Testspielniederlage bei SV Drochtersen/Assel

Testspielniederlage bei SV Drochtersen/Assel

Der FC St. Pauli verliert das Testspiel beim SV Drochtersen/Assel mit 1:0 (0:0). Schlimmer als die Niederlage dürfte aber die Schulterverletzung von Ricky-Jade Jones sein.

Ballermann-Musik vom Feinsten vor Anpfiff, ein Vereinslied mit „Jetzt ist der Teufel los, bei uns in Drochtersen“ als Refrain, bei dem im Liedtext von „Lampen an“ und einer „schönen Frau, die mich heimbringt“ gesungen wird. Da weiß man gleich, woran man ist. Kurz vorm Einlaufen gibt es dann ein Sirtaki wie beim HSV… ehe einen die Vereinshymne „D/A bin ich zuhaus“ erlöst, „wo die Fahne in Blau und Rot weht“ und „wo man stolz ist, ein Dorfverein zu sein“.
Aber das vergibt man natürlich alles gern, wenn man so nett begrüßt wird. // BSky

Das ist doch mal ne nette Begrüßung.#FCSP #SVDA

MillernTon (@millernton.de) 2025-07-12T12:42:45.887Z

Im Stadionheft stand außerdem:
„[Der FC St. Pauli] konnte sich in der Aufstiegssaison 24/25 in der Bundesliga nicht nur behaupten, sondern auch eindrucksvoll etablieren“.
Na, da wollen wir das Fell des Bären dann doch lieber nicht zu früh verteilen, bis dahin ist es sicher noch ein langer Weg.

Doch kommen wir zum Sport.
Beim letztjährigen Dritten der Regionalliga Nord ging es ins erste „echte“ Testspiel, nach dem lockeren Aufgalopp der letzten Woche beim Landesligisten G/W Firrel (10:0).
Der SV D/A steht bereits zwei Wochen vor dem Start in die Regionalliga (bei unserer U23) und hat daher einen ganz anderen Stand in der Vorbereitung. Die bisherigen Testspiele endeten mit teils deutlichen Siegen gegen Oberligisten aus Niedersachsen (Rehden und Wilhelmshaven) und Hamburg (Victoria).
Dass diese unterschiedlichen Vorbereitungsphasen durchaus für Überraschungen sorgen können, erlebte auch unser Nachbar letzte Woche, als man sich beim D/A-Klassenrivalen VfB Oldenburg zu einem 2:1-Erfolg mühte.

1. Halbzeit

Der FC St. Pauli begann die 1. Halbzeit in folgender Aufstellung. Eric Smith fehlte nach der Trainingswoche leicht angeschlagen, es soll aber nichts Schlimmeres sein. Auch Maurides, nicht aus Verletzungsgründen, fehlte im Kader. Nach Abpfiff erklärte Alexander Blessin etwas nebulös, dass man schauen müsse, was für alle Seiten das Beste sei – hier deutet sich ein Wechsel an.

Ben Voll
Jannik Westphal, Hauke Wahl, Jannik Robatsch
Arkadius Pyrka, Erik Ahlstrand
Connor Metcalfe, Joel Chima Fujita
Mathias Prereira Lage, Romeo Aigbekaen
Andréas Hountondji

In der 33. Minute war der Auftritt von Hountondji dann (geplantermaßen) beendet und Scott Banks kam für ihn in die Partie. Auszeichnen konnte unser Neuzugang sich bis dahin noch nicht, die Dimensionen seiner Schultern machten aber immerhin schon mal Eindruck.

Dass dies eine andere Herausforderung als in Aurich werden würde, zeigte sich früh, denn die Niedersachsen spielten von Beginn an mutig nach vorne und wollten dem Favoriten hier ein Bein stellen. Bis zum Strafraum sah dies oft auch ganz gefällig aus, dann aber griff die Defensive des FCSP sicher zu. Auch Torhüter Ben Voll war in das Passspiel hinten eingebunden und erledigte diese Aufgabe sicher.

Nach 17 Minuten gab es immerhin den ersten Abschluss der Gäste, als Lage einen Freistoß aus etwa 25 Metern mit feiner Schusstechnik zwar über die Mauer aber in die Arme von Patrick Siefkes brachte. Gleichzeitig war dies der Beginn einer Phase, in der der FCSP jetzt selbst mehr Spielanteile übernahm. Bis es zu einer gefährlichen Strafraumszene kam, dauerte es aber noch. Erst in der 36. Minute wühlte sich Fujita durch und kam zum Abschluss, am Ende stand ein Eckball und ein verbales Scharmützel, welches aber bis auf eine Ermahnung folgenlos blieb.

Fujita war es auch, der in der 45. Minute die beste Torgelegenheit beider Teams in der ersten Halbzeit hatte: Nach einem Antritt im Mittelfeld schloss er aus etwa 20 Metern in zentraler Position ab, Siefkes konnte den halbhoch getretenen Ball aber noch um den Pfosten lenken.
Sonstige Erkenntnisse der ersten Halbzeit? Für das Trainerteam bestimmt mehr, für mich der Eindruck von Fujita und Lage, die beide durchaus gefielen. Pereira wechselte oft die Seiten, je nach seiner Positionierung rückten dann Pyrka oder Ahlstrand auf der gegenüberliegenden Seite mit auf.

2. Halbzeit

Nach Wiederbeginn formierte sich der FCSP wie folgt:

Ben Voll
Fin Stevens, David Nemeth, Adam Dzwigala, Lars Ritzka
James Sands, Marvin Schmitz
Danel Sinani, Oladapo Afolayan
Ricky-Jade Jones, Abdoulie Ceesay

Die Aufstellung hatte sich allerdings nach nur drei Minuten schon wieder erledigt, denn Jones rutschte bei einem langen Ball weg und fiel unglücklich auf die Schulter. Er musste mit schmerzverzerrtem Blick ausgewechselt werden. Für ihn kam Scott Banks zurück ins Spiel, was wahrscheinlich sonst erst für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen gewesen wäre.
Schöne Scheiße, hoffen wir, dass es nicht allzu schlimm ist.

Update 17:39 Uhr: Alexander Blessin erklärte nach Abpfiff, dass sich Jones die Schulter ausgekugelt habe. Diese sei noch vor Ort wieder eingerenkt worden. Nun müsse man schauen, ob es auch eine strukturelle (Bänder-)Verletzung gibt. Jones wurde direkt nach Abpfiff ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen gebracht.

In der 78. Minute kamen außerdem der bereits letzte Woche eingesetzte Nick Schmidt (U19) und der aus Uerdingen für die U23 verpflichtete Rawley St. John für Sands und Banks. (Es besteht wirklich die Hoffnung, dass sich „SandsBanks“-Wortwitze in der neuen Saison vielleicht ja auch mal im Zusammenhang mit einem Torerfolg anbieten.)

Wenig ansehnlich war dann die 60. Minute, als der SV D/A nach einem Freistoß fast von der Mittellinie in Führung ging. Der Ball wurde von der Seitenlinie lang in den Strafraum geschlagen und das lange Bein von Tjorve Mohr bugsierte das Leder ins Tor zur umjubelten Führung der Gastgeber, was natürlich sofort wieder die „Jetzt ist der Teufel los!“-Hymne erklingen ließ.

Offensivaktionen der Kiezkicker gestalteten sich weiterhin… zäh und übersichtlich. In der 69. Minute zirkelte Marvin Schmitz immerhin mal einen Ball von der Strafraumgrenze an den Pfosten. Dapos auffälligste Aktion war lange die 80. Minute, als er für das wütende auf den Boden werfen des Balles nach einer Einwurfentscheidung eine Gelbe Karte erhielt. In der 93. Minute kam er dann nochmal zum Kopfball, konnte Patrick Siefkes aber auch nicht mehr überwinden.

Fazit: Testspiele, nicht überbewerten

Das Wichtigste bei Testspielen in der Saisonvorbereitung: Es soll sich bitte niemand verletzen.
Diese Minimal-Anforderung ließ sich heute leider nicht erfüllen, gute Besserung an Ricky-Jade Jones.

Ansonsten kann man die oben erwähnten unterschiedlichen Phasen der Vorbereitung im Hinterkopf behalten und sich beispielsweise daran erinnern, wie wir letzte Saison umgekehrt Atalanta Bergamo mit 3:0 besiegt hatten. Das war damals so wenig gleichbedeutend mit der Champions League-Qualifikation, wie die Niederlage heute den automatischen Abstieg bedeutet. Das Trainerteam wird sicher einiges aus diesem Spiel mitnehmen können – und dass es noch ein weiter Weg ist, um sich in der Bundesliga zu etablieren, hatten wir ja heute auch schon.

Forza St. Pauli!
// Maik

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12 thoughts on “Testspielniederlage bei SV Drochtersen/Assel

  1. Stand der Vorbereitung hin oder her: Bedenklich ist es schon, dass wir gegen einen Regionalligisten kaum eine gute Torchance herausgespielt haben.

    1. Hmm, ja, ging mir auch so. Klar, grad mal ne Woche im Training, neue gesichter, etc. Aber unsere Spieler sollten doch wohl individuell klar besser sein und wenn dann kaum mal ein 1-1 gewonnen wird und im ganzen Spiel grad mal so umme 3 Abschluesse zu zaehlen sind, naja.OK, nicht so ein Testspiel ueberbewerten, und hab auch kein 5-0 Spaziergang erwartet, aber das war schon recht duenn.
      Abwarten, abwarten…wird schon 🙂 Forza

  2. Der Kommentator sprach von „Projekt 3. Liga“ im Zusammenhang mit D/A. Ich fand die am TV ziemlich griffig und auch nicht zimperlich. Deshalb bin ich auch eher bei „nicht überbewerten“, aber ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen.

  3. Eigentlich könnten wir uns Testspiele ja auch sparen, wenn die eigentlich keinerlei Aussagekraft haben, oder?
    Ich sehe das tatsächlich anders und mich besorgt die Spielbeschreibung sehr.

    1. Natürlich haben die Aussagekraft bzw. Ihren Nutzen. Es geht um Matchpraxis, um Einüben bestimmter Abläufe, um Routinen, um vieles mehr.
      Aber eben nicht ums Ergebnis.

  4. Alles fein, fand es in HZ 1 teils sehr ansehnlich, was da an kurzpassspiel gezeigt wurde und absolut klar, dass eine so umgebaute mannschaft noch findungszeit benötigt. von daher keep cool and let them cook.

  5. Moin. Als Mannschaft heute nicht gut. Kaum Phasen in denen ein Klassenunterschied zu sehen war. Einzelkritik ist da ja eher schwierig. Als positiv würde ich Marvin Schmitz und die beiden Jungspunde St.John und Schmidt sowie James Sands in der 2. Halbzeit benennen wollen. In der 1. Halbzeit gehe ich mit, dass Lage und Fujita angedeutet haben was mögich ist. Aber danach wirds schwer was positives zu benennen. Negativ könnte man einiges schreiben (auch RJJ) beschränke mich auf 2 Situationen mit Dapo in denen er seine Emotionen nicht im Griff hat und sich auch noch Gelb wegen Ball wegschmeißen abholt. Da war die Zündschnur schon extrem kurz… Alex Blessin konnte man nach dem Spiel durchaus anmerken, dass er not so amused war mit dem Spiel obwohl er souverän damit umging.
    Forza

  6. Erstes „richtiges“ Testspiel in der Vorbereitung – die Mannschaft trainert seit einer Woche zusammen – was erwarten denn da einige vom Team?
    Wer selbst mal Fußball gespielt hat, weiß daß man Abläufe nicht innerhalb von ein paar Stunden reingeschliffen bekommt und gerade zu Beginn der Vorbereitung wird wohl mehr auf Fitness denn auf Technik, Taktik, Abläufe trainiert.
    Insofern ist es kein Beinbruch gegen einen ambitioierten Regionalligisten, der kurz vor Saisonstart steht knapp zu verlieren.
    Wer jetzt schon wieder (wie eigentlich jedes Jahr) den Kopf von Bornemann, Blessin, dem Präsidium fordert, sollte vielleicht einfach erst zum Saisonbeginn wieder Spiele gucken.
    Ich fand es jedenfalls gut, die (meisten) Neuzugänge mal zu sehen und ich finde man konnte auch schon einen Grundeindruck von dem einen oder anderen gewinnen.
    Und Daumen gedrückt, daß RJJ bald wieder mittrainieren kann.

    Forza!

  7. War in erster Linie niedergeschmettert wegen der Verletzung, sah RJJ nur ohne Fremdeinwirkung zu Boden gehen und dachte bis zum Abend, es wär eine Knieverletzung. Jetzt, wo es „nur“ die Schulter ist, ist da eine ärgerliche Niederlage, die aber auch nicht überzubewerten ist, und mit Fujita und Schmitz Lichtblicke hatte, Stevens fand ich auch nicht verkehrt. Letztes Jahr gabs ein 3:0 gegen Atalanta und danach eine kalte Dusche gegen Heidenheim, Union und Augsburg, muss alles nichts heißen

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