Der FC St. Pauli empfängt den Tabellen-18., ist ein Sieg also Pflicht und machbar? Nun, zumindest ist Borussia Mönchengladbach kein „typisches“ Schlusslicht. Es wird sicher schwerer, als es die Tabelle vermuten lässt.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Englische Wochen, daran könnte ich mich gewöhnen. All die Geschichten vom letzten Spiel sind noch gar nicht auserzählt, da klopft bereits der nächste Gegner an die Tür. Und mit Borussia Mönchengladbach mag das vielleicht das aktuelle Tabellenschlusslicht sein. Doch das Team von Trainer Eugen Polanski ist eigentlich zu gut, um auf Platz 18 zu liegen. Dieses „eigentlich“ könnte aber auch trügerisch sein. Wir haben uns etwas genauer umgehört, ob Borussia Mönchengladbach wirklich ein ernsthafter Konkurrent für den FC St. Pauli im Abstiegskampf sein könnte. Tobi von „BorussiaXplained“ hat uns sehr ausführliche Einblicke in die Entwicklung und die möglichen Wegen aus der Gladbacher Krise erlaubt: Borussia Mönchengladbach – ein Abstiegskandidat?
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Es sieht personell insgesamt sehr gut aus beim FC St. Pauli. Das kräftezehrende Pokalspiel haben nahezu alle Spieler gut verkraftet. Karol Mets wurde in der Schlussphase der Partie gegen Hoffenheim von einem Krampf geplagt, hat am Donnerstag aber wieder voll mittrainieren können. Einzig Arkadiusz Pyrka ist angeschlagen, er ärgert sich mit einer Erkältung herum, sein Einsatz ist fraglich. Ansonsten stehen laut Alexander Blessin „bis auf David (Nemeth) alle zur Verfügung.“ (ob das auch Ricky-Jade Jones mit einschließt, blieb auf der Pressekonferenz unklar).
Borussia Mönchengladbach: Wer kann spielen, wer fehlt?
Drei Spieler fehlen den Fohlen bereits seit längerer Zeit: Der sehr schnelle Nathan Ngoumou, Offensivspieler Robin Hack und der wohl wichtigste Spieler im Kader, Tim Kleindienst. Sie werden teils schmerzlich vermisst. Zudem muss Cheftrainer Eugen Polanski auf den gesperrten Defensivspieler Jens Castrop verzichten und auch Innenverteidiger Fabio Chiarodia fehlt (Muskelbündelriss). Für die Offensive extrem wichtig ist aber die kürzlich erfolgte Rückkehr von Franck Honorat und Shuto Machino.
Was haben die Fohlen zu bieten?
(Dieser Abschnitt ist aufgrund des oben verlinkten Artikels deutlich kürzer als üblich)
Drei Punkte, Platz 18, erst sechs eigene Treffer – Borussia Mönchengladbach ist ganz, ganz schlecht in die Saison gestartet. Und das ist wenig verwunderlich, setzt sich doch eine Entwicklung fort, die spätestens im Frühjahr begonnen hat. Am vergangenen Wochenende wurde die Uhr wieder umgestellt und Gladbach hat das unrühmliche Kunststück fertiggebracht, in der Sommerzeit 2025 kein einziges Bundesligaspiel zu gewinnen. Zur Erinnerung: Als Mönchengladbach Anfang April das letzte Mal ans Millerntor reiste, stand der Club auf Rang fünf in der Liga – doch das 1:1 gegen den FC St. Pauli war das erste Spiel einer Sieglos-Serie in der Bundesliga, die bis heute anhält.
Der schwache Saisonstart hat dazu geführt, dass sich der Club auf zwei Kernpositionen neu aufgestellt hat: Auf Cheftrainer Gerardo Seoane folgte Ex-Spieler Eugen Polanski an der Seitenlinie. Sportchef Roland Virkus musste ebenfalls seinen Hut nehmen, Rouven Schröder hat übernommen.
Die sportliche Entwicklung von Borussia Mönchengladbach hat sich seitdem, zumindest punktemäßig, noch nicht wirklich geändert. Auch unter Polanski wartet der Club noch auf seinen ersten Sieg in der Bundesligasaison 25/26. Mut dürfte den Fohlen aber das Pokalspiel gegen den KSC gegeben haben, bei dem die bisher ziemlich schwache Offensive drei Treffer erzielte und nun sicher ähnlich gefährlich am Millerntor auftreten möchte.

// (c) Stefan Groenveld
Neuer Trainer, neuer Sportchef – aber noch kein Sieg
Die Offensive ist sicher auch ganz allgemein der bisher „wunde Punkt“ bei Borussia Mönchengladbach. Stürmer Tim Kleindienst fehlt seit Monaten an allen Enden und Ecken. Das Team kommt aktuell auf magere sechs Treffer, vier davon erzielte man nach 0:6-Rückstand in der „garbage time“ gegen Frankfurt. Unter Polanski, so beschreibt es Tobi im oben verlinkten Artikel, hat sich das Team im Spiel mit dem Ball etwas verbessert. Der Stil ist weniger vertikal, die Abstände zueinander im Aufbau sind kleiner, das Gladbacher Spiel ist ruhiger geworden.
Alexander Blessin hat zwei Elemente des Gladbacher Offensivspiels identifiziert, auf die es zu achten gelte und die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Sie wollen zocken, da haben sie auch die Spieler dazu. Aber sie haben auch die Mittel, um mal den langen Ball zu suchen. Wir müssen darauf achten, dass wir in beiden Situationen einen guten Plan haben.“ Der FC St. Pauli muss sich also darauf einstellen, sowohl das ruhigere, aber mit einigen Rotationen versehene, Aufbauspiel der Gladbacher zu unterbinden (ich schmeiße ein paar Euro ins Phrasenschwein: Gebt denen bloß nicht zu viel Platz, um in Ruhe aufzubauen. Die sind unsicher? Dann haut da voll rein in die Kerbe!) und gleichzeitig ihre „Exit-Strategie“ zu verteidigen. Das eine bedingt ein aktiveres, hohes Pressing, das andere eine gute Positionierung bei hohen Bällen – beides zusammen auf den Platz zu bekommen, ist gar nicht mal so einfach.
Mögliche Aufstellung
Borussia Mönchengladbach dürfte in einer Art 3-4-2-1 auflaufen. Diese Formation ist aber sehr asymmetrisch, wie auch Alexander Blessin betont. Denn als rechter Schienenspieler wird wohl Franck Honorat auflaufen und der ist alles andere als ein Verteidiger, während Luca Netz (oder Lukas Ullrich) auf der linken Seite diese Bezeichnung schon viel eher verdienen.
In der Offensive werden die Fohlen wohl mit Shuto Machino, Haris Tabaković und Kevin Stöger agieren. Dahinter agiert die Doppelsechs mit Yannik Engelhardt (führt die meisten Zweikämpfe aller Sechser der Liga) und dem, wie ich finde, absolut überragenden Rocco Reitz. Dahinter steht die eher etwas wackelige Dreierkette Sander-Elvedi-Diks, die sicher viele Qualitäten hat, aber nicht als besonders tempohart bekannt ist.

FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Sands, Fujita, Oppie – Pereira Lage, Afolayan – Ceesay
BMG: Nicolas – Sander, Elvedi, Diks – Honorat, Reitz, Engelhardt, Netz – Machino, Stöger – Tabaković
Starker Konkurrenzkampf in der Offensive
Wer für den FC St. Pauli am Wochenende auflaufen wird, ist vor allem in der Offensive völlig unklar. Nikola Vasilj wird ins Team zurückkehren, die Innenverteidigung ist mit Hauke Wahl, Eric Smith und Karol Mets auch gesetzt, wie auch die Doppelsechs mit Joel Fujita und James Sands. Auch Louis Oppie dürfte sich seiner Startelfposition sicher sein. Wer aber auf der rechten Seite und in der Offensive starten wird, ist fraglich. Blessin erklärte hierzu: „Im offensiven Bereich können wir nicht sagen, dass irgendjemand in der Phase jetzt einen Stammplatz sicher hat.“ Der Cheftrainer betonte zudem, wie wichtig es sei, dass niemand das Gefühl habe, sich in „einer Komfortzone zu befinden“ was die Startelf-Aussichten angehe.
Da bleibt also nur die Spekulation, was die offensive Startaufstellung des FC St. Pauli angeht. Blessin erklärte auf die Frage, ob Danel Sinani gegen Hoffenheim mehr als eine schöpferische Pause auf der Bank verbracht habe, dass er schon den Eindruck hatte, dass Sinani zuletzt etwas müde gewirkt habe. Das klingt nicht nach Startelfgarantie, eher im Gegenteil. Dapo Afolayan hat am Dienstag hingegen sicher Werbung in eigener Sache gemacht, Mathias Pereira Lage mit seinem Treffer ebenfalls. Blessin erklärte, dass er sehr genau darauf schaue „Wer ist gerade gut drauf? Wer ist gut im Training?“ Zudem gehe es darum, eine gute Balance in Bezug auf Tiefenläufe und Schnelligkeit zu finden und wie der Gegner defensiv aufgestellt sei. Ich tippe und hoffe darauf, dass ich in der Startaufstellung die Namen Afolayan, Pereira Lage und Ceesay lese (Träumen ist doch erlaubt, oder?).
Ein Sieg ist nicht Pflicht, aber…
Der Pokalerfolg ist schön und gut, Blessin betonte: „Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, doch schob direkt hinterher: „aber da muss sicherlich noch was folgen in den nächsten Wochen.“ Am besten fängt der FC St. Pauli direkt jetzt damit an. Denn auch wenn Borussia Mönchengladbach nicht der Prototyp eines Tabellen-18. ist, so muss trotzdem klar festgestellt werden, dass es in der Bundesliga in dieser Saison deutlich schwerere Gegner gibt, als es Gladbach in der aktuellen Verfassung ist. Ist ein Sieg also Pflicht? Natürlich nicht. Aber nach fünf Niederlagen in Folge in der Bundesliga würden drei Punkte extrem guttun.
Forza!
// Tim
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Ich habe irgendwie ein wenig Angst vor diesem Spiel. Jahrzehnte lang konnte man ja sicher sein, so ein Spiel garantiert zu verlieren und mal wieder als Aufbaugegner zu fungieren. Das hat sich ja zum Glück in den letzten paar Jahren anders entwickelt, aber irgendwie kommt bei mir diese mentale Unruhe mit großen Schritten zurück.
Japp. In der Aufstellung die Doppel6 sehe ich allerdings mit dem Captain und Fujita. Das wird ein Traumgespann werden.
FORZA 😝👉🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️🏴☠️
Ceesay in so einem Spiel starten lassen, wenn Kaars und Hountondji auf der Bank sitzen? Mutig, aber hätte was.
Ich denke Irvine wird brauchen, bis er ernsthafter Kandidat für die S11 wird, außer einen der beiden 6er haben die 120 Minuten am Mittwoch doch etwas mehr mitgenommen. Ich hoffe aber sehr, dass wir Dapo wieder sehen werden