Hamburger SV vs. FC St. Pauli 0:2 – Der Herrscher Hamburgs und der sieben Meere

Hamburger SV vs. FC St. Pauli 0:2 – Der Herrscher Hamburgs und der sieben Meere

Der FC St. Pauli gewinnt nicht nur die Stadtmeisterschaft, nein, er zeigt dem Hamburger SV sportlich klar die Grenzen auf und sorgt dafür, dass Hamburg Braun-Weiß ist.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Was für ein Spiel! Was für ein Abend! Der FC St. Pauli gewinnt das Derby gegen den HSV in überragender Manier und muss sich am Ende sogar den Vorwurf gefallen lassen das Spiel nicht noch höher gewonnen zu haben, so deutlich waren die sportlichen Unterschiede.

Die Aufstellung

Der FC St. Pauli änderte seine Startelf im Vergleich zum 3:3 gegen Borussia Dortmund nicht. Somit startete erneut Adam Dzwigala auf der linken Innenverteidiger-Position, er erhielt den Vorzug vor Lars Ritzka. Donnerstag verpflichtet und einen Tag später (ohne eine Trainingseinheit mit den neuen Kollegen) direkt im Kader stand Angreifer Martijn Kaars. Auch Nick Schmidt stand im Kader und damit zum ersten Mal in seiner Karriere in einem Bundesligaaufgebot. Scott Banks und der verletzte Abdoulie Ceesay fehlten hingegen im Spieltagskader.

Auf Seiten des Hamburger SV gab es ebenfalls keine Wechsel in der Anfangsformation. Das bedeutete, dass Jean-Luc Dompe und Yussuf Poulsen vorerst auf der Bank platznehmen mussten. Auch beim HSV gab es einen erst kürzlich verpflichteten Spieler, der bereits im Kader stand: Innenverteidiger Luka Vuscovic, Leihgabe aus Tottenham und zumindest familiär mit doch recht klarem HSV-Bezug ausgestattet, stand im Aufgebot

Aufstellung beim Spiel Hamburger SV gegen FC St. Pauli HSV: Heuer Fernandes - Omari, Elfadli, Torungarigha - Gocholeishvili, Remberg, Capaldo, Muheim - Sahiti, Königsdörffer, Rössing-Lelesiit FCSP: Vasilj - Wahl, Smith, Dzwigala - Pyrka, Sands, Fujita, Oppie - Hountondji, Sinani, Pereira Lage
Aufstellung beim Spiel Hamburger SV gegen FC St. Pauli HSV: Heuer Fernandes – Omari, Elfadli, Torungarigha – Gocholeishvili, Remberg, Capaldo, Muheim – Sahiti, Königsdörffer, Rössing-Lelesiit FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Dzwigala – Pyrka, Sands, Fujita, Oppie – Hountondji, Sinani, Pereira Lage

Variabilität sorgt für Verunsicherung

Beide Teams starteten auch taktisch wie erwartet in die Partie. Der FC St. Pauli agierte im Pressing ähnlich wie gegen Borussia Dortmund: Bei Ballbesitz des HSV zogen sich die Außenverteidiger nach hinten zurück. Auch Hountondji ließ sich auf seiner rechten Seite fallen und hatte es so eher mit (dem immer wieder in den Sechserraum einrückenden) Muheim zu tun oder Rössing-Lelesiit. Innenverteidiger Torunarigha wurde hingegen immer wieder von James Sands angelaufen.

Der Hamburger SV hatte verschiedene Elemente in der Arbeit gegen den Ball. Bei flachem Abstoß des FC St. Pauli agierte das Team von Trainer Polzin konsequent mannorientiert. Wenn der FCSP den Ball in der Innenverteidigung kontrollierte, ordnete sich das Team in einem 5-2-3 an, seltener in einem 5-4-1. Der FC St. Pauli suchte in dieser Formation Lücken – und fand sie mit zunehmender Spieldauer immer öfter.

FC St. Pauli wackelt nur zu Beginn (ein wenig)

Vorerst aber zurück zum Offensivspiel des HSV, weil dieser in der Anfangsphase etwas druckvoller gewesen ist. Das Heimteam versuchte im Aufbau vor allem die linke Seite zu überladen, rotierte dort viel. Auch Königsdörffer ließ sich immer wieder in diesen Raum fallen. Der FCSP hatte auf dieser Seite anfangs leichte Probleme in der Zuordnung (weil es immer etwas dauerte, bis Sands seinen Gegenspieler anlaufen konnte), agierte aber nicht mann- sondern raumorientiert, sodass die Kompaktheit bewahrt werden konnte. Ob dieser fokussierte Spielaufbau über die linke Seite vom HSV auch so geplant gewesen ist, ließ Merlin Polzin auf der PK nach Abpfiff offen. Deutlich wurde aber, dass ihre Spieleröffnung überhaupt nur über diese Seite einigermaßen klappte – und das auch nur in der Anfangsphase.

Womit wir bei Adam Dzwigala angekommen wären. Der Innenverteidiger holte sich nach nicht einmal zehn Minuten bereits die Gelbe Karte ab, wie auch gegen den BVB also bereits sehr früh in der Partie. Drohte also wieder ein so wackeliger Auftritt wie gegen Dortmund? Hauke Wahl ließ diese frühe Verwarnung jedenfalls komplett kalt, denn „Adam ist jemand, auf den man sich zum 100 Prozent verlassen kann.“ Gesagt, getan – Dzwigala wackelte nicht, er war vielmehr ein wichtiger Baustein einer Defensive des FC St. Pauli, die im gesamten Spiel überhaupt nur fünf HSV-Abschlüsse zugelassen hat.

TOR NACH ECKE!

Und während ich noch auf der Pressetribüne Stichworte eines Absatzes runtertippte, die beschrieben, wie problematisch es ist, dass Dzwigala früh verwarnt wurde, kam die Offensive des FC St. Pauli zum ersten Mal in dieser Partie richtig gefährlich auf, es gab Eckball.
Dieser wurde als Variante ausgespielt. Sinani flankte nicht, sondern spielte Pereira Lage kurz an, der den Ball von der Grundlinie scharf in Richtung Rückraum passte. Eigentlich war der Ball für Eric Smith bestimmt, Dzwigala sollte vermutlich nur blocken. Aber das tat er nicht. Stattdessen hielt er den Fuß rein und sorgte so für die Führung des FC St. Pauli. Ein Tor nach Ecke – darauf musste der FCSP in der Vorsaison bis tief in die Rückrunde warten. Und was für eine schöne Story ist das bitte für Dzwigala?! Der dienstälteste Profi des FC St. Pauli hat sich spätestens mit diesem Treffer in die Geschichtsbücher der Stadtmeisterschaft an prominenter Stelle eingetragen.

Viele Menschen die Ahnung von Fußball haben erklären in den letzten Jahren immer wieder, wie sehr Tore ein Spiel und einen Spielverlauf verändern können. So passiert auch an diesem Freitagabend im Volksparkstadion. Der Treffer veränderte das Spiel extrem. Fortan war der FC St. Pauli klar spielbestimmend. Der HSV zeigte sich beeindruckt und wirkte zunnehmend unsicherer. Weil der FCSP es auch einfach ab dieser 19. Minute richtig, richtig gut ausspielte.

HSV verunsichert, FC St. Pauli öffnet und bespielt Räume

In den Minuten vor dem Treffer hatte der FC St. Pauli Probleme Lücken in der HSV-Defensive zu finden. Das Polzin-Team agierte sehr kompakt, kompakter als es der FCSP erwartete. So zumindest erklärte es Alexander Blessin nach Abpfiff: „Wir haben anfangs gedacht, dass wir mehr vor die Kette spielen können.“ Man ging davon aus, dass der HSV dort mehr Raum lassen würde. Auch Hauke Wahl erklärte: „Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr Räume hinter als vor der letzten Kette des HSV hatten.“ Und als Antwort auf diese nicht vorhandenen Räume vor der letzten HSV-Kette fing der FC St. Pauli an die Räume dahinter zu bespielen.

Auffällig war bereits in den ersten Minuten, dass Andreas Hountondji nahezu konsequent den Raum zwischen Außenverteidiger Muheim und Innenverteidiger Torunarigha besetzte. Genau in diesen Raum spielte der FC St. Pauli nach der Führung immer wieder tiefe Bälle. Das Laufduell zwischen Hountondji und Torunarigha aus der 25. Minute, bei dem (das bestätigte auch der Schiedsrichter nach der Partie) kein Foul des FCSP-Stürmers vorlag, ist ein gutes Beispiel dafür, wie der FC St. Pauli diese Räume bespielte.

Zweiter FCSP-Treffer vor der Pause wäre verdient gewesen

Auch wenn der FC St. Pauli mit diesen tiefen Bällen nicht zum Torerfolg kam: Diese Situationen hinterließen Eindruck beim HSV. Es waren mehr als nur kleine Nadelstiche des FCSP, Situationen, die den Gegner verunsicherten. Das Polzin-Team fiel im Verlauf der ersten Halbzeit nun nämlich oft tiefer mit der letzten Kette. Zu tief. So tief, dass der FCSP dann anfangen konnte die Räume davor zu bespielen. Bis zur Pause waren dann wieder viele Dreiecksbildungen auf den Außenbahnen zu sehen. Einer der beiden Sechser schaltete sich immer mit ein und so stellte der FC St. Pauli den HSV vor Probleme, trat extrem dominant und ballsicher auf. Weil das Team einen guten Mix aus eben jenen Dreiecken und tiefen Bällen fand. Blessin betonte nach Abpfiff, wie wichtig es ist, dass man in dieser Saison das Tempo hat, um vielversprechende tiefe Bälle zu spielen, aber auch die Fähigkeit die Räume davor zu bespielen: „Diese Variabilität hatten wir letzte Saison nicht. Wir können jetzt variabler spielen, können tiefe Bälle spielen, aber den Gegner auch rauslocken.“

Bis zur Pause spielte nur noch der FC St. Pauli. Das Blessin-Team vergab eine Reihe von guten Gelegenheiten auf das 2:0, der HSV wankte bedenklich und sehnte sich nach dem Halbzeitpfiff. Die größte Chance auf den zweiten Treffer gab es wohl in Person von Pereira Lage, der am Ende eines nahezu perfekten Konters (die kamen dann auch noch hinzu) freistehend vor dem Tor den Ball daneben schob (41. Minute). Das Spiel war bis zur FCSP-Führung ausgeglichen, fortan spielte aber nur noch der nun amtierende Stadtmeister. Und der musste sich ärgern zur Pause nicht bereits höher geführt zu haben. Diese Selbstverständlichkeit und die Dominanz, die der FC St. Pauli nicht nur in dieser Phase, sondern über weite Strecken der Partie an den Tag legte – wow!

Hamburg, Deutschland, 29.08.2025, Hamburger SV - FC St. Pauli, Bundesliga Andreas Hountondji (FC St. Pauli) im Laufduell mit Jordan Torunarigha (Hamburger SV). Copyright: Stefan Groenveld
Jordan Torunarigha wird die kommenden Nächte sicher richtig schlecht von den Laufduellen mit Andreas Hountondji träumen. Der FC St. Pauli konnte über Hountondji viel Druck auf den HSV erzeugen. // (c) Stefan Groenveld

Chancenwucher des FC St. Pauli wird fast bestraft

Denn wie schnell sich der Wind drehen kann, zeigte sich dann zu Beginn der zweiten Hälfte. Der HSV kam, wie es auch zu erwarten war, mit extrem viel Energie aus der Pause. Und hätte um ein Haar direkt den Ausgleich erzielt. Der Ausdruck „um ein Haar“ ist sogar fast wörtlich zu nehmen, denn Königsdörffer stand tatsächlich nur um Haaresbreite im Abseits, als ein langer Ball des HSV die komplette Restverteidigung des FC St. Pauli aus den Angeln hob. Die Folge: Der Treffer wurde erst vom VAR zurückgenommen. Vorher war aus der lautesten, schlechtesten Disco Deutschlands die volle Kapelle zu hören – es war nur ein kurzes Fest.

Knifflig war es für den FC St. Pauli aber ein wenig länger. Muheim hatte noch eine gute Freistoß-Gelegenheit. Vasilj parierte den Schuss des HSV-Außenverteidigers in der 53. Minute – es sollte der vorletzte Abschluss des Hamburger SV in dieser Partie gewesen sein. Denn der FC St. Pauli übernahm wieder die Partie, erarbeitete sich durch viele Ballgewinne im Mittelfeldpressing wieder ein Übergewicht (herrje, Fujita und Sands – da gehen mir echt die Superlative aus!). Wenige Minuten später sorgte der FC St. Pauli bereits für die Vorentscheidung.

Hountondji schickt HSV in die Seile, Platzverweis bringt ihn endgültig zu Boden

Denn in der 60. Minute kam Fujita links hinten an den Ball. Der erste Kontakt war unsauber, erst im Nachsetzen eroberte er ihn wieder zurück. Was folgte war nicht die Sicherung des Spielgeräts, sondern ein traumhafter langer Pass durch die Ketten des HSV hindurch auf den in die Tiefe gestarteten Hountondji. Der zog an Heuer Fernandes (der vorher unsicher war, ob er rauskommen soll) vorbei und war eigentlich bereits fast auf der Höhe der Torauslinie – doch irgendwie gelang es ihm den Ball aus diesem extrem spitzen Winkel ins Tor zu schieben. 2:0! Komplette Ekstase im Gästeblock.

So ganz war der Deckel noch nicht drauf. Pereira Lage hätte kurz nach dem zweiten bereits den dritten Treffer erzielen können, doch Königsdörffer kam in der 69. Minute noch zu einem Kopfball, den Vasilj aber festhalten konnte. Der HSV setzte nun alles auf eine Karte: Mit der Einwechslung von Philippe und Stange wurde in der 75. Minute auf eine Viererkette umgestellt – die zwei Minuten später aber nur noch eine Dreierkette war.

Der FC St. Pauli hatte bereits nach dem 2:0 einige gute Kontergelegenheiten. Genau so eine gab es auch in der 77. Minute, als Pereira Lage den Ball über die linke Seite gen HSV-Tor trieb. Gocholeishvili, in der ersten Hälfte bereits wegen Meckerns verwarnt, blieb eigentlich nichts anderes übrig als Pereira Lage abzuräumen. Der Platzverweis war die logische Folge – spätestens in diesem Moment war die Stadtmeisterschaft entschieden. Der Wille und die Energie des HSV war gebrochen.

+++ Unterstützt den MillernTon! +++
Dir gefällt, was Du hier liest?
Du kannst den MillernTon unterstützen. Alle Inhalte auf MillernTon.de sind gratis und das wird auch so bleiben. Aber Du kannst unsere umfassende Berichterstattung rund um den FC St. Pauli untersützen.
Alle Infos dazu:
Hier entlang!
+++ +++

Eine Leistung, die mehr Treffer verdient gehabt hätte

Einen einzigen Vorwurf muss sich der FC St. Pauli in dieser Partie gefallen lassen. Nein, nicht die etwas wackeligen Phasen jeweils zu Beginn der Hälfte (Wahl: „Es ist nicht möglich den Gegner 90 Minuten vom eigenen Tor fernzuhalten.“). Vielmehr hätte der FC St. Pauli, und daran störte sich auch Alexander Blessin nach Abpfiff, noch ein paar Treffer mehr erzielen können (mein Gott, dass ich sowas Schönes mal nach einem Derby in einen Spielbericht schreibe!). Die letzten Minuten – und es waren dank zehnminütiger Nachspielzeit viele – waren schmerzhaft. Für den HSV. Weil der FC St. Pauli das Spiel und damit den Gegner nach Belieben dominierte.

Der FC St. Pauli gewinnt also das Derby. Ein Derby, welches aus sportlicher Sicht lange nicht mehr so einen verdienten Sieger hatte wie an diesem Freitagabend. Sportlich war der FC St. Pauli nie deutlicher die Nummer 1 der Stadt.
Zumindest über Nacht grüßt der FCSP von der Tabellenspitze und darf sich zwar nicht zufrieden zurücklehnen (das würde Blessin aber mal sowas von scheiße finden), jedoch zumindest auf die Schulter klopfen. Für einen gelungenen Saisonstart. Für eine großartige Leistung im Derby. Für die errungene Stadtmeisterschaft.

Immer weiter vor!
// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

42 thoughts on “Hamburger SV vs. FC St. Pauli 0:2 – Der Herrscher Hamburgs und der sieben Meere

  1. Oh man Tim, dass Du diesen Titel aus einer alten Choreo wieder rauskramst ist toll. Und er ist so passend zu diesem Derby

    1. 10 Minuten Nachspielzeit??? Wollte man dem HSV da nochmal eine Chance bieten,die aber ja unser FC dominiert hat,irgendwie passte das zur Leitung des Schiris oder wie ist diese Zeit zu begründen?

      1. nach den offiziellen Berechnungen der Nachspielzeit und ja 10 klingt viel doch alle Unterbrechungen zusammen genommen in denen nicht gespielt werden konnten kommt man locker auf 10 Minuten in der zweiten Halbzeit.

      2. Guck Dich mal um. Die Regeln wurden zu dieser Saison geändert und es gab schon diverse Male solche Nachspielzeiten. Es gab ja auch durchaus mehrere Unterbrechungen, z.B. bei der Abseitsprüfung, deswegen sind 10 Minuten weder ungewöhnlich noch fernliegend.

  2. Hatte was von 2 Spieltag? letzte Saison : Augsburg vs. St.Pauli – Willkommen in der 1.Bundesliga.

    Sowas nennt man wohl Klassen Unterschied, in einem Derby….

    Wow, Geil!

    1. Augschburg war der dritte Spieltag, unser erstes Bundesliga Tor durch Carlo.
      Dann kam Leipzig, das erste gute Spiel am 4. Spieltag. Und dann…..

  3. Was für eine fantastische Leistung!

    Stadtmeister.
    Doppel-Sechs glänzt.
    Keine Verletzten.
    Stürmer Tor.
    Tor nach Standard.

    choo choooooo

  4. Es war ein großartiges Spiel. Vorallem Fujita mit den Dutzenden Ballgewinnen und angefangenen Pässen war ein Unterschiedsspieler. Smith mit vielen starken defensiv Aktionen, Hountondji mit einem Tempo und einer Körperlichleit… Unglaublich stark vom gesamten Team!

  5. Danke Tim, schön das Spiel noch einmal so nett zu betrachten.

    Eine Frage stellt sich mir: Was ist mit Afolayan. Für mich kaum denkbar, dass er bleiben will. Gefreut hat er sich trotzdem sehr. Es ist aber schon die Höchststrafe, dass ein Neuling ohne Traingsteilnahme eingewechselt wird.

    1. Ich meine, es gibt einen ganz offensichtlichen Grund, warum Dapo gestern nicht gespielt hat. Wir waren haushoch überlegen. Eine Situation in der Du definitiv keinen Spieler brauchst, der durch seine Spielweise das gegnerische Stadion nochmal anzündet, als dieses schon mausetot war.

      Aber generell ist die Situation um Dapo keine schöne und eine der wenigen Dinge, die mich bei Blessin stören. Du kannst Spieler, die hintendran stehen, trotzdem wertschätzen. Das passiert bei Dapo in der Öffentlichkeit aber kaum. Ja, die Vorbereitung wurde positiv kommentiert, die Leistung war aber auch kaum zu übersehen. Und auch diese positiven Aussagen wirkten eher überrascht. Ich empfinde die Aussagen von Blessin über Dapo immer in einem negativen Kontext. Auch bereits in der letzten Saison. Es wirkt so, als wäre Dapo weiterhin im Team integriert, aber eben das ungeliebte Stiefkind des Trainers. Das finde ich in der öffentlichen Darstellung einfach schlecht und geht ja offensichtlich auch nicht spurlos am Spieler vorbei. Das Problem ist, dass wir Dapo bzw. die Offensivressource, die er besetzt, im Laufe der Saison noch dringend benötigen. Und ich hoffe, dass Dapo seine emotionale Motivation, die er für seine Spielweise benötigt, dann anders kreieren kann…

      1. Ja, ich kann dir folgen. Auf dem Platz gibt es aber leider auch immer wieder diese Bocklosigkeit, er handelt undiszipliniert und provoziert. Und er trifft auch oft die falschen Entscheidungen. Wenn er einen sehr guten Tag hat, dann ist es ok. Viel mehr aber nicht. Daher kann ich Blessin auch verstehen

      2. Das problem liegt aus meine Sicht eher andersrum Dapo hat öffentlich im Medien ständig gemeckert und auch noch denn Trainer abgefallen und den sein system vergrault.

        Er ist selber schuld dran das er ist wo er ist und ganz ehrlich passt er vielleicht auch nicht im System und wäre ein System mit Ballbesitz Fußball besser behoben.

        1. Ehrlich? Ständig gemeckert? Nicht dass ich es mitbekommen hätte. Er hat es einmal krachen lassen… Und ja, offensichtlich passt er nicht mehr ins System. Es geht mir auch gar nicht darum ob er spielt oder nicht. Es geht mir um die Art und Weise wie die öffentliche Kommunikation von Blessin in Bezug auf den Spieler von statten geht. Gerade weil eine Saison lang ist und wir ihn vermutlich noch brauchen werden…

          1. Danke für die Beiträge zu Dapo.

            Ich finde, der Trainer hat Dapo von Anfang an nicht gemocht. Erinnert euch, dass er Saad und Dapo letzte Saison zu Beginn 3x auf die Bank gesetzt hat.

            Man sollte in seine Körpersprache nicht zu viel hinein interpretieren. Er hat die Klasse, aber unter Blessin wird das nichts.

          2. @Robert: Du möchtest in Dapos Körperhaltung weniger reininterpretieren, interpretierst aber in die anfänglichen Trainerentscheidungen eine Abneigung.

            Ich finde die Causa von außen schwer zu beurteilen. Bei dem objektiv wahrnehmbaren Verhalten sah ich sowohl von Blessin als auch von Dapo Dinge die ich fragwürdig halte, ganz viel ist aber im Bereich der Interpretation und wie es hinter den Kulissen zugeht kann niemand von uns beurteilen. Ich bin ja noch nicht mal beim Training dabei um zu beurteilen, wie sich beide dort verhalten.

            Ich mag Dapo und wünsche es ihm sehr, dass er zu einer guten Zukunft findet, am liebsten bei uns. Mit den Zugängen des Sommers ist das aber schwerer geworden, ich weiß nicht ob es überhaupt noch möglich ist.

  6. Ja ja, ich weiß, es kann keiner mehr hören, weil ich es gestern wirklich jedem ins Ohr drücken musste. Aber es fasst dieses Spiel einfach so gut zusammen:

    Gestern Abend hat ein Bundesligist gegen einem Aufsteiger gewonnen.

    1. zur halbzeit habe ich meinem lieben neffen, er ist anhänger und mitglied der rauten, in einer sms unter anderem geschrieben: hier spielt bundesligist gegen aufsteiger.
      mich erinnerte das spiel gestern an unseren heimspielauftakt letzte saison gegen heidenheim. nich von der leistung von uns als heimteam her. wir waren mit heidenheim auf augenhöhe, anders als der stadtrivale gestern. aber wir haben ne menge lehrgeld als aufsteiger gegen einen bundesligisten bezahlt.

  7. Was für ein Unterschied zum Start letzte Saison.
    Was für Aussichten, wie diese Spielzeit nun laufen könnte.
    Was für eine Entwicklung diese Mannschaft genommen hat.
    Chapeau, Andreas Bornemann und Alexander Blessin!

  8. So einen verdienten Stadtmeister gab es ewig nicht mehr, wie Tim es mit stolzen Fingern in die Geschichtsbücher getippt hat.
    Eine herausragende Team-Leistung mit soviel klasse Einzelspielern. Beeindruckend, wie schnell die Mannschaft zu Beginn der Saison gefestigt ist und fast blind harmoniert. Wie hat das Trainerteam das so gut hingekriegt? Hochachtung! Was sind das für coole Spieler? Die aktuellen und künftigen Bankspieler werden es richtig schwer haben, sich Spielzeiten zu erarbeiten. Für manchen wird es richtig hart und das wird sicher eine Charakterfrage werden.
    Sollte diese Elf unverletzt bleiben, haben wir ganz und gar nichts mit Abstieg zu tun. Von wegen zweites Jahr wird schwierig. Fussballweisheiten werden dank dieser Mannschaft umgeschrieben werden müssen.
    Wenn dieses Niveau gehalten wird, spielt hier eine Mannschaft, die unter den ersten Zehn landen wird. Dreams, they are my reality….

  9. Eins mal vorneweg: STADTMEISTER!!!!!!

    Sehr souverän gespielt auch wenn es an den Anfängen der Halbzeiten etwas geruckelt hat. Das sah vom Fernseher aus sehr nach Fußball aus.

    Aber ich muß da auch ein ganz klein wenig Wasser in den Wein schütten.
    Unsere Jungs hätten mindestens drei, wenn nicht vier Tore machen müssen bei der Überlegenheit und vor allem bei den Chancen. Aber (und das wird auch Alex Blessin freuen) das bedeutet, es ist noch Luft nach oben. Und ich behaupte mal, daß Martijn Kaars, wenn er denn erst ein paar Mal mit dem Team trainiert hat, unsere Offensive noch besser macht. Das Ding von MPL hätte er wahrscheinlich nicht liegenlassen…

    Ansonsten würde ich sagen, ab gestern Abend zwei Wochen Dauergrinsen und dann sehen wir, was der dritte Spieltag bringt…

    Forza!

    P.S. War es eigentlich im Stadion wirklich so ruhig nach dem 0:2 (also auf Seiten des Vorstadtvereins)? Imm TV hat man nur unseren Block gehört…

  10. Was für ein schöner Abend, danke Tim für die tolle Zusammenfassung. Als ich am Nachmittag noch den Fanmarsch der Vorstädter Richtung Mordor kurz misstrauisch beäugt habe hatte ich eigentlich schon ein gutes Gefühl, denn wie heißt es so schön: Hochmut kommt vor dem Fall…Ich verstehe auch diese Mode mit den Bucket Hat’s so überhaupt nicht, aber egal.
    Was ich richtig cool fand war die Einwechselung von Martijn Kaars ohne nur eine gemeinsame Trainingseinheit mit dem neuen Team. Das hat Alex Blessin in der Anschluß PK auch hervorragend kommentiert. Ach, und der „Kollege vom Millernton“ heißt Tim und unser Klub ist zwar nicht der 1. FC St.Pauli werter Pressechef vom HSV, aber die eins steht für unserer aktuellen Tabellenplatz und für die Nr.1 in der Stadt. Das hat er wohl in der PK vorm Spiel schon geahnt. 😉 So, so schön, ich bin beseelt…

  11. „herrje, Fujita und Sands – da gehen mir echt die Superlative aus!“

    Ja! Vor allem mag ich auch die etwas unauffälligere Arbeit die Sands verrichtet – was für großartige 6er, bestimmt kein Spaß gegen die zu spielen.

  12. Adam Dzwigala spielt für mich eine herausragende Rolle in dieser Mannschaft, erst Recht dann, wenn er irgendwann wieder völlig klaglos auf der Bank Platz nehmen wird, nur um dann, wenn er gebraucht wird, seinen Job genau so zu erledigen, wie man es sich nur wünschen kann. Und das, seit er bei uns ist.
    Ich wünsche ihm dafür mehr Anerkennung

    1. Moin Öli,
      Ich stimme Dir voll zu. Solch Spielertypen gibt es selten bis gar nicht mehr im Fussball.
      Die Anerkennung wird er sich im Spielerverbund bekommen. Und auch der Verein weiss dies zu schätzen.

  13. Hountondji!

    Nach zwei Testspielen war ich extrem kritisch, ob das für die Liga reicht, was zeigt, wie wenig Ahnung ich habe.

    Dampfwalze mit Turboantrieb.

    Der wird auch nicht langsamer, wenn er zwei ausgewachsene Verteidiger, die an seinem Trikot hängen, hinter sich her schleift. Hat was von Asterix und Obelix, die sich einen Weg durch eine römische Legion pferchen.

  14. Zu „lange hat das Derby keinen so verdienten Sieger mehr“: Das kommt sicherlich auf die Definition von „lange“ an.

    Die letzten 1-2 Saisons in der 2. Liga fand ich es auch sehr auf Augenhöhe. Davor gab es eine Zeit, in der die Rauten durch Geld schon individuell erheblich bessere Spieler verpflichtet haben, unser magischer FC leider zu Recht nur der Außenseiter war und schmerzhafterweise manche Niederlage verdient war.

    Aber: Die Zeiten haben sich in den letzten Jahren halt wirklich gedreht und das durch ein hervorragendes Gesamtpaket. Ja, die Neuverpflichtungen des FC St. Pauli sind individuell wieder sehr vielversprechend _und_ gleichzeitig zeigt sich aber auch wie nun bereits letzten Jahre, dass wir hervorragend als Team agieren. Das Zusammenspiel da gestern wieder auf dem Platz zu sehen war eine wahre Freude. Und gleichzeitig sieht man auch noch Luft nach oben, da geht noch mehr. Immer weiter vor!

  15. eigentlich sollte aus der sehr guten mannschaftsleistung von gestern kein spieler hervorgehoben werden. ich möchte es aber trotzdem tun und adam zum wiederholten male auf’s podest heben. was der junge auf den platz bringt, finde ich bemerkenswert. die zuverlässigkeit in person, auch, wenn er nicht spielt. letzte saison war er ja der torschützenkönig der vorbereitung und hat auch im pokal in halle genetzt. da dachte ich schon, daß er in der liga auch treffen wird. nun hat er sich seinen ersten bundesligatreffer für die bestmögliche gelegenheit aufgehoben. wie sehr ich mich mit ihm freue, kann ich gar nich beschreiben! dazu noch die frühe gelbe und wie souverän er das bis zu seiner auswechslung runtergespielt hat… beeindruckend! daß er bisher in der polnischen nationalmannschaft noch kein spiel gemacht hat, verstehe ich nich. aber was nich is, kann ja noch werden.
    danke für den geilen abend, gestern abend, ihr jungs in braun!
    sport frei!

  16. Früher hat man mit Glück, einer Einzelleistung oder Situationen Qualität mal ein Derby gewonnen.
    Dieses Mal hochverdient individuell u n d mannschaftlich Extraklasse!
    Und von denen, die auf der Bank saßen, hätten auch einige in der Startelf stehen können.
    Außerdem: viele Tore geschossen, Kontertor, Standardtor, Kopfballtor, zu Null gespielt, Auswärtssieg, Spiel gedreht – alles in 2 Spielen!
    Da hat der Derbyflu h gar keine Chance.😉

  17. Derbysieger, Derbysieger, hey.
    Aber können wir bitte bei aller berechtigten Freude auch noch mal über die unfassbar schlechte Leistung von Christian Dingert sprechen bitte. Das ging schon mit der unberechtigten, weil viel zu harten gelben Karte gegen Dzwigala los. Dann die permanenten falschen Zweikampfbeurteilungen zugunsten der Rauten (und später gegen uns), die sich bei jedem Lufthauch vom Gegenspieler auf dem Rasen wälzen mussten, als wären sie gerade wiederholt vom Blitz getroffen worden. Das war doch eine klare Strategie. Als Schiedsrichter kann ich das am Anfang ja gerne mal pfeifen. Aber spätestens nach dem vierten bis fünften Mal muss ich doch sehen, dass da ganz viel Fallenlassenwollen aka Schauspielerei am Werk ist. Wie bei Frankfurt oder Düsseldorf in finsteren 2. Liga Zeiten. Heimschiedsrichter ist hier wohl mehr als angebracht. Über den Pfiff gegen Hountondji brauchen wir da gar nicht sprechen. Das darf dir als Schiedsrichter auf diesem Niveau einfach nicht passieren. VAR gibt es ja nicht erst seit gestern. Dafür hat Herr Dingert sich immerhin halbwegs entschuldigt. Hinterher. Mir hat dieser Mann mit seinen undurchsichtigen Entscheidungen zwischendurch wirklich etwas die Freude am tollen Spiel unserer Boys in Brown verdorben. Dass die DFL hier keinen besseren (nicht Zwayer!) geschickt hat halt schon Fehleinschätzung was so ein Spiel betrifft.
    So, damit ist mein Ärger raus. Und im Rückspiel bei uns am Millerntor schiessen wir den H$V dann so richtig aus dem Stadion raus. So wie sie es gestern schon verdient gehabt hätten…

    1. …gerade wollte ich mich daran machen und mal in die Runde fragen, wie es zu so einem Totalausfall in Gelb kommen kann.
      Danke, dass Du mir das Wesentliche vorweggenommen hast. Aber Maik: Deine Meinung möchte ich wirklich dazu auch nochmal hören.

  18. am besten fand ich die Halbzeitanalyse von HSV Costa….der hat Premier League in seinem Büro geschaut. anders war diese Analyse nicht zu erklären.

    Team Adam…

    1. Danke! ich dachte auch erst, ich habe mich verhört. positiv bleiben und so in an allen Ehren, aber ein völliges Ausblenden der Realität wirkt dann doch Weltfremd und Scheuklappenesque

  19. Anmerken würde ich gerne, dass von all den Trainern der Vorstädter, Polzin schon einer der sympathischeren und respektvolleren ist. Und auf Deine Fragen Tim, auch durchaus sachlich kompetent geantwortet hat. Ich frage mich, wie lange er dann noch im Amt ist.

    1. Sehe ich alles ebenfalls so.

      Nach der Vorbereitung fragte ich mich bereits, ob er die erste Entlassung der Saison werden kann. Dann kam der Auftakt und es sah besser aus, aber so wie die Rauten von uns ihre Grenzen aufgezeigt bekamen, wird er nach den Bayern bald mal einen Sieg präsentieren können, ansonsten ist Polzin beim Rückspiel nicht mehr der Trainer.

    2. Nach Bayern kommen Heidenheim und Union. Wenn man da nicht Fortschritte zeigt, ein paar Punkte holt, wär ich nicht überrascht, wenn man ihm noch das Mainz-Spiel gibt und dann zur Länderspielpause ihn entlässt. Kann nicht beurteilen, wie kompetent er ist, sympathisch ist er definitiv, und sicher auch nicht der Hauptschuldige, insofern tät man denk ich gut daran, an Polzin festzuhalten, so wie Kiel es mit Rapp gemacht hat. Aber wenn die sich nicht komplett geändert haben, wird das nicht passieren. Im Zweifel gehen die Pfiffe los, wenn man gegen Heidenheim ähnlich auftritt

Comments are closed.