Der Stürmer des FC St. Pauli wechselt leihweise bis Saisonende nach Ungarn zu Debreceni VSC. Zudem verliert der FCSP ein großes Talent an den FC Bayern München.
(Titelfoto: Peter Boehmer)
Als der FC St. Pauli im Dezember 2022 Maurides als neuen Stürmer vorstellte, war die Stürmer-Diskussion omnipräsent beim FCSP. Der Club wollte sich besonders in Sachen Lufthoheit nochmal anders aufstellen in vorderster Reihe. Was liegt da näher, als den damals kopfballstärksten Angreifer der polnischen Ekstraklasa zu verpflichten? Doch so vielversprechend dieser Transfer zu Beginn auch schien, aktuell deutet alles darauf hin, dass er am Ende als Missverständnis in die Club-Historie eingehen wird. Aber der Reihe nach.
Maurides sollte Lücke im Angriff des FC St. Pauli füllen
Maurides kam zum FC St. Pauli, als gerade ein junger Trainer namens Fabian Hürzeler den Cheftrainerposten übernahm. Der Werdegang ist bekannt: Unter der Leitung von Hürzeler gelangen zum Start zehn Siege in Serie. Und daran war Maurides alles andere als unbeteiligt. Besonders sein Auftritt in der zweiten Halbzeit in Magdeburg dürfte vielen in Erinnerung geblieben sein, als der FC St. Pauli auch dank seiner Wucht einen Rückstand noch in ein 2:1 drehen konnte. Maurides schien dem FCSP genau das geben zu können, was man sich von ihm erhoffte.
Doch so positiv ging es leider nicht weiter: Ende März zog sich Maurides im Training eine Meniskusverletzung zu, die ihn für den Rest der Saison außer Gefecht setzte. Womöglich auch deshalb, weil bereits im Sommer absehbar war, dass Maurides auch noch bis tief in den Herbst 2023 hinein aufgrund dieser Verletzung nicht wird spielen können, wurde Andreas Albers verpflichtet. Nach seiner Rückkehr im Dezember 2023 kam Maurides noch auf sieben Kurzeinsätze in der 2. Liga bis zum Rest der Saison.
Lange Verletzung, danach kaum noch auf dem Platz
So lange wie damals in Magdeburg kam Maurides in der Liga nicht mehr für den FC St. Pauli zum Einsatz. Im Pokal hingegen schon: Im Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf stand Maurides eine gute Stunde auf dem Platz. Und hatte am Ende die große Chance, seinen ersten und bisher einzigen Pflichtspiel-Treffer für den FC St. Pauli zu erzielen (auch wenn dieser in keiner Statistik aufgetaucht wäre): Doch sein Elfmeter wurde gehalten und wenig später jubelte Fortuna Düsseldorf ausgelassen.
Für Maurides ging danach eine stete Pendelei los: Dreimal stand er noch für den FC St. Pauli in der Saison 23/24 auf dem Rasen. Mehrmals stand er aber auch gar nicht im Kader. Am Ende feierte er aber trotzdem – und das völlig zu Recht – ausgelassen den Aufstieg in die Bundesliga. Ohnehin hat Maurides oft den Eindruck erweckt, er tue dem Team mit seiner Ausgelassenheit gut, sorge für Abwechslung.

Mit Handicap in die Sommervorbereitung
Womöglich etwas zu ausgelassen war dann aber die Sommerpause. Dem Vernehmen nach erschien Maurides mit einigem Übergewicht kurz vor Beginn der Sommervorbereitung beim FC St. Pauli, durfte dann auch nicht mit ins Trainingslager. Die Worte von Sportchef Andreas Bornemann waren an Deutlichkeit kaum zu überbieten, wie die MOPO Ende Juli berichtete: „Die Situation ist bekannt“, sagte Andreas Bornemann. „Wir waren aller erstaunt, mit welcher Nicht-Verfassung er aus dem Sommer zurückgekommen ist.“ Es sei schon so, dass es mal vorgekommen ist, dass ein Spieler mit ein paar Kilo zu viel am Start ist „oder die Geschichten von Ailton und so, die ihre Sommerpause mal ein bisschen ausgedehnt haben. Wir haben auch ein bisschen geflachst, es wäre besser gewesen, er wäre zwei Tage später beim Training erschienen, aber dafür in einer besseren Verfassung. Aber die hat er nicht“.
Diese Situation im Sommer 2024 dürfte später als eine Art Sargnagel in der Beziehung zwischen Club und Spieler benannt werden. Es war damals davon auszugehen, dass Maurides beim FC St. Pauli keinen Fuß mehr auf den Rasen bekommen würde. Doch ganz so deutlich war es nicht: Maurides kämpfte sich wieder an den Kader heran und stand für den FCSP beim Heimspiel gegen Werder Bremen kurz auf dem Platz. Es ist sein vorerst letzter Einsatz für den FCSP gewesen. Bis Saisonende wird er nun in Ungarn für den Debreceni VSC auf Torejagd gehen.
Es ist Maurides zu wünschen, dass er bei dieser Leihe endlich regelmäßig spielen kann. Zwar erscheint es aktuell nicht realistisch, dass er sich beim FC St. Pauli nochmal durchsetzen wird, doch das bedeutet ja nicht, dass Maurides nicht noch woanders ein paar Jahre erfolgreichen Fußball auf hohem Niveau spielen kann. Er selbst erklärt zum Leihgeschäft: „Bislang konnte ich beim FC St. Pauli nicht das zeigen, was ich mir vorgenommen hatte. Ich bin hundertprozentig von meinen Fähigkeiten überzeugt und sehr motiviert. In Ungarn möchte ich wieder auf dem Platz stehen und mich für weitere Aufgaben empfehlen.“
Für alle Beteiligten ist zu hoffen, dass Maurides in Ungarn sein sportliches Glück (wieder)findet.
Julien Yanda wechselt zum FC Bayern München
Ob beim Wechsel von Julien Yanda zum FC Bayern München auch alle Beteiligten so zufrieden sind, darf durchaus bezweifelt werden. Der 17-jährige Nachwuchsspieler kam bereits 2017 von Barmbek-Uhlenhorst zum FC St. Pauli, durchlief die Jugendteams des Clubs. In den letzten Monaten hatte seine Entwicklung dann einiges an Tempo aufgenommen. Bereits in der Rückrunde der Vorsaison war Yanda, mit damals 16 Jahren, in der U19 des FC St. Pauli zum Einsatz gekommen. In dieser Saison trainierte Yanda auch regelmäßig bei den Profis mit und stand bei der Partie gegen Borussia Mönchengladbach im Spieltagskader.
Nun geht der Weg von Julien Yanda aber beim FC Bayern München weiter. Markus Weinzierl (ja, der ehemalige S04-Trainer), sportlicher Leiter des FCB-Campus, erklärte zur Verpflichtung des Außenbahnspielers: „Wir glauben an sein weiteres Entwicklungspotential und freuen uns sehr, dass er gemeinsam mit uns den Übergang in den Männerfußball angehen will.“
Julien Yanda unterschrieb bei den Bayern einen Vertrag bis 2028. Für das NLZ des FC St. Pauli ist das sicher ein herber Verlust, über die Ablösemodalitäten vereinbarten beide Clubs Stillschweigen.
// Tim
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Maurides weine ich ehrlichweise keine Träne nach. Irgendwo Schade, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Der Fall Yanda zeigt mal wieder, dass es immer noch die Phantasien gibt, dass die Ausnahme Florian Wirtz hier jetzt bei Bayern wiederholbar ist. Nur das im Gegensatz zu Wirtz, der nur die Flussseite gewechselt hat und sonst in seinem intakten Umfeld geblieben ist, mal wieder ein Junge in eine andere Stadt hunderte Kilometer weit weg wechselt. Mal sehen, vielleicht hat er dann auch wie Tom Rothe nach 3 Jahren dann drei bis vier Klubs gesehen. Die Bayern oder Dortmund schicken die Jungs dann durch die Mühle, ich empfinde Wanner und Krätzig ebenfalls als mahnende Beispiele. Leihe abgebrochen, nächstes Team bitte. Klar die sind talentiert nur am Ende kauft der Klub aus München dann einen Spieler der schon über Jahre bei Chrystal Palace Leistung gebracht hat und konsequent bei einem Verein gespielt hat 😉 Wenigstens kommen die Jungs in dieser wichtigen Entwicklungsphase jetzt auf ihre Einsatzzeiten.
Eric da Silva Moreira bekommt bei seinem neuen Klub trotz portugiesischem Trainer keine bis kaum Einsatzzeiten. Aber er war wenigstens Volljährig als er die Entscheidung getroffen hat und wusste sicher, dass Forest mit seinem dubiosen Eigner eine der größten Spielerdrehscheiben im internationalen Fussball ist.
Ich finde das Transfer System im Jugendbereich ganz gruselig. Da bleiben vieleTalente auf der Strecke. Weil alles viel zu früh kommt. Und die großen Vereine können sich vglw. geringen Transfer Summen problemlos leisten.
wer soll jetzt unser siegtor in münchen einschädeln?
Jackson Irvine natürlich. Ich verstehe die Frage nicht.
ziemlich unrealistisches szenario, oder? 😉
Da frage ich mich oft: Warum greift der Jugendschutz im Fußball nicht? Kinder und Jugendliche die ab dem Alter von 12 durch Deutschland, später auch durch Europa verkauft und geschickt werden. In anderen Branchen ist das Kinderarbeit
Interessant in diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es sich bei Yanda um den Sohn des derzeitigen Kaderplaners im Nachwuchsleistungszentrum des FCSP handelt. Der Kaderplaner ist aktuell, neben Fabian Seeger und Benjamin Liedtke, den beiden Leitern des NLZs, die Schlüsselposition in der Ausrichtung der Philosophie beim FCSP-NLZ und des Missionierens des deutschen Jugendfussballs im Namen der „Rebellution“. Es ist ein weiteres Zeichen, wie wenig Wahrhaftiges hinter der „Rebellution“ steckt und nicht weiter als geheucheltes Marketing ist.
Parallel dazu ist die Entwicklung im Nachwuchs stark rückläufig. Beide Leistungsmannschaften haben die Qualifikation in die Leistungsgruppe nicht geschafft und spielen, anstatt gegen Leistungsstarke NLZs, nun gegen Breitensportvereine wie Hennef 05, USC Paloma, Niendorfer TSV. Im Grundlagen- und Aufbaubereich haben letzte Woche weitere Trainer aufgegeben und den Verein verlassen, weil sie mit der Ausrichtung des Nachwuchsarbeit nicht einverstanden und Integrität der Vereinswerte vermissen. Da ist sehr vieles im Argen im Nachwuchs, aber aus irgendeinem Grund, wird vereinsintern nicht weiter nachgeforscht und die Augen für die Fehlentwicklung verschlossen.