Unangenehme Gäste

Unangenehme Gäste

FC St. Pauli – 1. FC Köln 3:5

Heidemaria! So sieht ein Ergebnis aus, wenn zwei Mannschaften durchgehend und unabhängig vom aktuellen Spielstand auf Sieg setzen und alles nach vorne feuern. Kann klappen, muss es sogar. Schließlich lagen wir 2:0 vorne.

Bei herrlichem Sommerwetter konnte ich vor und nach dem Spiel in der Sonne stehen und Übersteiger verkaufen. Dabei fielen die vielen Gästefarben auf, die rund ums Stadion zu sehen waren. Ich bin ein ausdrücklicher Fan von einer großen und stimmungsvollen Fanszene, die bei uns im Stadion zu Gast ist. Sofern Sie pubertäres Mackertum vermissen lässt. Das war nicht immer der Fall, doch trotzdem gibt es unangenehmere Gäste.

Unangenehm ist ein gutes Stichwort für die Kölner Mannschaft. Die starteten vorne nämlich mit nur einem Stürmer in Form von Terodde, doch waren die vier Mittelfeldspieler direkt dahinter eigentlich kaum als solche zu bezeichnen. Unsere (improvisierte) Innenverteidigung mit Knoll und Ziereis stand immer wieder vor dem Problem, dass wahlweise Schaub, der starke Drexler oder Guirassy aus dem Mittelfeld in die Spitze stießen und somit beide dicht stellte. Das könnte nicht weiter problematisch sein, wenn die Einzelduelle dann eben gewonnen werden. Mit Knoll hat der unangenehm zu spielende Terodde eigentlich den perfekten Gegenpart und konnte tatsächlich bis zu seinem Tor nicht viel in Erscheinung treten. Das galt leider weniger für die anderen Kölner Offensivkräfte. Unabhängig vom Spielstand kamen die Kölner, häufig über Drexler, Schaub oder Clemens, wiederholt durch die Mitte (!) zu Großchancen. Das lag unter anderem daran, dass Flum zwar auf der Sechs agierte, doch jedwede Manndeckung nicht seine Premiumaufgabe zu sein scheint. Das schnelle Spiel der Kölner war bei dem Problem ebenfalls nicht lösungsorientiert. In Minute 15 fragte ich doch tatsächlich bei meinem Nachbarn nach, wieso die Kölner denn Hector auf der Sechs spielen lassen und ihn damit seiner Stärken auf der Außenbahn berauben. 75 Minuten später hielt ich dann die Fresse.

Nach einer Heimniederlage mit 5 Gegentoren nach den gut gelaufenen Dingen zu schauen, ist nicht einfach. Ein paar Punkte habe ich dennoch:

  • Wir haben eine Offensive! Ja genau, richtig gelesen. Die Anzahl der rausgespielten Chancen passen in keine Zusammenfassung. Mit Mats und Sobota links und rechts (tauschten diese Seiten auch gerne) sowie Dudziak in der Mitte, konnte doch einiges an Gefahr entwickelt werden. Insbesondere Dudziak war in Halbzeit 1 die unlösbare Variable für die Kölner. Buchtmann ging in gewohnter Art und Weise als Nachrücker in die Lücken. Die Tore sind zwar eher Fehler in der Kölner Hintermannschaft, doch trotzdem ist es auffällig, wie viel besser vorne agiert wird als in der letzten Saison.
  • Wir haben einen Stürmer! Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber als Henk den ersten Versuch direkt versenkte, habe ich schon mal durchgerechnet, wie viele Buden der dieses Jahr noch macht (30!). Zwar wäre es schön, wenn er seine Größe mal nutzt und in Kopfballduelle oder in Richtung Ball geht, aber das ist gegen Sobiech ja auch nicht immer einfach.
  • Der Affenfelsen funktioniert besser als gedacht. Nachdem in der ersten Halbzeit kolossal schlechte kurze Ecken ausgeführt wurden, griff die Mannschaft in Halbzeit zwei auf die Affenfelsentaktik zurück. Im Ergebnis war jede Ecke brandgefährlich. Leider eben auch für uns. Das 2:4 nach eigener Ecke ist nicht mal gut von den Kölnern gespielt, sondern einfach nur schlecht verteidigt.

Nun stehen wir mit 6/12 Punkten als Bilanz nach vier Spielen da. Jegliche Diskussion über Mittelmäßigkeit verbietet sich (noch). Schließlich ist der Stichprobenumfang viel zu klein. Union und Köln können außerdem nicht grad als die Gurkenblinden der Liga bezeichnet werden. Trotzdem zeigten die beiden letzten Spiele, dass wir eben bisher nicht auf einem Niveau mit den Nicht-Gurkenblinden sind. Mal schauen wo wir stehen nachdem Henk seine weiteren 30 Saisontore gemacht hat.

Nach dem Spiel ging es dann auf die Demo, die klugerweise vor dem Stadion direkt nach Abpfiff eine Kundgebung hatte und somit 25.000 potenzielle Teilnehmer anspricht. Wer seinen Arsch noch nicht hochgekriegt hat; spätestens am 29.09.2018 wird es dann Zeit. We´ll come united!

Zu guter Letzt noch ein Ausblick auf das Derby. Die Karten waren gestern in Rekordzeit vergriffen und der erwartete Zusammenbruch vom Onlineshop blieb aus. Sicherlich kann das Vorgehen kritisiert werden, dass ein einzelner Sitzplatz ausgewählt werden musste, obwohl das für die meisten völlig irrelevant ist, da nachträglich zusammenhängende Plätze mit einer Gruppe gewählt werden können. Nach Berichten führte das bei vielen zur Warteschleife, weil eben mehrere gleichzeitig irgendeinen(=denselben) Platz ausgewählt hatten. In puncto Kommunikation und Transparenz kann man mit dem Kartencenter allerdings zufrieden sein.

Einige Anhänger der Raute sind dagegen wohl erst zufrieden, wenn die Forderung „100 ihr vs. 100 wir“ erfüllt wird. Zwar haben auch wir in unseren Reihen Nachfrager für ein solches Angebot, doch trotzdem bleibt festzuhalten; je näher das Derby kommt, desto auffälliger und unschöner werden auch die Aussagen auf Tags und Stickern der anderen Seite. Mal schauen, wohin der Niveaulimbo noch führt.

//flippa

Sonstige Berichte:
Stefan Groenveld-Blog (siehe auch wunderschönes Titelbild): Schnell erzählt…
Magischer FC: Ihr seid alle heimliche Altbiertrinker
halblinksgegengerade: Achterbahn im Millerntor
BeebleBlox: Stetig wechselnde Gefühlslage

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One thought on “Unangenehme Gäste

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