Tschüss, Marco Knoop!

Tschüss, Marco Knoop!

Mit Marco Knoop folgt der Torwarttrainer des FC St. Pauli jetzt seinem bisherigen Chef, Fabian Hürzeler, nach Brighton. Ein großer Verlust.
(Titelbild: FC St. Pauli)

Wie der FC St. Pauli soeben bekannt gab, wurde der erst kürzlich verlängerte Vertrag mit Marco Knoop „auf Wunsch des Torwarttrainers im gegenseitigen Einvernehmen“ aufgelöst. Auch wenn es dort noch nicht steht, wechselt also auch Marco Knoop zu Brighton & Hove Albion. Ich würde nicht so weit gehen, laut zu sagen, dass mich dieser Wechsel härter trifft als der Weggang von Hürzeler und Hartel, aber leise gedacht hab ich es schon, als die ersten Gerüchte dazu aufkamen.

Torwarttraining auf ein neues Level gehoben

Wir schreiben das Jahr 2022. Nachdem die Torwartposition beim FC St. Pauli in schöner Regelmäßigkeit gute Typen (Heerwagen, Himmelmann, Tschauner) hervorbrachte, diese aber mit zunehmender Verweildauer das Wort Strafraumbeherrschung aus ihrem Wortschatz strichen und auch sonst in der Entwicklung des Torwartspiels eher stagnierten, findet ein Wechsel auf der Position des Torwarttrainers statt.

Wer sich seitdem ein Training an der Kollaustraße angesehen hat, wird festgestellt haben, dass dies mit den Trainingsmethoden im Torwarttraining zuvor nichts mehr gemein hatte. Es war farbenfroh, es war laut, es war unterhaltsam – und die Torhüter wurden allesamt und ständig auf viele unterschiedliche Arten und Weisen gefordert.

Die Entwicklung von Nikola Vasilj von einem guten Torhüter zu einem der besten der Liga, inklusive seiner hervorgehobenen Stellung im Spielaufbau und mit dem Ball am Fuß allgemein, dürfte genau damit verbunden sein.

Ebenso wurde oft genug betont, wie wichtig Marco Knoop auch in vielen anderen Bereichen war, beispielsweise bei der Erarbeitung von Standard-Situationen. Hier war er für die Defensive zuständig – und die Anzahl der „Gegentore nach Ecken“ ist in dieser Zeit signifikant zurückgegangen.
All dies und noch vieles mehr hat Knoop auch bei uns im Januar 2023 im Podcast erzählt – und alleine, wenn man sich das Feuer und die Begeisterung anhört, mit der er da über seine Arbeit sprach, kann man erahnen, was für ein Verlust dieser Wechsel für den FCSP bedeutet.

Der nächste, logische Schritt

Knoop, der nach seiner Spielerkarriere einige Stationen als Torwarttrainer im Jugendbereich des VfL Bochum, RaBa Leipzig und beim BVB durchlief, wechselte 2017 zu Fenerbahçe nach Istanbul und später zum FC Nordsjælland nach Dänemark, ehe er 2022 zum FC St. Pauli kam. Die Premier League ist aktuell die Königsklasse des Profifußballs – und für jemanden, der in seiner Laufbahn schon so herumgekommen ist, ist das offensichtlich der nächste logische Schritt, wenn einem diese Chance angeboten wird.

Selbstverständlich sollte der Fußballromantiker in mir erzürnt sein. Erst am 21. Mai 2024 wurde der Vertrag zwischen Knoop und dem FCSP verlängert, inklusive den in solchen Fällen blumigen Statements aller Beteiligten. Auch der bereits geäußerte Vorwurf an Hürzeler „Jetzt wildert der auch noch bei uns!“ mag auf emotionaler Ebene verständlich sein.

Allerdings hat sich mein innerer Fußballromantiker schon im Sommer 2000 mit dem Wechsel von Carsten Wehlmann zum HSV heroisch in ein Samuraischwert gestürzt und mit derlei naiven Sichtweisen auf das Profibusiness abgeschlossen. Verträge sind bekanntlich dazu da, um bestenfalls Ablösesummen zu garantieren oder (bei sportlichem Misserfolg) eine Abfindung errechnen zu können.
Wer jetzt laut „Verräter“ schreit, sollte dann auch ganz genau drauf schauen, wie wir denn die Position des Cheftrainers und die des Torwarttrainers neu besetzt haben und besetzen werden. Auch Alexander Blessin hatte in Belgien ja noch einen gültigen Vertrag.

Neue Chance, neue Erfahrungen

Und dann wäre da noch Brighton Hove & Albion. Die aktuelle Nummer 1 dort ist Bart Verbruggen, 21 Jahre alt und aktuell eines der größten Torwarttalente weltweit. Zu Bestaunen auch im Tor der Niederlande bei der EM. Die sportliche Herausforderung ist also gegeben, verübeln kann ich Marco Knoop diese Entscheidung wahrlich nicht.

Oder, wie er es selbst formuliert:

„Der FC St. Pauli hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Ideen für ein modernes Torwart-Training und -Spiel auch im deutschen Profi-Fußball umzusetzen. Nach zwei sehr emotionalen und erfolgreichen Jahren in Hamburg möchte ich nun eine neue Chance ergreifen und neue Erfahrungen sammeln. Ich danke der Torwartgruppe für ihre Aufgeschlossenheit und den Einsatz sowie dem gesamten Verein, den Verantwortlichen und den Fans für die gemeinsame Zeit und wünsche St. Pauli nur das Beste.“

Marco Knoop zu seiner Vertragsauflösung

Es ist ja nicht unüblich, dass Trainer ihr Trainerteam mitnehmen. Wahlweise in Gänze oder in Teilen. Co-Trainer Peter Németh wird bekanntlich nicht mit auf die Insel wechseln, zumindest ein Teil des erfolgreichen Trios wird also auch Teil zukünftiger Erfolge sein.

Ich persönlich danke jedenfalls Marco Knoop für seine Zeit beim FC St. Pauli, in der er das Torwartspiel bei uns durch sein Training und seine positive Besessenheit auf ein neues Level gehoben hat. Viel Erfolg in Brighton.

Forza St. Pauli!
// Maik

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12 thoughts on “Tschüss, Marco Knoop!

  1. Verschmerzen ließ sich der Hürzeler-Abgang anfangs dank des Gedanken: Aber der Rest der Teams bleibt ja bei uns.
    Nun gut, das war wohl nichts, deswegen fühl ich wohl ähnlich wie Du, Maik.

    Danke, Marco!

    Ich habe aber direkt ein Pflaster zur Hand:
    Was Bornemann – vermutlich – mit dem Cheftrainer gelungen ist, wird ihm auch (wieder) mit dem Torwarttrainer gelingen. Freuen wir uns also darauf, absehbar einen neuen Trainer für diese Position begrüßen zu dürfen, der uns mit seiner Kompetenz begeistert!

    FORZA!

  2. Arbeitet ihr bereits an einer analogen TW-Trainer-Hotlist :D? Aus der Ferne wirkt Marco Kostmann von Augsburg wie ein guter Griff. Der hat ja St. Pauli-Erfahrung und hat den Kollegen Ortega sehr weit pushen können in Bielefeld.

  3. Hallo Maik, ersteinmal: Danke für deine tolle Berichterstattung in allen Bereichen und danke auch, dass du immer noch ein gutes Wort für alle Unannehmlichkeiten findest. Chapeau!
    Aber trotz allem möchte ich heute einmal sagen, dass dieser ganze Wechselkram den Aufstieg ganz schön klein gemacht hat!
    Aber ich hoffe, dass wir das irgendwie mit ganz viel Optimismus wegstecken und freue mich auf die nächste Saison!
    Danke an Alle vom Millernton!

  4. Auch von mir ein großes Dankeschön an dich Maik. Mal wieder hast du es auf den Punkt gebracht, beziehungsweise meinem Empfinden entsprechend.

    Es ist wirklich schön zu sehen, was das Trainerteam in den letzten beiden Saisons bei unserem Team entwickelt hat. Vielen Dank also auch an Marco Knoop und viel Erfolg bei den weiteren Stationen.

    Trotz der Statements der Trainer, werden die beiden einen Platz in meinem brauweißem Herzen behalten.

    1. marco kostmann!? oha. mit dieser spielervergangenheit!? offizieller mitarbeiter im ministerium für staatssicherheit…
      daß er schonmal bei uns war, hab ich gar nicht mitbekommen. sonst hätte ich mich damals schon mächtig echauffiert.

  5. Bei dem letzten Ü 50-Treffen an der Kollau kam ich mit Marco ins Gespräch und er hat mir eine Menge erzählt über seinen Tag an der Kollau, sein Verständnis von Training und am Ende hat er mir am Boden die Taktik unseres FCSP erklärt. Ich bin sicher, daß er unserem Team nichts schuldig geblieben ist und er hat sich diese Chance redlich verdient. Was zu selten zur Sprache kommt ist, dass man in diesem Job kein Privatleben hat, von der Familie getrennt lebt und sich absolut verausgaben muss um überhaupt für so einen Job in Frage zu kommen. Diese Männer streben immer nach dem Maximum und das finden sie momentan (noch) eher in Brighton als am Millerntor. Für mich als Amateurtrainer war diese Stunde mit Marco absolut inspirierend, mir wurde aber klar, dass ich selbst nicht bereit wäre soviel zu opfern. Ich kann mir vorstellen, dass sein Nachfolger ähnlich ambitioniert sein wird. Ich wünsche Marco nur das Beste und vor allem viel Erfolg!

  6. Hmmm … wer ist denn Torwarttrainer bei Brighton Hove & Albion. Derjenige dürfte sich doch eventuell nach was Neuem umschauen 😉

    Und wenn man sich die Personalie Knoop anschaut, dann stellt sich hier auch die Frage ob die Verpflichtung von Herrn Blessin nicht die Frage auch auf ähnliche Weise lösen könnte.

    Aber auch wenn all dies natürlich einfach nur eine wilde Spekulation ist … ich denke auch das Andreas Bornemann da einen adäquaten Ersatz zu uns holen wird!

    Forza

  7. Verstehe ich das richtig, dass man, wenn man den Vertrag „in beiderseitigem Einvernehmen“ auflöst, darauf verzichtet, mit seinem künftigen Verein eine Ablösesumme auszuhandeln?

    1. Da der zukünftige Verein in der Mitteilung noch nicht mal erwähnt wird: Ja.
      Ohne Vertrag, keine Verhandlungsmasse.

      Allerdings dürfte das wahlweise schon Absprache-Bestandteil beim Hürzeler Wechsel gewesen sein und/oder da finanziell sich alle in Bereichen unter den Pyrostrafen des DFB abspielen.

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