FC St. Pauli – Fortuna Düsseldorf / Ein 0:0 für den Nachbarn

FC St. Pauli – Fortuna Düsseldorf / Ein 0:0 für den Nachbarn

Wir haben 29.546 Menschen vor dem Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf gefragt: „Welches Ergebnis wollen Sie heute Abend auf gar keinen Fall?“ Genau dieses gab es dann aber, leider.
Titelbild: Peter Böhmer

Tim ist im (zwar wohlverdienten aber nichts desto trotz unfassbar schlecht getimten) Urlaub, der in dieser Saisonphase unter normalen Umständen ein sofortiger Kündigungsgrund wäre. Aber da ich gar keine Lust darauf habe, jedes Spiel von der Pressetribüne aus zu verfolgen, lassen wir ihm das nochmal durchgehen, okay? Abmahnung ist trotzdem raus.

Vor dem Spiel

Es brummte, überall.
Ein voller und sangesfreudiger Gästeblock.
Ein Heimpublikum am Millerntor, welches auch ungewohnt früh loslegte. Über mehrere Minuten ging der „If you can‘t hear us“-Wechselgesang schon vor Anpfiff durchs Rund – und auch das „Herz von St. Pauli“ klang heute irgendwie nochmal etwas lauter.

„Für immer mit Dir, Sankt Pauli“ war die Botschaft der Süd. Untermalt mit braunen, weißen und roten Fahnen, während der Gästeblock sich mit rotem Rauch und Pyro präsentierte.

„Für immer mit Dir, Sankt Pauli!“ // (c) Stefan Groenveld

Personelles

Wenig Grund für Veränderungen gab es beim FCSP nach dem 3:0 in Darmstadt. Nur Torschütze Adam Dźwigała musste für den wieder fitten Eric Smith weichen.

Deutlich mehr Wechsel bei der Fortuna. Klaus, Kownacki und De Wijs kamen rein, außerdem gab es statt der gewohnten Viererkette ein 3-5-2. Außenverteidiger Matthias Zimmermann rückte hierfür auf die Sechs.

Die erste Hälfte – Spiel auf ein Tor, ohne Tor

Fabian Hürzeler sagte nach dem Spiel, dies sei „die dominanteste und beste erste Halbzeit in den drei Jahren“ gewesen, seit er beim FC St. Pauli ist. Auch ohne Tor.
Beleg dafür: 13:1 Torschüsse. Aber eben leider kaum einer aufs Tor und vor allem keiner hinein.

Der Knallmoment von Marcel Hartel kurz vor der Pause an die Latte war dann die deutlichste Chance, aber auch vorher hätte man schon ein Tor erzielen können. Oder im Nachhinein halt leider erzielen müssen, denn in der zweiten Halbzeit ergaben sich diese Chancen nicht mehr.

Elfmeter?!?

Aufreger war das vermeintliche Handspiel von André Hoffmann in der 38. Minute. Nach einem Ballverlust von De Wijs kommt der Ball zu Elias Saad, der von links aufs Tor zuläuft und halb Flanke und halb Torschuss abgibt. Der Ball springt bei Hoffmanns Grätsche vom Bein auf den Boden und von da an den hoch ausgestreckten Arm.

Ich sag mal so: Für ähnliche Szenen wurde sicher schon mal Elfmeter gegeben. Nach der aktuellen Auslegung ist das aber eben kein absichtliches Handspiel. So äußerte sich dann auch Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck nach dem Spiel gegenüber dem kicker.

Andreas Bornemann, Peter Nemeth und Fabian Hürzeler zeigen sich unzufrieden mit einer Schiedsrichterentscheidung.
Wohl eher kein Wechselgesang. // (c) Cathrin Mueller/Getty Images via OneFootball

Die zweite Hälfte – Spiel weiterhin ohne Tor

Die erste Viertelstunde nach der Pause war St. Pauli weiterhin das bestimmende Team. Irgendwann erreichte mich eine genervte „18:1 Torschüsse!“-Nachricht von Tim. Am Ende sollten es (lt. kicker) 21:3 sein.
Bundesliga.de wirft als xG (expected Goals) ein 1,07 zu 0,28 für den FCSP aus. Hier sind es 20:2 Torschüsse, bei denen aber eben für den FCSP nur zwei aufs Tor gingen, bei der Fortuna kein einziger.

„Wir haben in der ersten Halbzeit nicht das umgesetzt, was uns vorgegeben wurde. Wir wollten höher verteidigen. Was wir uns vorwerfen müssen ist aber, dass wir mit Ball nicht sauber genug gespielt haben, zu viele einfache Ballverluste“ sagte Düsseldorfs Kapitän André Hoffmann nach dem Spiel in der Mixed Zone. Doch in der zweiten Halbzeit hätte man eine Reaktion gezeigt. Trotzdem überwiege nach dem Spiel nicht nur bei ihm sondern in der ganzen Mannschaft die Ernüchterung.

Ähnlich äußerte sich Daniel Thioune auf der Pressekonferenz. Dementsprechend sah die letzte halbe Stunde ein deutlich ausgeglicheneres Spiel, dem die ganz großen Chancen fehlten. Bis Düsseldorf dann in der 68. Minute fast aus dem Nichts durch Niemic in Führung gegangen wäre und die Rettungstat von Mets den Ball an die Unterkante der Latte lenkte.

Struktur behalten

St. Pauli wechselte spät – erst in der 77 . Minute kam Metcalfe für Saad, dadurch wechselte Dapo Afolayan auf die linke Seite. Otto (85.) für Daschner und Eggestein (89.) für Afolayan konnten die erhofften Abschlüsse nicht mehr bringen.
Auf Nachfrage, warum diese positionsgetreuen Wechsel so spät kamen, sagte Fabian Hürzeler in der Pressekonferenz:

„Wir haben immer noch gehofft, in die Eins-gegen-Eins Situationen zu kommen, die wir lösen können. […] Wir wollte die Struktur beibehalten, nicht mit langen Bällen arbeiten.“

Fabian Hürzeler

Auf spätere Nachfrage, ob nicht auch ein nach vorne ziehen von Jakov Medić als Brechstange eine Möglichkeit gewesen wäre, verneinte er dies. Gegen die sehr kopfballstarke Düsseldorfer Defensive (Thioune bezeichnete sie als „meine drei Hightower“) wäre dies wenig erfolgsversprechend gewesen.

Wenn man so will holte den FCSP in diesem Spiel also die Hinrunde wieder ein, es fehlt der im Zentrum präsente „Zielstürmer“. In den anderen Spielen hatte man dies durch die Spielstärke lösen können, in diesem Spiel gelang dies nicht. Oder zumindest nicht ausreichend erfolgreich für ein Tor.
Vielleicht wäre mit Maurides oder Igor Matanović auf der Bank solch ein Offensivwechsel heute früher erfolgt – vielleicht aber auch nicht.
So oder so war es das erste Unentschieden für Fabian Hürzeler als Cheftrainer.

Nach dem Spiel

Die Spieler beider Teams sanken mit Abpfiff auf den Rasen, auf den Rängen konnte man die Enttäuschung ebenfalls greifen.

Lediglich der Gästeblock feierte, inklusive einiger „Scheiß St. Pauli“-Rufe. Wahrscheinlich war die Fußballfan-typische Eigenschaft, sich oftmals am Gegner abzuarbeiten, hier der Hauptgrund. Denn wirklich happy mit dem Punkt war wohl auch da niemand, siehe obiges Zitat von André Hoffmann. Wie auch Torwart Florian Kastenmeier lobte er die imposante Atmosphäre im Stadion und das Team wollte sich eben nach dem Spiel auch dafür beim Gästeblock bedanken.

Biem FCSP sagte Marcel HartelDie Enttäuschung ist riesengroß“ und haderte mit dem 0:0 zur Pause. Auch er hatte eine „überragende erste Halbzeit“ gesehen.
Trotzdem werden man sich dann heute erst mal anschauen, was in Regensburg passiert.

Von den Rängen wurde das Team aufgemuntert, zusätzlich gab es „Die Süd im Rücken – den Sieg vor Augen“-Shirts, die man sich sicher lieber nach einem Heimsieg übergezogen hätte.

„Die Süd im Rücken – Den Sieg vor Augen“ // (c) Stefan Groenveld

Und jetzt? Aufhören wäre ja auch Quatsch

Der Rückstand auf den HSV beträgt (Stand jetzt, Sonntag, 02.50h) drei Punkte, je nach Ergebnis in Regensburg bleibt es dabei oder kann sich auf vier oder sechs erhöhen.
Und wie sagte Jackson Irvine nach dem Spiel:

„There are still six points to play for. I said it after der Derby: We’ll try to win every single game until the end. As long as it is still possible, we’ll keep fighting.“

Jackson Irvine

Völlig egal wie hoch der Rückstand heute Abend dann auch ist: Am Freitag in Kiel kann man ihn nochmal um drei Punkte verkürzen – und das sollte unbedingt das Ziel sein.

Forza St. Pauli!
// Maik

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21 thoughts on “FC St. Pauli – Fortuna Düsseldorf / Ein 0:0 für den Nachbarn

  1. Wann erfolgt endlich die Aufarbeitung und Analyse zu Leart Paqarada, der seit 1,5 Jahren für die Wettmafia Spiele verschiebt??? Ich mache drei Kreuze, wenn er endlich weg ist!!!

  2. Wenn es nicht um Platz 3 gegangen wäre würde ich sagen ein hochklassiges 2tliga Spiel zweier starker Teams. Wie dominant der FCSP war konnte mann im Stadion zur Halbzeit ahen als Vassili sich nochmal warmschiessen ließ weil er nix aufs Tor bekommen hatte.

    Ich hätte mir in der 2ten HZ auch eine Stiländerung vorne gewünscht aber dafür fehlen momentan wohl die Leute.

    Nach dem Spiel sagte ein kluger Fan: Nicht grämen, Rückstand auf Platz 3 um einen Punkt verkürzt.

    Passt schon, F95 war die ganze Saison kein Team zum einfach so wegfiedeln.

  3. Mir ist ja der eine Punkt lieber, als zu verlieren. War mal wieder gut zu sehen, dass ein Torjäger fehlt…
    Heute richtens die Oberpfälzer und die anderen holen eh nur noch zwei Punkte, das geht dann schon auf mit unseren sechs Punkten, die wir noch holen.

  4. Das wir überhaupt ohne einen richtigen Knipser so weit gekommen sind, ist herausragend
    Nur leider gestern hat er echt wieder gefehlt……bitte einen echten Goalgetter für die kommende Saison !!

  5. Aufgrund der 2.Hälfte ist das Unentschieden ein ärgerliches, aber letztlich gerechtes Ergebnis. Die Einwechselung von 2 Stürmern in der 85. bzw. 89. Minute ist eher unter Slapstick als einem Konzept zu verbuchen. Schade, es bleibt bei mir zumindest der Eindruck haften, dass nicht Alles genutzt wurde, um einen Sieg zu holen – auch mit dem Risiko, das Spiel zu verlieren. Mitte der 2.Hälfte schien eher die Angst vor einer Niederlage das Konzept zu bestimmen. Da müssen neue Lösungen her, weil schon gegen Braunschweig deutlich wurde, dass das Spielsystem ausgeklügelt ist, aber bei Rückstand in den letzten 25 Minuten nicht mehr greift. Insofern schade, dass es nicht mal versucht wurde – Scheitern inbegriffen

  6. Dann lieber 3-6 verlieren in so einem wichtigen Spiel…
    „Mit 60 Punkten (max.) steigt man nicht auf!“ – das sollte
    eine Lernformel für SP-Zweitligaprofis werden.
    Wenigstens haben wir jetzt (wieder) Planungssicherheit.

  7. Moin,
    37 Punkte aus 15 Spielen? Der Weihnachtsmann hätte mich ausgelacht.
    Und Glückwunsch an die 1. Frauen und die Blindenfußball.
    Immer weiter Forza.

  8. Moin, ich möchte da Widersprechen, dass uns die Hindrunde mit einem fehlenden Zielspieler wieder eingeholt hat. Wir haben in dieser Rückrunde mehr Punkte und ein besseres Torverhältnis (mit 2 Spielen weniger) als in der Topp Hinrunde der letzten Saison. Da hatten wir noch Burgstaller. Das System war einfach zu lange auf diesen einen Stürmer ausgelegt. Man sieht es sehr gut, wenn man sich das Abschneiden der einzelnen Runden, mit der Trefferquote der „Toppstürmers“ anschaut. 1 Hinrunde ohne Toppstürmertreffer verkackt, dann hatte Burgstaller 2 gute Halbserien und wir entsprechend auch. In der letzten Rückrunde hatte Burgstaller dann ein Tief und wir die Rückrunde verkackt. Was uns jetzt sicherlich einholt, wir haben einfach zu wenig Punkte (mal wieder) aus einer Teilserie geholt, welche uns hinten fehlen. Letzte Saison 4 Punkte und diese….

  9. Ich kann mich ehrlich gesagt an keinen Düsseldorfer Spieler erinnern, der nach dem Schlusspfiff so richtig enttäuscht schien. Die haben sich doch selbst bei dem Dreifachwechsel kurz vor Ende soviel Zeit gelassen, als bräuchten die den Punkt zum Klassenerhalt. Was geht in so einer Truppe vor, die mit einem Punkt bei der Ausgangssituation zufrieden sind? Risiko sind die im Laufe des Spiels nie gegangen. Man könnte meinen, der Trainer hat noch eine offene Aufstiegsklausel bei seinem Vorgängerverein.
    Will sagen – bin zufrieden mit dem Auftritt von Braun-Weiß und tierisch enttäuscht von der Fortuna.

  10. Die Handspielregel ist doch nur noch etwas für Bescheuerte.
    Sandhausen wird am Freitag das 2:2 nach einem Streifen des angelehnten Arms (ohne Richtungsänderung) weggepfiffen und hier ein faktisches Blocken des Balles mit dem Arm nicht als Handspiel gewertet. Das ist doch nach keinem Fußballverständnis mehr erklärbar sondern maximal mit verzweifelt nach einer Linie suchenden DFB-(Schiri)-Zunft.

    1. Grundsätzlich finde ich „Ein Tor darf nicht mit der Hand erzielt werden“ richtig.
      Die Situation in Sandhausen ist für mich aber auch ein Beispiel dafür, wo man von dieser Regel dann wieder eine Ausnahme machen sollte.

      Schwierig, alles.

  11. abgesehen davon, daß es wohl über den gesamten saisonverlauf gesehen schon irgendwie korrekt so is, wie es is, können wir am ende doch überaus zufrieden mit dem saisonverlauf sein, so wie er jetz is…
    die angeführte torschußstatistik verschweigt einen lattentreffer der düsseldorfer, welcher im vergleich zu cello’s knaller doch gefährlicher war… so viel zu statistiken…
    und um die jungs zum ende des spiels nochmal richtig nach vorne zu peitschen und mit energie zu versorgen, is dauersingsang, wie der aus der süd, absolut ungeeignet… nach wie vor

    1. Dann lass uns doch mal an deinen Motivationskünsten Teil haben – vielleicht kann man dann die Süd ja dazu bringen nicht zu supporten/„Dauersingsangen“.

      1. wer die zeiten vor den ultra-bewegungen bis in die erste zeit mit ihnen kennt weiß, wie das ohne dauersingsang geht.
        es würde am anfang schonmal helfen, wenn usp sich auch ganz allgemein für das spiel „fußball“ als nur für sich selbst und ihre selbstdarstellung interessierte (fälschlicher- und irritierenderweise als „wir tun alles für den verein“ nach außen kommuniziert). dann kommt das von ganz alleine.
        aber auch heute ist es noch möglich. anschauungshilfe bekommst du beispielsweise, wenn du dir kaiserslautern gegen heidenheim von vor ein paar wochen anschaust. da vor allem die schlußphase… als tip zum einstieg.

        1. Kann es eigentlich sein, dass du grundsätzlich pauschalisierst und sowieso eigentlich alles kacke findest? Bekommt man so zumindest den Eindruck wenn du kommentierst.

          1. fragst du jede/n der/die auf der süd mitsingt, ob er/sie usp is? mir is das ehrlich gesagt vollkommen schnuppe, ob usp oder nich. das dauergesinge is mein thema…
            und zwotens: ja, das is dann immer ein totschlagargument, wenn einem nix mehr einfällt…. aber wenn du meine beiträge aufmerksam liest, wirst du feststellen, daß ich eben nich alles kacke finde… nur den dauersingsang, oder, hauptsächlich den dauersingsang. weil der eben nix zum spiel der mannschaft beiträgt, sondern nur teil der selbstdarstellung der singenden menschen dort is…
            wenn du sonst keine argumentation mehr anstrebst, gleich deinen letzten beiden antworten, dann würde ich es damit auf sich beruhen lassen. für argumente allerdings bin ich offen…

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