Trotz des Unentschiedens ist der 13. Spieltag ergebnistechnisch für den FC St. Pauli einer zum Vergessen gewesen. Umso wichtiger sind die letzten beiden Spiele des Jahres.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Neeeeeinnnn, ich bin nicht aufgeregt. Höchstens ein bisschen angespannt. Sind halt zwei Spiele gegen direkte Konkurrenten, aber sicher noch keine Endspiele. Gut, vielleicht fühlt es sich ein bisschen so an. Und ganz vielleicht sind es auch ein bisschen so etwas wie Endspiele. Vor allem für den Kopf, denn die Tabelle könnte je nachdem, wie die Spiele verlaufen, entweder viel besser aussehen, als sie es jetzt tut – oder eben ziemlich bescheiden. So muss ich vor diesen beiden Spielen feststellen: Ganz vielleicht sind die ersten Worte dieses Absatzes gelogen…
FC St. Pauli in besserer Form, die Gegner aber auch
Dabei gibt es durchaus Grund zu vorsichtigem Optimismus. Denn der FC St. Pauli zeigte zuletzt eine ansteigende Form. Zwar sollten vor allem die letzten Ergebnisse nicht überbewertet werden, aber es gab definitiv schon schlechtere Phasen in dieser Saison. Phasen, in denen der FCSP einen Schritt weiter weg war davon, um Punkte in der Liga mitzuspielen. Das klingt hart, aber rückblickend betrachtet, muss das schon so festgestellt werden.
Kommen die Spiele gegen den 1. FC Heidenheim und den 1. FSV Mainz 05 also genau zur richtigen Zeit in der Saison? Das nun auch wieder nicht, was es umso aufregender macht. Denn Heidenheim gewann die letzten beiden Spiele, jeweils durch Treffer in der Nachspielzeit. Das Team von Trainer Frank Schmidt zog dadurch am FC St. Pauli vorbei. Vor zwei Wochen sah es noch so aus, als wenn der FCSP an diesem Samstag die Chance haben könnte, den Vorsprung auf Heidenheim zu vergrößern. Nun geht es hingegen darum, nicht selbst abgehängt zu werden.
So in Form wie der 1. FC Heidenheim ist der 1. FSV Mainz nicht. Im Gegenteil: Das Team ist seit dem 4. Spieltag sieglos, holte in dieser Phase nur zwei Zähler. Aber die Rahmenbedingungen haben sich dort geändert. Letzte Woche musste Bo Henriksen den Posten als Cheftrainer räumen. Der hoch angesehene Urs Fischer übernahm. Berücksichtigt man die Qualität, die in diesem Mainzer Kader steckt und die nachgewiesenen Fähigkeiten von Fischer als jemand, der wankende Teams defensiv stabilisieren kann (Mainz hat in dieser Liga-Saison noch nie die Null halten können), dann könnte man auf die Idee kommen, dass das am 21. Dezember in Mainz alles andere als ein Spaziergang für den FC St. Pauli wird.
Prekäre Tabellensituation
Reden wir also nicht um den heißen Brei herum: Für den FC St. Pauli stehen zwei extrem wichtige Spiele an. Besonders das vergangene Wochenende hat die Wichtigkeit dieser Spiele noch einmal unterstrichen. Denn die Teams auf den Tabellenplätzen 13 bis 16 haben ihre Spiele gewonnen, der FC St. Pauli also trotz Punktgewinn in Köln zwei Zähler auf die direkte Konkurrenz verloren. Nun empfängt der Tabellen-17. den Tabellen-16. – mehr Abstiegskampf geht kaum. Und auch, wenn es niemand so kommen sehen will, so muss nochmal deutlich gemacht werden: Wenn der FC St. Pauli diese Partie verliert, liegt unter dem Weihnachtsbaum ein Abstiegsplatz, dann wird auf einem Abstiegsplatz überwintert. Da hat ja nun wirklich niemand Bock drauf.
Sollte der FC St. Pauli nicht gegen Heidenheim gewinnen, dann trifft in der Woche darauf der Tabellen-17. auf den Tabellen-18., bei einem Sieg wäre es Platz 16 gegen Platz 18. So oder so, auch das ist Abstiegskampf pur. An dieser Stelle möchte ich gerne einmal einen Ausblick wagen: Am 34. Spieltag trifft Heidenheim auf Mainz.
Abstiegsplatz als Weihnachtsgeschenk?
Sollte der FC St. Pauli beide Partien verlieren, dann wird sicher auf Platz 18 überwintert. Mit einem Abstand zum rettenden Ufer, der bereits zwei Siege betragen könnte.
Nun muss man also kein Mathe-Leistungskurs belegt haben, man muss noch nicht einmal mit dem Begriff „Sechs-Punkte-Spiel“ etwas anfangen können, um anhand der letzten beiden Absätze genau zu verstehen: Für den FC St. Pauli wären besonders in den nun anstehenden Partien Punkte extrem wichtig.
Endspiele? Kann der FC St. Pauli!
Nun denn, der bisherige Text hat sicher bei vielen dazu geführt, dass der Puls gestiegen ist. Anspannung ist gut. Was noch fehlt, ist Mut. Den gibt es jetzt. Die Chance auf Punkte dürfte in nur wenigen Spielen in dieser Saison größer sein als in den Spielen gegen Heidenheim und Mainz. Trotz nur einem Punkt aus den letzten zehn Ligaspielen gibt es gute Gründe mutig und zuversichtlich zu sein. Es hilft ein Blick in die Ereignisse der Vorsaison:
- Der FC St. Pauli empfängt am 12. Spieltag Holstein Kiel zum Duell zweier klarer Abstiegskandidaten, hat bis dahin noch keinen einzigen Treffer am Millerntor erzielt – und gewinnt 3:1.
- Der FC St. Pauli fährt nach der Niederlage in Bochum schwer angeknockt nach Heidenheim – und gewinnt dort 2:0.
- Der FC St. Pauli verliert vier Spiele in Serie (ohne eigenen Treffer), holt dann einen Punkt in Wolfsburg und empfängt dann am Millerntor den damals noch direkten Konkurrenten Hoffenheim – und gewinnt 1:0.
- Der FC St. Pauli fährt am 29. Spieltag nach Kiel und es ist vorher klar: Wenn dort gewonnen wird, dann ist die Tür zum Klassenerhalt sehr, sehr, sehr weit offen – und gewinnt dort 2:1.
Wenn der FC St. Pauli in der Vorsaison eines bewiesen hat, dann dass das Team gut mit diesem Druck umgehen kann. Als es im Verlauf der Saison zu den „Sechs-Punkte-Spielen“ kam, war das Team fast immer da. Ab dem 4. Spieltag trat der FC St. Pauli bis zum Klassenerhalt achtmal gegen Teams an, die auf Platz 13 oder niedriger positioniert waren. Die Bilanz: Sechs Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage – der FCSP kann Endspiele.
Die Situation ist ernst, keine Frage. Das Tief ist tiefer, als es in der letzten Saison jemals der Fall gewesen ist. In der Vorsaison war die Bedrohung eines Abstiegs meist eher theoretischer Natur, der FC St. Pauli konnte den Kopf jedes Mal noch rechtzeitig aus der Schlinge ziehen. Nun ist die Situation etwas anders, die Tabellensituation ist prekärer für den FCSP, das Szenario Abstieg viel greifbarer. Was aber nicht bedeutet, dass der FC St. Pauli nun auch die „Endspiele“ verliert. Ein Mutmacher ist, dass genau diese Spiele in der Vorsaison zu den großen Stärken zählten. Nun ist es an der Zeit, das wieder unter Beweis zu stellen.
// Tim
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PULS!
Gaaanz so eng sehe ich die Situation (noch) nicht.
Ich denke wir schleppen uns jetzt bis zur Winterpause um dann die notwendigen, reinigenden Schritte zu unternehmen wie Dapo abzugeben😢 und offene Positionen zu klären (Smith?, Ahlstrand…) und ev. Neuzugänge zu integrieren.
DANN spielen wir eine excellente Rückrunde mit mind. 40 Punkten und denken nur noch an die Kack-Hinrunde weil sie uns knapp an den internationalen Plätzen vorbei schrammeln lässt.
Holen wir noch bis Weihnachten 6 Punkte, spielen wir nächstes Jahr international, das werde ich jedenfalls in Euer offenes Micro auf dem Wintermarkt sprechen…
Sollten weniger als 3 Punkte aus den Spielen herausspringen, muss in der Winterpause ein neuer Trainer gesucht und gefunden werden, am besten einer, der in die zweite Liga mitgehen soll. Alles andere wäre unseriös.
Vier Punkte aus den zwei Spielen sind das absolute Minimum für eine weiteren Verbleib von Blessin. In Liga 1 zu sein, ist eine Chance, die nicht leichtfertig vertan werden sollte. Mit Blessin abzusteigen, wie Oke es zur Beruhigung einer aufkommenden Trainer-Diskussion als Möglichkeit in den Raum gestellt hat, würde zu ähnlich langen Zweitliga-Jahren führen wie bei uns schon mal, Hannover, Schalke, Hertha oder schlimmer (Bielefeld, Braunschweig, Kaiserslautern, 1860). Gehen die zwei Endspiele verloren, gibt es bestimmt einen Plan B(ornemann). Dass er zur Winterpause einen Trainer entlassen kann, hat er ja schon mit einigem Erfolg bewiesen. Lieber wäre mir schon, wir holen die vier Punkte und halten mit Blessin die Klasse – auch wenn er offenbar die Gelegenheit mit einem Kader nach seinen Vorstellungen, auch bessere Ergebnisse einzufahren, nicht genutzt hat.
Lässt das Präsidium überhaupt eine Entlassung zu oder wird dann eher an Blessin festgehalten und Bornemann geht, weil er nicht hinter der Entscheidung stünde?
Puh, das ist jetzt aber schon wirklich sehr wilde Spekulation, oder?
Weder wissen wir, ob wir so wenig Punkte holen werden, noch, ob Bornemann in dem Fall wirklich eine Entlassung befürworten würde oder aber das Präsidium oder vielleicht sogar umgekehrt oder vielleicht auch weder noch… wie soll man darauf vernünftig antworten?