Wild Things

Wild Things

Die Gerüchteküche brodelt rund um den FC St. Pauli. Soll sie unbedingt. Das ist nämlich ein Zeichen für gute Arbeit, kommentiert Tim.
(Titelbild: Stefan Groenveld)

„DONE DEAL“, „RUMOUR“, „IN TALKS“, „OF INTEREST“, „ON THE RADAR“ sind die Worte, die in den letzten Tagen und Stunden zuverlässig in den Sozialen, sowie den Print- und Online-Medien rund um den FC St. Pauli zu lesen sind. Und ehrlich gesagt kommt man manchmal nicht mehr ganz mit bei all den „CONCRETE INTERESTS“. Ob wir wollen oder nicht: Daran müssen wir uns beim FCSP gewöhnen. Und auch daran, dass Personen gegen unseren Willen den Verein verlassen werden. So läuft das Geschäft.

Sind das nun alles die Vorboten des Teufels, die sich da langsam aber sicher aufmachen, um den FC St. Pauli in der harten Realität namens Bundesliga willkommen zu heißen? Nein, da gibt es noch viel schlimmere Auswüchse. Aber der inzwischen alltägliche Wahnsinn rund um Transfergerüchte, ist für viele ein Teil dessen, was sie am Profigeschäft verabscheuen. Das Interesse am FC St. Pauli hat mit dem Aufstieg in die Bundesliga enorm zugelegt. Sowohl national als auch international kommen Medien (und solche, die es gerne wären) mit immer neuen „DETAILS ON POSSIBLE TRANSFER“ um die Ecke.

Wer interessiert sich nicht für Fabian Hürzeler?

Wichtigste Regel in diesem – man kann es nicht anders nennen – Zirkus, der sich da gerade rund um das Millerntor aufbaut und nicht vorhat zu verschwinden, ehe man die Bundesliga wieder verlassen hat: Ruhe bewahren. Oft, viel zu oft, ist das „‚ON THE RADAR“ nicht viel mehr als eine Selbstverständlichkeit. Oder was würdet ihr sagen, wie scheiße die Arbeit in der Scouting-Abteilung des FCSP gemacht wird, wenn Yusuf Kabadayi (immerhin für Schalke Doppeltorschütze gegen den FCSP) nicht „OF INTEREST“ wäre. Natürlich ist er interessant. Wie sicherlich noch 400 andere Offensivspieler. Gleiches gilt umgekehrt für Eric Smith und Elias Saad. Oder was für einen Scheiß-Job würdet ihr einem europäischen Top-Club attestieren, wenn dieser nicht den Namen Fabian Hürzeler „ON THE RADAR“ hätte?

Bei all dem Wahnsinn rund um mögliche Transfers darf nicht vergessen werden, dass es viele Player gibt, die ein großes Interesse daran haben, dass möglichst viele Namen rumgeistern. Ein Spieler ist beim FC St. Pauli in der „POLE POSITION“, so wurde kürzlich berichtet? Ohne den Wahrheitsgehalt zu kennen: Was meint ihr, wie andere interessierte Vereine diese Berichterstattung finden? Was meint ihr, wie sehr der Druck bei ihnen steigt und damit die Verhandlungsposition schlechter wird? Und was glaubt ihr, wie doof ein Artikel mit der Schlagzeile „FC St. Pauli an Verpflichtung DIESES Stürmers interessiert“ klickt? Die Verzahnung zwischen Berateragenturen und Medien ist an vielen Stellen bedenklich. Weil beide Seiten davon profitieren, wenn möglichst viele Gerüchte unterwegs sind. Der Wahrheitsgehalt ist dabei oft zweitrangig.

Zurück zum FC St. Pauli: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Dichte an Gerüchten weiter zunimmt. Das Schlimmste: Das Transferfenster ist noch fast drei Monate offen. Der FCSP selbst sagt auf Anfragen nur, dass Gerüchte nicht kommentiert werden. Für Klarheit könnte in den Fällen immer die vermeintlich umworbene Person selbst sorgen. Das hat zuletzt ehrlich gesagt nicht so gut geklappt. Eine Beruhigung der Lage ist also nicht abzusehen.

FC St. Pauli hält die Zügel in der Hand

Aber nein, die Situation mit den ganzen Gerüchten ist für den FC St. Pauli alles andere als beschissen. Viel schlimmer wäre es doch, wenn niemand vom FCSP irgendwo anders „ON THE RADAR“ ist. Es ist gar nicht so lange her, da hatte man am Millerntor einen unfassbar aufgeblähten Kader, weil man die Spieler nicht losgeworden ist. Starkes Interesse gibt es nämlich meist nur im Erfolgsfall. Und wenn man diesen Erfolg noch mit guter Planung vereinigt hat, dann kann man sich das wilde Treiben eigentlich recht entspannt anschauen.

Entspannt deshalb, weil ein über Jahre erfolgreicher Verein in den meisten Fällen viel weniger von Einzelpersonen anhängig ist, als man glauben mag. Entspannt deshalb, weil Transfers Teil des Geschäfts sind und wenn man in diesem Geschäft gut vorgearbeitet hat, dann kann man im Fall der Fälle eben auch einen Batzen Geld verdienen. Entsprechend ist es innen aktuell sicher ganz harte Arbeit, um die Situation zu überblicken. Aber von außen kann man sich als Fan des FC St. Pauli eher zurücklehnen und dem Zirkus zuschauen. Dompteur des wilden Treibens ist nämlich gerade zumeist der Verein höchstpersönlich. Und der hat diesen Job in den letzten Jahren ziemlich gut gemacht.
// Tim

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16 thoughts on “Wild Things

  1. Danke für die Einordnung.
    Die Push-Mitteilung von transfermarkt.de das Hürzeler „of intrest bei Brighton ist hat mich doch in meinem „Sommerpause-Schlaf“ aufgestöbert.

    Gut das es da dann ab und an Millernton-Beruhigungs-News gibt.
    Und auch sonst so…
    Danke für eure Arbeit!

    1. Danke Tim für die Einordnung, doch scheint es bei Hürzeler jetzt wohl doch mehr als ein Gerücht zu sein. Sky und auch das Abendblatt berichten von Einigung zwischen ihm und Brighton. Klar wird das monetär dann wohl sehr üppig ausgeglichen, was für den Verein natürlich super ist und uns einige neue Möglichkeiten auf den Transfermarkt eröffnen.

      Aber wenn es jetzt dazu kommt wie es wohl kommt, muss ich das erst mal verdauen. Das ist schon ein sehr fetter So-ist-das-Geschäft-Faustschlag in die Fresse. Was habe ich mich gefreut und war gespannt wie Fabi die Erstligakonkurrenz analysiert und seziert. Und das dann schön mit Dir Tim auf den PKs bespricht. 😉

      Nun gut, so lange uns jetzt nicht auch noch Bornemann abgekauft wird… wird schon alles werden. Spieler kommen, Trainer gehen, nur St.Pauli bleibt bestehen!!

  2. In Borne I trust!
    Das ist alles, was für mich zählt.
    Ok, neben der Tatsache, dass ich leider einen Teil meines Herzens an einen Leihspieler verloren habe, der leider zurück in den Wald muss, wogegen wohl selbst Borne nix machen kann…

  3. Cool Tim – 100 % – ig meine Wahrnehmung.
    Außerdem sollte auch beim letzten talentierten jungen & ambitionierten Spieler angekommen sein, dass am Millerntor der eigene Marktwert kontinuierlich gesteigert werden kann.
    Daher: Gerüchte kommen und gehen, an einigen wird bestimmt etwas Wahres dran sein !

  4. Schade, dass du mit dem klugen Artikel einige meiner Illusionen zerstört hast. Ich hatte ernsthaft gehofft, dass der FCSP einige Spieler/Trainer an mehrere Vereine gleichzeitig verkaufen könnten, also doppelten bis dreifachen Mehrwert erwirtschaften.

  5. Also ich habe gehört, dass Kroos noch ein Jahr dranhängt und uns im Mittelfeld unterstützt, Messi sind zu viele Kubaner in Miami und will auch zu uns, schrieb jedenfalls kürzlich die Miami Post. Und laut der Sun will Klopp unbedingt zur Rückrunde Hürzeler beerben.
    Ich mag das Sommerloch…

  6. Wie schon Miraculix in „Asterix bei den. Olympischen Spielen“ sagte: „Gerüchte muss man in Butter schmoren, nur so behalten sie ihren typischen Geschmack“

  7. Wenn der gewöhnlich gut informierte Millernton diesen Artikel um alle Passagen, welche die Seagulls betreffen, kürzt, wird das aber schon mehr als ein Gerücht sein. Reisende soll man nicht aufhalten.

    1. Das Abendblatt ist meistens auch sehr gut informiert und schreibt, dass sich Hürzeler und Brighton bereits einig sind. Das Kapitel ist also eigentlich durch. Jetzt gehts nur noch um die Ablöse und den Nachfolger..

      Aber das ist ja vielleicht auch eine Chance: ein Trainer der nicht ständig mit einem Wechsel liebäugelt, mit dem man auch auf 2-3 Jahre planen kann hat ja auch seine Vorteile. Viel länger als die kommende Saison wäre Hürzeler ja eh nicht geblieben. Zudem würde ein Wechsel einige Millionen (einem Premier League Team traue ich auch zu da zweistellig zu werden) in die Kasse spülen, die natürlich extrem helfen beim Projekt Nichtabstieg.

  8. Mein Respekt vor Borni wird immer groesser. Hat monatelang Fabian niedergerungen, damit er keine Ausstiegsklausel bekommt.

    Hatte wohl schon geahnt, dass er im Sommer weg sein wird. Also gibts wenigstens ne fette Abloese….

  9. Leider scheint die Brightonsache nicht nur ein Gerücht zu sein. Das ist alles schon ziemlich ernüchternd. Zwei wesentliche Faktoren des Aufstiegs werden wohl weg sein. Schon Hartel als laufstarker und offensiv bester Spieler ist weg. Jetzt dann wahrscheinlich auch noch der taktisch sehr gute Trainer, auch wenn es Schmerzensgeld gibt. Das ist dann eben der Unterschied zu Mannschaften wie Heidenheim, die Trainer und Leistungsträger halten konnten. Das wird sehr schwer werden, ernsthaft um den Klassenerhalt zu spielen.
    Vielleicht ist es ja wirklich Fussball romantik. Aber ist es denn wirklich kein Reiz, nach 1, 5 Jahren Trainertätigkeit im Profifußball mit der Aufstiegsmannschaft Bundesliga zu spielen. Es fragt nicht Real Madrid, sondern ein mittelmäßiger Premier League Verein.

  10. mir kam zu ohren, daß roberto de zerbi gerade frei geworden ist. falls uns fabian hürzeler tatsächlich verlassen sollte, wäre der doch eine option. den könnte man von der zu erwartenden ablöse bezahlen…

    1. Naja, dem könnte man von der zu erwartenden Ablöse wohl mal gerade so 6 Monate Gehalt zahlen.. Ich persönlich mag ja auch den Eichner aus Karlsruhe.

  11. Es gibt noch mehr gute Trainer mit Potenzial auf dieser Welt. Tatsache ist, dass sich bisher niemand geäußert hat. Das Abendblatt ist nun auch nicht gerade als St Pauli freundlich bekannt. Und wenn es sich am Ende als Unwahr herausstellt wird es unseren Trainer trotzdem beschädigen. Ein klares Statement wäre vonnöten.

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