all seinen geschickten Umgehungsversuchen an der Backe, hier gilt es dann für die DFL sicher, wie von Göttlich erwähnt, in Zukunft noch genauer hinzuschauen.

Lage der Liga

Eigentlich sollte morgen der (vorerst) letzte Verhandlungstag um den Doping-Fall von HSV-Profi Mario Vušković stattfinden. Da das Team der Verteidigung nun neue, weitere Bewertungen eingereicht hat, wurde der Termin allerdings vom DFB-Sportgericht um einen Woche auf nächsten Freitag (17. März) verschoben. // NDR

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord

Bevor am Wochenende das Derby ansteht, geht der Blick nochmal zurück auf das 1:3 der 1. Frauen gegen Holstein Kiel, für das Hechti, Zawadi, Lina, Francis und Ili einen etwas kürzeren Bericht abgeliefert haben – weil es eben aktuell wichtiger ist, nach vorne zu blicken.

Julia „Hechti“ Hechtenberg hat diesen Blick nach vorne im Abendblatt Podcast dann auch verbalisiert, in einer sehr hörenswerten Episode mit HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann geht es natürlich um das Derby, aber auch um die Strukturen im Fußball für Frauen in Hamburg und darüber hinaus (auch als Artikel).

Fanszene News

Tapetenaktion zum Feministischen Kampftag

Kleiner Reminder:
USP (Südkurve), Supportblock (Gegengerade) und Nord-Support (Nordkurve) planen für Samstag eine Tapetenaktion zum Anpfiff der zweiten Halbzeit und rufen uns alle dazu auf, sich zu beteiligen. // Twitter

Noch ein Nachtrag zu gestern: Die neueste Episode der Female St. Pauli Stories von Debbie mit Julia und Anja habt Ihr hoffentlich bereits alle heruntergeladen.
Die 11Freunde hat einen Artikel mit dem einfachen Namen „Pionierinnen“ veröffentlicht, in dem zehn Frauen aufgeführt werden, die dazu beigetragen haben, dass der Fußball als „die letzte Bastion der Männlichkeit“ langsam bröckelt – und an Nr. 1 steht niemand Geringeres als Sandra Schwedler.

Döntjes

Deutschlandfunk Sportgespräch: Polizei und Fußballfans

Das DLF-Sportgespräch sollte einer der Podcasts sein, den man als am Sport interessierter Mensch zwingend abonniert hat (sofern man denn überhaupt Podcasts hört). In der aktuellen Ausgabe vom Sonntag geht es um: „Gewalt rund um Fußballspiele – Spannungsfeld zwischen Polizei und Fans“.
DLF-Sportjournalist Thorsten Poppe leitet das Gespräch, an dem Michael Gabriel (Koordinationsstelle Fanprojekte), Waltraut Verleih (Arbeitsgemeinschaft Fananwälte) und Uwe Stahlmann (Landesinformationsstelle Sporteinsätze in Baden-Württemberg) teilnehmen. Letzterer darf sich dann gleich zu Beginn zum Umgang der Polizei mit der Anreise der Gästefans beim Spiel VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln erklären.

Gabriel schildert auf die Nachfrage, wer denn im Spannungsfeld zwischen Fans und Polizei jetzt verantwortlich für eine Verbesserung sei, dass dies bei aller Komplexität der Thematik allein aufgrund der Struktur und der gesetzlichen Legitimation eher auf Seiten der Polizei liege.
Stahlmann fügt hinzu, dass entgegen der aktuellen medialen Wahrnehmung kein signifikanter Anstieg von Gewalt und Straftaten vorliege.

„Die Polizeieinsätze werden massiver, die Gefahrenprävention fängt beim Nullpunkt an. Ich frage mich bei den Stadionallianzen: Schafft die Polizei eine Allianz, die es gar nicht bedürfte, wenn die Polizei sich in ihren Maßnahmen grundrechtsgerechter und angemessener verhalten würde? Schafft man einen Bedarf, den man hinterher bedient?“

Waltraut Verleih, Arbeitsgemeinschaft Fananwälte im DLF-Sportgespräch

Belgien verbietet Sportwettenwerbung

Ab dem 01. Juli diesen Jahres ist in Belgien die öffentliche Werbung für Sportwetten verboten. Aufgrund geltender Verträge bekommen Sportstadien und Vereine noch eine Schonfrist, ab dem 1. Januar 2025 ist allerdings auch in Stadien keine Werbung für Sportwetten mehr erlaubt, ab dem 1. Januar 2028 sind auch Sponsoring-Aktivitäten mit Vereinen untersagt. // Brussels Times (Englisch)

Champions League

Fürs Protokoll hier die Champions League Ergebnisse dieser Woche:
5:1, 2:0, 2:0, 0:0 – gern geschehen. Mit Eric-Maxim Choupo-Moting traf auch ein Ex-St. Paulianer.

Viel wichtiger natürlich, wie so oft: Das Drumherum. So zum Beispiel der freundliche Gruß der Bayern-Fans an den Gast aus Paris. Das ebenfalls kritikwürdige Sponsoring beim eigenen Verein ist den Urhebern zweifelsohne sehr wohl bewusst und wurde in der Vergangenheit ja ebenfalls kritisiert.

Auf einem Transparent vor der Kurve der Bayern: Uli Hoeneß, ein Mittelfinger, ein Schlachtermesser und auf französisch der Satz: "Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Qatar" sowie eine bildliche Darstellung eines zerstörten Arms mit PSG und Qatar-Airways-Logo.
Uli Hoeneß, ein Mittelfinger, ein Schlachtermesser und der Satz: „Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Qatar“
// (c) Alex Grimm/Getty Images via OneFootball

Und wo wir schon dabei sind: Auch zu den Repressionen der italienischen Politik in Bezug auf anreisende Fußballfans aus anderen Ländern (insb. Neapel – Frankfurt) gab es ein klares Statement: (Twitter)

Fußball von Frauen fördern – Bürokratie aufrecht erhalten!

Es könnte so einfach sein: ein alteingesessener Breitensportverein, der im Bereich von Frauen und Mädchen in höheren Ligen Fußball spielt, möchte seine Leistungsteams an den großen Nachbarn abgeben, der damit fast als letzter Proficlub auch im 21. Jahrhundert ankommt und sich mit Know-How und finanzieller Hilfe erkenntlich zeigt. Die Teams unterhalb der U15 und die Breitensportteams verbleiben beim Amateurverein.

So weit die Idee von Hertha 03 Zehlendorf und Hertha BSC. Letztere würden damit aus dem Stand ein Regionalliga-Team sowie ein U17-Bundesliga-Team bekommen und wahrscheinlich mittelfristig nach Höherem streben. Für die „kleine“ Hertha würden sich aus der materiellen und finanziellen Unterstützung ebenfalls Vorteile ergeben.

Win / Win / Win? (Hertha 03 / Hertha BSC / Spielerinnen?)
Nun, vielleicht… und ganz sicher kann man diese „freundliche Übernahme“ von außen kritisieren, innen schienen damit aber alle glücklich und zufrieden zu sein.
Nun aber kommt der DFB und schiebt dieser Idee einen Riegel vor. „Alle oder keine“ lautet die Devise, entweder wechselt also die komplette Abteilung, inkl. aller Breitensport-Teams, oder der Deal wird nicht genehmigt. Der Grund: Man möchte verhindern, dass Profiteams sich die Rosinen picken und nur einzelne Teams übernehmen.

Für eine Aufnahme aller Teams fehlt der großen Hertha aber der Platz, trainieren werden sie also wohl vorerst so oder so weiter in Zehlendorf. Der kleinen Hertha ist außerdem untersagt, in den nächsten zwei Jahren eine „neue“ Abteilung aufzubauen… wenn die zwei Jahre rum sind, könne man aber ggf. zur jetzt ursprünglich angedachten Lösung zurückkehren.
Alle bekloppt? Ja, wahrscheinlich. // Die ganze Geschichte: Sportschau

FC Hansa Rostock plant ebenfalls Fußball für Frauen und Mädchen

Schrieb ich eben „fast als letzter“ Profiverein? Ja, richtig auch unsere Freunde von der Kogge lassen weiblich gelesene Personen aktuell noch nicht gegen den Ball treten.
Wenn bisher „keine Weiber in den ersten drei Reihen“ in der Fankurve galt und es zum Feministischen Kampftag im Shop weibliche Badeenten „Lady“ gratis gibt, scheint es für den FCH in vielen Belangen noch ein weiter Weg zu sein – aber ein Anfang wäre immerhin gemacht. Mit Beginn der neuen Saison will man das Team dann auch gleich in der höchsten Liga Mecklenburg-Vorpommerns anmelden. // NDR

Lebenslange Sperre für früheren Nationalmannschaftskapitän

Wer jetzt hofft, nach dieser Zwischenüberschrift nie wieder Lothar Matthäus im TV als Experten sehen zu müssen, wird enttäuscht weiterscrollen müssen.
Stattdessen geht es um Ahmed Al-Saleh, ehemaliger Kapitän Syriens, bekam im Spiel zwischen Al-Jaish und Al-Wathba am Freitag die Rote Karte gezeigt und bedachte den Schiedsrichter daraufhin nicht nur mit unverlangt eingebrachtem verbalem Feedback, sondern auch mit Tritten, Beleidigungen und bespuckte ihn zudem. Spieler beider Teams mussten ihn zurückhalten, nach dem Spiel soll er den Schiedsrichter in der Kabine weiter beleidigt haben.
Der syrische Fußballverband belegte ihn jetzt mit einer lebenslangen Sperre. // BBC

Zu guter Letzt

Für mehr Katzen… äh… Hundevideos im Internet. // Twitter

Forza St. Pauli!
// Maik

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One thought on “Lage am Millerntor – 09. März 2023

  1. Moin Ihr Lieben,
    ich bin wirklich mal gespannt, ob es bei Uns am Samstag dann auch „Tapeten“ pro ProfiFussieFrauenTeam(s) und eine paritätische Förderung des MädchenFussies in Unserem ach so „magischen“(männlichen) FCSP im Millerntor zu lesen sind, noch bevor DFL und DFB Oke G. dazu auffordern werden!
    Forza Micky

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