Bericht von der Kollaustrasse – 11.01.22

Bericht von der Kollaustrasse – 11.01.22

Neues Jahr und endlich war der MillernTon mal wieder zu Besuch beim Training an der Kollaustrasse. Es war zwar ziemlich kalt und nicht sehr übersichtlich, die Spielformen hektisch und der Trainingsplatz voll – aber es hat sich trotzdem gelohnt.

Nachdem das Team am Sonntag aus dem Trainingslager im sonnigen Süden zurückkehrte, gab es am Montag noch trainingsfrei. Am gestrigen Dienstag aber stand am Nachmittag wieder eine gemeinsame Einheit auf dem Trainingsplatz an der Kollaustraße an, bei doch erheblich niedrigeren Temperaturen, als das Team sie unter der spanischen Sonne genießen durfte.
Aber darauf wurde natürlich keine Rücksicht genommen und so tummelten sich im Laufe des Tages bis auf zwei Spieler alle im Kader befindlichen Spieler auf die ein oder andere Weise auf dem Platz. Keine Rücksicht wurde auch auf die vor Ort befindliche Schar an Journalist*innen genommen. Fast zwei Monate ist es her, dass mir ganz warm ums Herz wurde, als ich zu Hören bekam, dass das Team im Winter auf der vorderen Seite der großen Rasenfläche trainieren würde. Es kam anders. Den Grund dafür seht ihr hier:

Der Rasen an der Kollaustraße hat schonmal bessere Zeiten gesehen. Allerdings auch schon wesentlich schlechtere, wenn man einige Jahre zurückgeht.

Nein, auf diesem Teil des Rasens ist kein Training möglich gewesen. So kam es also, dass sich der Großteil des Trainings auf dem hinteren Teil des Rasenplatzes abspielte und ich Trainingsformen erst beim genaueren Hinsehen erkennen konnte.
Nach anfänglicher Aufwärmeinheit wurde das Team in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe spielte auf einem sehr kleinen Feld auf zwei große Tore im 5vs5. Dabei gab es, wie so häufig im FCSP-Training, eine Mindest-Anzahl an Pässen, die gespielt werden mussten, bevor ein Team auf das gegnerische Tor schießen durfte. Zusätzlich gab es in jedem Team einen Spieler, der als eine Art Fixpunkt im Angriffsspiel agierte und für den es Sonder-Regeln bei der Anspielbarkeit gab.
Das klingt bereits nach einer etwas komplexeren Spielform, ist aber bei weitem nicht so komplex für den Kopf, wie die Übung, die die andere Hälfte der Spieler als Trainingsform hatten. Denn bei dieser Trainingsform kamen die „Skillshirtz“ zum Einsatz.

Es ist nicht wirklich eine große Erfindung, die unter anderem FCSP-Co-Trainer Loïc Favé da entwickelt hat und vertreibt. Aber die Übungen werden dadurch wahnsinnig fordernd und helfen sicher dabei, die kognitiven Fähigkeiten der Spieler zu verbessern. Bei den Skillshirtz handelt es sich um zweifarbige Leibchen. Es sind dabei insgesamt vier Farben vorhanden, sodass es sich um insgesamt sechs unterschiedliche Farbkombinationen handelt (von denen es dann jeweils zwei Stück gibt). Diese Skillshirtz sind perfekt geeignet, um Handlungsschnelligkeit der Spieler zu trainieren. Durch die Zweifarbigkeit der Leibchen können nämlich immer wieder wechselnde Regeln und Rollen im Spiel durchgesetzt werden. Wenn ich als Spieler ein rot-blaues Leibchen trage, kann ich theoretisch mit Rot oder Blau zusammenspielen. Oder aber, und da gehen die Ansprüche ans Hirn los, ich muss die Farbe anspielen, die ich trage, aber von der ich nicht den Pass erhalten habe. Bedeutet: Wenn mich jemand in einem rot-gelben Leibchen anspielt (ich trage Rot-Blau), dann muss ich als nächste jemanden anspielen, dessen Leibchen auf jeden Fall Blau als Farbe hat.
Das ist nur eine der vielfältigen Spielformen, die mit zweifarbigen Leibchen denkbar sind. Beim gestrigen Training war es genau so eine Übung, bei der die Spieler dann nach einer gewissen Anzahl an Pässen auf eines der vier Tore am Rand des kleinen Spielfeldes schießen durften. Zusätzlich befanden sich aber noch Spieler ohne Leibchen an den Seitenlinien, die ebenfalls für ballführende Spieler immer anspielbar waren. Das klingt nicht nur komplex, das ist es auch. Aber darum geht es ja auch bei der Übung: Es soll eine Überforderung geschaffen werden. Die Steigerung der kognitiven Fähigkeiten ist sicher noch nicht ausgereizt im Profi-Fußball.

Ein Gruß an das Team seitens der Fanszene

Nach rund einer halben Stunde wurde ein etwas größeres Feld aufgebaut. Das Team teilte sich in drei Gruppen mit je sieben Feldspielern. Zwei der drei Gruppen spielten auf dem Feld im 7vs7 (so wie ich das erkannt habe, handelte es sich dabei um ein „freies Spiel“) und die dritte Gruppe hatte abseits des Feldes ein paar Steigerungsläufe zu tätigen. Nachdem alle drei Teams einmal die Steigerungsläufe hinter sich gebracht hatten, ertönte ein langer Pfiff aus der Pfeife von Timo Schultz – Trainingsende. Es war mit knapp 90 Minuten eine eher kurze, aber dafür ziemlich intensive Trainingseinheit.

Wie ich bereits zu Beginn des Textes schrieb, fehlten nur zwei Spieler auf dem Trainingsplatz: Daniel-Kofi Kyereh, der beim Afrika-Cup weilt und Jannes Wieckhoff, der noch an einer Knieverletzung laboriert. Afeez Aremu machte die Einheiten des Teams ebenfalls nicht mit, trainierte aber individuell mit Athletiktrainer Hainc Scheller auf dem Platz. Entsprechend ist davon auzugehen, dass es für ihn noch nicht für einen Einsatz am Wochenende reichen wird und auch die gesamte Englische Woche wohl ohne ihn stattfinden wird. Ebenfalls individuell und in geringerer Intensität trainierend, aber immerhin auf dem Platz, war auch Christopher Avevor zu sehen. Das freute mich sehr. Luca Zander war nach überstandener Corona-Infektion wieder voll mit dabei.
Damit hat der FC St. Pauli aktuell also nur vier Spieler, die am Wochenende sicher nicht einsatzfähig sind. Da mag ich gar nicht zu laut drüber nachdenken, wie gut das eigentlich ist. Und damit das auch erstmal so bleibt, ist heute trainingsfrei (wie immer drei Tage vor einem Pflichtspiel).

// Tim

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