Lage am Millerntor 17.06.2020

Lage am Millerntor 17.06.2020

Glückwunsch an den 1.FC Union zum Klassenerhalt, insbesondere für die Kolleg*innen vom Textilvergehen freut uns dies natürlich sehr. Und welcome back in Liga 2, SC Paderborn. Vielleicht wissen wir dann morgen ja auch schon ganz sicher, dass auch wir weiterhin in dieser Liga spielen werden. In jedem Fall wird es Sonntag keine Fan-Gesichter auf der Werbebande geben.

+++ Update 14.15h +++
Klare Worte vom Verein zur Werbeaktion, vielen Dank.

+++ Moin +++
FCSP News
Die gestrige Pressekonferenz (fcstpauli.tv im Abo) mit Jos Luhukay brachte personell einige Hiobsbotschaften: Während Ryo Miyaichi definitiv sowohl für heute als auch für Sonntag ausfällt, steht hinter Dimitrios Diamantakos mindestens für heute aufgrund von muskulären Problemen in der Wade ein großes Fragezeichen.
Auf die Szene mit Henk Veerman vom Sonntag angesprochen, sagte Luhukay, dass er sich nicht verbiege und immer offen und ehrlich sei („Ich bin, wie ich bin.“), dies wisse auch Henk, für ihn sei diese Geschichte abgeschlossen. Intern werde klar und offen kommuniziert, die Medien machen da mehr draus als wirklich da ist. Bleibt zu hoffen, dass Henk dies ähnlich sieht. In der heutigen „Lage am Millerntor“-Redaktion wurde das Thema auch heiß diskutiert. Ganz kurz gefasst reicht die Reaktion von „Er ist zumindest offen und ehrlich. Und es ist gut, wenn er weiter allen Dampf macht. Wohlfühloase ade.“ bis hin zu „Das Thema Elfmeter ist doch ne Stellvertreter-Diskussion, weil Jos beleidigt war, ob des Torjubels. Derbe unprofessionell.„. Wir kennen die Wahrheit natürlich nicht, aber vermuten sie irgendwo in der Mitte.
Eine klare Aussage gab es auch zum nächsten Elfmeterschützen: Dieser wird auch weiterhin nicht vorher vom Trainerteam festgelegt, da es auf dem Platz und in der jeweiligen Situation immer von zig Faktoren abhängt.
Und zur Rotation in der Startaufstellung: Es werde sicher 4-5 Änderungen geben, dies ist auch den medizinischen Daten zur Regeneration und Belastungssteuerung innerhalb einer englischen Woche geschuldet.

Henk vs. Dimi – wer kann was besser?
Habt ihr Euch schonmal gefragt, ob Henk oder Dimi der bessere Stürmer beim FCSP ist? Ich (Tim) schon. Und nach Wochen des Bettelns habe ich von Statsbomb hierzu eine Antwort erhalten (wir ignorieren mal, dass Henk nicht erst 26 Jahre alt ist):

Basierend auf den Daten zum Verhalten bei Pressing, ihrer xG-Werte, Ballkontakte im Strafraum, Assists und einigen mehr kommt heraus: Es sind zwei unterschiedliche Stürmer, die gaaanz schwer zu vergleichen sind (und womöglich deshalb besonders gut gemeinsam auf den Platz passen). Die Daten zeigen zum Beispiel, dass Henk so ziemlich das absolute Schlusslicht in Sachen Pressing ist, was bei seiner Körpergröße samt Beschleunigungmuster einer Diesellok auch nicht weiter verwunderlich ist. Dafür ist er aber vorne dabei in Sachen gewonnener Kopfballduelle. Bisher hatte ich immer gedacht, dass er gerade das nicht ist (lesson learned).
Im Vergleich dazu hat Dimi nur leicht bessere Werte in den Pressing-Statistiken, obwohl er rein physisch da sicher viel besser sein könnte (aber dazu muss das Team halt auch ein hohes Pressing spielen bzw. der Spieler auch mitpressen, sucht es euch aus). Bemerkenswert ist die Anzahl der Ballverluste bei Dimi. Dort ist er fast ganz hinten in der Liste zu finden.
Interessant finde ich besonders den Unterschied der beiden in den xG-Werten pro Torschuss. Da zeigt sich, dass Dimi aus deutlich besseren Positionen den Abschluss sucht als Henk (wobei der Wert von Henk nicht niedrig sondern durchschnittlich für Stürmer ist). Unterschiedlich ist auch die durchschnittliche Anzahl an Ballkontakten pro Torschuss. Wer sich an das Tore gegen Aue von Dimi und Henk erinnert, wird hier eine Bestätigung der visuellen Inspektion in Form von Daten sehen: Dimi braucht weniger Kontakte für einen Torabschluss. Recht hoch ist die Anzahl der Ballkontakte im Strafraum bei beiden – ein tatsächlich sehr wichtiger Wert, da es ein guter Indikator für Ballbehauptung ist (im gegnerischen Strafraum ist der Gegnerdruck standesgemäß sehr hoch).
Und wer ist nun besser?
Kommt darauf, welche Rolle ein Stürmer einnehmen soll. Die hohe Anzahl an Ballverlusten von Dimi ist alarmierend, aber dafür hat er sehr hohe xG-Werte pro Torschuss und braucht nicht lange dafür. Henk hingegen ist für ein hohes Pressing nahezu unbrauchbar, aber als Wandspieler (lange Bälle) geeignet und bringt es auch auf ähnliche Werte bei den Kontakten im Strafraum. Klares Unentschieden.
Rechnet man die totalen xG-Werte auf die Spielzeit der beiden, so wird klar, dass Dimi schon recht nahe dran ist mit seinen real erzielten Toren. Bei Henk ist es eher so, dass die xG-Werte niedirger sind als die Toranzahl. Ein Zeichen dafür, dass entweder etwas Glück im Spiel ist oder Henk einfach aus wenig viel macht (wobei der letztgenannte Punkt eher unwahrscheinlich ist. Zumindest gab es mal ne große Studie, die zeigte, dass es keine Wunderstürmer mit dauerhaften Superquoten gibt, die immer weit über den xG-Werten performen.)

Vorbericht Hannover 96 – FCSP
Für kompetente und fundierte Analysen möchte ich die Leserschaft bitten, die Ohren gen VdS von Yannick mit Tobi bzw. die Welle der Sehnsucht von Tobi mit Yannick zu richten.
Hier hingegen wird heute nur geschwafelt:
Zwar war vor dem Spiel gegen Aue meist die Rede davon, dass ein Sieg aus den letzten vier Spielen reichen werde. Und es wurden auch bereits Wahrscheinlichkeiten kalkuliert, die etwas von 99,5% Wahrscheinlichkeit des Klassenerhalts ausspucken. Aber da Wiesbaden und der KSC am vergangenen Wochenende auch gewonnen haben, sollten wir es tunlichst vermeiden, hier bereits irgendwas von vorzeitiger Rettung zu schreiben. Auch beim heutigen Spiel in Hannover werden wir punkten müssen, wenn wir denn endlich mit der Saison abschließen wollen. Die Ergebnisse von gestern sind bereits ziemlich beschissen (Osnabrück holt nen Punkt und Nürnberg siegt und zerstört unseren „Extra-Punkt“ durch das bessere Torverhältnis) und heute kann auch der KSC noch punkten. Es geht „nur“ noch um Platz 16, aber eine Relegation braucht niemand. Daher lasst uns doch einfach heute Abend in Hannover mal zur Abwechslung gewinnen. Da schlagen wir dann mehrere Fliegen mit einer Klappe und drei Punkte sind ja bekanntlich auch immer gut für das Betriebsklima, welches ja momentan ein wenig ausgebessert werden könnte, so hört und sieht man an allen Ecken und Enden.

Hannover 96 spielt eine Saison zum Vergessen oder besser gesagt: Sie spielten eine Hinrunde für’n Arsch. Die waren zwischenzeitlich so schlecht, dass ich mich in meiner Prognose zur Rückrunde dazu hinreißen ließ, Hannover in arge Abstiegsnöte zu schreiben. Das ist mit momentan 42 Punkten nicht mehr der Fall, da muss eher der zweite Absteiger aus der 1.Liga der letzten Saison (der Glubb) den Blick nach unten richten.
Hannover 96 hingegen hat sich während der Saison einen nahezu komplett neuen Anstrich verpasst: Trainer neu, Sportchef neu, Kader zur Rückrunde umgebaut. Vor allem der Wechsel auf der Trainerbank von Mirko Slomka hin zu Kenan Kocak scheint seine Wirkung entfaltet zu haben. Kocak war bereits zu seinen Zeiten beim SV Sandhausen dafür bekannt, dass er sehr flexibel auf den jeweiligen Gegner reagieren kann, ohne dabei an Stabilität zu verlieren. Das macht seine Teams zu sehr unangenehmen Gegnern. Und so wird es dann auch heute Abend für den FCSP sehr unangenehm. Aber nochmal zurück zur Hinrunde von Hannover: Denn obwohl der Wiederaufstieg als klares Ziel ausgegeben war, ist Hannover irgendwie nicht richtig in den Tritt gekommen, hat lange Zeit in der Hinrunde unterperformed (xG war deutlich höher als real erzielte Tore) und sich schlussendlich selbst zerfressen. Ein wohl entscheidender Auftritt, der das Ruder etwas rumgerissen hat, war das kämpferische 1-0 am Millerntor, bei dem die Spieler dann auch körperlich in der zweiten Liga angekommen waren. Es war danach zwar auch weiterhin nicht alles Gold, aber spätestens seit vier Siegen in Folge (zwei vor und zwei nach der Corona-Pause) konnten sich in Hannover alle sicher sein, dass es auch nächste Saison noch Zweitligafußball in Hannover zu sehen gibt (zumindest aus sportlicher Sicht, finanziell habe ich keine Ahnung).
Das Team von Hannover hat einige Spieler im Kader, die es zu beachten gilt. Nur ist es schwierig vorherzusagen, welche genau auf dem Platz stehen werden. Kenan Kocak hat vor allem im Sturm und im Mittelfeld in den letzten Spielen sehr viel rotiert. aber sicherlich werdet ihr so oder so auf Marvin Ducksch aufmerksam werden im Laufe des Tages (vielleicht ja mit irgendeiner „Warum es bei St.Pauli nicht geklappt hat“-Story oder so). Der ist tatsächlich trotz seiner 11 Tore und sechs Vorlagen nicht so richtig gesetzt vorne im Sturm. Das mag auch daran liegen, dass es mit Cedric Teuchert (Leihgabe von Schalke 04), Hendrik Weydandt (der zwischendurch auch in der Kreisliga kickte) und Rockstar John Guidetti ordentliche Konkurrenz gibt. Das ist schon ganz vernünftiges Niveau da vorne. Und eine Reihe dahinter ist es nicht viel weniger: Mit Gengki Haraguchi, Edgar Prib, dem unangenehmen Marvin Bakalorz, aber allen voran dem talentierten, aber irgendwie in Hannover festsitzenden Waldemar Anton (gelernter IV, inzwischen auf der 6 aktiv) kannst du durchaus guten Fußball spielen.
Machen wir uns nix vor: Bei unseren Auftritten in auswärtigen Stadien und der momentan doch recht komplexen Gemengelage, wird das nicht viel weniger als ein ganz schweres Spiel und wir dürfen uns über jeden Punkt freuen, den wir da mitnehmen.
Das Stadion in Hannover hat für mich persönlich übrigens eine ganz besondere Bedeutung als Auswärtsfahrer: Denn hier erlebte ich im Frühherbst 2010 meinen allerersten Auswärtssieg mit dem FCSP. Meine Anläufe davor? Unter anderem ein Punkt in Gütersloh und einer in Mordor (2.Mannschaft). Ansonsten ne zweistellige Anzahl an Niederlagen. Ich bin mir nicht sicher, aber die Quote einiger aktueller FCSP-Spieler sieht vermutlich gar nicht mal soviel besser aus…

Die Werbebande
Es war der große Aufreger gestern und zum Glück konnte Martin Drust seine tags zuvor getätigte Aussage halten. Die Werbeaktion eines Versicherungsanbieters wurde gestoppt, die Seite war ab etwa 13.12h nicht mehr erreichbar. Über Facebook ließ der Anbieter wissen, dass die Aktion gestoppt sei und man sich in Kürze mit neuen Details melden werde, man bedankte sich für die bisherigen „Interaktionen“.
Der Verein äußerte sich dazu öffentlich nicht und aus meiner Sicht (Maik) ist das auch okay. Natürlich würden wir alle gerne wissen, ob da nun jemand im Verein gepennt hat und das Ding durchgewunken wurde, oder ob da ein Werbepartner eine Aktion ohne jegliche Abstimmung durchziehen wollte – aber das eine wären (evtl. sogar arbeitsrechtliche) Internas und das andere ein Anprangern des Werbepartners, beides kann niemand wirklich wollen.
Insofern wäre einfach nur wichtig, dass derartiges nicht wieder passiert. Ähnliches schrieben wir schon bei jenem Fansofa zu Beginn der Saison – da müssen eben sowohl die Mitarbeiter*innen auf unserer Seite entsprechend sensibilisiert werden, als auch eine wie auch immer im Detail geartete Einführung für den Kunden erfolgen. Das ist nicht leicht und vielleicht in Zeiten von Corona und Kurzarbeit nochmal schwieriger als eh schon, aber wenn man sich auf „Fehler passieren“ beruft, muss man eben auch „Ja, aber doch nicht zwei Mal der Gleiche!“ als Antwort akzeptieren, man muss eben aus Fehlern auch lernen und Mechanismen schaffen diese zukünftig zu verhindern.

Out of soccer – Die taz
Wer Social Media-Kanäle gestern verfolgt hat, dürfte irgendwann darüber gestolpert sein, dass ein Ortsverband der Gewerkschaft der Polizei Strafanzeige gegen die taz gestellt hat.
Wir wollen das gar nicht kommentieren oder gar verlinken, sondern verweisen stattdessen lieber auf ein Thema, was in Corona-Zeiten deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommt, als es (leider) verdient: Der Mordprozess im Fall Walter Lübcke. Und bei der Gelegenheit freut sich die taz sicher auch über jede Form der Unterstützung.

Die Lage in der 2.Liga
Dank des Unentschiedens unseres Nachbarn kann Arminia Bielefeld nicht mehr von den ersten beiden Plätzen verdrängt werden und steht als erster Aufsteiger fest. Das wir aus den beiden Spielen gegen Bielefeld vier Punkte geholt haben und es fast sechs gewesen wären, sei an dieser Stelle nur nebenbei erwähnt.
Im Abstiegskampf stecken wir ja trotzdem allerdings ist seit der gestrigen Niederlage von Wehen-Wiesbaden eben auch klar, dass wir nicht mehr direkt absteigen können – immerhin, dafür ist Nürnberg an uns ran gerückt und hat (wie Tim schon schrieb) mal nebenbei noch was fürs Torverhältnis getan.
Neben unserem Spiel in Hannover kommt daher heute der Partie Regensburg-Karlsruhe eine hohe Bedeutung zu, denn ein Auswärtssieg würde uns bei einer Niederlage in Hannover mit nur noch zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang zurücklassen. Umgekehrt wäre ein Sieg des Jahn deren vorzeitiger Klassenerhalt und wir wären dann auch rechnerisch gesichert, wenn wir in Hannover gewinnen. Und wenn die gewinnen und wir verlieren, können wir es zumindest am Sonntag zuhause gegen den dann geretteten Jahn fertig machen… alle restlichen Eventualitäten mit Unentschieden oder Spielabbrüchen müsst Ihr selbst ausrechnen.

Lage 3.Liga
Hier läuft gerade Spieltag 33 von 38 – und nach den gestrigen Ergebnissen spielen heute noch Mannheim (in Unterhaching), Rostock (gegen Jena) und Duisburg („in“ Uerdingen, die ja bekanntlich in Düsseldorf spielen). Wenn Mannheim und Hansa gewinnen und Duisburg verliert, liegen Platz 1 bis 6 alle bei 55 oder 54 Punkten – und wer die 3.Liga verfolgt, kann sich fast sicher sein, dass es deswegen so kommen wird.
Im Abstiegskampf haben sich Halle (40 Punkte) und Magdeburg (41) die Punkte geteilt (Ausgleich FCM in der Nachspielzeit durch einen sieben Minuten zuvor eingewechselten 18-jährigen in seinem ersten Profispiel), während der Chemnitzer FC (40) ebenfalls in der Nachspielzeit 1:0 gegen Preußen Münster (35) gewann und den Druck auf Zwickau (37) erhöhte, die heute bei Großaspach antreten.

Marcus Rashford
Wir hatte ja schon mal kurz erwähnt, dass der Typ ganz okay ist.
Nun ist aber die Zeit gekommen, dass dann doch noch mal etwas ausführlicher darzustellen. In Zeiten fragwürdiger Entscheidungen der britischen Regierung rief der Spieler Manchester United in einem offenen Brief dazu auf, ein kurzfristig aufgelegtes Programm zur Verpflegung von Schülern nicht auslaufen zu lassen und schilderte dabei auch ausführlich seine eigenen Erfahrungen mit Hunger.
Dies hatte nun Erfolg, das kostenlose Schulessen wird verlängert. (Deutschlandfunk)
Guter Typ!

Europapokal
Die UEFA beratschlagt heute und morgen das weitere Vorgehen in den verschiedenen europäischen Wettbewerben. Da der FCSP dort nächste Saison letztmalig noch nicht involviert sein wird, belassen wir es bei einem Link zum Spiegel und gucken dann morgen vielleicht nochmal detaillierter drauf.

// Tim & Maik

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