„Ein Vollstrecker, kein Verwalter“

„Ein Vollstrecker, kein Verwalter“

Wie gut passt Martijn Kaars zum FC St. Pauli? Das Global Soccer Network, Alexander Blessin und der Neuzugang selbst geben Auskunft.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Nein, eine Trainingseinheit hatte Martijn Kaars noch nicht mit seinem neuen Team, ehe er bereits zu seinem ersten Einsatz für den FC St. Pauli kam. Und das dann auch gleich noch beim Derby. Dort konnte man schon ein wenig erahnen, welchen Wert der neue FCSP-Stürmer für das Team haben kann. Darüber klärte im Anschluss auch Alexander Blessin auf – und zusammen mit dem Global Soccer Network möchten wir noch einen etwas genaueren Blick auf die Fähigkeiten des Neuzugangs werfen.

Positionsprofil: Pressingstürmer

Laut Global Soccer Network ist Martijn Kaars „primär zentraler Stürmer (Typ Pressingstürmer).“ Er arbeite am liebsten an der Abseitslinie, sucht Tiefenläufe hinter die Kette und initiiert das vordere Anlaufen. Einsetzbar sei er sowohl als einzige Spitze in einem 3-4-3 oder als Teil einer Doppelspitze, wenn ein physischer Wandspieler neben ihm steht.
Alexander Blessin ergänzt sogar noch eine Position: „Martijn kann sogar auf der Zehn spielen, kann sich fallenlassen.“ Er könne auch auf der Außenposition spielen, doch primär „sehe ich ihn als zweiten Stürmer“, so der FCSP-Cheftrainer.

Stärken, Entwicklungsfelder & Spielstil

76 Spiele absolvierte Martijn Kaars seit Beginn der Saison 23/24, satte 44 Treffer erzielte er in dieser Zeit. Zum einen zeigen 76 Einsätze, dass Kaars nur selten verletzungsbedingt fehlt. Viel wichtiger aber: Der 26-jährige ist ziemlich gut in der Kernkompetenz eines Stürmers, dem Toreschießen. Das Global Soccer Network zählt die Abschlussfähigkeit zu den großen Stärken („Kaars ist ein zentraler Vollstrecker mit nachgewiesener Abschlussqualität“). Zudem sei er jemand, der Spielsituationen gut lesen könne, GSN zählt seine Antizipation ebenfalls zu seinen Stärken. Auch Blessin erklärt, dass Kaars ein smarter Spieler ist: Sein Anlaufverhalten sei „sehr intelligent“, zudem zeige er oft „clevere Tiefenläufe“.

Zwar waren es nur wenige Minuten, doch Martijn Kaars zeigte bereits im Rahmen der Stadtmeisterschaft eine seiner wichtigsten Qualitäten: Er ist ein schneller Spieler, sowohl im Kopf als auch mit den Beinen. Dabei ist es nicht zwingend die Endgeschwindigkeit, sondern laut GSN die Beschleunigung, die es ihm ermöglicht sich vom Gegner abzusetzen. In der Vorsaison setzte er als Stürmer Maßstäbe, die man sonst nur von einem gewissen Tim Kleindienst kennt: Er zog in der 2. Liga die meisten intensiven Läufe und Sprints aller Spieler an. Damit befindet er sich zwischen Mathias Pereira Lage, Danel Sinani und Andreas Hountondji in sehr guter Gesellschaft. Seine Laufstärke wird dem FC St. Pauli sowohl mit, aber vor allem gegen den Ball enorm weiterhelfen.

Luft nach oben gibt es bei Martijn Kaars aber auf jeden Fall auch noch, sonst wäre er aufgrund seiner Abschlussqualität und Laufstärke ganz sicher nicht beim FC St. Pauli gelandet. Kaars kann zwar auch auf der Zehn spielen und ist für Zweitligaverhältnisse technisch ansprechend versiert. In der Bundesliga dürfte das Kombinationsspiel jedoch eine Herausforderung für ihn werden, er ist laut Global Soccer Network in Sachen erster Kontakt und allgemein im Passspiel, besonders unter Druck, nicht immer ganz sauber. Da er aber viele gute Tiefenläufe zieht, ist die Spielweise, die ihm auf dem Platz am meisten entgegenkommt recht eindeutig: „Sein Profil zielt weniger auf kombinatives Festmachen, sondern auf Abschlussqualität nach schnellen, vertikalen Angriffen.“

Hamburg, Deutschland, 29.08.2025, Hamburger SV - FC St. Pauli, Bundesliga Kaum neu beim FC St. Pauli, schon im einsatz: Martijn Kaars wurde bei der Partie gegen den Hamburger SV eingewechselt. Copyright: Stefan Groenveld
Kaum neu beim FC St. Pauli, schon im Einsatz: Martijn Kaars wurde bei der Partie gegen den Hamburger SV eingewechselt. // (c) Stefan Groenveld

Wie gut passt Kaars zum FC St. Pauli und in die Bundesliga?

Laut Global Soccer Network sei Martijn Kaars ein Spieler, den „ein vertikal denkendes Team auf der letzten Linie braucht.“ Er bringe „Laufbereitschaft in die Tiefe, Abschluss aus einem Kontakt und ein ausgeprägtes Gefühl für zweite Bälle, sei ein Vollstrecker, kein Verwalter.“ Die Analyse von GSN betont zudem, dass „seine Intensität im Anlaufen und die Bereitschaft, Wege ohne Ball zu gehen“ gut zu Teams mit aggressiver, pressingorientierter Spielanlage passe.

Dem FC St. Pauli werde Kaars offensiv beim Umschalt- und Flankenspiel weiterhelfen. Wenn es gegen tieferstehende Mannschaften geht, dann könne er dem Team aber nicht ganz so gut helfen, so GSN. Sollte ihm „der Feinschliff beim ersten Kontakt und bei Ablagen gelingen“, dann könne er konstant zweistellige Scorer liefern. Doch selbst ohne die Weiterentwicklung sei er laut GSN „eine profilklare Rotations-Spitze mit verlässlichem Abschluss und hohem Arbeitspensum.“ Sein aktueller GSN-Index liegt bei 63,03 (leicht unterdurchschnittlicher Bundesligaspieler) – dieser kann potenziell auf 65,27 ansteigen (Bundesliga-Durchschnitt).

Und Martijn Kaars selbst? Der wirkte nach dem Derbysieg in der Mixed Zone nicht nur aufgrund des Ergebnisses und seines Debüts sehr zufrieden: „Es war ein Ziel und ein Traum von mir in die Bundesliga zu wechseln, hier spielen zu können. Ich musste warten auf den richtigen Plan, den richtigen Verein und ich glaube St. Pauli passt echt perfekt zu mir. Die Leute hier haben mich alle überzeugt, dass das der perfekte nächste Schritt ist. Ich bin sehr, sehr glücklich.“
Angesprochen auf das noch fehlende Training beim FC St. Pauli war er sich ziemlich sicher, wie das zukünftige Zusammenspiel mit den neuen Teamkollegen nach gemeinsamen Trainingseinheiten aussehen wird: „Es wird nur besser.“ Beim FCSP freut man sich darauf!
// Tim

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13 thoughts on “„Ein Vollstrecker, kein Verwalter“

  1. Moin,
    Das klingt doch mal nach einem sehr interessanten Spieler, der sehr gut ins System passt!
    Die Frage die ich mir stelle, an wessen stelle er spielen soll, da ja die Mannschaft aktuell richtig gut abliefert.
    Hountondji kann man aktuell ja nicht rausnehmen(gibt es da vielleicht eine Kaufoption? Wenn der so weiter liefert spricht ja alles dafür, dass er die 10 Mio Marktwert diese Saison erreicht)
    Und was wird dann aus Ceesay? Wird der dann überhaupt noch Spielzeit bekommen (können)?
    Ich sehe da keine Möglichkeit alle Spieler in der Startelf unterzubringen.
    Ist das einfach die neue Qualität bei unserem magischen FC, das wir in der Breite quasi ohne Qualitätsverlust wechseln können?
    Ich wünsche allen Derbysiegern(wie geil war das bitte???!!!!) noch einen schönen Sonntag:)

    P.S. Vielen Dank für eure geile Arbeit und ich kann die kommende Redax kaum erwarten:)
    Vielleicht gibt es ja eine XXL-Derby-Redax?;)

    1. Was man bei Hountondji und Ceesay noch beachten muss ist das im Dezember noch der AFCON ansteht, ohne Kaars würde man dann ohne Stürmer dastehen. Alleine aus dem Gesichtspunkt musste noch etwas passieren.

      1. Nicht ganz, Gambia hat sich nicht qualifiziert, insofern ist Ceesay nicht dabei. Benin ist in seiner Geschichte einmal nicht in der Gruppenphase ausgeschieden, da gings bis ins Viertelfinale. Das erste Gruppenspiel ist nach dem letzten Bundesligaspieltag im Dezember, das letzte Viertelfinale, von dem es eine recht große Überraschung wäre, wenn Benin es erreicht, wäre am Wochenende des ersten Bundesligaspieltags im Januar. Also selbst, wenn man ihn früher gehen lässt und eine Pause gibt, verpasst er maximal zwei Spiele (und hatte keine zwei Wochen frei). Ist natürlich ein Bonus, dass man da jetzt vermutlich gar keine Sorgen haben muss, aber das Turnier liegt dieses Mal (ich glaube zum ersten Mal?) nicht so, dass es großartig den Europäischen Vereinsfußball beeinflusst

        1. mit Ceesay hast du natürlich absolut recht, da habe ich extra nachgeschaut welche Länder sich für den afcon qualifiziert haben, und gucke dann in die Liste der Länder welche den Qualifier gespielt haben. Manchmal ist Sonntag 10 Uhr wie Montags um 7.

          Danke für die Korrektur.

          1. Haha, passiert, ich ging auch länger davon aus, bis ichs irgendwann mal nachgeschaut hab. An Ceesay lags nicht, der hat in der Quali getroffen (war glaub ich eins der wenigen Tore bei seinem Wechsel, zu dem es gescheites Bildmaterial gab).
            Hast natürlich recht, dass die Offensive zu dünn war, und der AFCON ist vllt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Jetzt ist man, wenn alle fit bleiben, in einer sehr komfortablen Position und kann Hountondji dann vermutlich sogar erstmal schonen (off-topic, aber was ein sympathischer Typ, der dann eigentlich jetzt nach zwei Spielen mit drei Toren dastehen würde)

  2. Danke Tim, wie immer sehr gut aufbereitet. Man konnte schon am Freitagabend sehen, was GSN wiedergibt. Eine sehr interessante Ergänzung mit etwas anderem Profil als bereits vorhanden.
    Und vor allem fackelt er nicht lange vor dem Tor.
    Borne, Blessin & Oke haben alles richtig gemacht,
    Wir stehen vor einer sehr interessanten Saison für alle mit diesem Spieler – & Trainerkader !
    Immer weiter vor & Forza

  3. Danke für die Analyse.
    Er müsste doch in Magdeburg voll im Training gestanden haben oder? Mir ist aufgefallen, dass er bei seinem Kurzeinsatz gegen die Vorstadt immer wieder sich auf die Knie abstützte nach Aktionen und es so wirkte als wenn ihm die Luft fehlt.
    Oder bewerte ich das über?

    1. Er hat diese Woche training abgebrochen aus Maßnahme weil er sich nicht verletzen möchte so vielleicht war das doch etwas kleines und war es deswegen.

      Und das Tempo ist ja schön anders bei uns denn beim 1FCM

  4. Für mich war nach allen Testspielen klar ,außer Drochtersen Assel,wo teilweise nur 2Stammspieler auf dem Platz waren,das wir besser als letztes Jahr starten werden..Borne hat Super Arbeit geleistet.Und da kommt noch viel mehr raus,als bisher gezeigt..Wenn wir nicht viele Verletzte haben,sehe ich eine gute Saison ,ohne Zittern bis zum letzten Spieltag..Forza Super Pauli

  5. meines erachtens nach, wird der kader gerade mit weitblick zusammengestellt. und zwar im hinblick auf die europapokal saison 26/27. da werden wir dann einen quantitativ und vor allem qualitativ hochwertigen kader brauchen… 😉
    aber mal im ernst: zu welchem verein paßt ein spielertyp, wie kaars einer ist denn nicht? und wenn seine größte schwäche, zitat: „…er ist laut Global Soccer Network in Sachen erster Kontakt und allgemein im Passspiel, besonders unter Druck, nicht immer ganz sauber.“ „nicht immer ganz sauber“ könnte man auch als nicht ganz so große stärke, denn als schwäche lesen…
    martijn, ich schrieb es bereits, ist der punkt auf dem „I“ bei fc st pauliiiii.

  6. Moin,

    auch wenn ich die Arbeit von Blessin sehr schätze, verstehe ich nicht wieso man so einen Wechsel im Derby bringen kann. ich gehe davon aus, dass alle Jungs heiß sind zu spielen. Man will Konkurrenzkampf und Trainingsleistung sehen, aber dann wechselt man jemanden ein der nicht mal trainiert hat? Was ist das für ein Zeichen an die Reserve? Macht euch keine Hoffnung, bei mir spielt der größte Name?

    Außerdem schmälert man doch seine eigene Arbeit. Ich sehe, dass der FCSP ein klares Konzept hat, wie Fussball gespielt werden soll? Woher soll ein neuer Spieler ohne Mannschaftstraining dieses kennen. Ich halte das für eine erhebliche Fehlentscheidung und hoffe, dass diese für die Kabine keine Folgen hat.

    ansonsten Forza

      1. Die PK sowie Statements sind mir bekannt und sie bestärken meine Aussage. Der Trainer legt schon vor dem ersten Training fest „wie wichtig“ dieser Spieler für uns sein wird.

        Ich will hier klar betonen, dass ich nicht das Gegenteil behaupte. Ich finde nur, man soll seine Einsatzzeiten innerhalb der Mannschaft durch Leistung rechtfertigen. Und wie wichtig ein Spieler sein wird, stellt sich immer erst im Laufe der Saison heraus. Afolayan wird das sicherlich nicht gefallen haben, soweit wage ich mich auch mal aus der Distanz hervor.

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