Artikel „in eigener Sache“ sind irgendwie immer schwierig. Aktuell müssen wir aber leider die Waffen strecken und die Kommentare abschalten. Hier erklären wir, warum.
Titelfoto: Stefan Groenveld
Es ist eine der Lebensweisheiten, die Ewald Lienen zugeschrieben werden:
„Siege sind im Fußball durch nichts zu ersetzen!“
Ewald Lienen, Philosoph
Der FC St. Pauli segelte in den letzten Jahren fast ununterbrochen auf einer Welle des Erfolgs. Und natürlich profitierten auch wir als MillernTon davon. Wir verraten auch niemandem ein Geheimnis, wenn wir schreiben, dass es mehr Spaß macht, über Siege und Erfolgserlebnisse zu schreiben, als über Niederlagen und sonstige unerfreuliche Randerscheinungen.
Leider verhält es sich mit dem Lesen und Schreiben von Kommentaren offenbar ähnlich. Wenn man gewinnt, dann sind alle gut gelaunt. Viele kommentieren dann auch gar nicht erst, sondern lehnen sich mit einem Getränk ihrer Wahl im Sessel zurück und lesen einfach nur selig lächelnd mit.
Zeit, dass sich was dreht
Doch der Wind drehte sich. Festzustellen war das schon zum Saisonbeginn 24/25, als die Niederlagen zum Saisonauftakt massiv schlechte Laune in den Kommentaren auslösten. Neben sachlicher und konstruktiver Kritik gab es zunehmend stumpfe Pöbelei und es äußerte sich eine sportliche Erwartungshaltung, die schlichtweg verkannte, dass Geld zwar keine Tore schießt, aber eben doch massiv dabei hilft. Und dass der FC St. Pauli nach zig Jahren 2. Liga eben nicht einfach weiterhin einen Großteil seiner Spiele gewinnen würde.
Als das Sportliche sich entspannte, verschwanden die Stimmen aber auch oder wurden zumindest wieder sachlicher.
Doch spätestens mit der Causa Jackson Irvine und all ihren durchaus komplexen Details wurde es dann so anstrengend, dass wir die Kommentarspalte nun schon seit längerer Zeit auf „manuell freischalten“ gestellt haben. Das ist für uns doof, weil ein erheblicher Mehraufwand. Das ist für die Kommentierenden doof, weil es mitunter eben deutlich länger dauert, bis der Kommentar freigeschaltet wird.
Und wir wandeln dabei immer auf dem schmalen Balance-Akt zwischen der Auffassung „Ja, das ist von der Meinungsfreiheit noch gedeckt“ und dem gleichzeitigen Wissen, dass dieser Kommentar Reaktionen hervorrufen wird, die sich dann im Ping-Pong so lange hochschaukeln, bis es irgendwann zu viel ist.
Die sportliche Talfahrt der letzten Wochen wirkte darauf nur wie ein zusätzlicher Brandbeschleuniger.
Ganz ehrlich: Da haben wir gar keinen Bock mehr drauf.
Und dafür ist uns auch unsere Zeit viel zu schade, die wir hier mit sehr viel Herzblut investieren. Wir waren immer sehr stolz darauf, dass die Kommentarspalte beim MillernTon sich im Niveau sehr positiv von den meisten anderen Orten im Internet abhob. Das ist leider aktuell vorbei. Die gesamtgesellschaftlich zu verzeichnende Verrohung des Umgangs ist also auch bei uns angekommen.
Aber…
Uns ist klar, dass wir jetzt damit leider auch die treffen, die da gar nichts für können. Diejenigen, die weiterhin so kommentiert haben, wie es hier jahrelang der Fall war. Auch mal mit unterschiedlichen Meinungen, aber immer konstruktiv und insgesamt sehr wertschätzend, auch den anderen Kommentierenden gegenüber. Insbesondere bei Euch möchten wir uns entschuldigen, dass wir Euch die Gelegenheit zum Austausch, zur Kommunikation und auch zur kleinen Therapieform in Sachen Schreiben an dieser Stelle nehmen. Es tut uns selbst am meisten leid und wir ärgern uns sehr darüber, aber wir können das, war hier für eine vernünftige Moderation aktuell notwendig wäre, leider nicht mehr leisten.
Bis auf Weiteres
Wir schließen daher die Kommentare bei uns für alle Artikel bis auf Weiteres und überlegen mal in Ruhe, wie wir damit weiter umgehen können und wollen. Einen Zeitstrahl dafür haben wir aktuell noch nicht.
// Tim & Maik
P.S. Eine kleine Ausnahme gibt es eventuell: Sollten wir uns doch noch zu einem Adventskalender aufraffen können, werden wir dort die Kommentare selbstverständlich ermöglichen.
Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.
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