Abschiedsspiel: #AllKallasAreBeautiful

Abschiedsspiel: #AllKallasAreBeautiful

Jan-Philipp „Schnecke“ Kalla hatte ans Millerntor geladen und alle kamen: Neben 10.367 Menschen auf den Rängen waren zahlreiche Vereinslegenden des FC St. Pauli auf und neben dem Platz zu finden und sorgten für einen gelungenen Nachmittag.
(Titelfoto: Peter Böhmer)

Die „Tag der Legenden“-Veranstaltung am Millerntor gibt es ja so aktuell nicht mehr. Dieser Samstag war aber womöglich näher dran an dieser Bezeichnung, als es das Original je war.

Abschiede und Erinnerungen

Was für Gänsehautmomente schon vor Anpfiff:
Zunächst einmal nutzte der Verein die Gelegenheit, einige der Spieler zu verabschieden, die aufgrund der Pandemie bei ihrem eigentlichen Abschied nicht standesgemäß verabschiedet werden konnten:

  • Johannes Flum
  • Robin Himmelmann
  • Marc Hornschuh
  • Marvin Knoll
  • Korbinian Müller
  • Tore Reginiussen
  • Henk Veerman

Anschließend betraten beide Teams das Spielfeld zum Warmmachen – und man stellte mal wieder fest, dass es am Millerntor zwar eigentlich keinen Personenkult gibt, wir aber trotzdem eine ganze Menge Fußballgötter unser Eigen nennen konnten. // Twitter

Zusätzlich zu den Legenden, die man aus dem Profiteam in den letzten Jahrzehnten kannte (außerdem Andreas Bergmann und Ewald Lienen auf den Trainerbänken), gab es noch einige Stargäste:

  • Lina Jubel (FCSP 1. Frauen)
  • Annie Kingman (FCSP 1. Frauen)
  • Serdal Çelebi (FCSP Blindenfußball)
  • Leo (Schneckes Sohn, FCSP Profi ab ca. 2029)

Neben all dem fröhlichen Wiedersehen und dem großen Hallo von den Tribünen, gab es einen Moment, der wohl nicht nur bei mir die Tränen über das Gesicht laufen ließ:
Antje Frohmüller verabschiedete sich von Schnecke per Videobotschaft – oh man, das traf mich unerwartet, war aber dann aber traurig schön. Schön auch, dass sich beide Teams hierfür der Videowand zuwandten und dies sichtlich bewegt verfolgten – auch unter den (Ex-)Profis war Antje den Allermeisten bekannt.

Liebe Antje, schön, dass Du auf diesem Wege doch irgendwie an diesem Tag dabei sein konntest – mögest Du von oben auch Deinen Spaß daran gehabt haben. Und zumindest einige waren der Meinung, Du hättest dann auch noch einen weiteren Gruß an alle gesendet:

Regenbogen über der Gegengeraden

Das Spiel

Für ersten Unmut sorgte nach sechs Minuten Assistent Murat Yilmaz, der den durchgebrochenen Jan-Philipp Kalla aufgrund einer Abseitsstellung zurückwinkte – um sich unter dem gellenden Pfeifkonzert dann gestenreich zu entschuldigen.

Den nächsten Tumult verursachte Ewald Lienen an der Seitenlinie mit dem 4. Offiziellen, Patrick Ittrich. Lienen war aufgrund der diversen Verkehrsbeeinträchtigungen des Wochenendes zu spät angereist und mischte dann erst mal alles auf, Gelbe Karte inklusive.
In Minute 24 brandete erneut Applaus auf: Schnecke ließ sich (erstmals) auswechseln, für ihn aufs Feld kam eine Spielerin aus der von ihm trainierten 1. Frauen, Lina Jubel.

Der zweite Wechsel mit viel Applaus folgte dann in der 40. Minute, als mit Annie Kingman (ebenfalls 1. Frauen) und Schneckes Sohn Leo zwei weitere Stargäste rein kamen – und Leo erzielte mit dem nächsten Angriff dann auch gleich ein Tor.
Die Highlights kamen jetzt im Minutentakt: Serdal Çelebi vom FCSP Blindenfußballteam wurde eingewechselt, es wurde still am Millerntor und Serdal schoss den für ihn eingetauschten Rasselball erst mal an die Latte und ließ im Nachschuss dann Philipp Heerwagen keine Chance – es war das Tor zum 4:4 kurz vor der Halbzeitpause. // Twitter

Mal den Spaß beiseite, den dies alles mit sich brachte: Wie wunderbar ist es, an so einem Tag und in diesem Rahmen eben nicht nur ein Fußballspiel zu absolvieren, sondern eben auch den Verein mit dem Team der 1. Frauen und den Blindenfußball so einzubinden? Und das alles völlig natürlich und selbstverständlich? Auch das ist der FC St. Pauli und wohl niemand hat dies in den letzten Jahrzehnten eben so sehr verkörpert und verinnerlicht wie „Schnecke“.

Fünf Tore erzielte sein Sohn Leo, der mit 13 Jahren aktuell noch in der Jugend des USC Paloma kickt. Der Weg auf den Rasen eines Profistadions ist unendlich weit, der heutige Tag dürfte ihn aber motiviert haben alles zu versuchen.

„Gefühlt war der Kalla zwei Meter fuffzich groß!“ // (c) Peter Böhmer

Ralph Gunesch versicherte sich erst mal bei Sven Brux, ob das Feld seit seinem Weggang irgendwie vergrößert worden wäre – jedenfalls war sein Sprint von einem Strafraum zum anderen wohl dann doch kraftraubender als er sich das vorgestellt hatte – und brachte am Ende nicht ein Mal Stoff für ein neues Tor-GIF. (Twitter)

Nach seinem zweiten Tor in der 75. Minute war dann der Moment gekommen und Jan-Philipp Kalla verließ zum vorerst letzten Mal den heiligen Rasen des Millerntors. Standing Ovations auf dem Platz und auf den Rängen, ein Spieler*innenkreis beider Teams auf dem Rasen – das war’s.

Die Tore im Einzelnen:

  • 1:0 Max Kruse (8.)
  • 2:0 Fabian Boll (17.)
  • 3:0 Timo Schultz (25.)
  • 3:1 Rouwen Hennings (29., Handelfmeter)
  • 3:2 Henk Veerman (35.)
  • 3:3 Henk Veerman (39.)
  • 4:3 Leo (41.)
  • 4:4 Serdal Çelebi (44.)
    • — Halbzeit —
  • 5:4 Leo (52.)
  • 5:5 Rouwen Hennings (66.)
  • 6:5 Jan-Philipp Kalla (68.)
  • 7:5 Jan-Philipp Kalla (75., Handelfmeter)
  • 8:5 Leo (83.)
  • 8:6 Johannes Flum (85.)
  • 9:6 Leo (86., Foulelfmeter)
  • 10:6 Leo (89.)

Teilweise war von einem 11:6 zu lesen, allerdings hatte Assistentin Leonie Ittrich beim Flugkopfball von Marius Ebbers in der letzten Spielminute klar auf Abseits entschieden und Schiedsrichter Tarek Khemiri hatte dies auch so übernommen. Wirklich interessiert hat dies aber eh niemanden, das Ergebnis war nun wirklich nebensächlich.

Rudelbildung // (c) Peter Böhmer

Geld kam ja ganz nebenbei auch noch zusammen. Dies wird zwischen Kiezhelden, Dunkelziffer e. V., Friends Cup und der Erdbebenopferhilfe in der Türkei und Syrien aufgeteilt.
Auch wir konnten das Spiel als Rahmen nutzen, um ein signiertes Trikot zu versteigern.

Und so war es war alles in allem ein sehr schöner Nachmittag am Millerntor, mit der weltbesten Anstoßzeit, tollen Menschen auf und neben dem Platz und auf der Anzeigentafel. Das Wetter hätte besser sein können und ein paar mehr Menschen als 10.367 hätten es auch sein dürfen – aber die, die da waren, wurden wirklich bestens unterhalten und dürften ihr Erscheinen nicht bereut haben.

Gefeiert wurde sicher anschließend noch in den Kabinen und im Ballsaal Süd, all zu lange durfte der Star des Tages aber nicht mehr dabei sein, denn heute um 13.00h ist bereits Anpfiff für die 1. Frauen gegen den TSV Barmke. Wobei, eine Idee hatte er noch: „Vielleicht schlaf ich ja auch gleich hier!“

You’ll never walk alone, Schnecke!
// Maik

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One thought on “Abschiedsspiel: #AllKallasAreBeautiful

  1. Was für ein schöner intensiver bunter Sonnabend. Vielen Dank. So viele Helden meiner ersten Jahre: Regionaliga.
    Ich glaube es war ein passender Tag für Schnecke, auch wenn es ausverkauft hätte sein müssen.

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