Es gibt kein‘ Fußball ohne Leiden…

Es gibt kein‘ Fußball ohne Leiden…

Es gibt kein‘ Fußball ohne Leiden,
Wenn Du ein St.Paulianer bist.
Ich glaub‘ so wird es immer bleiben,
Dass man nur zweiter Sieger ist.

Doch wir woll’n Fußball ohne Leiden,
Auch wenn wir zu St.Pauli steh’n.
Und trotzdem werden wir stets bleiben,
zu keiner and’ren Mannschaft geh’n.

Dudududududu, dudu…

freie Interpretation eines Welthits, FCSP Fanszene in den 90ern

Tragik ist wie Liebe, ohne Happy End.
Doch eines ist wirklich sicher: Dass die Tragik St.Pauli kennt“

(Das hier ist Fußball, Thees Uhlmann)

Solche und viele weitere Texte gibt es zuhauf im Fußball, in der Fanszene des FCSP dürften Niederlagen vielleicht etwas mehr „prägend“ gewesen sein als bei anderen – einfach, weil das Gegenstück dazu (rauschende Feiern nach Titeln oder europäischen Triumphen) weiterhin fehlt und ein paar Aufstiege und Derbysiege ausreichen müssen.
(Titelbild: Stefan Groenveld)
(Und ja, wir sollten momentan eher Aufbauendes schreiben statt Euch noch weiter runterzuziehen… aber das kommt noch und bis dahin könnt Ihr auch den Artikel mit den schönsten späten Siegtreffern lesen oder anschauen.) Hier jetzt zunächst die Texte dazu, unten drunter folgen im Verlauf des Tages dann auch die YouTube- und Podcast-Version. seht Ihr jetzt auch die YouTube und Podcast-Version.

29.Juni 1991, 1:3 gegen Stuttgarter Kickers (Relegation, Entscheidungsspiel)
Die Mutter aller Niederlagen. Und ein Bericht von Wolfgang Biereichel im NDR, der es besser beschreibt als alle Worte es könnten. Gönnt Euch die paar Minuten, aber habt ein Taschentuch griffbereit.

6.Mai 1994, 1:2 gegen Wuppertal (2.Bundesliga, 32.Spieltag)
Drei Jahre später – und gleichzeitig damit der Beginn der Niederlagen, die die Autoren dieses Textes live miterlebt haben.
Noch in der Woche zuvor war ein 1:1 beim VfL Bochum noch gefeiert worden, für mich (Maik) ein prägendes Erlebnis meiner Fankarriere, die bis dahin (Wohnort- und Altersbedingt) noch beim SV Werder stattgefunden hatte. Doch an jenem Freitag im Ruhrstadion wurde der Punkt beim Tabellenführer Bochum wie die Meisterschaft gefeiert, Tausende feierten im Gästeblock noch lange nach Abpfiff den Punkt durch Marcus Marins Ausgleichstreffer, der Platz 2 sicherte und (am Ende des Wochenendes) fünf Punkte Vorsprung auf die Nicht-Aufstiegsplätze bedeuten sollte, wohlgemerkt noch zu Zeiten, als es nur zwei Punkte pro Sieg gab.
Es folgte an einem Freitag das Heimspiel gegen den Wuppertaler SV, seinerseits tief im Abstiegskampf und der FCSP hatte ewig nicht mehr zuhause verloren.
In der Vorsaison hatte ein gewisser Markus Aerdken noch für Braun-Weiß gestürmt, traf in 28 Spielen (häufig eingewechselt) allerdings nur fünfmal. Dieser Aerdken traf nun in dieser Saison für Wuppertal – und zwar ebenfalls fünfmal in seinen nur elf Einsätzen, am Saisonende stieg der Wuppertaler SV ab.
An diesem Abend am Millerntor, übrigens Erscheinungsdatum der 6.Ausgabe des ÜBERSTEIGER, traf Aerdken aber – und zwar gleich doppelt. Seinem 1:0 in der 9.Minute ließ er in der 47.Minute das 2:0 folgen – und einen Jubellauf inkl Knierutscher bis vor die Trainerbank des FCSP und einem lauten „Seppo, Du Scheißer!“ mit zwei erhobenen Mittelfingern. Dies wurde für den verwarnten Aerdken vom Schiedsrichter mit einer Gelb-Roten Karte gewürdigt.
Es folgte ein Sturmlauf in Braun-Weiß, außer dem Anschluss durch Jens Scharping (72.) fiel aber kein Tor mehr und am Saisonende stand man dann eben nur auf Platz 4.

(c) Stefan Groenveld

12.November 1996, 4:5 (n.E.) bei Energie Cottbus (DFB-Pokal, Viertelfinale)
Wer bei St.Pauli an den DFB-Pokal denkt, kommt zwangsläufig zur „Bokal“-Saison – und natürlich zu vielen, vielen peinlichen Auftritten bei unterklassigen Vereinen.
Der vielleicht Ärgerlichste davon ereignete sich 1996, allerdings nicht wie sonst immer in Runde 1 oder 2, sondern im Viertelfinale.
Nach oben erwähntem Aerdtken-Trauma war man in der Folgesaison durch das 5:0 gegen den FC Homburg (dies ist eine eigene Geschichte wert) in das Oberhaus zurückgekehrt und hatte die Klasse auch gehalten, nach Siegen bei Rot-Weiß Oberhausen (4:1), Borussia Neunkirchen (3:1) und gegen die SpVgg Unterhaching (1:0) hatte uns das Losglück den FC Energie aus Cottbus beschert.
Wer in alten ÜBERSTEIGERn blättert wird dabei in Nr.24 einen Artikel finden, der belegt, dass es sogar ein Heimspiel gewesen wäre – wenn man nicht eben einen Drittligisten (damals noch: Regionalliga) gezogen hätte.
Cottbus war ungeschlagener Tabellenführer, hatte zuvor die Stuttgarter Kickers (1:0), den VfL Wolfsburg (1:0) und den MSV Duisburg (i.E.) besiegt. Das Spiel endete 0:0 und es ging ins Elfmeterschießen.
Cottbus begann und nach drei verwandelten Schüssen vergab Christian Springer als Erster. Als vierter Schütze vergab aber auch der Cottbusser Sven Benken, so dass es weiterging. Scharping, Trulsen, Sobotzik und Michael Bochtler hatten so ein 4:4 für Braun-Weiß herausgeholt, Mike Jesse traf den 6.Strafstoß für Cottbus und Matthias Scherz vergab den anschließenden für Braun-Weiß – das Ende aller Träume von Europa.
Energie gelang anschließend tatsächlich dann auch noch ein 3:0-Erfolg gegen den KSC, erst im Finale gegen den VfB Stuttgart gab es dann eine Niederlage.

Freitag, 19.April 2002, 0:4 im „Heimspiel“ im Volkspark (1.Bundesliga, 32.Spieltag)
Das Erstligajahr steuerte nach vielversprechendem Beginn auf ein schlimmes Ende zu und die 1:2 Niederlage beim bis dato Tabellenletzten, 1.FC Köln in der Vorwoche hatte die Situation noch verschlimmert.
Noch war aber rechnerisch alles möglich… ein Derbysieg am 32.Spieltag wäre aber schon wichtig.
Dementsprechend feuerten auch die Medien aus allen Rohren und Thomas Meggle tat sein Übriges: „Den HSV schlagen wir auch auf dem Mond!“ war seine vollmundige Ansage.
Und tatsächlich, das Spiel begann mit einem überlegenen FCSP und nach einer Viertelstunde foulte Jörg Albertz Ugur Inceman und es gab Elfmeter für Braun-Weiß vor der Kurve des HSV.
Thomas Meggle selbst schritt zur Tat… und verschoss, Pieckenhagen konnte halten.
Der Anfang vom Ende, wenig später fiel das 1:0 für den HSV und wir gingen 0:4 baden. Der Spott ergoss sich nach den großen Versprechungen vorher natürlich in Kübeln über Braun-Weiß, insbesondere natürlich über Meggle.
Das eine ziemlich aufwendige Choreo kurz vorm Spiel wegen Bedenken beim Brandschutz in Teilen abgesagt werden musste, passte da leider nur ins Bild.

Freitag, 23.August 2002, 0:6 beim VfB Lübeck (2.Bundesliga, 3.Spieltag)
Nur wenige Monate später, der Abstieg war inzwischen besiegelt, gab es eine noch viel unwürdigere Klatsche, die von vielen wohl bis heute als die größte Schmach in der eigenen Fankarriere betrachtet wird.
Eine 0:4-Niederlage in Frankfurt und ein 1:4 gegen LR Ahlen (nach Pausenführung!) ließen nichts gutes für den Rest der Saison erahnen, aber dieses 0:6 beim VfB Lübeck war ein Tiefschlag.
Der Verein hatte zuvor Dietmar Demuth entlassen, was nicht bei allen auf Zustimmung stieß – und mit dieser desolaten Leistung gab es dann einen ziemlichen Riss zwischen Verein und Fans, von dem man sich nur sehr langsam erholte.
Sechs zu Null! An der Lohmühle! Bei diesen Trotteln… mannmannmann, ich (Maik) könnte mich schon wieder aufregen. Das war der Tiefpunkt, auch wenn es Ligatechnisch noch weiter runtergehen sollte.

(c) Stefan Groenveld

14.03.2004, 0:1 bei HSV II (Regionalliga Nord, 22.Spieltag)
Die ultimative Demütigung. Nachdem das erste Hinspiel gegen deren Zweitvertretung am Millerntor zur Erleichterung aller noch 3:0 gewonnen wurde, ging es jetzt erstmals zu denen… und es wurde ein Albtraum. Gut 11.000 Menschen im Volkspark, deren Herz zu etwa 9/11 Braun-Weiß schlug, mussten mit ansehen, wie Marco Gruszka nach einer knappen Stunde ein Eigentor unterlief und der Hamburger Unparteiische Norbert Grudzinski kurz vor der Pause zunächst (bestimmt zurecht) Christopher Fernandez vom Platz stellte, kurz darauf aber (natürlich unberechtigt) Robert Palikuca ebenfalls duschen schickte. Der Kicker schrieb später bei beiden Platzverweisen von „völlig überzogen“, ich habe die Szenen dazu leider(?) komplett verdrängt.
Das Spiel blieb jedenfalls ein einziges Elend und wir gingen mit einer 0:1-Niederlage nach Hause. Die Folgewoche dürfte für die meisten ein einziger schwarzer Fleck gewesen sein, insbesondere in Büros mit sozialen Kontakten außerhalb von Braun-Weiß.

12.12.2008, 0-1 beim FSV Frankfurt (2. Bundesliga, 17. Spieltag)
Ich (Tim) hatte eine böse Serie was Auswärtsspiele betrifft. Den Anfang machte eine Fahrt nach Gütersloh (Sonderzug 97/98), da gab es immerhin nen Punkt nach einem späten Elfmeter durch Jens Scharping. Es folgte eine 13 Spiele währende Serie von Auswärtsniederlagen mit meiner Anwesenheit. Erst der 1-0 Auswärtssieg in Hannover in der 1.Liga, also im Jahre 2010 sollte diese Serie beenden. Den Tiefpunkt dieser Serie bildete das Spiel beim FSV Frankfurt. Wir hatten mit 27 Punkten nach 16 Spielen Kontakt zu den Aufstiegsplätzen, der FSV hatte satte 11 Spiele in Folge nicht gewonnen und war mit mageren zehn Punkten ganz am Ende der Tabelle zu finden. In all meiner Naivität Grund genug also voller Vorfreude in den Bus nach Frankfurt zu steigen. Ein Sieg war fest eingeplant. (Anm. Maik: Hahahaha… ja, durch diese Naivität mussten wir alle mal durch.)
Ich hätte aber sechs Stunden vor Beginn der Fahrt stutzig werden müssen. Denn mein Mitfahrer meldete sich von der Weihnachtsfeier seines Studiengangs mit den Worten: „Komm rum, is‘ ne mega Party“. Entsprechend kam er leicht verspätet früh morgens zum Bus getorkelt. Wie alle anderen hatte er auch ne Tüte mit, doch statt der üblichen Verpflegung, die in all den Tüten der anderen Mitfahrer war, war seine komplett leer, es handelte sich um eine Kotztüte. Und während mein Mitfahrer also die gesamte Hinfahrt damit verbrachte sich darauf zu konzentrieren seinen Mageninhalt auch dort zu behalten, lernte ich andere Mitfahrer im Bus kennen: Den Fanclub FC Halligalli. Ich möchte da nicht ins Detail gehen, aber ein heutiges Mitglied des Aufsichtsrats des FCSP konnte sich nur mit Mühe unter Kontrolle halten während der Rückfahrt.
Die Stimmung im Bus auf der Rückfahrt hing natürlich auch mit dem vorher eingefahrenen Ergebnis im Stadion zusammen. Wir verloren das Spiel mit 1-0. Das Tor fiel in der 88. Minute durch eine kurz ausgeführte Ecke. Keine drei Minuten vorher hatte Frankfurt mit der gleichen Variante bereits eine Großchance. Ein Erkenntnisgewinn seitens des FCSP, ob der Methode der Frankfurter, war im Stadion nicht auszumachen. Was habe ich geschimpft. Ohnehin war das Stadion ein Witz. Das Spiel fand in der Commerzbank-Arena statt. Und mit 7.700 Zuschauern war das Stadion zu beschaulichen 15% ausgelastet. Und dann mussten viele AuswärtsfahrerInnen auch noch im Dezember ihre Schuhe vor dem Einlass ausziehen und auf Socken ins Stadion. Ich habe selten etwas trostloseres erlebt und muss gestehen, dass mich diese Auswärtsfahrt auf Jahre abgeschreckt hat, weiter als bis nach Paderborn zu fahren.

Rückrunde 2010/2011
Meine Güte, das war definitiv das Grauen. Aus den letzten zwölf Spielen in der 1.Liga holte der FCSP nur einen einzigen Punkt. Und selbst dieser Punkt ist so etwas wie die schmerzhafteste Niederlage gewesen (wird in diesem Text gesondert behandelt). Quasi eine Niederlage epischen Ausmaßes. Mit dieser Serie war dann auch der Derbyfluch geboren.

19. März 2011, 1-2 gegen Eintracht Frankfurt (1. Bundesliga, 27. Spieltag)
Nicht nur, dass die Eintracht ein direkter Konkurrent gegen den Abstieg war (sie stiegen am Ende auch mit ab), wir erwischten Sie zudem in einer großen Krise: In den letzten neun zuvor Spielen erzielten die Hessen genau ein Tor und holten beim 0:0 in Freiburg ihren einzigen Punkt. Und dann kamen wir. FC St. Pauli aka Mutter Theresa und halfen wieder auf die Beine. Bis zum Führungstor durch Gekas nach einem lachhaften Elfmeterpfiff, pfiffen die Heimfans gnadenlos eine völlig verunsicherte Mannschaft aus. Zwar brachte Takyi uns vor der Pause wieder ins Spiel, aber das langte nicht, da wir einfach die schlechtere von zwei sehr schlechten Mannschaften an diesem Tag waren. Auf der Rückfahrt fuhr der Fanladen-Bus mit dem ich (flippa) unterwegs war, nach der ersten Raststätte eine halbe Stunde in die falsche Richtung. Der arme Busfahrer hat alles abgekriegt.

16. April 2011, 2-2 gegen VfL Wolfsburg (1. Bundesliga, 30. Spieltag)
Ausgerechnet der einzige Punkt nach dem Derbysieg fällt in die Kategorie „Kackspiele“. Drei Spieltage nach dem Desaster gegen die Frankfurter, ging es wieder zu einem direkten Konkurrenten – nach Wolfsburg. Die Mannschaft, welche ca. 1,5  Jahre vorher die Meisterschale holte, lag punktgleich mit uns auf Platz 16. Zwei Punkte bis zum rettenden Ufer. Ein Sieg hier und heute war nicht nur möglich, sondern unabdingbar. Diego legte in Minute 39 auf Mandzukic und brachte damit die Scheiße ins Rollen. Doch entgegen der aktuellen Gewohnheit kamen wir stark aus der Pause und drehten durch Naki und Lehmann die Partie in Halbzeit zwei. Jetzt war hier was drin! Wir waren deutlich besser, die Heimmannschaft nahm nicht am Spiel teil und viele Fans verließen bereits das Stadion, ehe der eingewechselte Polak in der 89. Minute nach einer Ecke(!) ausglich und damit die Scheiße in den Ventilator warf. Meine (flippa) nächste Erinnerung an diesen Tag sind die aufsteigenden Tränen der Frustration auf dem Rückweg, als irgendjemand nach endloser Stille im Bus doch noch Musik anmachte und ausgerechnet Thees´ zitternde Stimme uns berieselte.

(c) Stefan Groenveld

17. Oktober 2011, 1-3 gegen Fortuna Düsseldorf (2. Bundesliga, 11.Spieltag)
Na, sollen wir Euren Blutdruck mal etwas in die Höhe treiben? Ein einziger Name wird bei vielen reichen: Sascha Rösler. Dieser Montagabend am Millerntor hat das Team von Fortuna Düsseldorf in FCSP-Fankreisen bis heute zu einem der unbeliebstesten gemacht. Was 1 Schauspielertruppe das Team von Norbert Meier (sic!) damals war. Und während der Autor dieser Zeilen mit hohem Blutdruck zu kämpfen hat, gibt es für Euch einen Spielverlauf:
Der FC St. Pauli geht durch ein Tor von Max Kruse früh in Führung (nach toller Hackenvorlage von Fin Bartels, war der Ball für F95-Torwart Ratajczak absolut haltbar). Die Fortuna, zu diesem Zeitpunkt bereits seit 18 Pflichtspielen ungeschlagen, glich durch einen gewisser Andreas „Lumpi“ Lambertz noch vor der Pause aus. Nach Wiederanpfiff war Fortuna besser, aber Schachten hätte den FCSP durchaus in Führung bringen können (traf nur den Pfosten). Stattdessen legte Lambertz noch einen nach.
In Führung liegend wurde Fortuna wirklich übel mitgespielt. Die fiesen und gemeinen St.Paulianer spielten auch wirklich richtig unfair. In! Jedem! Einzelnen! Zweikampf! Zumindest war das die Sicht der Düsseldorfer. Und das musste immer wieder intensiv Schiedsrichter Günter Perl bewusst gemacht werden. Mit Erfolg, denn Markus Thorandt wurde mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Wie blanker Hohn erscheint da die Bewertung des kicker für Perl (Note 1,5: „Machte in einem hektischen und umkämpften Spiel fast alles richtig“ – ein weiterer Hinweis darauf, dass Objektivität nicht die höchste Priorität in diesem Artikel hat ;)). Letztendlich erzielte Beister das dritte Tor für Düsseldorf und gewann schließlich das Spiel.
Schauen wir uns die Fakten mal an: Aufgrund ihrer beeindruckenden Leistungen wurden Oliver Fink und Thomas Bröker das Angebot unterbreitet, bei Alarm für Cobra11 mitzuspielen. Wenn ihr im Duden das Wort Lamentieren eingebt, dann erscheint ein Teamfoto von Fortuna Düsseldorf. Im Schiedsrichter-Fachjargon wird sogar der Begriff „Abröslern“ dafür genutzt.
Alter, ich hab schon wieder Hals!!! Schnell weiter zum nächsten Spiel!

29. April 2012, 0-1 bei Dynamo Dresden (2. Bundesliga, 33. Spieltag)
In Saison 1 nach dem Abstieg aus der Bundesliga holperte es doch ziemlich mit einer Mannschaft, die sich namentlich fantastisch las: Kruse, Boll, Zambrano, Ebbers, Bruns, Bartels und Sobiech sind nur einige Namen. Trotzdem krebste man durch eine mittelmäßige Rückrunde zwischen Platz 4-6 herum. Allerdings war die Aufstiegschance immer noch real, denn zwar waren Frankfurt und Fürth bereits enteilt, doch Düsseldorf (Platz 3) durchwatete aktuell ein ähnliches Tief an Kackfußball. Nachdem wir souverän die Kogge zuhause gen dritte Liga versenkt hatten (3:0, Ebbers, Ebbers, Bartels), fuhren zwei Sonderzüge voll beladen mit Hoffnung nach Dresden. Bei über 30 Grad empfingen uns Teile des Heimanhangs wie gewohnt mit geistigem Dünnschiss in Form von dummen Spruchbändern und Hitlergrüßen, doch die Meldung über das Führungstor der Fürther gegen Düsseldorf brachte den Fokus schnell auf den Platz. Dresden, mit 41 Punkten in der totalen Gleichgültigkeit der Liga unterwegs, hatte an diesem Tag jedoch ausreichend Motivation uns den Aufstieg zu versauen. Es klappte.
Nach einem kolossalen Scheißkick unserer Truppe, bei dem Dynamo mauerte ohne Ende, verabschiedete uns das gesamte Stadion mit „Schade Pauli, alles ist vorbei!“, angefeuert vom Stadionsprecher. Denkt man zurück an die Großchancen zum Ausgleich, dann platzt einem endgültig die Hutschnur beim Blick auf die Abschlusstabelle: Punktgleich mit Düsseldorf. Ich (flippa) geh dann jetzt kotzen.

(c) Stefan Groenveld

11. April 2014, 2-3 gegen Kaiserslautern (2. Bundesliga, 30. Spieltag)
Ohne jetzt zu dick aufzutragen war das sicher eine der Niederlagen, die den FCSP nachhaltig beeinflusst hat und noch lange negative Nachwirkungen gezeigt hat. Die Ausgangslage vor diesem Spiel war ziemlich gut. Nach einem 3-2 Sieg in Sandhausen hatte der damals von Roland Vrabec trainierte FCSP drei Punkte Rückstand zu Platz drei (Paderborn) und vier auf Platz 2 (Fürth). Fünf Spieltage vor Schluss war also noch alles drin. Am Freitagabend kam der FCK ans Millerntor, der mit 44 Punkten (zwei weniger als der FCSP) ebenfalls noch etwas Kontakt zu den Spitzenplätzen hatte. Die frühe Führung des FCSP durch Verhoek glich Lakic noch vor der Pause aus. Schlimmer noch: Der FCK ging in der 2.Halbzeit durch ein Tor von Karl in Führung. Bei diesem Gegentor kugelte sich Tschauner die Schulter aus. Sie wurde sichtbar für alle noch auf dem Spielfeld wieder eingerenkt, führte aber später dazu, dass Robin Himmelmann zu seinem 2. Einsatz in der 2. Bundesliga kam. In der 89. Minute glich Florian Kringe aus und der FCSP setzte nun alles auf die Karte Sieg. Es hagelte Chancen hüben wie drüben (und einen Platzverweis für Lauterns Orban). Letztlich war es Ruben Jenssen, der den Ball in der 97. Minute sehenswert volley vor dem Gästeblock ins Tor knallte.
Ich werde das Bild, wie der FCK-Block implodierte nie vergessen. Dort war der Traum vom Aufstieg ob des späten Sieges weiter lebendig (am Ende fehlten ihnen aber doch sechs Punkte auf Fürth, die dann in der Relegation gegen den hsv verloren). Beim FCSP hingegen war nach dieser Niederlage merklich die Luft raus und es wurde danach kein Spiel mehr gewonnen. Zum Saisonabschluss verabschiedete man Fabian Boll (und auch Fin Bartels) und irgendwie wirkte es so, als wenn die Chemie zwischen Trainer Vrabec und dem Team nicht mehr so wirklich stimmte. Dies merkte auch Sportdirektor Rachid Azzouzi, allerdings erst nachdem in der folgenden Saison bereits vier Spieltage absolviert waren. Das war wohl zu spät. Und die folgende Entscheidung, dass Thomas Meggle auf die Trainerbank passe, war wohl ebenfalls nicht richtig zu dem Zeitpunkt. Es folgte ein grauenvolles Restjahr an dessen Ende bekanntlich Azzouzi entlassen wurde und Ewald Lienen das Ruder übernahm und der FCSP sich erst am letzten Spieltag trotz 0-1 Niederlage in Darmstadt rettete. Wie das wohl alles ausgesehen hätte, wenn nicht der FCK sondern der FCSP in der Schlussphase 13 Monate vorher das Siegtor erzielt hätte…

Ein Ort des Vergessens für den FCSP: Die Voith-Arena in Heidenheim.

1-2, 0-2, 0-2, 1-3, 0-3, 0-1
Nein, keine wirre Zahlenkombination. Es sind sechs Ergebnisse von Auswärtsspielen des FCSP. Aus Sicht des FCSP. Ergebnisse, die keine andere Deutung zulassen, als das der Ort Heidenheim an der Brenz nicht viel weniger als der Vorhof zur Hölle sind. Sechs Mal ist der FC St. Pauli dort angetreten, sechs Mal gab es genau 0 Punkte zu holen. Die Voith-Arena in Heidenheim steht damit als Symbol für Spiele in Sandhausen/Aalen/Ingolstadt, also für Orte zu denen wir die Punkte gefühlt immer direkt per Post hinsenden könnten.
Der Unterschied von Heidenheim zu den anderen Orten: Hier hat der FCSP wirklich noch nie auch nur ein einziges Pünktchen geholt. Gruselig. Und die Chronik des Schauderns kann tatsächlich sehr gut an einer einzigen Person festgemacht werden: Marc Schnatterer, der, wenn der FCSP in Heidenheim antritt, als Kryptonit für den FCSP bezeichnet werden kann. In jedem der sechs Spiele war Schnatterer an mindestens einem Tor beteiligt (insgesamt 4 Tore und 4 Vorlagen). Marc „Chucky“ Schnatterer ist es also, das personifizierte Böse, das immer wiederkehrende Baby von Rosemarie, ein apokalyptischer Reiter. Vermutlich werden wir erst dort punkten, wenn… wie alt ist Schnatterer noch gleich?

10. März 2019, 0-4 zuhause gegen den hsv (2. Bundesliga, 25. Spieltag)
Puuh, boah… nee, es gibt Grenzen. Auch bei diesem Artikel!

In dieser Auflistung der Niederlagen dürfen natürlich die deutlichsten nicht fehlen. Vor allem die Heimniederlagen waren sehr schmerzhaft. Das 1-8 gegen Bayern München im Mai 2011 war von vielen als Party verstanden worden, der Abstieg war ja bereits (so gut wie) besiegelt. Ich persönlich (Tim) fand das ziemlich entwürdigend und habe mich sehr über den Auftritt auf dem Rasen, aber auch den auf den Rängen geschämt. Sehr wenige werden sich an das 0-5 zuhause gegen Köln aus der Saison 77/78 oder das 1-5 84/85 gegen Union Solingen erinnern. Das ist auch gut so und soll so bleiben.
In der Liste der höchsten Heimniederlagen folgen das 0-4 gegen Nürnberg im November 2015 (daran dürften sich schon mehr Leute erinnern) und die Heimniederlage gegen Ingolstadt mit gleichem Ergebnis (2017/2018). Besonders die letztgenannte tat richtig weh, da es bereits zur Halbzeit 0-4 stand und der FCI in der 2.Halbzeit merklich viele Gänge rausnahm. Und entsprechend war der FCSP mit diesem Ergebnis mehr als gut bedient. Und nicht einmal nachdem Ingolstadt das Ergebnis nur noch verwaltete, konnten wir auch nur annähernd zwingende Chancen erspielen. Das Spiel war daher in der 2. Halbzeit nicht viel weniger als eine Qual.

Ojeojeojeoje… wir beenden das hier lieber, bevor noch jemand weitere Tiefschläge ausgräbt. Zum Beispiel das 0-5 in Bielefeld 17/18 oder das 1-5 in Kaiserslaut… schnell weg hier!

YouTube:

Podcast:

// flippa, Maik & Tim

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6 thoughts on “Es gibt kein‘ Fußball ohne Leiden…

  1. „Das 1-8 gegen Bayern München im Mai 2011 war von vielen als Party verstanden worden, der Abstieg war ja bereits (so gut wie) besiegelt. Ich persönlich (Tim) fand das ziemlich entwürdigend und habe mich sehr über den Auftritt auf dem Rasen, aber auch den auf den Rängen geschämt.“

    Danke für diesen Satz. Dieses Spiel war für mich mit das Schlimmste, denn sowohl der Torjubel von Marcel Eger zum 1:5 als auch das Verhalten auf den Rängen waren nicht einem Abstieg und schon gar nicht einer 1:8, in Worten acht, Niederlage angemessen. Ich habe das 7:1 gegen Braunschweig gesehen, aber 8 Dinger kriegen ist entwürdigend.
    Diese Niederlage hatte mir gezeigt, dass das Gefühl für Sieg und Niederlage bei vielen Leuten, sorry aber vor allem auf der Gegengerade, nicht vorhanden ist.

    Welche ihr vergessen habt: 0:1 gegen Bayer Leverkusen II auf Nebenplatz der Bay-Arena.

    1. Uuuh, gegen die Zwote von Leverkusen waren schon immer die Heimspiele grausig. Aber auf einem Nebenplatz der Bay-Arena, ich mein, niemand möchte überhaupt schon in die Bay-Arena, das ist schon richtig shiddy

  2. @Tim: Bist du dir sicher, dass bei deinem Auswärtsniederlagendebutpunktgewinn in Gütersloh Scharping den Elfmeter geschossen hat? Ich meine, Scharping war gefoult worden und Sawitschew hat dann den Elfmeter geschossen und verwandelt.
    Allerdings habe ich auch gerade bei fussballdaten.de nachgeschaut und dort steht ebenfalls Scharping. Ich zweifele aber dennoch.

    1. Ganz ehrlich, als ich im Netz las, dass Scharping den Elfmeter versenkt hat, da hatte sich meine Vermutung bestätigt. Ob er das aber wirklich war, keine Ahnung. Wir waren ja alle damit beschäftigt uns hinzusetzen, weil der Gesang „Steht auf für den hsv!“ durch die Kurve schallte…

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