Ein langer Weg zurück, immer wieder

Ein langer Weg zurück, immer wieder

Gestern gab der FC St. Pauli bekannt, dass Christopher Avevor sich erneut einer Operation unterziehen musste. Damit ist dann vermutlich auch klar, dass er in dieser Saison nicht mehr für den FCSP spielen wird. Diese erneute Verletzung reiht sich bei Avevor in eine Liste längerer Ausfälle. Und es gibt auch noch zwei weitere Spieler im Kader, die einfach nicht auf die Beine kommen.
(Titelbild: Peter Böhmer)

In der aktuell erfolgreichen Zeit mit sechs Siegen aus den letzten sieben Spielen geraten Spieler gerne in Vergessenheit, die aufgrund von Verletzungen fehlen. Als der Verein gestern vermeldete, dass Christopher Avevor einmal mehr operiert werden muss, wieder vielen erst wieder bewusst geworden sein, dass der FCSP noch einen weiteren Innenverteidiger in seinen Reihen hat. Nicht irgendjemanden, sondern den Kapitän des FC St. Pauli. Einen Spieler, der zeitweise nicht wegzudenken war aus der Startelf. Doch seit fast zwei Jahren kommt er nicht mehr richtig auf die Beine.

Als Christopher Avevor zur Saison 16/17 zum FCSP wechselte war er nicht unbedingt mit dem Attribut „verletzungsanfällig“ versehen. Allerdings: Von Ende 2014 bis Ende 2015, als er bei Düsseldorf spielte, war er fast ein Jahr raus, aber ansonsten schien Avevor eher ein wenig anfälliger Spieler zu sein.
Das erste Jahr beim FCSP verbrachte er topfit, bis Mitte 2018 war er knapp zwei Jahre verletzungsfrei. In der Saison 18/19 verpasste er insgesamt neun Spiele verletzungsbedingt, vor allem in der Rückrunde. Anfang August 2019, im Heimspiel gegen Fürth brach er sich das linke Wadenbein und verpasste nahezu die gesamte Saison. Und diese Verletzung ist es nun auch, die weiterhin Probleme macht, seit inzwischen 18 Monaten und nun wohl mindestens noch bis Saisonende.

Die 90 Minuten in Paderborn, die er nach Spielende mit James Lawrence diskutierte waren vermutlich die letzten der Saison auf dem Platz für Avevor.
(c) Peter Böhmer

Wie wichtig Christopher Avevor für den FCSP sein kann, zeigte er besonders in der Saison, bevor er sich so schwer verletzte: Er war der drittbeste Zweikämpfer der Liga (nach wyscout) und füllte damit eine Lücke im Kader, die die der Weggang von Lasse Sobiech hinterließ und in dieser Saison bisher nicht wirklich nachhaltig geschlossen werden konnte.

Nun macht aber das verletzte linke Bein weiterhin Probleme. Laut Meldung des Vereins, hatte sich am linken Sprunggelenk infolge des gebrochenen Wadenbeins eine „Instabilität“ entwickelt, weshalb bereits im Dezember eine Operation notwendig war. Das scheint jedoch nicht ausgereicht zu haben, sodass nun erneut das linke Sprunggelenk operiert werden muss.
Ich bin alles andere als Experte in Orthopädie, aber die Folgeerscheinungen aufgrund der schweren Verletzung 2019 sind schon ziemlich heftig und klingen nicht, nein, überhaupt nicht gut. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser zweiten Operation das linke Bein von Avevor endlich wieder voll belastbar sein wird. Mir schlottern da ehrlich gesagt ziemlich die Beine. Ich hoffe sehr, dass da nicht irgendwann das Wort „Sportinvalide“ fällt.

Get well soon, Captain Jackson!

Gute Besserung!
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Im Kader des FC St. Pauli gibt es noch zwei weitere Spieler, die einfach nicht bzw. immer wieder neu auf die Beine kommen müssen. Einer dieser beiden Spieler hat nach transfermarkt.de folgende Verletzungen in seiner Vita (holt euch vorher nen Kaffee):

  • Zehenverletzung
  • Oberschenkelprobleme
  • Achillessehneprobleme
  • Mittelfußbruch
  • Grippe
  • Schambeinentzündung
  • Gehirnerschütterung
  • Fußprellung
  • Muskelfaserriss im Adduktorenbereich
  • Knochenentzündung
  • Mittelfußprellung
  • muskuläre Probleme
  • Risswunde
  • Oberschenkelverletzung
    • (durchhalten! Wir sind erst in der Saison 14/15)
  • Innenbandanriss Knie
  • Innenbandanriss Knie (nein, nicht aus Versehen doppelt)
  • Bänderriss Sprunggelenk
  • Schambeinentzündung (again)
  • Muskelfaserriss im Adduktorenbereich (again!)
  • Handverletzung
  • Muskelfaserriss
  • Adduktorenverletzung
  • Bauchoperation
  • Innenbandanriss Knie (der dritte)
  • Achillesfersenprobleme
  • Achillessehnenoperation

Die Liste der Verletzungen von Christopher Buchtmann ist unfassbar lang. Deutlich mehr als 100 Spiele hat er deshalb in seiner Zeit beim FCSP verpasst. Das macht fast die Hälfte aller möglichen Spiele. Mit eingerechnet sind dabei nicht solche, die er nur unter Schmerzen bestritten hatte und solche bei denen er halb fit auf der Bank saß.
Keine Frage, Christopher Buchtmann ist einer der Spieler, denen das Attribut „verletzungsanfällig“ anhaftet. Immerhin ist er seit einiger Zeit wieder fester Bestandteil des Team-Trainings und ein Einsatz diese Saison ist absolut realistisch. Hoffentlich wird es da keine Rückschläge geben. Aufgrund der Vita ist das aber leider fast schon zu erwarten.

Christopher Buchtmann hat sich mal wieder im Team-Training rangekämpft. Ist er auch bald wieder eine Option für den Kader?
(imago images/via OneFootball)

Eine Prognose ist bei Ryō Miyaichi nicht möglich. Da er aktuell nicht im Team-Training ist und auch nur zu Saisonbeginn und Anfang des Winters teilweise dabei war und nach leichten „Gehversuchen“ wieder zurück in die Reha musste, erscheint ein Einsatz bis Saisonende unwahrscheinlich.
Während es bei Avevor das linke Bein und bei Christopher Buchtmann fast eine gesamtkörperliche Angelegenheit ist, machen Miyaichi seine Knie zu schaffen. Drei Kreuzbandrisse hat Miyaichi bereits erlitten. Nachdem er Ende der letzten Saison wieder Knieprobleme bekam, zur Vorbereitung aber teils wieder auf dem Trainingsplatz zu sehen war, gab es durchaus Anlass zur Hoffnung.
Aber Ryō Miyaichi kommt einfach nicht auf die Beine. Erst war es eine Schambeinentzündung, dann eine muskuläre Verletzung in der linken Wade, die ihn wieder zurückgeworfen hat. Durchaus möglich, dass beide Verletzungen mit der Knieverletzung zusammenhängen (Fehl-Haltungen, falsche Belastung, etc.). Der Rückfall war das letzte Update zu Miyaichi. Das war im Dezember. Bis jetzt ist kein Neues hinzu gekommen.

Im Sommer noch auf dem Platz und sogar am Ball, hat sich die Situation von Ryō Miyaichi im letzten halben Jahr wohl eher verschlechtert als verbessert.
(c) Peter Böhmer

Lange Verletzungspausen, immer wiederkehrende Reha-Maßnahmen, nur um teils nur Monate später wieder verletzt auszufüllen und dadurch eine ungewisse Zukunft. Das muss für Fußballer nicht nur körperlich sondern auch mental unglaublich schwierig zu verkraften sein.
Für den Verein ist es auch aus rein wirtschaftlicher Sicht ebenfalls eine ganz schwierige Situation. Denn die Verantwortlichen müssen einschätzen, ob diese Spieler auch weiterhin und wieder längerfristig ausfallen werden und damit wichtige Kaderplätze, aber auch finanzielle Ressourcen binden. Das alle drei Spieler eine gewichtige Rolle im Team spielen können steht außer Frage: Wenn Christopher Buchtmann länger fit war, war er auch immer in den Top10 der Liga auf seiner Position zu finden (nach wyscout). Beim aktuellen Fokus auf Geschwindigkeit könnte das zwar etwas schwieriger werden, aber die Halbposition in der Mittelfeld-Raute könnte zu seinem Profil passen. Auch Miyaichi kann ähnliche Leistungen vorweisen und dürfte, wenn er fit ist, ein Grund sein, dass die Dreierkette beim FCSP wieder ein Thema wird.
Trotzdem: Es ist eine rein theoretische Rechnung der Leistungen dieser Spieler. Lange Ausfallzeiten sind selbst bei partiell guten Leistungen ein knallhartes Argument. Avevor und Buchtmann sind noch längerfristig an den Verein gebunden (Vertrag bis 2023 bzw. 2022). Aber besonders im Fall von Miyaichi kann die Situation auch zeitnah zu Bauchschmerzen führen: Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie würdet ihr entscheiden?

Ich hoffe sehr, dass alle drei Spieler sportlich noch eine gewichtige Rolle beim FCSP spielen können.

Gute Besserung! You’ll never walk alone!

// Tim

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7 thoughts on “Ein langer Weg zurück, immer wieder

  1. Ich sehe leider für keinen der 3 eine Perspektive mehr, da man einfach nicht mit ihnen planen kann und sie eh auf die 30 zugehen.
    Das Geld lieber verwenden um zu versuchen unsere Leihspieler Smith, Zalazar, Marmoush oder Ohlsson und Becker zu halten, denen gehört die Zukunft.
    Die 3 Invaliden sind, bei all ihren Verdiensten, Relikte aus alten mittelmäßigen Zeiten (genau wie Buballa, Knoll, Himmelmann, Zander,..) und werden in der Zukunft keine Rolle mehr spielen.
    Und Bornemann/Schulz haben in der Causa Hinmelmann ja bereits bewiesen, dass sie dazu bereit sind unpopuläre aber sportlich notwendige Entscheidungen zu treffen..

    1. Ja, wenn man das mal auf eine ganz ökonomische Sicht runterbricht, ist es sicher so. Allerdings hat Avevor halt auch noch bis 2023 Vertrag (vermutlich mit ganz gutem Monatsgehalt).

  2. Gibt es nicht genau dafür eine Krankenkasse bzw. andere Leistungen, die den Verein in solchen Fällen finanziell entlasten?
    Wenn ich mich nicht irre, hat der Verein in der Vergangenheit bei Miyaichi schon einmal trotz Kreuzbandriss verlängert. Ich finde, man sollte die Verletzten nicht fallen lassen. Das würde nicht zu unserer Vorstellung von Solidarität und Verantwortung passen. In Pandemie-Zeiten schon gar nicht.

    1. Ja, das stimmt die Krankenkasse übernimmt in Fällen langfristiger Verletzungen. Aber es bedeutet weitehrin, dass der Platz im Kader belegt ist und vor allem dann, wenn die Spieler fit sind, würde es richtig eng werden.
      Ich finde auch, dass Vereine den Spielern gegenüber eine Verantwirtung in solchen Fällen tragen. Andererseits haben generell die Spieler in Sachen Verträge und Transfers ziemlich das Sagen.

  3. Einen Vertrag geht mensch ein, um den auch zu erfüllen. In guten wie in schlechten Zeiten. Bleiben also schon mal zwei.
    Und Ryō – achdugrüneneune – wer käme denn auf die Idee, keinen neuen Vertrag zu schließen? Manchmal muss der Verstand dem Herz weichen! Ganz viel Liebe!

  4. All three have been among my favorite players in brown and white since I became a fan. When budgets are tight and the club is trying to deliver improved results on the field season over season, it just doesn’t make good financial or sporting sense to offer a new contracts or allowing ‚physically unable to perform‘ players to continue to take up precious roster spots and payroll.

    As someone already said, it’s a tough conversation to have, but it appears Andreas and Timo are willing and able to have them.

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