Der FC St. Pauli siegt gegen Heidenheim, die U23 verliert das kleine Derby und die Fanszene genießt den Sonntag beim Solidarischen Wintermarkt. Die Lage am Montag.
FC St. Pauli
2:1 gegen 1. FC Heidenheim
Yay, so wichtig – als Ende der Sieglosserie, für die Tabelle, im direkten Duell gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf, für den Kopf und insbesondere im Zustandekommen mit dem frühen Platzverweis. Sollte am Saisonende die Conference League doch noch erreicht werden, dürfte der Reflex von Vasilj nach Honsaks abgefälschtem Schuss in der 89. Minute im Museum wohl eingerahmt werden. Ich selbst durfte / konnte / musste den Heimsieg mal wieder von der Pressetribüne aus verfolgen und habe kurz nach Abpfiff diesen Spielbericht in die Tastatur geklöppelt:
Mit etwas Abstand und inklusive der Stimmen aus Mixed Zone und der Pressekonferenz hat Tim dann gestern nachgelegt und Emotionen und Dramatik dieser „Theateraufführung“ am Millerntor in Text gegossen.
Rote Karte für Eric Smith
Die „spielentscheidende“ Szene, zumindest in den Diskussionen am Abend und am Sonntag. Eric Smith misslang (unter Gegnerdruck) ein Rückpass, sein anschließendes „Streicheln“ an der Schulter von Pieringer führte zu dessen (in solchen Szenen leider) branchenüblichem Zusammenbruch und dieser zur Roten Karte.
Auch wenn Hauke Wahl anschließend sagte, dass er da wohl noch hätte eingreifen können, ist der Griff zur dann folgenden Roten Karte für den Fall, dass Sören Storks ein Foul pfeift, zumindest nicht klar falsch – und damit auch kein Grund für einen VAR-Eingriff. Zumindest, wie gesagt, wenn man sich bei der Entscheidung „Foul“ einig ist.
Sehr wohl hätte der VAR eingreifen können, wenn er den Pfiff als solchen schon als „klar falsch“ angesehen hätte – und auch wenn wohl niemand für solch ein Zupfen eine Rote Karte sehen will, so war der Kontakt leider eben da. Jeder Wide Receiver in der NFL würde Pieringer minutenlang auslachen, wenn er das Video sieht und Kölns El Mala war in einer ähnlichen Situation letzte Woche einfach weitergelaufen – aber wir reden hier über Fußball und ein Team im Abstiegskampf. Man muss das Fallen hier nicht gut finden, aber Manolis Saliakas hat für eine ähnliche Situation in Heidenheim auch schon mal einen Elfmeter bekommen. (Empörter Anruf von Tim in drei, zwei, eins… Fortsetzung folgt in der Redax.)
Martijn Kaars
Tatsächlich (und zum Glück) spielentscheidend war ja aber gar nicht die Rote Karte, sondern der Doppelpack von Martijn Kaars, seine ersten beiden Bundesligatore. Lob gab es nicht nur von Hauke Wahl („Die ersten zwei Erstligatreffer – die macht er schneller als ich.“), sondern auch von Kaars für seinen Vorlagengeber Joel Fujita, der nicht nur diese beiden Treffer auflegte sondern auch schon den Assist für Kaars‘ Treffer in Gladbach gab: „Wir haben eine gute Connection. Ich glaube, ich muss ihm auch etwas zu Weihnachten schenken.“
kicker-Noten
Lob für Martijn Kaars gab es natürlich auch vom kicker, der ihn mit einer 1,5 zum „Spieler des Spiels“ und in die Elf des Tages wählte. Mit einer glatten 2 wurden Nikola Vasilj und Joel Fujita ausgezeichnet, eine 2,5 gab es zudem für Hauke Wahl, Jackson Irvine und Adam Dźwigała.
Weitere Links
- Highlights: Sportschau
- Fotos und Bericht: Stefan Groenveld
- Bericht und Fotos: Millernstrain (Glückwunsch zum Bahn-Bonus Silber-Status!)
- Bericht und Fotos: Beebleblox
- Bericht und Fotos: fcstpauli.com
- Stimmen zum Spiel: fcstpauli.com
Lage der Liga
Freitag
Union Berlin setzte am Freitag nach drei Niederlagen in Serie gleich mal ein Ausrufezeichen. Mit dem 3:1 (0:0) gegen RaBa Leipzig half man den Bayern bei der möglichst frühen Erringung der Herbst- und Wintermeisterschaft. // Sportschau-Highlights
(Nebenbei: Dass die sogenannte „Herbstmeisterschaft“ (=Erster nach der Hinrunde) begrifflich aufgrund der zwei Spieltage 16 & 17 in 2026 erst nach der ja deutlich inoffizielleren Wintermeisterschaft zum Ende des Jahres feststeht, ist ja auch speziell – war aber wahrscheinlich in den letzten Jahren schon öfter so.)
Samstag
- FC St. Pauli – 1. FC Heidenheim 2:1 (1:0) // Sportschau-Highlights
- Borussia Mönchengladbach – VfL Wolfsburg 1:3 (1:3) // Sportschau-Highlights
- Eintracht Frankfurt – FC Augsburg 1:0 (0:0) // Sportschau-Highlights
Früh (3.) und spät (87.) im Spiel traf Augsburg jeweils nach Ecke, am Ende aber gewann die Eintracht mit 1:0. Verrückte Zeiten, aber zwei Abseitsentscheidungen des VAR machten es möglich. - TSG Hoffenheim – Hamburger SV 4:1 (2:0) // Sportschau-Highlights
Muss man auch erstmal schaffen: Sich beim Stand von 4:0/4:1 in der Schlussphase gleich zweimal auskontern lassen. So kam der HSV erst zum Ehrentreffer und hatte per Strafstoß sogar noch die Chance auf einen zweiten Treffer, den Philippe wegrutschenderweise aber in die gut gefüllte Gästekurve schoss. - Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Köln 2:0 (0:0) // Sportschau-Highlights
Das Sportliche geriet medial eher zur Nebensache, da beide Fanszenen das Spiel nach vorherigem Polizeieinsatz gegen Kölner Fans boykottierten, siehe Döntjes.
Sonntag
- SC Freiburg – Borussia Dortmund 1:1 (0:1) // Sportschau-Highlights
In Führung liegend in Unterzahl geraten (Bellingham mit Notbremse gegen Philipp Treu) – da können nicht alle Teams das so souverän herunterspielen wie der FC St. Pauli. Der Ausgleichstreffer war allerdings auch ein besonders schönes Exemplar (siehe Döntjes, „Zu guter Letzt“). - Bayern München – FSV Mainz 05 2:2 (1:1) // Sportschau-Highlights
Seit 2006 (0:1 gegen Hannover 96 am 11. Spieltag) hat Bayern nicht mehr zu Hause gegen einen Tabellenletzten verloren. Ein leichtes Zupfen vom vorherigen Torschützen Potulski (18 Jahre) gegen Harry Kane in der 87. Minute und der anschließende Elfmeter verhinderten, dass diese Serie ein Ende fand.
Übrigens: xG-Wert 4,6:0,6 – aber „expected Goals“ schießen eben noch lange keine Tore. - Werder Bremen – VfB Stuttgart 0:4 (0:2) // Sportschau-Highlights
In Rückstand in Unterzahl geraten, wenn der Gegner schon vorher das deutlich bessere Team war… ja, kann dann bitter enden.
Die Tabelle
Vier Punkte aus zwei Spielen, zack brennt im Keller wieder Licht.
Durch den Sieg im direkten Duell konnte der FC St. Pauli am 1. FC Heidenheim vorbei auf den Relegationsplatz springen, hat aktuell zwei Punkte Rückstand auf den FC Augsburg.
Mainz hingegen wird dank Kanes Ausgleichstreffer auf einem direkten Abstiegsplatz überwintern, mit jetzt sieben Punkten empfängt man kommenden Sonntag den FCSP (11 P.).
Fanszene-News
Solidarischer Wintermarkt
Ach, das war doch schön!
Das gute Wetter und der Heimsieg am Vortag mögen ihren Teil dazu beigetragen haben, aber der Solidarische Wintermarkt der Fanszene war gestern ein voller Erfolg. Über 60 verschiedene Stände auf dem Medienparkplatz und dem unteren Umlauf der Gegengerade luden am Sonntag zum Verweilen ein. Es war unfassbar voll, die jeweiligen Stände mit viel Liebe dekoriert und die Stimmung super.
Alle Gelder gehen an CaFée mit Herz, Dein Topf e.V., Go Banyo, Hanseatic Help und Alimaus, Details dazu gibt es sicher in den nächsten Tagen auf dem Instagram-Account des Solidarischen Wintermarkts.
Wir hatten ein paar Becher und Gläser im Angebot und außerdem unser Podcast-Equipment aufgebaut, in das Ihr alle Eure Weisheiten zum Satzbeginn „All I want for FC St. Pauli is…“ einsprechen konntet. Die Veröffentlichung erfolgt zeitnah. Außerdem gab es viele sehr nette Gespräch und viel Lob für den MillernTon als Gesamtprojekt – danke dafür!
Wer leider nicht dabei sein konnte, kann über den PayPal-Pool des Wintermarkts auch so noch zur Spendensumme beitragen.
Eine Wiederholung im nächsten Jahr? Seit gestern sicher nicht unwahrscheinlicher geworden.
FC St. Pauli
Regionalliga Nord
Etwas untergegangen am Samstag, dafür nicht weniger schmerzhaft: Die U23 unterlag dem HSV an der Hoheluft vor nur 350 Zuschauenden mit 4:1 (2:0).
Das nächste Spiel steht dann erst Ende Februar an, bis dahin überwintert man im schummrigen Licht der Roten Laterne. // fcstpauli.com
Döntjes
Meeeeeeeeeeeeeeeessi
Warum genau man 12.000 Rupien (etwa 113€) zahlen sollte, um in einem Stadion einen Blick auf Lionel Messi (und ein paar andere) zu erhaschen, wenn nicht einmal ein Fußballspiel damit verbunden ist – keine Ahnung. In Indien hatten das aber wohl einige gemacht und die Enttäuschung war danach umso größer, weil ihr Idol sich nur kurz mit ein paar Politikern, dem Sicherheitspersonal und den jeweiligen Angehörigen ablichten ließ.
Immerhin: Die Veranstalter wollen nun angeblich das Geld zurückzahlen – mal abwarten. // Tagesschau
Polizeieinsatz bei Leverkusen – Köln
Das Spiel zwischen Leverkusen und Köln ist eigentlich eines der etwas stimmungsvolleren in der BayArena. Am Samstag jedoch war dem nicht so, denn die Kölner Fanhilfe teilte eine Stunde vor Anpfiff mit, dass die aktive Fanszene sich nach „Nacktkontrollen“ durch die Polizei entschieden habe, das Stadion geschlossen zu verlassen. Die Leverkusener Fanszene zeigte sich solidarisch und verzichtete ihrerseits auf Support, große Teile verließen ebenfalls das Stadion.
Die Polizei widersprach der Nacktkontrolle, eine Person hätte schließlich selbst die Hose ausgezogen (Sportschau) – die Kölner Fanhilfe wollte sich auf derlei Wortklauberei nicht einlassen und stellte klar:
„Wenn eine Person im Rahmen einer polizeilichen Kontrolle aufgefordert wird, sämtliche Kleidungsstücke abzulegen und nur in Unterwäsche zu verbleiben, und wenn anschließend ein Blick in den Intimbereich erfolgt, dann handelt es sich – unabhängig von der behördlichen Bezeichnung – nach allgemeinem Verständnis um eine Nacktkontrolle.“
Die Polizei gab zudem an, bei der untersuchten Person einen Zahnschutz (= „passive Bewaffnung“) und bei einer weiteren eine Sturmhaube gefunden zu haben, beide hätten versucht, ohne Ticket Zutritt zum Stadion zu erlangen. Ob derlei intensive Maßnahmen nun verhältnismäßig sind, überlasse ich Eurer Einschätzung.
2. Liga-Watch
Wer auf Sprachnachrichten von erzürnten KSC-Fans im wütendsten Badisch steht, konnte in der Vergangenheit stets mit der kontextlosen Erwähnung von „Manuel Gräfe“ zum Erfolg kommen. Seit Samstag wird „Timo Gansloweit“ ähnliche Ergebnisse erzeugen, denn der Dortmunder Schiedsrichter wurde im Wildpark beim 0:4 gegen Paderborn unfreiwillig zum Hauptakteur.
Zunächst ließ er sogar noch den KSC-Spieler Marcel Franke auf dem Platz, der sich in der Kategorie „Dominik Kohr der 2. Liga“ aktuell auf einem Spitzenplatz befinden dürfte. In Hälfte zwei ging der KSC in Führung, Gansloweit nahm den Treffer aber nach Intervention des VAR zurück, weil es im Vorfeld des Tores ein Foul gegeben hatte. Durchaus diskutabel, wie viel „Vorfeld“ hier eingeräumt werden musste. Anschließend sah Schleusener Gelb-Rot für eine Schwalbe – regeltechnisch völlig korrekt, allerdings hatte er sich quasi schon im Fallen für besagte Schwalbe entschuldigt. Muss man deswegen die Karte stecken lassen? Eher nicht, in der Kombi aber natürlich insbesondere mit KSC-Fanbrille schon sehr hart. // Highlights
Und überhaupt wirkt die zweite Liga beim Blick auf die Spieltagsergebnisse wie das Himmelreich!
3:3, 2:3, 3:3, 0:4 – so stark! Doch dann die Ernüchterung, die anderen fünf Spiele endeten 0:0, 0:0, 1:0, 1:0 und 1:0. Glückwunsch an Schalke zur Herbstmeisterschaft, auch wenn der 17. Spieltag noch aussteht.
Zu guter Letzt
Und dann war da noch Lucas Höler mit seiner gestrigen Bewerbung für das Tor des Monats. // Instagram
Forza St. Pauli!
// Maik
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Mit Blick auf Martin Terriers Tor zum 1:0 für Leverkusen hab ich große Zweifel, ob es für Lucas Höler beim Tor des Monats viel zu holen gibt.
Moin,
die meistdiskutierte Situation in meiner Bubble war die rote Karte gegen Eric. Ich wollte da erstmal Maiks Auslassung zu lesen, und zwei Nächte drüber schlafen. Zusätzlich hat man ab Montag ja auch immer Zugriff auf die Bewegtbilder inklusive Zeitlupe.
Jetzt also mein Senf zu der Thematik:
Ein Kontakt/Halten von Eric findet statt. Wenn dies als Foul gewertet wird ist es in meinen Augen eine rote Karte da er „letzter Mann“ war. Ob Hauke noch hätte eingreifen können ist Mutmaßung da vorher abgepfiffen wurde.
Zwei Sachen die mir dennoch etwas sauer aufstoßen: unmittelbar vor dem Zupfer wird Eric am Fuß getroffen, dadurch entsteht erst die „verunglückte“ Rückgabe. Hätte dies dann im Zusammenhang mit der dem dadurch entstehenden Zupfer gerne eine Überprüfung gewünscht. Da die rote Karte keine klare Fehlentscheidung ist, weiß ich aber nicht ob ein Eingreifen des VAR regeltechnisch überhaupt möglich ist?
Die zweite Sache ist die Gleichbehandlung der Mannschaften durch den SR. Wenn ich bei Foulspielen den Maßstab so wie bei Eric anlege muss diese Linie ja so das ganze Spiel über gelten. Warum wurde dann der Zupfer im Strafraum beim Abschluss von MPL (um die 30. Minute) nicht mit einem Strafstoß geahndet?
Für mich reichen beide Vergehen (Zupfer von Eric und gegen Matthias) eigentlich nicht für einen Pfiff aus.
Auf der anderen Seite hätte ich den Zweikampf von Arkadiusz unmittelbar vor dem 2:0 als Foul abgepfiffen. Vielleicht ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit.
Etwas schmunzeln musste ich als es dann gegen Ende des Spiels „an der Uhr gedreht“ wurde. Kann mich da im Nachgang des letzten Spiels noch an Unmut über Kölner Exkfahnentänze etc erinnern. (Ich finde Zeitschinden übrigens generell „bescheiden“. Mag sein dass ich da vom Handball verwöhnt bin, rege mich da beim Fußball, auch bei braun-weiß, total drüber auf). Ist für mich einfach ein unsportliches Verhalten (Und das Argument „aber das machen doch Alle“ lasse ich nicht gelten! Wenn alle den rechten Arm heben werde ich das nicht tun!)
Jetzt aber den Blick nach vorne richten. Ich freue mich schon auf Sonntag. Werde da endlich wieder ein Spiel im Stadion sehen und hoffe auf 3 Punkte mit einer schönen braun-weißen Schleife drum.
Forza
Pete